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Mittwoch, 17. Mai 2017

2. Miriquidi Bike Challenge am 14.05.17

Die Nacht ist außerordentlich kurz. Pubertierende Knaben machen vor meinem Fenster Remmidemmi, Katzendame Coco schläft wie immer unter mir im Bettkasten, schnarcht diesmal jedoch sehr laut. Selbst Ohropax vermag da nicht Abhilfe zu schaffen. Kater Cooper kommt routinemäßig gegen fünf Uhr schmusen. Ich liebe meine Katzen. Um 6.30 Uhr entweiche ich schlaftrunken der Koje, mache Müsli usw. In meinem Rücken verirrt sich Cooper natürlich aus Versehen auf den Tisch und schlabbert die Milch aus meinem Müsli. Wer denkt, ich schmeiße mein Müsli nun weg, der irrt. Ist nicht ein Kater, sondern ist mein Kater, und wir teilen uns sogar ab und zu das Bett. Na ja, nicht ganz. Ich ein Drittel, er zwei Drittel. Da kann man ruhig auch angeschlabbertes Müsli vertilgen.

Der Start im Gelobtland nahe Marienberg erfolgt bei schönstem Maiwetter. Trocken. Mild. Sonne. Die Anzahl der Starter auf der langen 90-km-Runde ist überschaubar. Mit dabei mein Teamkollege, der einzig wahre, unbreakable FK. Ziehsohn CS büffelt für die Schule und guckt nebenbei den Onkeln Lewis, Sebastian, Kimi, Max und Co. beim Drehen von Asphaltrunden in Barcelona zu. Nebenbei generiert er, um mir unter der Woche meine KOMs zu klauen, während ich neun bis zehn Stunden im Büro hocke. Na warte. Und unsere LH geht auf Krücken. Deswegen übernimmt heute ausnahmsweise ein mitgebrachtes Tischlein, auf dem wir unsere Flaschen an der Rundendurchfahrt platzieren, die Verbottelung. Matze Reinfried erbettelt sich noch ein paar Gels von uns, dann geht es auch schon in die Vollen.

Man schlägt ein greisenfreundliches Tempo an – bis zur Brücke mit Bahndamm, wo Matze auf seinem Fully förmlich an mir vorbeischwebt. Hinter dem vor mir Fahrenden sehe ich nicht genau, wo die Ideallinie auf der schmalen Brücke ist, angezeigt wird auch nichts, jedenfalls verfehle ich den Metallsteg, fahre rechts davon in irgendeine Eisenfurche mit Kanten, bleibe hängen und knalle ohne Bike gegen das Brückengeländer. Autsch. Das Bike fliegt irgendwo anders hin. Ohne Geländer wäre das definitiv ein harter Aufschlag drei Meter weiter unten geworden. Rad checken. Okay. Guido checken. Okay. Nur die Pedale streiken. Irgendwann schaffe ich es endlich, einzuklicken. Als gefühlt Letzter nehme ich die Verfolgung auf, kann aber keine vernünftige Leistung abrufen und in Runde eins nur einen Fahrer kassieren. Ich bin etwas neben mir heute. Beim Blick auf die rechte Lenkerseite fällt mir irgendwann im Wald auf, dass ich mein Schwert verloren habe beim Crash. Mein „Sahmurai Sword“, versteht sich. Ganz großer Mist. Nach vier holprigen Downhills, drei steileren, zwei sanfteren Anstiegen und einigen Waldautobahnpassagen ist Runde eins beizeiten gegessen.

Zu Beginn von Runde zwei verbottelt mich mein Tisch aufs Feinste. Der Diesel läuft zumindest gefühlt nun etwas besser, und ich schaffe es, ein paar Leute einzuholen, zwei davon kampflos wegen Defekten. Meine Hinterbremse allerdings macht mir ernsthaft Sorgen. Mitten im Downhill hinab ins Schwarzwassertal verweigert diese zusehends ihren dringend benötigten Dienst. Beim zweiten Downhill schifft es bereits ganz ordentlich. Es ist eher ein Geeier als ein kontrolliertes Fahren. Das Wetter spielt nun ein wenig verrückt. Es ist dunkel, es donnert und kübelt. Was vorher furztrocken war, kann jetzt durchaus ein Bach sein. Selbst die Rundendurchfahrt ist eine einzige Lehmgrube geworden.

Die Streckenverhältnisse sind zu Beginn der dritten Runde übel. Nur Schlamm und Pfützen. Dennoch hole ich jetzt einen Tschechen ein, der aber hartnäckig dranbleibt an meinem Stummelheck. Kurz drauf habe ich einen kleinen Hänger, laut Aufzeichnung zwischen Kilometer 65 bis 80. Man möge mir verzeihen. Mir fehlen so einige Stunden Schlaf in den letzten Wochen. Von hinten kommt der havarierte Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael auf den Tschechen und mich aufgefahren, freundet sich mit dem Tschechen an und nimmt ihn im Schlepptau mit. Ich fahre stur meinen Hobel weiter, um nicht völlig einzubrechen. Mittlerweile friere ich auch ein wenig, obwohl ich relativ dick bin. Im Downhill zur Holzbrücke verabschiedet sich meine Frontfederung. Die Gabel ist dauerblockiert. Ideal für Gelenke und vor allem meinen Rücken. Ich bin froh, als der Downhill passé ist. Von mir aus kann’s jetzt nur noch bergauf gehen. Wunschdenken. Leider schließt sich nun das olle Flachstück an bis zum nächsten Anstieg. Noch streikt der alte Körper. Zum Glück gibt es oben an der Verpflegung Affenkoteletts, wo ich erfolgreich zulange. Es dauert nicht allzu lange, da geht es wieder etwas besser vorwärts – bis dieser Downhill kommt ins Schwarzwassertal. Ich sprinte noch verwegen an einem Biker vorbei, um die Pace darunter zu bestimmen. Nur vergesse ich halt, dass meine Gabel bockhart und mein Hinteranker im Arsch ist. So geschlichen bergab bin ich lange nicht mehr. Ich sage dem hinter mir Fahrenden, er solle mich doch bitte überholen, weil ich nicht mehr vernünftig bremsen kann, er will aber nicht. „Nee, fahr nur!“ Der will sicher sehen, wie ich auf die Schnauze fliege. Dass ich da ohne Crash runterkomme, grenzt an ein kleines Wunder. Die Hände sind natürlich erst einmal taub, den Katzenstein hinauf erhole ich mich zum Glück wieder. Von hier werden nochmals ein längeres Flachstück und ein ruppiger Downhill mein Gemüt strapazieren. Den Downhill überlebe ich, weil der Schlamm ausreichend abbremst. Die letzten Kilometer bis zum Ziel vergehen schnell, nur die finalen fünfzig Meter gehen gar nicht. Schlamm, Schlamm, Schlamm. Alles klebt, kaum noch Rotation; Scotti sieht aus wie ein Fatbike. Ich glaube, zu Fuß ist man dort schneller, aber mein Stolz sagt mir: „Du kommst gefälligst fahrend ins Ziel!“ Gesagt, getan. Am Ende lande ich unter ferner liefen auf Platz 7.

Die Strecke wurde im Vergleich zum letzten Jahr entschärft. Mehr Autobahn, weniger Anstiege. Am Ende keine schlechte Entscheidung bei dem Wetter. David Seidel händigt mir zu meiner Überraschung mein „Sahmurai Sword“ nach Rennende aus. Sein Bruder war der ehrliche Finder. Vielen Dank dafür, sonst wäre er noch teurer geworden, der Spaß, der ohnehin schon 40 EUR gekostet hat. Die Duschen sind leider kalt, und man steht ewig an den beiden Wasserschläuchen an. Ich stelle mich nicht an und reinige das Bike von Hand. Selbst ist der Mann. Eine Finisher-Medaille habe ich auch nicht bekommen. Vermutlich hat man mich durch den ganzen Dreck gar nicht ins Ziel kommen sehen. Na ja … Matze siegt vor dem geschätzten, unkaputtbaren FK und David Seidel.

Nächstes Weekend ist rennfrei, es sei denn, ich entschließe mich, das Nachwuchsrennen des RSV Chemnitz im Rossauer Wald mitzufahren. Mal sehen. Etwas Regeneration kann nicht schaden, und in zwei, drei Wochen sollte es privat auch wieder etwas ruhiger werden.

Bis dahin!

Ergebnisse: hier

(c) by Konzeption-sg

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