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Sonntag, 7. Oktober 2018

17. Adelsberger Bike-Marathon am 03.10.18

Alexa, fahr' mal 'nen Rennen für mich! Es ist schon wieder dieser Kater, dem ich's verdanke, des Morgens saumäßig müde zu sein. Nur fünf Stunden Schlaf, weil er gerade seine Schmusetage bzw. Schmusenächte hat. Man könnte denken, Cooper sei falsch rum gepolt, aber schwule Kater gibt's, so glaube ich, nicht, das ist reines Rangordnungsgehabe. Ich bin nämlich der Oberkater. Blöd, dass Katze Coco auf Rangfolge keinen Wert legt.

Nach einem kurzen Umweg zu den Eltern, um die Trinkflaschen abzugeben, schlage ich kurz nach neun in Adelsmountain, direkt vor den Toren Karl-Marx-Stadts, auf. Die Anmeldung geht ganz fix. Es gibt sogar einen schicken Rucksack. Bloß, was haben die mit der armen Frau gemacht, die die Startunterlagen austeilt? Sie hat als Kind sicher Wachstumshormone erhalten oder war beim Tauziehen immer das Seil. Das dürften um die zwei Meter Körpergröße sein. Ich habe noch nie so eine große Frau gesehen. Die SG Adelsberg musste extra wegen ihr längere Zeltstangen besorgen, um das Zelt auf eine adäquate Höhe zu hieven. Da bekommt man als 1,75 m kleiner Mann richtige Komplexe. Ich weiß jetzt allerdings nicht, wie es Torsten Mützlitz ergangen ist, der ja noch schlimmer dran ist. In der Startaufstellung jedenfalls lässt er sich nichts anmerken.
Nach kurzem, intensivem Warmfahren, jedoch begleitet mit disziplinarischen Aussetzern des Herrn Rico Lasseck, der alten Schabracke, die mich mit Pferdekot bewirft und mir Kusshände zusendet, stelle ich mich wieder vorne rein in die Startaufstellung. Ich darf das, weil ich lieb bin.

Es könnte alles so entspannt losgehen, wenn es Ronald Oehme nicht gäbe. Denn der muss mich unbedingt darauf hinweisen, dass ich zwar 'ne Kopfbedeckung trage, nur halt leider keinen Helm. Ist mir auch noch nicht passiert in meinen knapp fünfzig Jahren Radspocht. Es sind noch zwei Minuten Zeit bis zum Start, zu Fuß kämpfe ich mich durchs 2000 Mann starke Starterfeld. Da ist es blöd, wenn man ganz vorne steht. Ich renne zum Auto, hole den Helm, das Auto schließt nicht, scheiß Elektronik, doch, jetzt schließt es, geile Elektronik, und sprinte mit Helm zurück zu meinem Bike. Der Starter wartet netterweise auf mich. Gracias! Durch diese Aktion bin ich jedoch ganz schön eingekeilt beim neutralisierten Start. Selber schuld. Vorne wird natürlich gut angegast. Ich bin viel zu weit weg vom Geschehen, das ist aber nichts Neues.
Irgendwann bilden sich die Grüppchen. Ich fahre – mal wieder – mit meinem Teamkollegen Mike Baumann zusammen, den Alterskollegen Bastian „Die Bestie“ Stephan und Eric Hassmann sowie ein paar anderen Heinis, die teilweise Staffel und nur eine Runde fahren. Kontrollierte Defensive nennt man das. Den Hohlweg nehmen wir mit links, biegen dieses Jahr jedoch in einen neuen Streckenabschnitt ein, der sich unten im Sternmühlental am Schwarzbach langschlängelt. Bei Weitem nicht so schön wie der Höhenweg, doch dort hat der Forst zugeschlagen. Im Hammergrund samt dem sich anschließenden Steilstück dezimiert sich das Grüppchen spürbar. Oben angekommen, steht sie wie jedes Jahr, die einzig wahre Modder. Wenn ich nicht wüsste, sie wär's, würde ich sagen, sie ist's. Die Verbottlung ist hervorragend, denn „de Modder“ rennt trotz Stummelbeinchen dieses Jahr mit, damit ich ihr den Arm nicht auskugle. Der Vadder schießt derweil Fotos. Rennen und das Erkennen seines leiblichen Sohnes sind nicht so seins, deswegen muss de Modder immer ran. Kurz drauf geht es wieder ins Tal hinab und den längeren Anstieg zum Adelsberg hinauf. Hier schließt sich ein neuer Streckenabschnitt an, der recht ruppig bergab führt und später bei schönem Gegenwind wieder hinauf auf die alte Strecke. Wenn man sich die außergewöhnlichen Rundenzeiten so anschaut, muss hier wohl in Runde eins der eine oder andere Radler direkt vor und auch hinter uns den alten Streckenteil gefahren sein. Ich wunderte mich schon, dass die auf einmal wie vom Erdboden verschluckt waren. Das Ganze spart rund fünf Minuten und einige Höhenmeter ein. Erst in Runde zwei steht dort ein Streckenposten.
Um zur Rundendurchfahrt zu kommen, fehlen jetzt nur noch der Koppelweg-Downhill und der Anstieg ins Wohngebiet.

Runde zwei. Unsere Gruppe besteht aus den Fahrern MB, Bestie Stephan, Eric Hassmann, einem Staffelfahrer und meiner Wenigkeit. Bis runter ins Sternmühlental passiert nichts Außergewöhnliches, mal abgesehen davon, dass Fahrer Hassmann die Bestie Stephan in einer schnellen Linkskurve fast abräumt. Zum Glück gibt es ja Straßengräben. Die Bestie hat mal eben tierisch Hass, Mann. Im Anstieg des Hammergrunds gehen die Bestie und Eric nach hinten verloren. Zu dritt kommen wir bei der Modder oben an, die aber nur mich verbottelt. Zu dritt drücken wir auch die restlichen Kilometer Richtung Adelsberg. Hinter Mike biege ich in die neue Holterdiepolter-Abfahrt ein, muss aber Vorsicht walten lassen. Mike hat bergab noch etwas Luft nach oben. Unser Mitstreiter, auf einem Fully unterwegs und nicht wie MB und ich auf einem Haarteil bzw. Hardtail, setzt sich ganz vorne fahrend etwas ab, doch ich kann uns bergauf wieder herandrücken. Er fährt zwar nur Staffel, doch das Ganze ist enorm wichtig für mein Ego. Die Koppel runter haben wir nun etwas mehr Verkehr, doch alle machen fair Platz. Den letzten Col hinauf, und schon ist Runde zwei vorbei.

Mike und ich bilden zu Beginn der dritten Runde kurz ein Duo, bis uns von hinten zwei frische Staffelfahrer aufrollen. Die stören nicht weiter. Hohlweg, Steilkurve, neuer Streckenabschnitt, alles okay, doch ca. in der Mitte des Talweges werden wir von einem Streckenposten angehalten, und das, wo der Motor gerade läuft. Virtuelles Safety Car, nur ohne Fahren halt. Grund: böser Sturz ca. 50 m vor uns. Die Notfallsanitäter sind bereits am Bergen des weiblichen Opfers. Es hat sich schon eine längere Schlange gebildet, und hinter uns rollen natürlich weitere Fahrer auf, auch die bereits versägten. Cheise, aber Gesundheit geht vor. Bis die verunfallte, leider recht ramponierte Dame geborgen wird, vergehen für uns fünf Minuten, für die Leute weiter vorne sicher zehn. Ihr wünsche ich natürlich gute Besserung. Nach besagter Wartezeit wird die Strecke wieder freigegeben. Mir ist kalt, und meine Keulen sind erst mal im Eimer. Ich hasse es, beim Radeln Pausen zu machen. Trotzdem können sich Mike und ich im Anstieg hoch zur Modder wieder von unseren direkten Mitstreitern absetzen. De Modder überreicht mir die letzte Bottle für heute, und ab geht's hinunter ins Tal und wieder rauf. Entweder liegt es am doppelt so hohen Alter, an meinen knapp zwanzig Kilometern Führungsarbeit am Stück oder noch immer an dem deprimierenden Erlebnis, eine Frau gesehen zu haben, die vom Boden aus ohne Hilfsmittel die Balkonblumen im ersten Stock gießen kann. Denn Mike bringt Meter zwischen sich und mich. Ich fahre nicht langsamer, er wird nur bisschen schneller. Randrücken ist jetzt auch nicht mehr so ohne. Na gut, soll er doch, drauf gesch… Ins Ziel komme ich trotzdem sturz- und erneut pannenfrei. Und das ist außerordentlich positiv im letzten Rennen einer an sich verkorksten Saison.

Nach dem Ausrollen folgt zeitnah die Siegerehrung. Eigentlich werde ich ja immer Siebter, doch heute wird's ausnahmsweise mal Platz 8. Unter den Umständen war dieses Mal leider nicht mehr drin.

I declare the season closed. Die bereits vorgewärmte, mit viel Schokolade ausgestattete Höhle wartet schon wieder. Wahnsinn, wo die Zeit bleibt. Körper und vor allem Geist benötigen Erholung und die seit Anfang August immer noch lädierte, recht schmerzende Schulter womöglich eine intensivere chirurgische Betrachtung.

So. Feierabend. Ich habe fertig. Bis Baldrian!

Ergebnisse: hier.

De Modder beim Verbotteln
(c) by Vadder