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Montag, 28. Mai 2012

2. Inselsberg-Bike-Marathon in Tabarz am 27.05.2012

Die Überschrift könnte diesmal auch lauten: „Güldi und das Federvieh.“  Aber wie immer der Reihe nach.
Da Sebastian (FK) und Immanuel (FKJ) aus Erfurt anreisten, oblag es mir, den Tuborg-Transporter aus No Fountain abzuholen und am folgenden Sonntag Richtung Tabarz zu bewegen. Damit entging ich endlich mal dem Stäbchenziehen und genoss natürlich den Platz an der Sonne. Unterwegs lud ich nicht nur Fam. Wauschkuhn ein (Tessa, Florentine, Bastian), sondern beging vorher auch Fahrerflucht, nachdem ich eine tieffliegende Amsel niedergemäht hatte. R. I. P. Zu viert steuerten wir moderat auf der A4 entlang, bis es plötzlich bums machte. Dieses Mal holte Güldi einen Spatz vom Himmel, der von links angeflogen kam. Schon wieder R. I. P. Sein Blut klebt immer noch auf der Windschutzscheibe … Unterwegs holten wir noch einen alten VW T4 Schwungrad TDI aus Bautzen ein, gesteuert von Florian Schön und „beigesteuert“ von Lutz Baumgärtel. Wir fuhren einen Kilometer nebeneinander her, prosteten uns mit Apfelschorle und Wasser zu und lieferten uns ein erbarmungsloses Rennen mit dem Messer zwischen den Zähnen. Nee, machten wir natürlich nicht; ich setzte mich direkt hinter ihn und lutschte schön lange im Windschatten. Erst vor Tabarz zeigte ich den Genius-Generation-Bikern, wer hier das besser trainierte Auto hat …
Angekommen in Tabarz, fanden wir über einige Umwege das - neue - Startgelände. Am alten Startgelände kam uns ein Ford Mondeo entgegen, ohne irgendwie Anzeichen zu machen, uns auszuweichen, die dumme Sau. Im Auto brach kurz Panik aus, bis sich der Fahrer des Fords zu erkennen gab. Es war Teamkollege Sebastian Stark nebst Anhang im Mondeo seines Erzeugers. Schreck lass‘ nach.
Angemeldet, verbottelt und rennfertig waren wir schnell, das Warmfahren allerdings fiel eher kurz aus. Am Start standen wirklich große Kaliber; da war ein Platz unter den Top-Ten in der Endabrechnung nicht ohne Weiteres machbar. Ich drängelte mich wie meistens in der Startaufstellung nach ganz vorne und stand neben Leuten wie Ch. Kreuchler, M. Schuchardt, Matej Meyer, dem Waldmeister, dem Rumen Voigt, dem XC-DM-Meister Luftschutzlutz, Florian Schön, neben Torsten „Mütze“ Mützlitz und natürlich neben Wauschi, dem Windelguru, und dem Flaschenklau. Und da ging’s auch schon scharf. Hinterm Quad düsten wir in den Wald, wo der erste Anstieg nicht lange auf sich warten ließ. Hier verabschiedeten sich die beiden Texpa-Simplon-Fahrer und unser Außerirdischer, Sebastian, nach vorne. Waldi, Lutz, Rumen und noch ein paar andere Biker ließen reißen, ich selber war schon früher in Nöten. Am ersten Anstieg ging gar nix. Ich erreichte hier meinen Max-Puls des Tages von nur 178 bpm. Das ist erhöhter Ruhepuls. Ich war erschreckend müde. Jedenfalls zogen viele Fahrer an mir vorbei, u. a. Wauschi, Mütze und Matej Meyer. Letzterer rief mir doch in seiner jugendlichen Unverfrorenheit tatsächlich den Satz zu: „Quäl' dich, du Sau!“ Böser Matej, kein Respekt vor alternden Männern. Aber die Strafe für die Missetat folgte ja noch ... Nach zwei Kilometern hatte ich meinen Rhythmus dann doch gefunden und konnte trotz des Sparflammenpulses die Lücke zu Wauschi, Matej, Mütze, Florian, Rumen usw. schließen. Irgendein Frisör verlor auf einem recht schnellen Abschnitt erfreulicherweise seinen Sattel direkt vor mir und zwang mich zu einem verwegenen Schlenkerli. Florian und Rumen mussten dann etwas Tempo rausnehmen, sodass wir ca. fünf Leute in der Verfolgung waren, mit dabei Teamkollege Bastian alias HDW. Wen verfolgten wir eigentlich? Den Lutz, der eine Minute vor uns seine Bahnen als Single zog, kurz dahinter kurvte Mütze herum, der sich etwas von uns gelöst hatte. Wir blieben schön beieinander, wobei das Tempo nicht so hoch war. Aber die harten Anstiege sollten auch noch kommen, und ich tat gut daran, hier nicht Attacke zu fahren … Matej, der wieder tierische Gänge drückte, leistete die meiste Führungsarbeit. Wenn man hinter ihm die Abfahrten hinabgleitet, kann man getrost den Sonntagabendthriller im ZDF ausfallen lassen. Hier kommt man voll auf seine Kosten. Verbremser, Drifts, Vollgas … eben alles dabei und mit einem Bein in der Pedale, mit dem anderen schon auf der Intensivstation.
Nach 10 km wurde es mir dann auf den Geraden doch etwas zu gemütlich und ich übernahm die Führung der Gruppe. Im folgenden längeren Schotter-Downhill, der richtig Spaß machte, konnte ich mich etwas von der Gruppe lösen, Mütze und einen anderen 29er Fahrer überholen und das Loch zum Luftschutzlutz beinahe zufahren. Ganz reichte es zwar nicht, doch wir waren nun zu dritt mit Mütze und dem „Anderen“. Außerdem war ich um ein Mitbringsel reicher: Ein Vogel schiss mir das linke obere Brillenglas zu und engte damit meine Sicht etwas ein - die Rache für zwei vernichtete Artgenossen Stunden vorher auf der A4. Zu dritt ging es nun die Hammerrampen zum Inselsberg hinauf, wobei sich der Andere etwas von uns beiden von üppiger Körpergröße nicht gerade Gesegneten lösen konnte. Mützes Hinterradnabe ihrerseits quittierte die brachiale Kraft ihres Peinigers mit teils entsetzlichem Knallen. Torsten nahm es locker und meinte nur, es sei der Drehmomentbegrenzer. Ein Scherzkeks, unser Torsten. Nebeneinander erklommen wir dann den steilsten Anstieg im ganzen Jahresrennkalender. Selbst auf trockenem Asphalt drehte mein Hinterrad ab und zu durch. Mit 28/36er Übersetzung war ich am Limit. Die Rampe hatte gut und gerne 35 %.
Erst in der wirklich genialen Abfahrt vom Inselsberg konnte ich den Anderen wieder stellen und gleichzeitig Mütze distanzieren. Allein begab ich mich gegrüßt von Pechvogel Matej Meyer (Platten) und später von Florentine in Runde 2; Puls und Kurbeldruck waren noch ganz okay. Unterwegs wurde ich professionell von FKJ verbottelt. Danke! Er hing ca. 50 m vor der Übergabestelle ein TBR-Trikot an den Baum. Ich dachte erst, der Flaschenklau hängt dort rum, aber es war das Zeichen zum Nachtanken. Die restliche Distanz bis zum zweiten brutalen Anstieg den Inselsberg hinauf verflog recht fix. Mütze und der Andere, der bergauf wirklich Bums hatte, konnten das Loch zu mir beinahe wieder zudrücken, doch der schönste und Güldis Lieblingsstreckenabschnitt sollte ja noch kommen. Trotz eines Schleichers am Vorderrad und Halbplatten ging ich die Abfahrt beherzt an, löste mich von meinen zwei Verfolgern, baute noch schöne Sprünge und Drifts ein, weil es so viel Spaß machte darunter, und kam letztlich als Gesamt-Sechster im Ziel bei immerhin 2060 Hm auf 67 km an. Erfreulicherweise war meine 2. Runde nur 90 s langsamer als die erste, was die vernünftige Renneinteilung bestätigte. Und wer hat gewonnen? Natürlich FK, der Außerirdische aus No Fountain. Trotz einiger Speichenrisse, Freilaufproblemen und ungeplanter Stopps konnte Sebastian eine halbe Minute vor Ch. Kreuchler und anderthalb Minuten vor M. Schuchardt ins Ziel bringen und besiegte damit das Team Texpa-Simplon im Alleingang. Wahnsinn. Herzlichen Glückwunsch, du alter Heizer. Sasche Heinke wurde Fünfter, Wauschi Neunter.
Zurück am Ford Galaxy begab ich mich auf die Suche nach Fam. Wauschkuhn, die irgendwie verschollen war. Bis ich sie fand, vergingen über 30 min, und ich wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben. Aber Bastian fuhr sich mit Mütze, also mit Torsten locker, wie sich herausstellte. Alles im Lot. Nach dem Duschen warteten wir bei einem Teller Nudeln, die Sebastian wieder im Rekordtempo verschlang und mir hier 5 min abnahm, auf die Siegerehrung, da FK ja siegreich war. Seine u. a. gewonnenen Schokopralinen vernichtete das Team TBR binnen 90 s.
Die Heimfahrt im Tuborg-Transporter - TBR ist übrigens nicht die Abkürzung für Tuborg, sondern für Thomas-Bauer-Racing - brachten wir bei konstant 3000 Umdrehungen pro Minute zügig hinter uns, ohne dass Tessa auch nur einmal schrie oder rülpste. Auch ein 30-minütiger Schluckauf von HDW brachte die kleine Tessa nicht aus der Ruhe. Fam. Wauschkuhn setzte ich in Beerwalde ab, steuerte Brünlos an, überfuhr in Lugau fix noch eine Bachstelze (R. I. P.), revanchierte mich damit für die vollgeschissene Brille und parkte den Galaxy gekonnt im Domizil der Flaschenkläue in No Fountain ein.
Nächste Woche kommt es zu dem Saisonhighlight schlechthin, dem Erzgebirgsradrennen in Markersbach. Dort wird sich die versammelte Sachsenelite ein Stelldichein geben. Eine Deutsche Meisterschaft ist ein Hühnerfurz dagegen. Man sieht sich dort hoffentlich in alter Frische.


Startaufstellung (Quelle: www.x4biker.com)

Montag, 21. Mai 2012

Fränkische-Schweiz-Mountainbike-Marathon am 20.05.2012

Eine Woche der Erholung ist vorbei, und schon geht’s wie versprochen wieder scharf, diesmal in Franken beim Fränkische-Schweiz-Mountainbike-Marathon. Die Startgebühr von 45 EUR ist hier direkt proportional zur Länge des Veranstaltungsnamens.
Die Anreise erfolgte wie immer im blauen Tuborg-Transporter und aufgrund der Personenanzahl ebenfalls wieder im Mercedes Danny de Vito. Natürlich wurden wieder Stäbchen gezogen, wer wo im Ford Galaxy platznehmen durfte - der Vito war für Fam. Wauschkuhn (Bastian, Florentine, Tessa, Fahrer Sebastian) vorgesehen, der Galaxy für Waldi, Eric und Güldi. Da Andreas Stark, der Erzeuger der Flaschenkläue, den Ford steuerte, oblag es dem Waldmeister, Eric Steckmann und mir, die Sache unter sich auszumachen … Als ich mich dann wie immer in der Abstellkammer auf dem Schleudersitz wiederfand und wir Fam. Wauschkuhn in Reinsdorf abholten, ging die Fahrt bei schönstem Wetter und schönstem Knoblauchgeruch gen Litzendorf - immer im Hinterkopf die Frage, wieso ausnahmslos ich regelmäßig das kürzeste Stäbchen ziehen muss, verdammte Sch… Eric hatte tags zuvor knoblauchtechnisch mächtig zugeschlagen, und da ich ja nun in seinem unmittelbaren Windschatten saß, hielt ich nicht nur einmal die Luft an auf den 190 km ... Der letzte Streckenabschnitt bei Litzendorf wies dann auch noch zahlreiche Kurven auf, die mir hinten auf dem wortwörtlichen Schleudersitz doch tatsächlich auf den Magen schlugen. Mir war speiübel, und ich lief Gefahr, rückwärts zu essen und das Haupt des vor mir sitzenden Eric neu zu gestalten. Mann, war ich froh, als wir ankamen.
Das Thema mit den Startunterlagen war schnell erledigt, die letzte Notdurft nach ein paar Minuten des Wartens auf dem Klo, ohne Luft zu holen, ebenfalls.
Die Zeit reichte noch aus, um sich vernünftig warm zu fahren und sich am Start gekonnt vorzudrängeln. Da standen sie alle neben mir, die Größen der Marathondistanz: Palmberger und Strobel (beide Centurion-Vaude), Schneidawind (Texpa-Simplon), meine zwei Teamkollegen um Flaschenklau und HDW sowie natürlich der Waldmeister. Letzterer fuhr allerdings die Mittelstrecke. Der Start erfolgte geordnet, neutralisiert und ohne Gedränge oder Schlägereien. Fein so. Nach ca. 2 km auf Asphalt wurde das Rennen freigegeben und gleich am Gashahn gedreht. Zu meiner Überraschung konnte ich die Spitzengruppe bis Kilometer 10 halten, erst dann verabschiedeten sich die genannten Protagonisten an einer Asphaltrampe nach vorne, nachdem Andreas Strobel bemerkte, dass noch drei Fahrer von TBR-biEHLER in der Gruppe vertreten waren, aber nur zwei von Centurion-Vaude. Böser Onkel Strobel. HDW und ich mussten nun reißen lassen und fuhren fortan ein Teamzeitfahren über 60 Kilometer. Zwischenzeitlich kamen wir der Spitzengruppe um FK, Waldi und Co. wieder näher, aber die Übermenschen da vorne ließen es nur rollen im GA1-Bereich, wie FK mir nach Rennende beibrachte. Jedenfalls wechselten sich Wauschi und ich perfekt ab. Wenn der eine Probleme bekam, wartete der andere und umgekehrt. Bspw. stach ich in einer Linkskurve voll geradeaus in den Acker, doch Wauschi wartete. Bei der Rundendurchfahrt fiel mir die Kette runter, doch Wauschi wartete. Vielen Dank dafür. Zu zweit waren wir schneller als jeder allein für sich. Als Wauschi in einem Anstieg Probleme bekam, nahm ich ihn meinerseits mit über die Kuppe drüber ins kilometerlange Flachstück, wo wir uns wieder bestens abwechselten. Super Sache war das. Kurz vor unserem Trinkflaschenwechsel bei Sebastian Starks leibhaftigem Onkel und leibhaftiger Tante - tausend Dank!!! - ließ mich Bastian nach Absprache fahren, da er das Tempo leider nicht mehr mitgehen konnte. Das war sehr schade, jedoch folgten nun die knackigen Anstiege der Strecke, die nochmal richtig an der Wade zerrten. Ich stand förmlich, doch der Pulsmesser sagte: gute Drehzahl. Sie ging also weiter, die Qual bei ziemlicher Hitze, und die ersten Krämpfe kündigten sich auch schon an. Ich musste einen Gang zurückschalten bergauf, dafür konnte ich auf den Geraden immer noch gut drauftreten. Hinter mir war keiner zu sehen, sodass ich bergab auch kein Risiko gehen musste. Die letzte Schotterrampe vor dem Ziel tat nochmal richtig weh, doch Güldi bezwang auch diese. Da Christian Schneidawind völlig breit war und das Rennen vorzeitig beendete, erbte ich am Ende kampflos Platz 4 in der Gesamtwertung über die knapp 100 km. Ich war darüber doch etwas überrascht, aber der Abstand zu den ersten drei Heizern holte mich schnurstracks von Wolke 7 zurück auf den fränkischen Boden. Im Zielsprint verlor leider unser FK, der Außerirdische, gegen Rupert Palmberger um winzige 0,2 s. Andreas Strobel kam 4 min dahinter ins Ziel, ich nochmal 8 min hinter Strobel. Platz 3 war absolut niemals in Reichweite, auch wenn man mir zwischenzeitlich was anderes suggerierte. Wauschi, mein geschätzter Zeitfahrkollege, kam nur wenige Minuten hinter mir auf Platz 7 ins Ziel. Krämpfe zwangen ihn, die letzten Rampen zu Fuß zu erklimmen. Es war wirklich hart hintenraus.
Fazit: Holzmedaille, inoffizieller Sieg in der 26er Wertung, Formkurve ansteigend und ein sehr gutes Teamergebnis. Eric Steckmann wurde übrigens starker Zehnter auf der Langdistanz. Waldi holte sich unangefochten den Sieg auf der Halbdistanz.
Die Siegerehrung zog sich etwas hin, sodass wir noch in Ruhe duschen und Nudeln mit etwas zu scharf geratener Sauce essen konnten. FK aß noch seine obligatorische Bratwurst, sein Erzeuger köstlichen Kuchen. Er, also Andreas Stark (AS), wurde 15. In seiner AK. Es lief demzufolge nicht schlecht für uns alle. Bereits bei der Siegerehrung machte ich mir schon wieder eine Rübe wegen des anstehenden Stäbchenziehens zur Aufteilung der Sitze im Tuborg-Transporter. Die Hitze war inzwischen groß, und den Schleudersitz hätte ich kein zweites Mal überlebt - denn die Klimaanlage im Ford war defekt. Waldi hatte schon die Stäbchen vorbereitet, als doch AS beim Mitleid erregenden Anblick des kleinen Güdös vorschlug, dass ich - ja, ich - den Tuborg-Transporter heimwärts lenken durfte und er dafür auf den Schleudersitz rückte. Eine ganz große Geste und der Beweis, dass Familie Stark ein Herz für Kleinwüchsige hat. Ich ließ mich nicht bitten und steuerte den Galaxy besonnen, vorausschauend, intelligent, zurückhaltend, defensiv und dadurch sparsam, aber ohne Klimaanlage und klitschnass nach No Fountain ins Domizil der Flaschenkläue. Schön war’s, nur die Einparkkünste des Güldis, was seinen in No Fountain geparkten Audi angeht, führten zu größeren Diskussionen und schmerzverzerrten Gesichtern und sind in der Tat ausbaufähig … Ach ja, lieber Waldi, bitte beim nächsten Mal das Navi wieder auf laut stellen, damit ich bei der Heimfahrt im Audi nicht erschrecke, wenn ich auf den Tacho schaue, weil die Tante aus dem Navi bei 85 km/h über Soll nicht „Achtung“ sagt …
Nun denn, nächste Woche geht’s Richtung Inselsberg. Und wir sind alle wieder mit dabei, also warm anziehen!
;-)

Dienstag, 8. Mai 2012

Marathon-DM in Singen am 06.05.2012

Das letzte Weekend stand im Zeichen der DM. Das bedeutet nicht Dackelmischlinge, sondern Deutsche Meisterschaft. Durch den glücklichen Umstand, mehr als günstig nach Singen (Nähe Bodensee) zu gelangen, dank Sebastian Stark (FK) eine feine Ferienwohnung beziehen zu können und auch wieder günstig nach Chemnitz (weit weg vom Bodensee) chauffiert zu werden, ließ ich meine Zweifel, was meine Form angeht, beiseite, und fuhr fast mit dem gesamten TBR-Biehler-Team gen Süden.
Diesmal waren wir mit zwei Autos unterwegs: dem Ford-Galaxy-Tuborg-Transporter und einem Mercedes Danny de Vito. Der Ford war für den Radtransport gedacht, der Vito für die Teamheizer. Die Plätze wurden ausgelost per Schnick-Schnack-Schnuck-Zufallsprinzip, wobei ich mal wieder den Kürzeren zog, diesmal gegen Immanuel Stark (FK jun.). Also nahm ich hinten Platz in der abgedunkelten Kuschelecke mit Liegesitzen, und zwar zusammen mit der blonden Teamkollegin Laura Hoffmueller (LH). Tsss. Wir machten es uns gemütlich, und im Auto wurde es so heiß, dass FK sich (ungewollt) gleich mal obenrum ganz frei machte hinterm Lenkrad, obwohl er doch nur den Pulli ausziehen wollte. Ei, ei, ei. Die Anreise verlief ansonsten problemlos, da ein gewiefter Zeitgeist für eine ganze Rolle 50-Cent-Stücke gesorgt hatte, die wir natürlich auch anreißen mussten. Am Zielort, einer Ferienwohnung in Radolfzell, angekommen, bezogen wir die 2- und 4-Mann-Zimmer, wobei ich mit Laura ins 2-Bett-Zimmer inkl. Ehebett durfte. Tsss. Um uns herum hausten eine ganze Menge Störche in ihren Nestern. So was habe ich noch nie gesehen. Die Teile flogen um unsere Bodenwohnung majestätisch herum und landeten in ihren Horsten, wo der Nachwuchs gierig nach Futter bettelte.
Schnell selbst noch was gefuttert, und ab ging’s mit den Bikes zur Anmeldung ins 6 km entfernte Singen und zur Vorbelastung auf die Strecke. Die Belastung war nach 90 min Geschichte, aber wir sahen aus wie ein bisschen dreckig durch den Regen am Mittag. Bei einer Dusche und vier männlichen Heizern - die Dame durfte zuerst duschen - wurden wieder Stäbchen gezogen; und ich zog schon wieder das kürzeste. Ich flippte etwas aus, verdrosch ein wenig den FK jun., nahm aber mein Schicksal letztendlich an. In der Zwischenzeit machten wir das Essen, schauten noch etwas fern, ärgerten uns über lange, sinnlose Werbeblöcke und gingen zu Bett; ich kuschelte mich bei Laura ein, die schon im Bett lag. Tsss. Die Nacht schlief ich nicht besonders gut, obwohl LH nicht schnarchte, nicht erzählte, nicht rumorte, nicht blubberte, nicht sabberte usw. Aber ihr Plüschtier lag des Morgens auf meiner Seite. Tsss. Nun ja, 5.30 Uhr war ich quasi wach, da sich die Störche meldeten. Wer die Teile kennt, weiß, dass diese ab und zu mal mit den Schnäbeln klappern. Bei geöffnetem Fenster und schätzungsweise 2000 Störchen im Radius von 50 Metern kann das laut werden - und wurde es. Güldi im Wachkoma. Hab’sch mir halt das Plüschtier auf meine Lauschlappen gelegt, und es ward wieder Ruhe. Es wurde nun bis 6.45 Uhr geschlafen, danach gefrühstückt und sich umgezogen. Laura, die auch ein Rennen fahren musste, vergaßen wir doch glatt zu wecken. Auweia. Sie schaffte es aber trotzdem, pünktlich zu sein. Ferner gelangte ich zu der Erkenntnis, dass man nach dem Frühstück unseren Maggus Werner nicht als Ersten auf die einzige Latrine in der Dachwohnung lassen sollte …
Um 9.15 Uhr brachen wir nach Singen auf, fuhren uns warm und stellten uns in die ausgelosten Startblöcke. Meine Startnummer im Mastersblock wurde natürlich als letzte aufgerufen, sodass ich mal wieder ganz hinten stand. 10.35 Uhr erfolgte der Start, und schon am ersten Anstieg entzerrte sich das Feld. Da ich ja schon ganz hinten war, konnte ich wenigstens nicht durchgereicht werden. Ich fand irgendwann mein Tempo, kämpfte mich Gruppe für Gruppe vor und fuhr fast immer auf Zug. Die Strecke in Singen ist technisch nicht besonders anspruchsvoll, aber die ständigen Richtungswechsel, knackigen Anstiege und rasanten Abfahrten gehen trotzdem an die Substanz. Durch den Dauerregen der letzten Nacht waren die Waldpassagen auch recht glitschig. Kurz vor Ende der 1. Runde, die 50,5 km maß, hatte ich dann eine gute Gruppe aufgefahren, in der es allerdings heftig nach Knoblauch roch. Ich erhoffte mir, ein paar Kilometer im Windschatten verbringen und Kräfte sammeln zu können, doch leider zerflog die Zweckgemeinschaft schon wieder am ersten Anstieg der 2. Runde, sodass ich von nun an auf Dauer allein unterwegs sein sollte. Der Druck auf dem Pedal war gut, der Knoblauchgeruch verschwunden, Motivation war auch noch vorhanden, weit und breit keine Holzhaufen, in die man hätte einschlagen können, und von hinten kam auch niemand mehr an mich heran. Also noch mal etwas am Gashahn gedreht und den Abstand zu den vorausfahrenden Leuten reduziert. Ich holte eine größere Meute am steilsten Anstieg Mitte der Runde ein, konnte mich dort mit einem weiteren Fahrer absetzen, noch einige andere Fahrer auf den Drücker- und Bergabpassagen einholen. Blöderweise kam nun ein Gewitter dazwischen, weit und breit nur Wiese, und Güldi mittendrin. Glücklicherweise war mein Begleiter deutlich größer als ich, sodass der Blitz sicher in ihn eingeschlagen wäre und nicht in mich Kleinwüchsigen. Dummerweise verabschiedete sich mein Blitzableiter dann nach vorne. Schöner Mist. Aber es dauerte nicht lange, bis ein neuer Blitzableiter in Sichtweite kam. Ich robbte mich heimlich heran, überholte ihn in der letzten tückischen Abfahrt vorm Ziel, dessen Anfahrt wir schon am Vortag auskundschafteten. Die hatte es in sich, besonders bei Nässe, und es war ja nass: eine Kurve nach der anderen, Kopfsteinpflaster und noch eine Holzbrücke in der vorletzten Linkskurve. Die Zieleinfahrt musste man also idealerweise von vorn fahren und dabei aufpassen, die Tür geschlossen zu halten. Ich gab noch mal Gas, bog auf die Holzbrücke ab, mein Hinterrad übersteuerte natürlich bedenklich, ich stand schön quer, konnte einen Sturz gerade noch vermeiden, gab wieder Gas, bog um die letzte Linkskurve herum und konnte meinen direkten Gegner um eine Sekunde absprinten. Es ging hier nur um die goldene Ananas, für mich aber war’s das Highlight am Ende. 
Im Ziel wurde ich schon sehnsüchtig erwartet von den TBR’lern. Sebastian hatte leider Pech mit einem Kettenklemmer, der sich als sehr hartnäckig entpuppte. Er verlor seine schnelle Gruppe, fuhr weite Teile des Rennens alleine und wurde dennoch 17. der Elite-Herren. Ein Übermensch eben. Maggus wurde bei den Masters ausgezeichneter 6., Bettkollegin LH belegte auf der 47-km-Runde Platz 4 in der AK. Ich verpasste die Top-Ten um 5 min und wurde 14. in der Masterswertung. Ganz unzufrieden bin ich aber nicht, da ich weder Krämpfe noch Defekte hatte, was in Anbetracht der letzten Rennen an ein Wunder grenzt. Es geht langsam voran mit der Form. Schade nur, dass die DM so früh im Kalender stand bzw. nach 101 km beendet war …
Noch fix die knuffige Susann, des Waldmeisters Liebste, im Zielbereich begrüßt, ging’s schön verdreckt ab in die FeWo zum Duschen (diesmal ohne Stäbchenziehen), zum Essen, zum Autoeinräumen etc. Das Einpacken wurde von einem heftigen Schluckauf begleitet, und zwar von Güldi. FK drohte nach 20 min mit drastischen Maßnahmen, wenn der Schlucken nicht bald aufhören würde. An den Füßen aufhängen wollte er mich, der Böse, Kopf nach unten. Gottlob war der Schlucken nach 45 min vorbei, und FK war wieder lieb. Die Heimfahrt verlief bis auf den Starkregen ohne Zwischenfälle, wobei uns aber Maggus, der den Galaxy lenkte, knallhart versägte. Sebastian fuhr den Danny de Vito souverän und sparsam. Dafür gab’s Gummibärchen zur Belohnung. FK jun. hing aufgrund voranschreitender Müdigkeit hin und wieder nach vorn gebeugt im Gurt wie ein abgestürzter Bergsteiger. Das tat schon beim Hinschauen weh, und da ich das nicht mit ansehen konnte, errettete ich ihn aus der misslichen Lage durch einen beherzten Zug am Gurt und zog ihn in die Ausgangsposition zurück. Er allerdings quittierte diese Aktion mit dem Herabsetzen meiner Beinfreiheit durch die Betätigung seiner Sitzverstellung. Bevor das jedoch in einem Blutbad endete, gab ich ihm ein Gummibärchen, und er war fortan friedlich.
Ein ganz großer Dank geht an den perfekten Support durch Eric Liebold und Immanuel Stark, die uns nicht nur die Flaschen reichten, sondern auch die Räder putzen und einräumten, zusammen mit FK die Versorgungspunkte ausklügelten und für gute Stimmung sorgten. Fein gemacht und gerne wieder!
Diese Woche steht Regeneration auf dem Plan, bevor es kommende Woche wieder scharf geht. Bis die Tage und Spocht frei!

Mittwoch, 2. Mai 2012

50. Kriterium Lichtenstein am 01.05.2012

Glück auf. Einen lustigen Rennbericht für ein Kriterium zu schreiben, ist irgendwie blöd. Da passiert einfach nichts, na ja, fast nichts. Deshalb fasse ich mich heute etwas kürzer.
Ich habe mich sehr kurzfristig für einen Start entschieden, weil mir der Sturz und die Schlägerei vom Kriterium in Burgstädt 2010 noch im Hirn rumsausten. Aber in Hinblick auf die DM in Singen und meine noch ausbaufähige Spritzigkeit habe ich den inneren Schweinehund dann doch besiegt und bin nach Lightstone gedüst. Dort traf ich auch gleich Andi Weinhold, der meinte, unser Elite-Rennen würde in 4 Minuten beginnen. Großartig. Da blieb mir wohl nur noch das Jedermannrennen 90 min später. Aber Pustekuchen. Aufgrund der Vielzahl an Startern wurde ein Rennen dazwischengeschoben, was für mich 60 min mehr Zeit bedeutete. Die liebe Anja Brete übernahm die Anmeldung für mich, Andi borgte mir noch eine kleine Trinkflasche, weil ich nur eine mithatte, die Hitze aber groß war. Mit Teamkollege Markus Werner, der dort auch rumkurvte, fuhr ich mich bestens warm, und schon ging’s los. Gleich in der ersten Runde ging eine Gruppe weg, die später den Sieg unter sich ausmachen sollte. Nach 5 Runden kam Maggus von hinten und fluchte herum. Grund: Er konnte nicht aufs große Blatt schalten, musste die Kette während des Fahrens mit der Hand aufs Blatt heben und fuhr dem Feld bis jetzt Anschlag hinterher. Respekt. Von da an fristeten wir unser Dasein zusammen in derselben Gruppe mit Andi W. und Bret Janschneider. Irgendwann gegen Rennende holte uns die Spitzengruppe wieder ein, sodass wir nun für kurze Zeit die Spitze des Feldes waren. Von da an wurde verschärft geradelt, weil nun Punkte in Aussicht waren, doch ich Depp verpasste das richtige Hinterrad. Schon tat sich ein Loch auf, was ich alleine ohne Unterstützung nicht zufahren konnte. 10 Runden später war das Rennen nach insgesamt 45 Runden auch schon Geschichte. Unspektakulär, zügig, pannen-, sturz- und hauefrei. Ich fühlte mich ganz gut, musste nur selten ans Limit gehen, stellte mich aber etwas dusslig an. Egal, am Ende ca. Platz 20 und ohne Asphaltflechte. Die 45 SB-Intervalle passten gut ins Konzept, und mein Kopf ist auch wieder frei, was Kriterien angeht.
Nach dem Ausrollen und der Lösung des Rätsels, wer den Name „Flaschenklau“ eigentlich erfunden hat, ging’s über einen kleinen Umweg - danke, Markus, für das Essen - nach Hause. Nun kann die DM kommen, auch wenn sie für mich noch etwas zu früh im Plan steht. Man hört sich …