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Mittwoch, 14. September 2016

16. Greifenstein-Bike-Marathon in Geyer am 11.09.16

Die Jahre im Alter vergehen wie im Flug. Erst neulich, 2015, kam ich in Geyer auf der Felge ins Ziel, und nun ist es schon wieder Zeit für den GBM. Meine Güte. Zum Glück passt das Wetter. Ich habe für die Langstrecke gemeldet, weil ich momentan das Problem habe, erst sehr spät oder gar nicht in Schwung zu kommen beim schnellen Radeln. Da muss ich wahrscheinlich mal zum TÜV.
Die 90 km sind gut besetzt, ich erhoffe mir dennoch einen Platz unter den ersten Fünf der Gesamtwertung. Das Warmradeln offenbart mir leider, dass die Beinchen, die das bewerkstelligen sollen, nicht taufrisch sind und ich mich noch im Halbschlaf befinde.

Um neun geht’s scharf, und wie erwartet, drehen die Beine nicht gut. Mit Mühe bleibe ich an der Spitze dran, die mir zu den Gripstones hinauf dann aber enteilt. Ich muss mir eingestehen, entweder zu spät oder zu viel gegessen zu haben des Morgens. Der Puls will bestenfalls in den EB drehen, aber nicht höher. So gewinnt man keinen Blumentopf, und ich werde fleißig durchgereicht. Bergab war ich auch schon mal schneller, sodass ich zum Zeitpunkt der ersten Verbottlung durch Co-Sponsor und OdFK, Onkel Steffen Werner, um Platz 12 herumgurke. Schnellstarter war ich mal in meiner Sturm- und Drangphase zum Jahrtausendwechsel, nur heuer sieht das völlig anders aus. Irgendwann befinde ich mich in Gesellschaft der Herren Marcel Hofmann und Hendrik Heß, mit denen ich die erste sehr träge Runde hinter mich bringe.

Die zweite Runde verläuft anfangs nicht viel besser. Puls und vermutlich Watt deutlich unter Sollbums. Eine Cheise ist das, aber nicht zu ändern. Marcel und Hendrik haben trotzdem den Anschluss verloren, sei es aus technischen oder physischen Gründen. Der Col zum Ana Mare empor bringt mir zwei weitere Fahrer meiner Strecke ins Blickfeld, die ich recht fix aufrolle. Thomas Peschke von den Stein-Bikern fährt weiter mit mir mit, der andere mir unbekannte Heizer streicht die Segel. Thomas und ich harmonieren auf den Drückerpassagen ganz solide, sodass wir auf unsere direkten Vorderleute sicher nicht allzu viel Zeit verlieren. 
Kurz vor Ende der zweiten Runde, so um Kilometer 55 herum, habe ich den Eindruck, dass da endlich was zündet bei mir. Onkel Garmin gibt mir recht, und als hätte die Box mir einen kleinen Leistungsschub über Funk gegönnt, geht es endlich brauchbar vorwärts. Reichlich spät, aber immerhin. Der Leidtragende ist Herr Peschke, der kurz nach Rundendurchfahrt abkoppeln muss.

Rücksicht wird heute nicht genommen, der Blick geht nach vorn. Und siehe da, oben an den Gripstones erspähe ich zwei oder drei weitere Fahrer meiner Runde. Das sind vielleicht zwei Minuten Rückstand, also weiter fein Drehzahl kurbeln, bergab kontrolliert runter, bergauf etwas weniger kontrolliert hoch. Am gut einsehbaren Col zum Ana Mare hinauf kann ich trotz altersbedingt nachlassender Sehschärfe eindeutig Lars Brödner ausmachen. Na, den kriegste doch sicher noch … Weiter schön auf dem Gas bleiben. Dumm nur, dass nun der für Zwerge eher ungeeignete Rundenabschnitt kommt: die flachen Schotterautobahnen. Dass meine Kontrahenten vor mir fast ausschließlich Rennradhelden sind, erschwert die Sache. Trotzdem den Sand nicht in den Kopf stecken und Knallgas. Knallgas, liebe betagte, entgegen der Strecke fahrende Hobbyradler, bedeutet auch Knallgas. Wenn ihr mir das nächste Mal die Ideallinie mit euren E-Bikes verbaut, löte ich euch die Generatorkabel so zusammen, dass ihr mit Kondensstreifen in den Greifenbachstauweiher donnert und U-Boot auf Schleichfahrt spielt!
Lars nehme ich weitere Meterchen ab, nur die hiesige Waldfee erhört meinen Wunsch nicht, noch zwei, drei längere Berge klammheimlich einzubauen. Denn dann, ja dann gibt’s Saures, aber so richtig. Die Beine sind echt gut jetzt, kein Wunder bei dem Geschleiche am Anfang. Irgendwann sind jedoch auch 90 km passé, sodass ich weder Lars noch den vor ihm fahrenden Venusberger, noch Ronny Schmidt einholen kann und nur Achter werde – meine schlechteste Platzierung ohne Defekt hier beim GBM überhaupt. Heute hätte ich mir noch eine vierte Runde gewünscht.

Teamkameradin Laura „LH“ Hoffmüller macht trotz zweier Handicaps ihre Sache auf den 90 km deutlich besser als ich. Sie wird zwar nur Vorletzte, aber bei zwei Starterinnen deutet das auf Platz 1 hin – mit knapp 50 min Vorsprung. Man munkelt, sie sei heute auf einem frisierten Fully unterwegs gewesen. Ihr Schmusi und mein verschraubter Teamkollege Sebastian „FK“ Stark wird trotz noch (viel) schwereren Handicaps auf den 60 km Gesamtfünfter. Das ist schon krass. Einmal Übermensch, immer Übermensch.

Dass ich im Anschluss zum Ana Mare renne, um dort vergeblich zu duschen, ist meiner Faulheit zuzuschreiben, Ausschreibungen zu lesen. Nur, lieber Andreas Fischer, wo habt ihr denn die burschikose, rigorose Türsteherin an den Fußballduschen her? Ojemine. ;-) Ansonsten vielen Dank für die Witze am Start und das bestens durchorganisierte Event. Und nachdem uns – Lars Strehle und mir – von LH Dampf gemacht wird, dass man(n) ab 40 zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen hat, geht’s mit schlechtem Gewissen zur Siegerehrung und etwas später über Umwege heim.

Und nun wird nicht etwa regeneriert, nein, es wird an der Startschläfrigkeit und anderen Dingen gearbeitet. Denn nach dem Rennen ist vor dem Rennen, ein Wettkampf dauert 90 km, und das Rad ist rund. Oder so ähnlich. Meine Ernährung stelle ich auch um, die Schokoriegel stehen jetzt direkt links von mir. Mal sehen, ob das in Eierstock zum DTM schon erste Früchte trägt … Bis dahin gute Nacht.

Ergebnisse: hier.

Zielanfahrt
(c) by Mario Zinn