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Montag, 13. Mai 2013

BewegungsWELT-Bike-Marathon in Arnstadt am 12.05.13

Zuerst die gute Nachricht: Das Rad hielt, obwohl ich es nach Riva eher notdürftig zusammengeflickt hatte. Wahnsinn. Nun die schlechte: Dafür war ich heute ein wenig indisponiert …

Ich hatte schon am Vortag beim „Vorbelasten“ gemerkt, dass ich recht müde bin. Ich habe wahrscheinlich am Männertag etwas übertrieben und zu viel Mineralwasser getrunken. Das wurde am Renntag leider auch nicht besser, was aber auch am morgendlichen Würstchen meiner Katze gelegen haben konnte. Das Aroma vernebelt etwas die Sinne.
Eigentlich wollte ich ja die EM fahren, doch Sebastian „FK“ Stark sagte mir, und spätere Recherchen ergaben auch, dass man mit einer UCI-Masters-Lizenz dort nicht mehr starten darf. Alban Laktata hätte mir womöglich sowieso wieder einen halben Tag eingeschenkt. Also fix umdisponieren und die Langstrecke (70 km) in Arncity abspulen. Ich musste heute den Pussywagon nehmen, weil FK und Laura mit dem Tuborg-Transporter schon in Arnstadt weilten und ich so kurzfristig leider keine Fahrgelegenheit mehr auftreiben konnte. Bereits auf der A4 merkte ich, dass mein Gasfuß nur widerwillig auf meine Befehle reagierte, und so fuhr ich sehr gemütlich ein Wettrennen mit einem Ford Fiesta. Selbst Markus Zabels Audi überholte mich – eigentlich ein No-Go.
Da ich Steve Scheffels zehnminütige Dixikloeinlage aus dem Vorjahr noch in bester Erinnerung hatte, bin ich mal vorsichtshalber schon auf der A71 gewissen Drängen nachgegangen. Gut so, denn Arncity, besser gesagt Siegelbach, war nicht gerade mit Dixiklos gesegnet. Die Anmeldung zog sich leider etwas hin, doch ich stand pünktlich am Start. Fix noch einmal auf Bitten des Veranstalters zwei Laolawellen gemacht, und schon ging’s neutralisiert los. Blöderweise hatte Guidepp seine Handschuhe vergessen, was sich später etwas rächen sollte. Dafür hatte ich heute einen Torxschlüssel dabei.
Nachdem der Mopedfahrer am Gashahn drehte, ging die Post nun richtig ab. Wie schon befürchtet, lief bei mir gar nichts. Der Puls lag knapp 20 Schläge unter Soll, und die Beine fühlten sich an, als wäre ich gestern 100 km auf Zug geradelt. Na ja, half nix, das wird sicher wieder besser hinten raus. Die Strecke war wider Erwarten recht schlammig, und meine Reifen hatten arge Traktionsprobleme bereits zu Beginn. Die Abfahrten eierte ich ganz schön runter, bergauf drehte das Heck durch, weil ich kaum was wiege. Die Gruppen hatten sich inzwischen gefunden, nur ich war häufig Einzelkämpfer. Selber Schuld: kein Druck, keine Gruppe. Baum Lutzgärtel gab mir nach dem ersten Anstieg zu verstehen, dass er völlig blau sei, was an und für sich gut war, denn so war ich nicht der Einzige. In der ersten Schlammabfahrt fuhr ich wieder auf eine Gruppe auf, ließ sie im Uphill wieder fahren, holte im Downhill wieder auf, ließ sie im Uphill wieder fahren usw. Endlosschleife eben. Das war heute echt zum Heulen.
Zur Rundenzwischendurchfahrt nach 22 km verbottelte mich seit sehr langer Zeit mal wieder des Waldmeisters außerordentlich knuffige Susann, während ich ihr zu verstehen gab, ob mal jemand bitte meine Handschuhe aus dem Pussywagon holen könnte. Seit ca. 30 min regnete es, und meine Hände waren saukalt, sodass die Abfahrten wegen der rutschigen und schlammigen Griffe und den kalten Fingern echt heikel waren. Im Vergleich zum Gardasee jedoch waren sie eine Erholung. Gleich zu Beginn der zweiten Teilrunde verfuhr ich mich ein wenig und musste einige Leute wieder passieren lassen, die ich vorher schon mal eingeholt hatte. Super. Also wieder der Meute hinterher, in den Uphills fein das Hinterrad durchdrehen lassen und sich über den miesen Puls ärgern und im Downhill die Meter aufs Neue gutmachen. In der regulären Rundendurchfahrt nach 35 km holte ich mir von Susann die Flasche und von des Waldmeisters Mutter Bärbel Heinke die dringend benötigten Handschuhe, schloss zu Sebastian „Küfi“ Küfner auf, kurz darauf zur E-Lok Danny Dittmann. Küfi fuhr in den Schlammuphills wieder weg, drehte jedoch einmal einen witzig aussehenden Onehundredandeighty bergauf. In der Abfahrt drückte ich mich wieder ran. Dann, an irgendeiner harmlosen Wiesenbiegung, gingen mir das Hinterrad völlig weg und die Strecke aus. Güldi stieg ungeplant ab vom Bock und machte noch eine Rolle rückwärts in den Schlamm. Ich sah aus wie ein Schwein. Dabei bekam meine Startnummer was ab und brach oben rechts an der Befestigung ab. Küfi, mit dem ich heute irgendwie permanent zu tun hatte, konnte aber noch ausweichen. Ein anderer Fahrer (Rapiro Racing) kürzte dort knallhart die Biegung ab und schob sich auch wieder an mir vorbei. Den beiden fuhr ich lange hinterher, bis ich sie Mitte der zweiten Runde ein- und überholen konnte. Die Beinchen fingen nun an, besser zu drehen, und ich schickte mich an, den Herren Golz und Mützlitz näher zu kommen, die ja auch die große Runde fuhren. Doch so weit kam es nicht, denn auf der Wurzelrüttelpiste ca. 3 km vor dem Ziel brach auch die linke obere Ecke meiner Startnummer ab. Grandios, denn einen Locher und Kabelbinder hatte ich ausgerechnet heute daheim gelassen. Der Transponder, den ich glücklicherweise unten an der Startnummer befestigt hatte, so wie es der Veranstalter vorschrieb, baumelte nun gefährlich nahe an den Speichen; die Startnummer schleifte am Reifen. So ein Mist. Der Verlust des Senders hätte mich 50 EUR gekostet, und im Wald findet man so ein Teil eher schlecht. Und außerdem wollte ich die Startnummer ins Ziel bringen, denn mit ihr konnte man sich einen Kloß plus Gulasch leisten. Ich wollte diesen Kloß unbedingt, und ich hatte keinen Bock mehr, wieder minutenlang zu warten, bis meine Startnummer neu gelocht und mit Kabelbinder vernünftig fixiert ist. Also bog ich recht wütend nach 57 km ins Ziel ein, wo ich enttäuschender Gesamtfünfter wurde. Wer weiß, was auf den letzten 13 km noch so alles zu Bruch gegangen wäre. Waldmeister Sascha Heinke gewann die 57-km-Runde.
FK und LH mussten ebenfalls früher abbiegen als geplant, wurden Zweiter bzw. Erste, und was Immanuel Stark als Gesamtsiebten widerfahren ist, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.
Nach der manuellen Bikewäsche mit Lappen und Bürste und einer Katzenwäsche in Ermangelung an Duschen in der Nähe holte ich mir meinen Kloß und den Preis für den zweiten Platz in der AK ab. Dann ging’s im Regen auch schon zurück zum Audi, wo mir Matej Meyer mit einem Schirm entgegen kam. Auf meine Frage hin, wieso denn ein Mountainbiker einen Schirm brauche, meinte er nur, er sei eine Muschi geworden. Kein Kommentar.
Auf der Heimfahrt machte dann die Spritvernichtungsmaschine ihrem Namen alle Ehre. Ab Auffahrt A71 bei Arnstadt bis Chemnitz verging mit Stau nur eine Stunde. Wenn’s schon im Gelände nicht läuft, dann wenigstens auf der Bundesautobahn.
Nächste Woche steht bei mir bis jetzt kein Rennen im Plan, doch übernächste Woche geht’s scharf in Markersbach. Man sieht sich.

Dienstag, 7. Mai 2013

20. Riva-Bike-Marathon am 05.05.13 – Ronda Extrema

Am ersten Maiwochenende stand für mich zum ersten Mal überhaupt der Bike-Marathon in Riva auf dem Plan. Zusammen mit Sebastian „FK“ Stark und Markus „Markus Werner“ Werner düsten wir mal eben am Samstag fix nach Riva runter. Die Hinfahrt verlief unspektakulär bis auf eine ver(w)irrte Dame im Männerklo und die Möglichkeit, sich in eben diesem als Mann Minidildos kaufen zu können am hiesigen K-Automaten. Das Angebot nehmen sicher die Männer unter uns wahr, die als Kind zu wenig Zäpfchen bekommen haben. Na dann, guten Rutsch!

Gegen 15 Uhr kamen wir im Hotel direkt in Riva del Garda an, waren von der Größe unseres Dreimannzimmers positiv überrascht und fanden über ein paar Umwege auch das Anmeldegebäude auf dem überfüllten Festgelände. Bei Markus und mir hat mal wieder gar nichts funktioniert. Trotz Voranmeldung standen wir weder in der Startliste des Riva-Marathons noch auf der Anmeldeliste des MarathonMan Europe. Im 21. Jahrhundert, wo die Rechentechnik gerade Einzug gehalten hat, kann man das ja auch noch nicht erwarten. Als Trost gab’s dann auch T-Shirts in der Größe M, weil die S bereits am Nachmittag vergriffen war.
Nach der Anmeldung belasteten FK und ich unsere Beinchen noch mal an einem längeren Anstieg vor und stopften danach zu dritt im Festzelt unsere Mägen mit Eierteigwaren, während Ulrich Stanciu die Präsentation der vier Strecken vornahm. So richtig hinhören wollte aber kaum jemand, hatte ich den Eindruck. Auf dem Heimweg gab’s noch ein kleines Eis und abends vor der Glotze einen Krimi. Danach war Bettruhe angesagt. Markus hatte sein eigenes Bett, FK und ich schliefen im Ehebett, teilten uns eine Unterdecke, eine Oberdecke und eine Matratze. Klar, kam es zu Reiberein zwischen uns, da jeder Anspruch auf die Decke(n) erhob, doch irgendwann kehrte Ruhe ein. Bis es – ich war kurz vorm Einpennen – gar fürchterlich rumste. Ich dachte erst, ein Reifen sei geplatzt, doch als dann noch mehrere Donnerschläge zu vernehmen waren, und zwar fast direkt vorm Hotel, sagte FK, es sei das jährliche Maifeuerwerk in Riva. Perfektes Timing. Nach 15 min war der Spuk vorbei, und ich pennte ein.
Der Wecker „krähte“ 5.30 Uhr, ich beichtete FK, dass ich von Laura Hoffmüller geträumt habe, er verschonte mich gottlob mit Mische, anschließend gab’s eigenes Frühstück und Mannschaftswürschteln, und schon ging’s bei bestem Wetter zum Start nach kurzem Warmfahren. Da FK und ich kaum nennenswerte Erfolge vorzuweisen hatten und auch nur über dunkle Kreise an eine UCI-Lizenz gekommen sind, stellte man uns in Startblock B zu den zumindest teilweise nicht ganz so ambitionierten Bikern. Zwischen Rucksäcken, mit Ersatzreifen und Bananen gefüllten Trikottaschen, Helmkameras usw. reifte in uns beiden die Erkenntnis, noch nie in einem Rennen so weit hinten gestanden zu haben. 

Startblock A mit allen Favoriten, Lizenzfahrern und Markus ballerte 7.45 Uhr auf die vier zur Auswahl stehenden Strecken. Um 7.50 Uhr folgte unser Block B. Das ging bis Block F so weiter. FK und ich pflügten gemeinsam durch den kompletten Block B hindurch an dessen Spitze und konnten uns bereits im flachen Gelände etwas absetzen. Die flogen einfach aus unserem Windschatten raus. Schon am ersten Anstieg nach fünf flachen Straßenkilometern hatten wir die Letzten des Blocks A erreicht. Wie kann man auf fünf flachen Kilometern als Fahrer der Gruppe A fünf Minuten verlieren? Ich weiß es nicht. Im Anstieg mussten FK und ich Slalom um teils schiebende A-Block-Fahrer machen. Hier verlor ich aufgrund des sehr hohen Verkehrsaufkommens den direkten Anschluss an FKs Hinterrad, was Cheise war. Er fuhr eine ganze Weile ca. 30 s vor mir her, bevor es am Ende des langen 800 Hm Asphaltanstiegs endlich in den Wald ging. Hier trennten sich dann unsere Wege endgültig. Schade. Ich fuhr nun mein eigenes Rennen und holte sehr viele Leute aus Block A ein. Irgendwann hatte ich nach ca. 25 km „meine“ passende Gruppe erreicht, bestehend aus zwei Holländern vom Team Kenda und zwei, drei Italienern. Sowohl am Berg als auch in der Ebene hatte ich heute guten Druck im Schuh, die Abfahrten allerdings fuhr ich mal lieber defensiv, denn die waren nicht ohne. Mit Mühe und Not konnte ich hier die beiden Kenda-Fahrer halten und viele Fahrer im Downhill ein- und überholen. Auch ein paar bekannte Gesichter aus Sachsen waren dabei. Dann verbremste sich einer der beiden Holländer, ich tat es ihm natürlich gleich und konnte einen Zusammenstoß samt Abflug den Abhang hinunter gerade noch vermeiden. Kurz danach ging es mit Vollgas weiter den Berg hinab. Nun, bei Kilometer 42, musste man sich entscheiden, ob man die Ronda Grande oder Extrema fahren wollte. Da ich noch gar nicht mal so grau war, bog ich in die Extrema ab – mit nur einer (großen) Trinkflasche recht riskant, aber egal. Die Extrema dauerte dann doch etwas länger, als mir lieb war …
Nur ein paar Kilometer nach der Abzweigung hieß es für unsere Gruppe rein ins Vergnügen, denn der mit 900 Hm und 9 km längste und steilste Anstieg wartete auf uns. Ich zog gleich zu Beginn des Hügels mit den beiden Holländern etwas am Horn und koppelte die Italiener ab, wobei einer recht hartnäckig war und immer wieder ranfuhr. Irgendwann war er dann weg und ich mit den Kenda-Fahrern allein im dunklen Wald. Als es etwas steiler wurde, versuchte einer der Holländer die Flucht nach vorne, der andere hing an meinem Hinterrad. Ich tat überhaupt nichts und fuhr konstant meinen Hobel da hoch, da ich ja 5 min Vorsprung auf beide hatte dank meines B-Startblocks. Ich holte den Holländer wieder ein, während der andere in größere Not kam. Im ganz steilen Abschnitt in 1200 bis 1500 m Höhe attackierte der kleinere der Holländer abermals, der andere verlor den Anschluss an ihn und mich. Der Abschnitt war so steil, dass sich fast das Vorderrad vom Boden abhob. Hier holten wir auch noch drei weitere Leute ein. Bei Kilometer 50 war der Spaß vorbei, und es ging teils ruppig in Singletrails den Berg hinunter. Hier machten die Holländer Ernst und ließen es ordentlich rollen. Im Sägezahnprofil zog sich die Strecke auf einer Höhe von ca. 1200 m ca. 15 km bis zur dritten Verpflegungsstelle hin. Meine Flasche war schon bei Kilometer 60 leer, und ich musste ordentlich haushalten mit meinen Körnern, um Krämpfe zu vermeiden. Das klappte ganz gut. Meine Schaltung allerdings fing an, herumzuspinnen. Ich konnte mal wieder nicht aufs große Kettenblatt schalten, und irgendwie ging alles recht schwergängig. Das Schaltwerk zog es mir ständig am Hinterbau hoch. Mal abwarten, was da noch so kommt. Ich musste zwangsläufig einige Leute passieren lassen und rettete mich in die dritte Verpflegung bei Kilometer 67, wo ich meine 1-Liter-Flasche volltankte und mich mit Gels und Cola eindeckte. Danach ging es schnurstracks im Renntempo weiter, in der Hoffnung, dass sich die Probleme am Schaltwerk in Luft auflösen. Es schien zu funktionieren, und ich holte mir die Leute von eben wieder zurück. Doch nach drei Kilometern stand ich dann da wie ein begossener Pudel. Die Kette sprang ständig runter, und ich konnte nicht mehr schalten vorne und hinten. Wie sich nach dem fünften Kettenklemmer herausstellte, hatte sich mein geliebtes Spannröllchen – das untere Schaltröllchen – verfestigt. Es drehte sich nichts mehr. Deswegen leierte es auch immer das Schaltwerk hoch, und die Kette hing runter. Danke, SRAM! Also runter vom Bock und brav bergauf schieben, bergab ohne Getriebe und loser Kette anschieben, ducken und rollen, und die ganz steilen Bergabstücke mangels Widerstand im Tretlager, weil die Kette ja nicht auf dem Blatt war, vorsichtshalber schieben. Keiner, den ich fragte, hatte einen Torxschlüssel, aber fast jeder bedauerte mich. Hm. Eine italienische Oma wollte gar nichts von mir und meiner Torxschraube wissen, und die italienischen Streckenwarte, die ich passierte, hatten noch nie was von einem Chiave di Torx gehört. Toll. Erst an der vierten und letzten Verpflegung nach einem längeren Fußmarsch bis Kilometer 75 hatte ich Glück. Auf gebrochen Italienisch gab ich zwei dort stehenden Bikern zu verstehen, dass mein Schaltwerk nicht mehr funktioniert. Scusa, il mio nome é Güldi e ho 29 anni. La mia bicicletta é difetta. Ho la mia Schnauze mächtig voll. Chi può aiutarmi? Ich hatte mal vier Semester Italienisch an der Uni. Ein bisschen was ist hängengeblieben … Die zwei Italiener hatten tatsächlich einen 25er Torxschlüssel dabei, schraubten damit meinen Schaltkäfig auf, holten das Schaltröllchen und die verklemmte Kette raus und hämmerten mit einem Stein (!) das Lager des Röllchens wieder in die dafür vorgesehene Fassung. Denn das Lager war rausgerutscht und verkantet. Und ausgerechnet heute hatte ich meinen Gummihammer nicht mit dabei. 
Nach ein paar Minuten war mein Rad wieder fahrtüchtig, ich mit Affenkoteletts, Gel und Cola gesättigt und bereit zur Aufholjagd. Nach getaner Arbeit wollten die Italiener Bier von mir, was ich ihnen aber nicht bieten konnte. Trotzdem Mille grazie! Die letzten 400 Hm hinauf zur Bocca di Tovo konnte ich wieder einige Leute einholen und mich beherzt in die Abfahrt stürzen. Doch erneut ging nichts mehr. Die Spannrolle war aufgrund meiner brachialen Kraft schon wieder völlig fest, und mir kam irgendein Teil von da unten entgegen geflogen. Es war der Kettenklemmschutz des Tretlagers, wie sich herausstellte. Super. Ich hätte vomitare können. Bis ins Ziel waren es noch ca. 18 km. Gar nicht mal so wenig zu Fuß. Mein Glück war, dass nur noch ein 1 km langer Anstieg kam und ich diesen hochrennen konnte, bergab konnte ich mich mit dem Fuß anschieben und rollen, nur die ganz steilen Downhillabschnitte musste ich komplett schieben, weil ja wieder die Kette runterhing und sich nicht auf dem Kettenblatt hielt. Nach einer halben Ewigkeit kam ich dann in Varignano, einem Vorort von Riva, im Tal an, natürlich mich noch immer regulär auf der Strecke befindend. Jetzt kam das besch… Stück für einen Fahrer ohne Getriebe – eine leicht ansteigende, 6 km lange „Bundesstraße“ nach Riva. Mein Bike benutzte ich wieder als Roller und schob mal mit dem linken, mal mit dem rechten Huf an. Wie gut, dass ich im Jahre 1981 Kindergartenmeister im Rollerfahren war … Die Polizisten, die die Straße absperrten, schauten nicht schlecht, als sie wegen eines reiferen Rollerfahrers den Verkehr anhalten mussten. Sorry. Und es ist auch besonders schön, wenn man auf den letzten Kilometern von 30 bis 40 Leuten überholt wird, ohne dass mal einer seine Hilfe anbietet oder wenigstens einen Witz reißt. Alle hatten sie das Messer zwischen den Zähnen im prestigeträchtigen Kampf um Platz 70 bis 100 auf der Grande oder Extrema. Erst anderthalb Kilometer vor dem Ziel erbarmte sich ein wirklich netter Italiener, mich bis ins selbige zu schieben. Andernfalls hätte mich womöglich noch die pinkfarbene Katrin Schwing überholt. Im Ziel gab mir der Italiener zu verstehen, er wolle sich meine Nummer notieren, um mein Freund bei Facebook zu werden. Erstaunlich, welche zwischenmenschlichen Beziehungen sich in nur 1500 m herauskristallisieren können. Ich bin mal gespannt, ob bei FB eine Anfrage aus Italien kommt.
Dank des Italieners bin ich exakt Hundertster auf der langen Ronda Extrema geworden mit einer Fabelzeit von 5:53 h. Geil. Nur Bruchteile von einem Tag vor mir kam Alban Laktata als Sieger der Extrema ins Ziel. Im Ernst, ohne die ganzen Standzeiten, Reparatureinlagen, Spaziergänge, Rollerfahrereinlagen und Nachfüllaktionen wäre es eine sehr gute Zeit geworden, aber so hatte ich wie immer in diesem Jahr Pech.
Markus wartete zu meinem Glück im Zielbereich auf mich und schob mich einen Kilometer bis ins Hotel zurück. Danke. Im Hotelzimmer saß frisch geduscht Kollege Sebastian, dessen SRAM-Schaltwerk im letzten langen Downhill von einem Ast dahingerafft und abgerissen wurde. Auch für ihn lief es bis dahin sehr gut, doch am Ende hieß es leider DNF. Markus wurde auf der mit vielen Profis gespickten Ronda Grande beachtlicher 28.


Fix geduscht und ein Eis gegessen, ging’s Richtung Heimat. Unterwegs wollte ein Italiener und sein Sohn von uns nach Trient chauffiert werden, und auf deutschem Boden gaben wir einem Türken an der Tanke zu dritt Anrollhilfe für seinen stehengebliebenen Kleinwagen. Wir drei schoben fleißig an, Markus mit Blähbauch, FK mit so was Ähnlichem und ich mit heftigen Hufschmerzen. Tatsächlich sprang die Hütte auch an, doch 10 m weiter parkte er das Auto wieder ab, um bei Burger King essen zu gehen. Häh? Gegen 23 Uhr war ich endlich daheim und wurde schon von meiner lieben Katze erwartet und sogleich beschmust. Schnurr.

Was bleibt als Fazit? SRAM ist nicht renntauglich, ich werde im Wettkampf sicher nie mehr ohne 25er-Torx-Schlüssel losrollern, und ich werde sicherheitshalber einen Gummihammer in meiner Radhose deponieren. 

Bis demnächst mit hoffentlich etwas mehr Glück!