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Mittwoch, 28. Mai 2014

Erzgebirgsradrennen in Markersbach am 25.05.14

Markersbach: das heimliche Saisonhighlight für viele, die Mutter aller Schotterpistenrennen, der Wettkampf mit den kleinsten Zeitabständen und größten Kettenblättern und das für mich kürzeste Rennen im Jahreskalender …

Es ist Sonntagmorgen, 3.15 Uhr, und ich habe was Pelziges im Gesicht. Juhu, Coco latscht gerade über mein Gesicht. Um 5.15 Uhr wecken mich Scharrgeräusche. Juhu, Coco hat soeben mein Schubfach geöffnet und die Socken im halben Schlafzimmer verteilt. Um 7.45 Uhr klingelt der Wecker, und ich wache völlig breit auf, während Coco in aller Ruhe schläft und schnarcht. Toll. Da hilft nur ein starker Kaffee. Um neun holt mich Sandra Kaiser, die Nicht-Versicherungsmaklerin, die nicht aus Hamburg oder Mannheim stammt, ab.
Nach ein paar Umleitungen landen wir mit dem VW Caddy in Markersbach und staunen nicht schlecht, weil alle Parkplätze voll sind und wir unten an der Kaverne parken müssen.

Der Start ist um elf. In der ersten Steilkurve gibt’s schon den ersten Crash. Felix Fritzsch schmiert direkt vor mir weg, ich fahre außen herum. Sehr glitschig. Zum Oberbecken hoch ist das Tempo noch relativ human, auch bergab auf Schotter lassen wir es kontrolliert rollen. Mit Starrgabel und Intermediate-Reifen geht das Ganze aber noch gut zu fahren. An fünfter Position liegend komme ich am Ephraimhaus im Tal an und kann den kleinen Anstieg Richtung Friedrichbachweg vorne in der Spitzengruppe mitradeln. Das Tempodiktat von Teamkollegen Immanuel „FKJ“ Stark allerdings ist ganz schön aua.
Der Veranstalter hat dieses Jahr das KERS-System ab dem Anstieg Friedrichbachweg freigegeben. Quasi simultan zünden fünf Leute – beide FKs, Waldi, Felix, Güldi – ihr KERS gleich zu Beginn des Anstieges und können sich absetzen. Blöd ist, dass mein KERS aufgrund eines technischen Defekts nur gut 100 m reicht, das der beiden Flaschenkläue läuft noch. Das KERS von Felix gibt nach 300 m den Geist auf, das der Flaschenkläue läuft noch. Des Waldmeisters KERS quittiert nach immerhin 500 m seinen Dienst, das der Flaschenkläue läuft noch immer – und hält bis ins Ziel an. Die zwei haben einen sehr guten Mechatroniker, denke ich mir. Okay, beide FKs vorne sind weg, dahinter Waldi, dahinter der 60-km-Felix, dahinter der Güldi, dahinter eine größere Gruppe mit David Seidel, Sebastian Golz, Bret Janschneider, Benjamin Michael und Rico Leistner. Zentimeterweise sauge ich mich an Felix ran, doch er erreicht blöderweise Sascha. Zu zweit erhöhen sie etwas das Tempo, vermute ich, da ich selbst nicht langsamer werde, jedoch der Abstand nicht kleiner wird. Cheise. Mit Zwischengasschüben und dem wiederholten Klatschen mit der Hand gegen meinen Helm, was mein KERS normalerweise auslöst, versuche ich, an beide heranzukommen, schaffe es aber leider nicht bis zum Flachstück. Ich hänge zwischen den Gruppen als Solokünstler fest. Oben angekommen auf dem flachen Asphaltstück der sog. Rittersgrüner Flößbahn, treffe ich letztendlich die richtige Entscheidung und lasse die Vierergruppe hinter mir zu mir aufschließen. Bret Janschneider hat sich zur Gruppe inzwischen einige Meter Rückstand eingehandelt. Zu fünft ist die Wahrscheinlichkeit größer, Felix und Sascha einzuholen und dennoch Kraft zu sparen auf dieser Straßenrunde. Nach zwei Asphaltrampen ist es dann auf dem Altpöhlaer Flügel soweit, und ich rolle an das orangefarbene Duo heran.
Zu siebt geht’s mal recht gemütlich, mal zügig bis aufs Plateau des Col de Fichtel und mit 80 Sachen wieder hinab. Mit einer Übersetzung von 38/11 macht das nicht wirklich Spaß und mir geht ständig durch den Kopf: „Hör‘ jetzt bloß nicht auf zu leiern, auch wenn es schadet deinen … Reifen.“ Erst am ersten Gegenanstieg auf dem Prinzenweg zuckt bei Prinz Waldi die Wade, und er gibt Zwischengas. Ich kann dranbleiben, habe aber Traktionsprobleme auf dem feuchten Asphalt, denn mein Hinterrad dreht ab und zu durch im Wiegetritt. Das ist sicher pure Kraft und nicht das feine Moos auf der Straße. Rico Leistner und Sebastian Golz müssen kurz reißen lassen, rollen aber in der folgenden Abfahrt wieder auf. Drei Kilometer geht es sehr gemütlich auf Schotter weiter, bevor der zweite Gegenanstieg auf der Bergstraße folgt – der letzte vorm Col de Ziel. Gleich am Fuße des Anstiegs steigt 60-km-Felix aufs Gas und reißt die Gruppe etwas auseinander. Ich passe auf und bleibe dran, Waldi, David und Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael auch. Felix merkt, dass er nicht wegkommt und nimmt wieder raus, sodass Rico und Sebastian wieder heranfahren können. Sebastian fährt gleich mal durch unsere Gruppe hindurch, übernimmt die Spitze und drückt solide aufs Tempo. Am Ende des Cols attackiert Felix vom Hinterrad seines Teamkollegen Sebastian aufs Neue, der Bösewicht, doch ich klebe ihm direkt am Heck, sodass er schon wieder nicht wegkommt und sich beschwert bei mir. Also muss Platz drei am Schlussanstieg ausgefochten werden, denn es ist absolut flach auf den letzten Kilometern.
An Position vier gehe ich in den ersten kurzen Anstieg zum Parkplatz, während vorne Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael gut Gas gibt. Hinter mir scherbelt es, doch ich habe keine Ahnung, wer dort wem reingefahren oder gestürzt ist. Ist mir jetzt egal, denn wir haben alle das Messer zwischen den Zähnen. Ich dresche mir wieder gegen den Kopf, doch das KERS war ja im A… Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael sprintet als Erster in den finalen Plattenanstieg, geht allerdings recht schnell blau, Waldi übernimmt sogleich das Zepter, Felix folgt ihm am Hinterrad. Ich bleibe noch sitzen und gucke mir das Ganze von hinten an, denn der Hügel tut oben erst richtig weh. Waldi gibt jetzt Vollgas, Felix auch. Nun will ich dann auch mal mitmachen, dünkt es mich, drücke drauf, bin erfreut, dass die Kette nicht reißt, und rolle zu meinem Erstaunen recht zügig an beiden Nachwuchsheizern vorbei, um mit komfortablen Vorsprung als Gesamtdritter hinter Immanuel und Sebastian Stark das Ziel zu erreichen. Damit stehen drei TBR’ler auf dem Podest. Felix wird noch Vierter, Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael Fünfter, Waldi Sechster, David, Rico und Sebastian folgen. Die FKs haben stolze fünf Minuten auf uns rausgefahren mit ihrem KERS-System. Okay, wir sieben Leute haben manchmal mächtig gebummelt, aber die Zeit der beiden Starks ist stark – mit 1:32 h ein neuer Streckenrekord.
Die Damenwertung entscheidet unsere Laura ebenfalls mit neuem Streckenrekord für sich, dahinter folgen die Damen Wolf und Kaiser. Teamkollege Pitt „Pitt Brett“ Götze kommt als 37. durch den Zielbogen gerollert.

Im Ziel schimpft mich sogleich Bärbel Heinke, die Modder des Waldmeisters, aus, weil ich ihren Sohn überholt habe, während ich der knuffigen Susann Komplimente mache. Anschließend rolle ich mich mit Waldi und Oliver „Nr. 127“ Stahn aus, warte auf Nicht-Versicherungsmaklerin Sandra Kaiser, gehe mit ihr duschen – getrennt, versteht sich – und anschließend zum Nudelfuttern. FK vertilgt seine obligatorische Bratwurst, und unser Team vernichtet binnen weniger Minuten 300 g Haribos, die sicher von der Oma der FKs stammen. Die Siegerehrung zieht sich etwas hin, dafür sind die Preise wirklich brauchbar. Anschließend geht's wieder mit Sandra und ihrem Caddy zurück nach Chemnitz.

Wie immer war’s eine sehr schöne, fein organisierte Veranstaltung für einen guten Zweck, die Lust auf 2015 macht: dann in der AK Senioren II. Auweia.

1 Kommentar:

stunni hat gesagt…

Wieder sehr interessant und lustig geschrieben ;) Weiter so, bald "AK II"-ler