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Dienstag, 24. Mai 2016

Perštejnské Giro in Perstejn am 21.05.16

Drei Wochen sind vergangen seit dem letzten Rennen. Das Training habe ich intensiviert, nachdem mir der Onkel Doktor grünes Licht gegeben hat, und versuchte in der knappen Zeit, die mir zur Verfügung steht, möglichst viel rauszuholen aus dem alten Körper. Auch mein neues Racefully habe ich pünktlich vorm Rennen fertigbekommen. Zeit, Körper und Maschine unter Rennbedingungen zu testen. Der Perštejnské Giro in der Nähe des Col de Keil bietet sich nicht nur wegen seines anspruchsvollen Profils an, sondern auch wegen des geringen Startgeldes. So sehen das auch viele deutsche Heizer und nehmen die rund 45 km unter ihre Stollen. Schon die Anreise mit dem Pkw macht Laune, denn hinten heraus jagt eine Kurve die nächste. Keine Autos weit und breit. So muss das sein. 
Vor Ort treffe ich meine beiden Teamkollegen "Pitt Brett" Götze und Bastian „HDW“ Wauschkuhn, daneben fast das gesamte Scott-hau-mich-blau-Team, alle vier Helden des Sport-Werk-Teams, den Waldmeister, Onkel Steffen Wolfram, Patte Oettel formerly known as Müller, Bret Janschneider usw.

Am Start hieve ich mich über die Absperrung mitten rein ins Feld. Kurz später geht’s scharf. Schon in der neutralisierten Phase kommen sich Güldi und Fahrer Marcel Hofmann näher. Wir fädeln unsere Lenker ein, ich verkeile mich etwas. Doch mit Ruhe und altersbedingter Gelassenheit lösen wir das Problem unspektakulär. Gleich drauf knallt’s heftig, und zwar direkt neben mir. Ein Tscheche fädelt ein, fährt quer, ein weiterer Tscheche fährt in den ersten Tschechen, beide gehen zu Boden. Zu guter Letzt knallt noch Paul Lichan (selbst kein Tscheche) in den Tschechenhaufen hinein und steigt über den Lenker ab. Ich touchiere das Knäuel, komme zum Glück haarscharf vorbei. Das Loch zur Spitze, die sich mittlerweile im Rennmodus und ersten Anstieg befindet, muss nun freilich wieder zugedrückt werden. Das klappt. Die Beine sind willig. 
Die erste Abfahrt selektiert das Feld erneut und schadet meinem Vortrieb. Ich muss in die Eisen, weil, ich kann’s nicht genau erkennen, David Seidel oder Straßenfahrer Lars Probleme haben. Kettenklemmer oder Platten oder Pfandflaschen gefunden. Der Schwung ist dahin, ich muss erneut drauflatschen, doch die Spitze ist weg. Verflixt. Mein Tempo pegelt sich alterskonform ein, ein Überziehen passiert mir damit erst mal nicht. Irgendwann befinde ich mich in einer Gruppe mit dem Straßenfahrer, Marcel Hofmann und ein paar einheimischen Begleitern. Bergauf lässt Lars solide die Kurbel drehen, bergab muss er die Ideallinie noch finden. Bei drei Metern Körpergröße und einem Radstand von ca. vier Metern ist das nicht so einfach. Das Krasse ist, dass er nicht mal der Größte seines Teams ist. Da gibt es noch einen, der misst vier Meter. Hammer. Bei Inversionswetterlage befindet sich sein Rumpf in der Kälte, sein Kopf aber schon im Warmen.

Irgendwann enteilt unser Lars etwas nach vorne. Kein Grund zur Panik, denn die nächste, nicht ungefährliche Abfahrt naht. Im Nu bin ich wieder dran, nur leider „steht“ der Lars da runter mehr, als mir lieb ist. Es wird gefährlich, weil ich weder überholen noch vernünftig bremsen kann, und hinter mir staut es sich. Lars kommt mit etwas Mühe ohne Sturz durch. Im Flachen sind wir dann zu viert. Der Waldmeister konnte in der Abfahrt aufschließen – und ein Tscheche im grünen Trikot des besten Sprinters. Ein weiterer Tscheche im schwarzen Trikot des besten Schornsteinfegers, der mit Plattfuß vorhin am Rand stand, überholt uns mit gutem Druck. Wir können nicht folgen. 
Lars drückt ab der Verbottelungsstelle Mitte des Rennens bergauf nun wieder fester in die Kurbel, der Waldmeister und ich haben keine Lust mitzugehen, denn wir wissen: Die nächste Abfahrt kommt alsbald, und viel schneller können wir gerade sowieso nicht. Der grüne Tscheche koppelt nach hinten ab. Bis zur nächsten Abfahrt sind es dann doch noch ein paar eher flachere Kilometer, wo ich Waldi vom Hinterrad verliere. Auf einmal ist er weg, der Sascha. Alleine kann ich einige Meter gut machen auf den Straßenfahrer, der seinerseits das Loch zu einem Biker namens Edgar Schurig zudrückt. Schlecht für mich, aber nun kommt sie wirklich, die Abfahrt. Federung auf Maximum, und im Nu bin ich wieder dran und diesmal vorbei am Drei-Meter-Mann, im Gegenanstieg verkürze ich mit Lars im Schlepptau den Abstand zu Edgar, bevor es erneut in einen anspruchsvolleren Downhill geht. Lars muss abkoppeln, aber Edgar fährt dort gut runter, sodass ich ihn nicht überholen kann. Der Respekt fährt noch mit, als es mich letztes Jahr am Ende dieser Abfahrt zerlegte und ich im KH zusammengeflickt werden musste. Heute komme ich zum Glück heile durch.

Die jetzt nur noch welligen Abschnitte versuche ich gut durchzudrücken. Trotzdem habe ich wie aus dem Nichts auf einmal an meinem Hinterrad zwei Tschechen kleben. Kann sein, dass ich mich verfahren habe, kann sein, dass die sich verfahren haben, kann sein, dass ich enorm langsam den Downhill runter bin. Bergauf bin ich eindeutig schneller, denn der Diesel hat gezündet, bergab rollen wir alle gut. Irgendwo im Forest versteuere ich mich noch mal etwas in einer Abfahrt in Ermangelung an Wegweiser und nehme für einen Kilometer etwas Absperrband am (schiefen) Lenker mit. Der zweite Tscheche ist so schnell, wie er gekommen war, schon wieder weg. Mit dem verbliebenen Tschechen namens Tomas Trunschka an meinem Hinterrad rolle ich über die letzten Wurzeln und Wiesen, muss noch einmal aufpassen, als sich die Strecke kreuzt und von links ein Biker bergab geschossen kommt, bevor es Richtung Ziel geht. Herr Trunschka sagt mir in gebrochenem Deutsch, dass er Defekt habe und nicht mehr mithalten könne, was mir einen Zielsprint erspart. Als 13. der Gesamtwertung reiße ich zwar keine Bäume aus, bin aber gesund durchgekommen ohne Pleiten, Pech und Pannen. Form und Fahrtechnik müssen freilich noch ... Alles andere liegt am Material. ;-)

Die Siegerehrung zieht sich ganz schön hin, die Zeit allerdings verkürzen wir uns mit dem üppigen, kostenlosen Finishermenü. HDW isst meinen Gulasch auf, weil ich keinen Hunger habe bzw. dringend abnehmen muss. Nach der Siegerehrung gibt’s noch eine lustige tschechisch-deutsche Tombola, in der doch tatsächlich einige Preise nach Chemnitz gehen. Waldi, Steffen und Gesamtsieger der 45 km, Baum Lutzgärtel, nehmen hier kleinere und größere Trophäen mit gen Heimat. Schweinerei, denn trotz dreier Lose bekomme ich nüscht, aber auch gar nüscht. Das muss besser werden.

Ergebnisse: hier.
Next Race: Markersbach.

Güldi vor Waldi


3 Kommentare:

Juja hat gesagt…

Was hab ich gelacht! Schick, dass es doch auch noch MTB-Blogs gibt, die bisschen mehr enthalten als "Guggste hier wie geil ich bin"... danke!

Guido hat gesagt…

Vielen Dank für die Blumen. :-)

stunni hat gesagt…

Guido mit Fully ???? Oha...
Aber schön, dass du dich doch für ein paar Berichte durchgerungen hast !