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Donnerstag, 26. Juli 2018

15. Kamm-Bike-Cross in Johanngeorgenstadt am 22.07.18

Mein Nachbar feiert und grölt die Nacht durch bis früh 7.30 Uhr. In seinem ersten Leben muss das ein Brüllaffe gewesen sein. Bei Brüllaffen verhält es sich jedoch so, dass, je lauter sie brüllen, desto kleiner ihre Testikel sind. Das lassen wir so kommentarlos stehen. Der Schlaf fällt recht kurz aus. 8.40 Uhr komme ich weg. Das Navi sagt 68 km bis zum Ziel und 'ne knappe Stunde Fahrzeit. Am Ende werden es 1,5 Stunden und 90 km sein. Ich habe mich schon oft über die Verkehrsplaner des Erzgebirgskreises ausgelassen, aber wenn die Umleitung der Umleitung auch voll gesperrt ist, grenzt das für mich an Schildbürgertum und Beamtenstumpfsinn. Sorry. Was bleibt, sind Knallgaseinlagen, Feldwegquerungen und illegale Baustellendurchfahrten. Ein Hoch aufs adaptive Fahrwerk. Und ja, mich grüßten sogar die Motorradfahrer.
10 Uhr bin ich am Parkplatz, 10.30 Uhr startet das Rennen. Sandra, die junge Kaiserin, holt zum Glück meine Startunterlagen ab, sonst hätte ich es vermutlich nicht mehr pünktlich zum Start geschafft; die Verbottlung übernimmt eine Holzbank, weil ich aufgrund der Zeitnot keinen Kollegen mehr finden kann, der mich versorgt.

Runde eins geht bei mir wie leider immer sehr verhalten los, die Beine sind bissl müde. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass Teamkollegin Sandra am Parkplatz beim Umziehen blank zog, ich davon noch geschockt und nicht bei der Sache bin. Mitte der Runde besteht die Gruppe, in der ich herumrolle, aus fünf Helden mittleren und höheren Alters. Ich bin also hier gut aufgehoben. So ganz schnell sind wir leider nicht, sodass ich sehr oft von vorne fahre, um den Anschluss an die Vorderleute nicht gänzlich zu verlieren. Im ersten Rütteldownhill wird um die besten Plätze gesprintet zwischen mir und Bastian „Bestie“ Stephan, denn der Erste bestimmt das Tempo. Hier fahre ich mir einen doch recht dicken Ast ins Vorderrad ein, halbiere diesen und ruiniere mir den Rundlauf desselben. War ja zum Glück überhaupt nicht teuer. Im zweiten Abhang dagegen geht zu meiner Freude alles gut. Über die Behelfsbrücke führt die Strecke dieses Jahr einen kurzen Trail entlang, bevor wir wieder auf die alte Strecke stoßen und etwas später die Halde und noch später Schanze und den Badberg erklimmen. Oben angekommen, übernimmt endlich mal ein anderer die Führungsarbeit – der gute, alte Ronald „Roland“ Kunz. Ein Fahrer biegt ins Ziel der kurzen Runde ab, vier bleiben übrig.

Roland drückt das Loch zu einem gelben Fahrer namens Toni Ebersbach zu, womit wir wieder zu fünft wären. Dieses Mal sind es bis auf Toni wieder alles alte Männer, älter als ich ist aber keiner, bestenfalls gleich alt. Cheise. So ganz schnell fahren wir immer noch nicht, aber auf den Drückerpassagen ist es sinnlos für einen Sitzriesen wie mich, alleine zu versuchen wegzukommen. In der Wurzelabfahrt läuft jetzt alles glatt, dafür in der zweiten nicht. Meine Kette springt von der Umlenkrolle des Schaltwerks, welches ich mir dabei immer wieder Richtung Rahmen ziehe. Toni will mir dankenswerter Weise helfen, aber zum Glück legt sich die Kette am Gegenhang wieder auf die Rolle. Die Sram Eagle funktioniert schon im Neuzustand gar nicht mal so gut, jetzt geht sie noch bescheidener, weil das Schaltwerk scheinbar was abbekommen hat. Okay, Vorderrad schief, Schaltwerk krumm. Da geht noch was …
Irgendwie bin ich an der Halde oben auf einmal alleine. Der Rest hat abgekoppelt – oder auch Schaltprobleme oder schiefe Laufräder. Da die vier bzw. inzwischen nur noch drei Leute die Mittelstrecke fahren, bin ich in Runde drei auf mich alleine gestellt. Hinterher betrachtet hätte ich die zweite Runde doch schneller fahren können und müssen, ich Depp.

Die Bank verbottelt mich leider etwas zickig, nimmt mir aber nicht die Motivation, den Abstand nach vorne zu verringern. Ich komme näher ran an meinen Vordermann. Die langen Geraden spielen mir allerdings nicht in die Karten, sodass ich wieder auf den schwereren und Trail-lastigeren zweiten Teil der Strecke hoffe. Die Wurzelabfahrt drücke ich sauber durch, aber in der zweiten beschädige ich mir den Hinterreifen an einem Stein. Unten im Tal kurz nach der Brücke muss ich runter vom Bock. Die Luft hat fertig im Hinterrad. Aber ich finde den Riss nicht; der muss unter dem Felgenhorn sein, der Milch-Fontaine nach zu urteilen. Gülle. Ich zünde Kartusche eins, ruiniere mir aber den Ventilkopf, sodass die Luft nun aus dem Reifen und dem Ventil entweicht. Grandios. Irgendwann jedoch hört das Zischen auf, weil die Milch das Ventil und den verborgenen Schlitz einigermaßen abdichtet. Weiter geht's mit sehr wenig Luft. Halde rauf, Halde runter, Sprungschanze rauf, zum Bad runter. Wieder Plattfuß. Runter vom Bock. Kartusche zwei zünden. Ach ja, das Ventil ist im Arsch. Es wird etwas fummelig, doch die Luft geht rein in den Reifen – und hält die zwei Kilometer bis ins Ziel. Der Vorsprung auf meine Verfolger ist dadurch ordentlich geschmolzen, aber zum Glück überholt mich keiner mehr. Am Ende reicht es noch zu Platz sieben. Drin gewesen wäre da sicher etwas mehr. Konjunktiv wie immer. In Sachen Defekten steht die neue Reuse der alten in überhaupt nichts nach, aber das neue Bike hat mehr Nehmerqualitäten, wie mir scheint. Das lässt hoffen.

Am Ende holen sich alle TBR'ler entweder den Gesamtsieg (Laura, Immanuel) oder den Sieg in der Altersklasse, so auch die junge Kaiserin. Obwohl, so jung scheint sie dann doch nicht mehr zu sein, wenn sie bei den Seniorinnen 2 aufgerufen wird.

Wenn ich das Rad wieder flott bekomme und der Rücken nicht schlimmer wird, geht es nächste Woche wieder ins Gelände. Bis dahin gut Holz.

Ergebnisse: hier.

Myself
(c) by Diana Fink

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