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Montag, 13. September 2010

Greifenstein-Bike-Marathon am 12.09.2010

Über drei Wochen hatte ich mich in Ermangelung einer 9-V-Batterie nicht wiegen können. Am Tag vor dem Rennen organisierte ich mir endlich eine und siehe da, ich war regelrecht fett. Deswegen verzichtete ich am Vorabend auf eine ausgedehnte ETW-Orgie oder wie letztens vier Klöße und beließ es bei einer eher armseligen Ration, um zu vermeiden, dass mir die Nahrung einen Tag später wieder durch den Kopf ging.
Nach einer miesen Nacht wurde ich am Wettkampftag in Geyer bei schönstem Wetter und einem basslastigen Jürgen-Drews-Medley empfangen. Erinnerungen an „Die bunte Kuh“ letzte Woche wurden wieder geweckt. Es gab ausnahmsweise keinen Regen und es war relativ mild – Flaschenklauwetter. Letzteren traf ich auch sogleich; er erwartete mich schon und händigte mir zu meiner Verblüffung tatsächlich eine Trinkflasche aus, die er beim VBM durch einen Streckenposten gereicht bekam. Und Wasser war auch noch drin. Ich hatte die Flasche 2009 irgendwo verbummelt und nun war sie wieder beim Herrchen. Es geht also auch andersherum – von Sebastian an Güdö. Besten Dank!
Am Start standen 30 Fahrer, was einer Steigerung von 375% zur Vorwoche gleichkam, darunter die üblichen Verdächtigen wie Sebastian Stark und Bastian Wauschkuhn. Ich wollte mindestens Dritter werden, da Herr Stark in der jetzigen Überform unantastbar und Wauschi ein übelster Drücker auf den langen Kanten ist, der mir schon des Öfteren große Zeitabstände eingeschenkt hat.
Es ging schließlich human los, dennoch reichte es, um uns zu dritt abzusetzen. In der ersten Abfahrt zu den Schanzen verlor ich gleich mal meine einzige Trinkflasche – nicht zum letzten Mal für heute. In dem nach rechts abfälligen Schlammstück nach dem Holzfliegenpilz durfte ich bergab und bergauf sogar ein paar Führungsmeter leisten – vielen Dank an den Flaschenklau, dass er das überhaupt zuließ. Zu den Greifensteinen hoch wurde es ihm aber zu langsam und er ging vom Rekompensations- in den Grundlagenbereich über. Wauschi musste etwas reißen lassen, ich blieb mehr schlecht als recht dran. Das zog sich über eine halbe Runde hin, dass Sebastian ca. 20 bis 30 s vor mir herfuhr. Im Wald auf den Drückerpassagen kam ich etwas näher, doch das bemerkte er anscheinend und ging nun vom Grundlagen- in den Entwicklungsbereich über. Zu schnell für mich, andernfalls wäre ich ins Koma gefahren. Nach ein paar weiteren deprimierenden Kilometern sagte mir ein Opa den Zwischenstand durch: Ich lag nun plötzlich auf Platz 4 mit 30 s Rückstand zum Dritten. Scheinbar haben mich zwei Biker in einem der vielen Erz-Stollen unter der Erde überholt und traten vor mir wieder zu Tage. Bedingt durch die Wurzelpassagen und die Durchfahrt durch ein Loch, was fürchterlich nach Scheiße roch, verlor ich nun dummerweise richtig den Anschluss – aus dem Auge, aus dem Sinn. Da wir als erste auf die Strecke gingen, durften wir kurz vor Rundenende durch frisch angerichtete Kuhfladen fahren – ein Genuss in Grün, wenn dir das Zeug an die Kauleiste spritzt. Sebastian kam mit ca. 2 min Vorsprung zur Rundendurchfahrt, kurz hinter mir der Wauschi. An dieser Stelle wurden wir fleißig von den 68- und 36-km-Bolzern wie Dr. O, Roland, Ronny Riedel und einer nervtötenden Vuvuzela angefeuert.
In der Abfahrt zu den Schanzen verlor ich dann zum zweiten Mal meine Flasche, die mir der verletzte Edelhelfer Onkel Hans zuvor reichte. Doch da dort noch mehrere Flaschen herumlagen, griff ich mir halt mit Hilfe eines Streckenpostens eine neue und gut war’s. Die zweite Runde verlief nicht mehr so optimal; meine Sorge war, dass Wauschi, die nimmermüde Diesellok, von hinten auffuhr und mich das Fürchten lehrte. Doch noch war’s nicht so weit. Zu meiner Überraschung stand dann bei der Querung des Versorgungspostens Richtung Ana Mare meine Modder und feuerte mich an. Mein Vadder war diesmal auch da und machte Fotos – teilweise von völlig fremden Fahrern, weil er mich nicht erkannte bzw. verwechselte.
Immer an der Schwelle fahrend, verlor ich weitere Minuten auf den Übermenschen da vorne, machte aber gleichzeitig Boden gut auf Wauschi. Onkel Hans übergab mir wieder meine obligatorische Flasche, so dass ich in die zweite Rundenhälfte einbog. Wauschi ging noch mal in dem Schlammloch vor der Jugendherberge tauchen und ich fuhr um ein Haar einer Oma den 4-beinigen Krückstock weg (wie die Oma am Anfang in „Der Schuh des Manitu“), als diese genau an der Einmündung links in den Wiesentrail kurz vorm Fernsehturm abparkte. Oma, das war ein Rennen und keine Fahrrad-Tombola! Hier gibt’s nichts Geschnetzeltes, sondern Gemetzeltes! Zur Rundendurchfahrt rammte ich dann noch einen Opa, dem vermutlich das räumliche Sehen abhanden gekommen war und der mitten im Weg stand.
In der dritten Runde hielt ich bergab zur Abwechslung mal meine Flasche fest, bergauf dagegen wurde es langsam zäh, dennoch konnte ich zumeist das große Blatt drücken und versuchte, den Puls oben zu halten, auch wenn die Watt-Zahlen langsam, aber sicher in den Keller gingen. Zu allem Übel lockerte sich hier meine Kurbel, die nun im Tretlager hin und her wanderte. Außerdem ging irgendwo meine Conti-Satteltasche (Inhalt: grüner Schlauch, CO2–Kartusche und zwei Reifenheber) verloren, was bedeutete, dass ich mir keinen Platten einfangen durfte. Bei der Querung am Ana Mare gab’s dann die dringend benötigte Cola bzw. die von Andre Meyer, der eine halbe Runde zuvor meine griff, der Schelm. Doch aufgrund meiner Flaschenverluste war sonst nix mehr da. Cheise, das könnte eng werden – und wurde es. Bereits an der JH war die Cola alle und die ersten Krämpfe kündigten sich an. Zum Glück fand ich einen netten Zeitgenossen mit defektem Rad (rote Startnummer 21), der mir auf Anfrage seine fast volle Flasche überließ. Ich wollte sie ihm zurückgeben, doch im Ziel verfehlten wir uns. Kurz vorher grüßte ich in der Schlammpassage schön des Waldmeisters Modder, Frau Heinke (3. AK Seniorinnen III 36 km), und weiter ging’s. An der Verpflegung im Wald tankte ich noch mal ordentlich auf, so dass die Krämpfe Geschichte waren. Als mir kurz darauf unser Wauschi auf seiner Streckenhälfte entgegen kam, war ich mir ziemlich sicher, auch mit einem Platten meine Position halten zu können, wenn ich noch meine Satteltasche hätte. Es wurde etwas entspannter, doch gebummelt wurde nicht.
In der Zwischenzeit hatte Sebastian Stark sicher schon geduscht, da er bereits lange im Ziel war. Schon gewaltig, was er wieder abzog. In einem Wimpernschlagfinale kam ich nur Bruchteile von Stunden hinter ihm im Ziel an und lag mit knapp 16 min Rückstand gerade noch so innerhalb der Karenzzeit, die mich befähigt, auch beim Drei-Talsperren-Marathon zu starten. Wauschi kam 4,5 min behind me ins Ziel. Sein Start beim DTM wird nun am grünen Tisch zu entscheiden sein. Nun gut, die Form ist noch nicht da, wo ich sie gern hätte, aber noch ist Zeit. Hintenraus ging mir etwas die Kraft aus. Da muss ich noch ne Schippe drauflegen oder doch wieder vier Klöße essen. Aber vielleicht sollte man sich auch nicht am Flaschenklau messen, sondern an den Zeiten der anderen Normalsterblichen. Zumindest war meine 68-km-Durchgangszeit bei einem für 100 km angeschlagenen Tempo in Solofahrt bei 2:37:05 Std. einigermaßen solide.
Anschließend schön 30 min ausgerollt und geduscht, aber diesmal leider ohne gemischte Rudelbildung, tanzten wir alle zur pünktlichen Siegerehrung an. Der Flaschenklau vertat sich noch etwas mit der Lokalität und meinte, soeben in Seiffen gewonnen zu haben. Auch an ihm ging der Marathon entgegen aller Meinungen doch nicht ganz spurlos vorbei – gut zu wissen. Die Preise waren solide, wenn auch leider nicht in meiner Zwergengröße S vorrätig. Neben einem gut dotierten Gutschein suchte ich mir noch eine warme Freizeitjacke aus in der Hoffnung, sie gleich an Ronald "Roland" Kunz verscherbeln zu können, doch ihm reichte die Jacke, die ich ihm in der Vorwoche verkaufte, voll aus. Schade.
Der GBM 2010 ist Geschichte und war wieder eine sehr gelungene Veranstaltung, auch wenn mein Hintern was anderes meint. Vielen Dank wie immer an dieser Stelle für mindestens ein Familienmitglied der Sippe Renner – diesmal an Onkel Hans für die perfekt inszenierten Trinkflaschenwechsel und Daumen hoch, dass die Verletzung in Kürze auskuriert ist. Für die Bilder verantwortlich: mein Vadder sowie the Snakewoman Kristin vom Team Fast-Zweirad-Haus. Danke!
Wir sehen uns next week beim DTM und, lieber Sebastian Stark, sei bitte gnädig und nimm Rücksicht auf die älteren Fahrer im Feld wie Robodoc, Roland, Wauschi und mich! Da sich ja Michael Schuchardt angekündigt hat, wird es für uns alte Herren, egal, wie's läuft, schon deprimierend genug. Ach ja, wer meine Satteltasche gefunden hat, der möge sie mir bitte, bitte mitbringen. Es grüßt der Güdö.

11 Kommentare:

Kris hat gesagt…

Hey Herr Abmann ;)

hab ne Conti-Satteltasche gefunden...waren allerdings keine Kartuschen drin. Und nur ein orangefarbener Reifenheber und ein jungfräulich verpackter Schlauch in konventionellem schwarz.

Trifft also ne ganz auf deine Vermisstenanzeige zu...

LG

Guido hat gesagt…

Nee, die isses nich. Danke trotzdem.

Anonym hat gesagt…

Hallo Guido, immer wieder interessant deine Rennberichte zu lesen. Geb` Gas und Kette rechts! Maximalen Erfog beim DTM wünscht Dir der Insider der MTB-Szene. Glück auf und zieh durch.

Anonym hat gesagt…

ETW-Orgie???

Guido hat gesagt…

ETW = Eierteigwaren, auch Spaghetti genannt.

Anonym hat gesagt…

ach doch so einfach - ich dachte schon an ein ausgeklügeltes Ernährungsprogramm ... :-)

Anonym hat gesagt…

Hallo Güdö, was ist eigentlich mit deinem Kumpel, dem Fahrer Linke? Er ist in deinen Rennberichten überhaupt nicht mehr erwähnt. Fährt der noch Rennen oder ist der schon in Rente gegeangen? Oder nimmst du keine Skoda-Fahrer mehr mit zum Wettkampf:)?
Es grüßt Dich der kurbelbiegende Jägermeister, aus den tiefen und dunklen Wäldern, rund um den Auersberg!

Guido hat gesagt…

Tach, Jägermeister, Fahrer Linke, besser bekannt als "Das Schwein", ist auf die Straße gewechselt und fährt im DKV Team Neff nun Straßenrennen der Elite oder für Jedermänner. Er sagt, er sei zu schwer für die Berge und es geht zuviel kaputt. VG. Güdö

Stunni hat gesagt…

Einfach klasse, was ihr da immer wieder für eine Show abzieht !! Eure gefahrenen Zeiten sind einfach der Hammer für Normalos wie mich und die anderen.
Schöner Bericht zum Rennen, war selber beim 68 km Lauf dabei, war mein erster und bestimmt nicht letzter.
Macht weiter so !!

Anonym hat gesagt…

Hallo Güdö,
vielen Dank für die Information. Hab` " das Schwein" auf der Homepage des Neff-Teams gesichtet. Gut, mann sieht sich in Eibenstock. Der Insider ist auch am Start, er will kurz vorm Auersberg angreifen, muss ja ganz schön was draufhaben. Wer ist der Typ? Schau mal im vorherigen Blog nach. Glück auf, der Jägermeister mit einer Waffe aus Wolfsburg.

Anonym hat gesagt…

ich bins jedenfalls nicht...

der outsider