Unser ausgeklügeltes Wechselsystem, was wir in der Vorwoche bei Teamchef Mario H. zu Hause beim Grillen auskasperten, als auch die Verantwortlichkeiten bei der Organisation des 24-Stunden-Rennens, fanden am Wochenende schon wieder Anwendung beim alljährlichen Rundenfressen am Lake Overravenstone: dem Heavy24.
Die Einsatzzeiten-Balkendiagramme unserer Fahrer sahen gefährlich nach Mathematik aus, doch eigentlich waren sie harmlos und stellten nur grafisch dar, wer zu welcher Zeit die Runden um den Stausee drehen sollte. Wichtig war nur, dass mindestens vier Fahrer gleichzeitig vor Ort waren. Meine „Schicht“ begann um Mitternacht zur Geisterstunde und sollte mittags nach zwölf Stunden beendet sein. Ich fuhr aufgrund meiner guten Nachtzeiten der letzten Jahre im Dunkeln. Das macht mir nix aus, denn ich habe den „Röntgenblick“. Des Weiteren hatten wir zwei Gastfahrer verpflichtet, die ich selbst noch gar nicht kannte bzw. beim Grillen kennenlernte. Es handelte sich um Jan Leuschner und Uwe Bleimeier, zwei Athleten wie aus dem Bilderbuch, Marathon-Läufer, MTB-Rennen usw. Beide waren für den Samstag von 12 bis 24 Uhr eingeteilt, dazu kamen Eichi und Sascha N., Siegbert und Rico W. sowie Mario H. und der Dönerverkäufer himself.
Nach meiner Ankunft um 22 Uhr verstaute ich mein Hab und Gut in aller Ruhe im Zelt und in Ricos fast funkelnagelneuem Fiat Ducato 2.5 D. Beim Verstauen meiner Laufräder im Transporter meinte Marco, unser Mechaniker, zu mir, ich solle auf den Hund aufpassen, der dort liegt. Welcher Hund? Und tatsächlich schauten mich von unten zwei kleine Kulleraugen betend an, ihn doch bitte zu verschonen und hier schlafen zu lassen. Ohne die Warnung wäre ich voll auf ihn draufgetreten. Es war übrigens Eddi, ein kleiner Mops und der Hund von Marco. Eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Marco und seinem Hund ließ sich nicht verleugnen, und auch die Gefräßigkeit schien der eine vom anderen übertragen bekommen zu haben. Mehr dazu später.
Mario, unser Teamkapitän, der außerordentlich pünktlich eine gute halbe Stunde vor seiner Schicht erschien, fing gleich an, Kuchen zu essen; der ausgeklügelte Ernährungsplan interessierte ihn nicht die Bohne. Er fing halt gleich mit Zucker an. Gut, dass Rico W. wieder für die Deponierung unserer Notdurft verantwortlich zeichnete und uns ein eigenes Dixiklo besorgt hatte. So hätte Mario im Falle eines Falles schon vor dem Rennen mal eben würschteln können. Super Sache, so ein Klo, und vor allem sauber und selten besetzt.
Was in den ersten zwölf Stunden geschah, kann ich aufgrund meines Nichtvorhandenseins nur erahnen. Nur soviel, wir hatten scheinbar ein, zwei kleinere Stürze und schoben uns nachmittags von Platz 4 auf 3 vor. Und irgendjemand wurde vom Team Stein-Bikes umrundet. Wenn ich den erwische, dann … Abgesehen von ein paar Schauern war das Wetter soweit okay. Mehr dazu im Bericht von Sascha N.
Nach dem Warmfahren auf der Rolle fing ich kurz vor Mitternacht mit einer mittleren 17er Runde im stockdusteren Wald an. Im Laufe der Nacht konnte ich etwas schneller werden, zu schnell für manche Nichteinheimische. Ich quetschte mich nämlich kurz vor der schnellen Linkskurve nach der Bergabpassage und dem Wurzelstück Richtung Bergaufschlammstück, das zäh wie Kaugummi war, an einem Bayern vorbei. In seinem Akzent gab er mir zu verstehen, dass ich total bescheuert und ein blödes Arschloch sei. Ich antwortete ihm höflich in meinem Akzent, er solle seine dumme Schnauze halten. Ein freundliches Miteinander im Rabensteiner Forest des Nachts um 2 Uhr.
Gegen 3 Uhr konnten wir dann bis auf 30 s an unsere direkten Konkurrenten vom Team Bikestore-Commerzbank heranfahren. Unserem würdigen Teamchef Mario oblag es dann, nach meinem Wechsel auf ihn in der Folgerunde das bis dato zweitplatzierte Team zu überholen, uns auf Rang 2 zu katapultieren und noch 30 s Vorsprung herauszufahren. Darauf war unser Dickerchen sehr stolz. Zu Recht. Er machte seinen Job gar nicht mal schlecht.
Ich selbst hatte soliden Druck auf der Kurbel, doch schien zu so früher Stunde jemand auf den langen Geraden noch mehr Power zu haben, als doch tatsächlich in einer gewissen Entfernung hinter mir ein Frontlicht immer näher kam. Der Typ war saustark. Ich gab noch mehr Gas und der Puls ging auf 185 auf der Geraden, der Mensch kam aber trotzdem näher. „Das kann doch nicht sein, was hat denn der gegessen?“, fragte ich mich immer wieder. Ich war noch recht frisch und stand gut im Futter, doch der schien ordentlich drauf zu haben. Ich gaste mit dickem Gang wie ein Wahni an anderen Bikern vorbei, doch ich wurde den Außerirdischen einfach nicht los. Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Es handelte sich letztlich um das Streckenmotorrad, weil ich auf einmal Motorgeräusche hinter mir hörte. Toll, schön in die Fresse gehauen nachts um halb Vier, aber eine topp Rundenzeit im Dunkeln in den Schotter gemeißelt. Danke, liebes Motorrad!
Meine drei Teamkollegen und ich konnten in den folgenden drei Stunden konstante Rundenzeiten ohne Pleiten, Pech und Pannen in den Wald zaubern. Unser Vorsprung wuchs auf ca. 3 min an.
Um 6 Uhr begann für die kommenden drei Stunden die 2. Schicht für Eichi und Sascha N., die einigermaßen erholt auch wieder 17er Zeiten fahren konnten. Für Rico W. und Siegbert standen nun drei Stunden Pause auf dem Plan bis um 9 Uhr. Chef Mario und ich durften ja durchfahren bis zum Ende.
In der Zwischenzeit wurde Mops Eddi aktiv und auch sehr hungrig. Während Herrchen Marco im Campingstuhl schlummerte, klaute uns der Mops doch tatsächlich eine große Colaflasche und versuchte sie, am Verschluss aufzubeißen, was misslang. Dennoch hinterließ er deutliche Spuren. Übrigens trank JD, also Jens Dessau, unser Einzelfahrer, nach Rennschluss genau aus dieser angeknabberten Colaflasche. Ich warnte ihn vorher, doch ihm war alles völlig egal, auch der Speichel eines verfressenen Mops’. Anschließend versuchte Eddi, den gedeckten Tisch zu erklimmen, weil er meinen Reis mit Hühnchen roch (diesmal übrigens nicht verschüttet). Er schaute mich bettelnd an, doch ich gab ihm nichts. Alles dem Onkel Guido seins. Er stieg herab vom Tisch und fing an, Siegberts Radschuhe zu essen. Die schienen ein wenig nach Wurst zu riechen. Doch die aufmerksame Isa merkte dies alsbald und entriss sie ihm kurz vorm Verdauungsprozess. Mensch, Marco, was hast du bloß mit deinem Hund angestellt? Dermaßen verfressen, der Kleine, und den Unterschied zwischen Sidi und Chappi scheint er auch nicht zu kennen.
Gegen 8 Uhr stießen wieder der ausgeschlafene Jan L. und etwas später Uwe B. zu uns. Wir waren das erste Mal komplett in Bataillonsstärke angetreten, mussten aber mit Entsetzen feststellen, dass das Team Bikestore-Commerzbank pro Runde 30 s aufholte und nur noch 3 min hinter uns lag - ein Hühnerfurz bei bis dato 21 Stunden Renndauer. Wir mussten schnellstens handeln. Während ich meine Runde drehte, delegierte Siegbert unseren Käpt’n Mario und alle Fahrer, die zu diesem Zeitpunkt aus Alters- und Gewichtsgründen keine 17er Zeiten mehr fahren konnten, ab. Da hatte ich ja noch mal Schwein, dass ich gerade recht zügig unterwegs war und die 16er Rundenzeit sehr knapp verfehlte. Dennoch musste ich mir Schelte anhören, nicht unter 17 min gefahren zu sein. Sorry, Jungs. Die aus dem Kader gestrichenen Fahrer wurden übrigens nicht in den Gulag geschickt, wirklich nicht. Ex-Teamchef Mario war über diese drastische Maßnahme nicht unglücklich und konnte ab sofort stressfrei und nach Belieben Nahrung zu sich nehmen und uns mit Scherzen und Stories aus besseren Zeiten bei Laune halten.
Um 9 Uhr gingen wieder Uwe B., Jan L. und unser Siegbert erholt auf die Strecke und glänzten mit niedrigen und mittleren 17er Rundenzeiten. Weitere im Einsatz befindliche Fahrer zu diesem Zeitpunkt waren noch Graf Unheilig (Eichi), Rico W. und der Burni. Alle kamen wir ohne Pannen durch und konnten unseren Abstand zum Team Bikestore-Commerzbank auf durchschnittlich 5 min ausbauen und einigermaßen konstant halten. Eine Panne hätten wir uns aber nicht leisten können.
In den letzten beiden Stunden gab es ein paar stärkere Regenschauer, und ich durfte ausgerechnet während dieser Zeit fahren. Aber es ging trotz Rutschgefahr sehr gut. Eine Schrecksekunde gab es noch, als ich mich am Stausee kurz nach der Wurzelpassage an Lutz Hofmann (LuHo) vom Vierer des Teams Stein-Bike vorbeiquetschte. Ich kündigte an, links zu kommen, doch er konnte mich leider nicht verstehen. Vermutlich hielt er Ausschau nach FKK-Besuchern direkt links vom Zaun. Ich sah übrigens keine. Knapp war’s jedenfalls, aber es ging gut, und wir diskutierten das im Ziel freundschaftlich aus. Wäre er aus Bayern gewesen, wären sicherlich die Fäuste geflogen … Meistens ging es aber auf der Strecke außerordentlich kameradschaftlich zu.
Inzwischen war unser Zelt von Blondinen überfüllt. Es waren die Spielerfrauen, sorry, Bikerfreundinnen fast jedes Fahrers angetreten; ich kam kaum noch zu meiner Nahrungskiste durch. Glücklicherweise hatte Eddi, der hungrige Mops, diesen noch nicht entdeckt. Da es immer enger wurde, war ich ganz froh, nochmals raus in die raue Wildnis zu müssen, um die letzte Runde in den Schotter zu pressen. Natürlich regnete es vorher wieder. Um nicht Herzkammerflimmern oder Panikattacken zu bekommen, wenn mein Reifen kaputt geht oder mein Pedal in der letzten Runde abfällt, gab ich noch mal Gas, um ggf. Zeit für eine Reifenreparatur, einen kurzen Fußmarsch ins Ziel oder einen Quickie von max. 6 min zu haben. Es lief alles glatt bis auf die Zieleinfahrt. Ich klatschte meine Teamkollegen ab, doch achtete nicht auf den Stau, der sich vor mir gebildet hatte. Um ein Haar hätte ich die erste Panne in den 24 Stunden gehabt … Nun ja, am Ende Platz 2 für uns und Platz 6(!) für JD bei den Einzelstartern. Wahnsinn, der Typ. Je oller, umso doller. Über 450 km am Stück auf dem MTB sind der Oberhammer. Und am nächsten Tag wieder 10 Stunden im Laden stehen. Wir Weicheier vom Achter können uns da eine Scheibe abschneiden - oder etwas Sitzfleisch. Toll gemacht, JD!
Die Siegerehrung ging schnell über die Bühne, auch wenn die Preise für ein um die Ohren gehauenes Wochenende bestenfalls symbolischen Charakter hatten. Dass man als Teilnehmer dann auch noch 5 EUR Parkgebühr löhnen muss, macht das Ganze nicht attraktiver, im Gegenteil. Vielleicht gibt es nächstes Jahr dort ein paar Fortschritte …
Sicherlich spreche ich im Namen des gesamten Teams unseren drei Dauerversorgern Tilo, Isa und Marco ein ganz großes Dankeschön aus. Die drei sind rotiert ohne Ende und hatten immer ein Lächeln im Gesicht und Marco eine Brille. Genial und besten Dank!!!
Dieses Jahr machte es mir deutlich mehr Spaß als 2010. Das lag nicht nur an meinen nicht vorhandenen Blessuren vom nicht gefahrenen Kriterium in Burgstädt, bei dem ich nicht gestürzt bin und mir nicht auf den Schädel gehauen wurde, sondern auch an den Jungs vom Team, unserer Taktik und an Eddi, dem hungrigen Mops.
Ach ja, ein paar Bilder, geschossen von Isa, gibt's hier. Ein von Siegbert gedrehtes Video hier, die Ergebnisse hier und die Rundenzeiten hier.
Vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr wieder. Bis dahin, Spocht frei!
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Dienstag, 21. Juni 2011
Mittwoch, 1. Juni 2011
Erzgebirgsradrennen Markersbach am 29.05.2011
Das 13. Erzgebirgsradrennen in Markersbach sollte mal wieder unter keinem so guten Stern stehen für den Dönerverkäufer. Ich war zwar diesmal schön pünktlich und die Sonne lachte mir ins Gesicht, doch ich hatte schon so eine Vorahnung …
Wir fuhren nun zu fünft ca. 100 bis 200 m hinter der Spitze: Wauschi, Mütze, Lokomotive, Burni und ein weiterer Tscheche. Lokomotive machte ordentlich Druck, doch vermochten wir nicht, vorne ranzufahren. Schöne Cheise. Die anstehende Bergwertung am Col de Fichtel holte sich Patte vorm Waldmeister; wir kamen 30 s später an.
In der folgenden Abfahrt die Himmelsleiter hinab ließ ich es schön rollen, um unten gleich weiter Dampf zu machen, denn so weit weg waren die da vorne noch nicht, doch mit der Übersetzung von 42 zu 11 war ich mal wieder am Limiter. Mütze beschwerte sich bei mir, dass er auf dem Col de Fichtel keine Bleiweste anziehen konnte, denn wir verloren ihn ein wenig in der Abfahrt; er ist gar nicht mal so schwer und hat bergab richtig zu kämpfen. Wieder spannte sich Lokomotive vor den Trupp und bolzte dicke Gänge. Wir fuhren relativ zügig die nächsten Asphaltanstiege und Schotterabfahrten zusammen hoch und runter, mussten aber unseren Rücken im Auge behalten, da einige 100 m hinter uns noch der Robodoc und zwei andere Bolzer lagen. Nachdem wir den vorletzten Anstieg erklommen hatten, wippte mein Hinterrad merkwürdig nach oben und unten. Mmh, kein Zischen, kein Milchverlust, nix. Wenig später in der Rechtskurve nach der Abfahrt fuhr ich auch schon auf der Felge und musste wenig später vom Plastebock, ohne wie gesagt irgendein Milchleck zu erkennen. Ich drehte das Hinterrad ein paar mal rum und befüllte es mit der CO2-Kartusche. Jetzt hielt komischerweise die Luft. Nun weiß ich auch, woher der Begriff „Schwarzes Loch“ stammt. In dieser Phase knallte leider Robodoc mit seinen beiden Freunden an mir vorbei.
Zum Ziel waren es noch knapp drei Kilometer. So ein Mist aber auch. In dieser kurzen Zeit konnte ich nicht mehr viel ausrichten, auch wenn einer von den dreien wieder in meine Sichtweite rückte. So konnte ich relativ entspannt den Zielanstieg nehmen, aber leider nur 12. werden anstatt vielleicht 5. oder 6., wenn ich mit den Beinen von heute und dem leichten Rad im Bergsprint hätte mitmischen können. Nach drei Platten in zwei Rennen sollte nun aber mal gut sein, Mensch.
Patte gewann übrigens vor dem Waldmeister und dem Flaschenklau …
Essen, Heimfahrt, Tschüss!
PS: Die Bilder stammen von Rico L. und Siegberts Freundin Isabell. Danke!
Das Fahrerfeld war topp besetzt. Strategen wie der Waldmeister, der Flaschenklau, Patrick „Patte“ Müller, Wauschi, Rumen Voigt, Dr. O, Torsten „Mütze“ Mützlitz und nicht zuletzt Tomas Trunschka standen da eng aneinander gereiht. Nur zwei Leute standen noch vor uns: eine blau-gelbe Frau mit selbstdunkelnder Fernsichtbrille und ein gelb-blauer Mann mit langen Haaren und einer Kamera auf dem Nischel. Beim neutralisierten Start zog dieser nicht nur das Fahrerfeld hinter sich her, sondern auch eine fürchterlich nach Körperschweiß riechende Fahne. Einfach nur pfui. Gott sei Dank bog er nach 500 m rechts ab und gab somit den Start frei.
Schon am 1. Berg machte Teamkollege Siegbert ernst, zog weg und keiner hinterher. Am 2. Anstieg wurde das Tempo dann erhöht, und ich setzte mich an der 3. Stelle hinter Siegbert fest. Alle Favoriten waren vorne eingereiht, als wir am Oberbecken ankamen. In die 1. Abfahrt hinein blieb ich hinter Patte und Sascha, dessen Hinterrad ordentlich Steine hochwirbelte, die wie Meteoriten in meine Stirn einschlugen. Trotzdem ließen wir es vorsichtig angehen - zu vorsichtig für Tomas Trunschka, der von hinten vorbeigeschossen kam. Waldmeister Sascha ging sein Tempo mit, ich auch. Unten verbremste sich Sascha ein wenig, so dass ich innen direkt an Trunschkas Hinterrad fahren konnte und so eine gute Ausgangsposition für den langen Anstieg fand. Wenig später hatten sich die Favoriten in einer größeren Gruppe zusammengefunden. Am Fuße des Anstiegs ging ich nach vorne und fuhr mein Tempo hoch, bis Danny „Lokomotive“ Dittmann übernahm. Wir knallten zu neunt ganz ordentlich da hoch, und ein Blick auf meine Pulsuhr ließ mich ganz schnell wieder wegschauen. An dem Anstieg koppelten wir wohl auch Rumen Voigt ab, der nicht mehr zu sehen war. Vorbei an der Verpflegungsstation fuhren wir immer noch sehr zügig die Asphaltrampen hoch, um geschlossen am Altpöhlaer Flügel anzukommen. Patte machte vorne ordentlich Druck, ich direkt dahinter übernahm wenig später. Torsten „Mütze“ Mützlitz meinte beiläufig, Patte sei wohl in den Zaubertrank gefallen. Recht hatte er. Gut trainiert, der Patrick, und ganz schön Druck auf der Kette.
Oben ging es dann zu wie beim Kriterium: Windschatten, Attacke, Windschatten, Attacke, aber meistens volle Kanne. Besonders tat sich hier Patte hervor, der immer wieder forcierte. An der kleinen Rampe mitten im Altpöhlaer Flügel machte er dann direkt vor Wauschi liegend Ernst und gab Gas; nur der Waldmeister ging wenig später mit. Dann rappelte sich auch noch Thomas Trunschka zusammen, den wir am langen Anstieg schon beinahe abgehängt hatten, stach den beiden wie bekloppt hinterher und erreichte sie auch. Respekt. Vorne drei, hinten sechs, einer zuviel, dachte sich der Flaschenklau und attackierte aus unserer Gruppe heraus. Ich grübelte danach ein paar Minuten lang, wieso ich hier eigentlich nicht mitgegangen bin, aber vermutlich wäre ich blau angelaufen. Jedenfalls nahm man vorne aus taktischen Gründen ein wenig Tempo raus, so dass der Flaschenklau rankommen konnte.Wir fuhren nun zu fünft ca. 100 bis 200 m hinter der Spitze: Wauschi, Mütze, Lokomotive, Burni und ein weiterer Tscheche. Lokomotive machte ordentlich Druck, doch vermochten wir nicht, vorne ranzufahren. Schöne Cheise. Die anstehende Bergwertung am Col de Fichtel holte sich Patte vorm Waldmeister; wir kamen 30 s später an.
In der folgenden Abfahrt die Himmelsleiter hinab ließ ich es schön rollen, um unten gleich weiter Dampf zu machen, denn so weit weg waren die da vorne noch nicht, doch mit der Übersetzung von 42 zu 11 war ich mal wieder am Limiter. Mütze beschwerte sich bei mir, dass er auf dem Col de Fichtel keine Bleiweste anziehen konnte, denn wir verloren ihn ein wenig in der Abfahrt; er ist gar nicht mal so schwer und hat bergab richtig zu kämpfen. Wieder spannte sich Lokomotive vor den Trupp und bolzte dicke Gänge. Wir fuhren relativ zügig die nächsten Asphaltanstiege und Schotterabfahrten zusammen hoch und runter, mussten aber unseren Rücken im Auge behalten, da einige 100 m hinter uns noch der Robodoc und zwei andere Bolzer lagen. Nachdem wir den vorletzten Anstieg erklommen hatten, wippte mein Hinterrad merkwürdig nach oben und unten. Mmh, kein Zischen, kein Milchverlust, nix. Wenig später in der Rechtskurve nach der Abfahrt fuhr ich auch schon auf der Felge und musste wenig später vom Plastebock, ohne wie gesagt irgendein Milchleck zu erkennen. Ich drehte das Hinterrad ein paar mal rum und befüllte es mit der CO2-Kartusche. Jetzt hielt komischerweise die Luft. Nun weiß ich auch, woher der Begriff „Schwarzes Loch“ stammt. In dieser Phase knallte leider Robodoc mit seinen beiden Freunden an mir vorbei.
Zum Ziel waren es noch knapp drei Kilometer. So ein Mist aber auch. In dieser kurzen Zeit konnte ich nicht mehr viel ausrichten, auch wenn einer von den dreien wieder in meine Sichtweite rückte. So konnte ich relativ entspannt den Zielanstieg nehmen, aber leider nur 12. werden anstatt vielleicht 5. oder 6., wenn ich mit den Beinen von heute und dem leichten Rad im Bergsprint hätte mitmischen können. Nach drei Platten in zwei Rennen sollte nun aber mal gut sein, Mensch.
Patte gewann übrigens vor dem Waldmeister und dem Flaschenklau …
Essen, Heimfahrt, Tschüss!
PS: Die Bilder stammen von Rico L. und Siegberts Freundin Isabell. Danke!
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