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Montag, 27. September 2010

Neuseen-MTB-Cup am 26.09.2010

Der Wetterbericht sagte ja nichts Gutes voraus, gar eine Unwetterwarnung gab’s für Sachsen, aber dennoch fuhr ich des Morgens Richtung Leipzig, um mit den anderen Helden der Piste um die Wette zu fahren. Die ganze Nacht hatte es geregnet, den Tag davor und natürlich am Sonntag. Arschkalt war’s auch. Schon auf der Hinfahrt glänzte ich mit miserabler Durchschnittsgeschwindigkeit wegen der vielen Umleitungen – ein Vorgeschmack aufs Rennen.
Sogleich traf ich den Fahrer des schwarzen Polos von letzter Woche aus Eierstock, auch André Meyer genannt. Er wollte mich überreden, das Rennen zu boykottieren, da sich sehr viele Schlammlöcher auf der Strecke befinden sollten. Ich dachte, er verscheißert mich, doch er meinte es ernst und sollte sogar noch untertreiben … Bereits in der 1. Runde gab es reichlich Schlamm, in der 2. Runde kam dann noch Schlamm dazu und in der dritten Runde gar Schlamm. Mehr Runden brachten ich bzw. mein Rad nicht zustande. Man wurde das Gefühl nicht los, dass die Strecke nicht um den See herum, sondern mitten hindurch ging. Aber der Reihe nach.
Am Start der 92 km standen ca. 20 Bekloppte bereits knöcheltief in der Gülle, der Rest war bei der Elite-DM oder daheim am Kamin bei der Liebsten. Schon nach 50 m waren meine Füße komplett nass. Anschließend rollten wir kurz über Asphalt, bevor der Spaß losging. Wer gedacht hätte, es sei doch nur lockerer Schotter und Asphalt wie im letzten Jahr und sich z. B. einen Conti Race King montierte, der zog den Zonk. Es reihte sich in dem schweren, zähen Schotter zunächst eine tiefe Pfütze an die nächste, bevor es in die Pampa bzw. Pampe ging. Bereits in der ersten Schlammpassage konnte ich mich absetzen, ohne ansatzweise am Gas zu drehen. Merkwürdig. Nur Ronald „Roland“ Kunz fuhr nach der Passage wieder ran und sagte mir, dass wir bereits ein Loch gerissen hätten. Ich erklärte ihn zunächst für unzurechnungsfähig, doch dann drehte ich mich um und siehe da, er hatte Recht. Also fuhren wir zu zweit weiter und setzten uns Meter für Meter ab. Nach einer halben Runde gab’s dann Merkwürdigkeiten am rechten Pedal, als hätte sich mein Überschuh verheddert; meinen Fuß zog es immer mal wieder beinahe um die Achse herum und ich hatte das Gefühl, gegen den Wind zu fahren. Ich kam nicht mehr so recht vorwärts, was ich aber erst mal nicht weiter beachtete.
Nach einer Runde hatten wir ca. 90 s auf die Verfolger herausgefahren. Anfang der 2. Runde war dann allerdings der Spaß vorbei und das rechte Pedal völlig fest; meinen Fuß zog es immer mit um die Achse, so dass ich des Öfteren ausklicken musste, damit ich mir denselben nicht zerbrösele. Auch die Bremse existierte nicht mehr. Ich griff ins Leere, was bei dem Morast aber nicht so schlimm war, da man sofort stand, wenn man die Beine hochnahm. Und weil’s so schön war, machte nach 1,5 Runden auch das linke Pedal Feierabend; es drehte sich nichts mehr, und die Reibung war gigantisch. Dennoch versuchte ich krampfhaft, Rolands Hinterrad zu halten. So fuhren wir beide an einem Zeitgenossen vorbei, der auf der Piste lag und sich sein Bein gebrochen hatte, worauf kurz danach unser Roland bis zum Piephahn schön in einem optimistisch angesteuerten Schlammloch verschwand und vom Rad abging. Mit Mühe und Not brachte ich die 2. Runde zu Ende, in der am Ende auch meine Federgabel ihren Dienst quittierte. Diagnose: Schlammfraß.
Kurz nach Beginn der 3. Runde musste ich schweren Herzens Roland ziehen lassen; ich hatte keine Kraft mehr, die Pedale mit dem Fuß zu drehen. Außerdem blockierte inzwischen hin und wieder meine Lenkung. Diagnose: Schlammfraß. Die Ahead-Set-Kappe ist mir auch noch zerbrochen, meine Vorderradnabe drehte völlig frei und die Kurbel nur widerwillig. Ich musste sogar absteigen. Schande über mich. Ich habe dann an der Verpflegungsstelle nach ein paar neuen Pedalen gefragt, doch leider waren gerade keine verfügbar. Dort wurde ich dann auch von unseren Verfolgern überholt, auf die wir mittlerweile einen recht beachtlichen Vorsprung herausgefahren hatten. Nach der 3. Runde war das Rennen leider für mich gelaufen. Mein zweites DNF nach Burgstädt. Ein Sch…jahr eben. Völlig durchgefroren, versuchte ich anschließend, mit dem Reserveschlüssel (ohne Fernbedienung) mein Kfz zu öffnen. Das klappte erst nach einer Weile. Ich zitterte wie eine rasierte Perserkatze im ostsibirischen Gulag und erntete schon fragende Blicke. Hinzu kam noch, dass ich unter dem Schlamm kaum zu erkennen und bestens getarnt war. Schnell sprintete ich zur abwechselnd mal heißen, mal kalten Dusche, um mich schnellstens wieder aufzuheizen, was halbwegs klappte. Dennoch würde es mich nicht wundern, hier etwas Schnupfentechnisches davongetragen zu haben. Ich versuchte dann vergebens, meine beiden BELANTIS-Tageskarten billig unters Volk zu bringen, denn bei dem Sauwetter wollte keiner Karussell oder Achterbahn fahren. Ach ja, unseren Onkel Hans grüßte ich auch noch schön. Er ging gerade begleitet von Flüchen die letzte Runde an. Seine Augenringe aufgrund des Schlamms waren grandios; er sah aus wie Dieter „Maschine“ Birr von den Puhdys. Zu guter Letzt habe ich dann noch schön 3 EUR Parkgebühr gelöhnt und bin ohne klemmendes (Gas)-Pedal Richtung Chemnitz gedüst. Inzwischen waren auch Roland, der Polofahrer und Danny Dittmann in dieser Reihenfolge im Ziel der 92 km angekommen. Meinen Glückwunsch!
Daheim hatte ich nun das Vergnügen, die völlig verdreckte Wäsche zu waschen. Mit einer Überdosis von 125 ml flüssigem Feinwaschmittel Coral Optimal Color, einem speziellen auf meiner Siemens S14-75 wählbaren Anti-Schlamm-Programm mit Textilien-schonender Trommel, mit nachprogrammiertem Vorspülen und ebenfalls nachprogrammiertem Extraspülgang und natürlich auch gewählter ECO-Funktion, schaffte es Tante Siemens bei 40°C und 1200 Touren in 3:18 Stunden tatsächlich, so gut wie alle Schlammspuren zu entfernen. Gigantisch. Das Teil ist jeden seiner Euros wert, und ich bin - bis aufs Kochen - der geborene Hausmann.
Das Fazit kann ich mir eigentlich sparen, denn die Kosten, die auf mich zukommen, um das Rad wieder flott zu bekommen, dürften bei einigen hundert Euros liegen. Und wieder fehlen mir hier die 100 EUR, die mein Feind Markus Werner mir last week weggeschnappt hat. Da wäre die (trockene) DM trotz Alleinfahrt deutlich billiger gewesen. Aber danach ist man bekanntermaßen immer schlauer. Jedenfalls bin ich noch nie so ein Schlammrennen gefahren, selbst Geyer und Seiffen kommen nicht ansatzweise ran.
Dann will ich nur hoffen, dass das 127-Kilo-Schwein, welches sich am Vortag mein Carbon-Vorderrad für ein Straßenrennen auslieh, weil es das eigene zerstört hatte, wieder heil zurückbringt, und dass mein Rad bis zum ABM wieder fahrtüchtig ist. Haut rein, ihr Jungs vom BIKER & BOARDER, ihr schafft das!
Besten Dank mal wieder an die ausharrende Heike Renner für die perfekte Verbottelung. Die ersten Bilder gibt’s hier, weitere von Schlangenfrau Kristin von den Fastlern hier. Danke! Dann bis zum ABM!


4 Kommentare:

Onkel Hans hat gesagt…

Also der Race King lief echt gut. Rein von den Umdrehungen her hab ich die 60km vom ABM schon mit durch. Ach und geflucht hab ich nur weil hier keine Langdistanz über 8 Runden im Angebot war.

Es grüßt Alt wie ein Baum Dieter M. Birr

Markus hat gesagt…

So ein Rennen mußt du eigentlich auf die Rote Liste setzten und nicht wieder antreten! Das hat schon Grundsätzlich nichts mit Mountainbiken zu tun.

Guido hat gesagt…

Tja, lieber Feind, wie gesagt, das nächste Mal bin ich schlauer. Ich hatte keine Ahnung, was uns da erwartet. Mein armes Rad ...

Philipp hat gesagt…

Heftig, heftig !!!
So was muss man mal mitgemacht haben, es es nachvollziehen zu können.
Hut ab und weiter gute Fahrt.
Man sieht sich in Adelsberg zu hoffentlich besserem Wetter ;)