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Dienstag, 6. Oktober 2015

14. Adelsberger Bike-Marathon am 03.10.15

Alle sieben Wuschel-Kitten plus Modder-Katze Coco lassen mich schlafen. Und zum Glück scheint frühs die Sonne, sonst wäre das mit meiner Motivation nur schwer zu vereinbaren gewesen. Also auf nach Adelsberg vor die Haustür, um das letzte Rennen der Saison zu bestreiten.

Schon beim Warmfahren muss ich feststellen, dass ausgerechnet heute die Beinchen nur widerwillig drehen, und da heute die 60-km-Strecke sehr gut besetzt ist, wird das die ersten 30 bis 40 km sicherlich ein ganz schönes Aua werden, bis die Beine „aufgehen“ bzw. der alte Diesel zündet.
Der Start erfolgt behutsam hinterm Einführungsfahrzeug, und der Wettkampfkommissar meint, dass „striktes Überholverbot fürs Auto“ besteht. Aha, das Auto darf uns also nicht überholen, gut so. Deutsche Sprache, schwere Sprache.

Ich bin froh, die ersten beiden Anstiege die Spitze halten zu können, erst in der Halfpipe werden Nägel mit Köpfen gemacht, sodass sich das Feld sehr schnell auseinanderzieht. Vorne entwischen die Herren Kreuchler, Werner und Reinfried, doch meine Gruppe fährt im Hammergrund wieder auf die drei auf. Am Steilanstieg ist es dann ähnlich, wobei Kreuchi und Markus Werner nun zu zweit stiften gehen, gefolgt von Matze Reinfried und Dr. Sebastian „Küfi“ Küfner. Ich halte mit Mühe mehr schlecht als recht Gruppe drei um Markus Thiel, Mütze, Steini, Tobias Grüttner und Co. Bergab schließe ich regelmäßig auf, bergauf werde ich regelmäßig durchgereicht. Das geht die ganze erste Runde so, verflixt. Die Solldrehzahl ist noch nicht erreicht.

In Runde zwei bessert sich das zunächst einmal nicht, sind ja auch erst knapp 30 km bzw. gut eine Stunde gefahren. Wieder verliere ich in den Anstiegen Meter, die ich bergab oder auf der Geraden zupressen muss. Doch so langsam habe ich das Gefühl, dass der Motor zu laufen beginnt, denn die Leute da vorne fahren mir nicht mehr weg, bzw. ich hole langsam wieder auf bergan. Das geht so lange gut, bis es hinten „zisch“ macht auf dem freien Feldstück Richtung Col de Adels. Es braucht nicht lange, dass ich wieder auf der Felge fahre. Das hatten wir doch schon mal irgendwo? Diesmal habe ich aber noch einen intakten Schlauch dabei und sogar zwei Kartuschen. Hinterrad rausbauen, Laufrad schütteln, Kartusche rein, nachpumpen mit der Minipumpe, Laufrad erneut schütteln, einbauen und beten, dass die Luft im Reifen bleibt. Und sie bleibt tatsächlich dort. Besten Dank an dieser Stelle für die Unterstützung durch Jan Dost. Ein paar Minuten später setze ich meine Fahrt fort, überhole auch gleich wieder einige Leute vor mir. Nach gut einem Kilometer verfliegt meine Euphorie genauso schnell wie die Luft aus meinem Hinterreifen. Dass ich natürlich wieder auf der Felge fahre, ist obligatorisch. Doch dieses Mal ziehe ich gleich den Schlauch ein, drehe die Kartusche in die Pumpe, und siehe da, es passiert nüscht. Der Grund wird sichtbar beim Entfernen der Kartusche. Der alte, demente Mann hat eine gebrauchte, leere Patrone eingepackt. Außerordentlich geil. 350 Minipumpenhübe und ca. acht Minuten später kann ich endlich wieder weiterfahren – unter ferner liefen. Es sind inzwischen sehr viele Fahrer der 60- und 40-km-Strecke an mir vorbeigedüst, die ich alle wieder überholen muss. Kein Zuckerschlecken auf den schnellen Bergabpassagen und nicht ungefährlich. Im Start- und Zielbereich nimmt mich um ein Haar noch ein ver(w)irrter Pkw beinahe kostenlos auf der Motorhaube mit, was meinen Adrenalinspiegel etwas in Wallung bringt.

Runde drei muss ich nun, so gut es geht, Knallgas fahren. Leider klappt das wegen der zahlreichen und zu vielen (!) Biker nicht immer. Ich nehme hier und da sicherheitshalber raus, da es nicht mal mehr um die kalte Bockwurst geht. Meine leiblichen Eltern haben unseren Verbottelungspunkt inzwischen auch schon verlassen, da sie wohl nicht mehr mit mir gerechnet haben. Doch der Sohn kommt spät, aber er kommt. Zum Glück laufen sie ein paar Meter weiter weg Richtung Auto, sodass ich doch noch meine Cola erhalte, denn ich bin getränketechnisch so gut wie leer. Auf den letzten knapp 10 km sammle ich zwar noch ein paar Fahrer meiner Strecke ein, doch weit nach vorne komme ich nicht mehr. Am Ende wird’s ein sehr beachtlicher Platz 24. Sau stark. Im Gegensatz zum letzten Jahr bleibe ich aber heile und muss nicht wieder ins Krankenhaus. Halbgas hat auch sein Gutes. ;-) Ernüchternd jedoch ist, dass mich der Streckensprecher Andreas Clauß mit den Worten „Hier kommt der Altmeister!“ ins Ziel bekleidet. So alt bin ich nun auch nicht, gerade mal 30. Und dass das Kürzel „m40“ in der Anmeldung steht, ist ganz klar ein Versehen des Veranstalters. Ganz klar!
Vom Kuchenbuffet nehme ich nichts, weil ich es nicht verdient habe und schon fett genug bin; Weintrauben und Äpfel müssen reichen. Nach kurzem Plausch hier und da geht’s zurück zu den Minimiezen. Ich brauche Beschmusung nach so einem Desaster.

Was 2016 wird, weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall ist schon mal neues Equipment unterwegs – gut für den Kopf, den Rücken und die Motivation, schlecht fürs Portemonnaie und den Führerschein. Na dann, man sieht sich in knapp sieben Monaten, bis dahin ziehe ich mich erst mal zurück und genieße die Zeit als „Katzen-Opa“. 

(c) by Mario Zinn