Ich hatte schon am Vortag beim „Vorbelasten“ gemerkt, dass ich recht müde bin. Ich habe wahrscheinlich am Männertag etwas übertrieben und zu viel Mineralwasser getrunken. Das wurde am Renntag leider auch nicht besser, was aber auch am morgendlichen Würstchen meiner Katze gelegen haben konnte. Das Aroma vernebelt etwas die Sinne.
Eigentlich wollte ich ja die EM fahren, doch Sebastian „FK“ Stark sagte mir, und spätere Recherchen ergaben auch, dass man mit einer UCI-Masters-Lizenz dort nicht mehr starten darf. Alban Laktata hätte mir womöglich sowieso wieder einen halben Tag eingeschenkt. Also fix umdisponieren und die Langstrecke (70 km) in Arncity abspulen. Ich musste heute den Pussywagon nehmen, weil FK und Laura mit dem Tuborg-Transporter schon in Arnstadt weilten und ich so kurzfristig leider keine Fahrgelegenheit mehr auftreiben konnte. Bereits auf der A4 merkte ich, dass mein Gasfuß nur widerwillig auf meine Befehle reagierte, und so fuhr ich sehr gemütlich ein Wettrennen mit einem Ford Fiesta. Selbst Markus Zabels Audi überholte mich – eigentlich ein No-Go.
Da ich Steve Scheffels zehnminütige Dixikloeinlage aus dem Vorjahr noch in bester Erinnerung hatte, bin ich mal vorsichtshalber schon auf der A71 gewissen Drängen nachgegangen. Gut so, denn Arncity, besser gesagt Siegelbach, war nicht gerade mit Dixiklos gesegnet. Die Anmeldung zog sich leider etwas hin, doch ich stand pünktlich am Start. Fix noch einmal auf Bitten des Veranstalters zwei Laolawellen gemacht, und schon ging’s neutralisiert los. Blöderweise hatte Guidepp seine Handschuhe vergessen, was sich später etwas rächen sollte. Dafür hatte ich heute einen Torxschlüssel dabei.
Nachdem der Mopedfahrer am Gashahn drehte, ging die Post nun richtig ab. Wie schon befürchtet, lief bei mir gar nichts. Der Puls lag knapp 20 Schläge unter Soll, und die Beine fühlten sich an, als wäre ich gestern 100 km auf Zug geradelt. Na ja, half nix, das wird sicher wieder besser hinten raus. Die Strecke war wider Erwarten recht schlammig, und meine Reifen hatten arge Traktionsprobleme bereits zu Beginn. Die Abfahrten eierte ich ganz schön runter, bergauf drehte das Heck durch, weil ich kaum was wiege. Die Gruppen hatten sich inzwischen gefunden, nur ich war häufig Einzelkämpfer. Selber Schuld: kein Druck, keine Gruppe. Baum Lutzgärtel gab mir nach dem ersten Anstieg zu verstehen, dass er völlig blau sei, was an und für sich gut war, denn so war ich nicht der Einzige. In der ersten Schlammabfahrt fuhr ich wieder auf eine Gruppe auf, ließ sie im Uphill wieder fahren, holte im Downhill wieder auf, ließ sie im Uphill wieder fahren usw. Endlosschleife eben. Das war heute echt zum Heulen.
Zur Rundenzwischendurchfahrt nach 22 km verbottelte mich seit sehr langer Zeit mal wieder des Waldmeisters außerordentlich knuffige Susann, während ich ihr zu verstehen gab, ob mal jemand bitte meine Handschuhe aus dem Pussywagon holen könnte. Seit ca. 30 min regnete es, und meine Hände waren saukalt, sodass die Abfahrten wegen der rutschigen und schlammigen Griffe und den kalten Fingern echt heikel waren. Im Vergleich zum Gardasee jedoch waren sie eine Erholung. Gleich zu Beginn der zweiten Teilrunde verfuhr ich mich ein wenig und musste einige Leute wieder passieren lassen, die ich vorher schon mal eingeholt hatte. Super. Also wieder der Meute hinterher, in den Uphills fein das Hinterrad durchdrehen lassen und sich über den miesen Puls ärgern und im Downhill die Meter aufs Neue gutmachen. In der regulären Rundendurchfahrt nach 35 km holte ich mir von Susann die Flasche und von des Waldmeisters Mutter Bärbel Heinke die dringend benötigten Handschuhe, schloss zu Sebastian „Küfi“ Küfner auf, kurz darauf zur E-Lok Danny Dittmann. Küfi fuhr in den Schlammuphills wieder weg, drehte jedoch einmal einen witzig aussehenden Onehundredandeighty bergauf. In der Abfahrt drückte ich mich wieder ran. Dann, an irgendeiner harmlosen Wiesenbiegung, gingen mir das Hinterrad völlig weg und die Strecke aus. Güldi stieg ungeplant ab vom Bock und machte noch eine Rolle rückwärts in den Schlamm. Ich sah aus wie ein Schwein. Dabei bekam meine Startnummer was ab und brach oben rechts an der Befestigung ab. Küfi, mit dem ich heute irgendwie permanent zu tun hatte, konnte aber noch ausweichen. Ein anderer Fahrer (Rapiro Racing) kürzte dort knallhart die Biegung ab und schob sich auch wieder an mir vorbei. Den beiden fuhr ich lange hinterher, bis ich sie Mitte der zweiten Runde ein- und überholen konnte. Die Beinchen fingen nun an, besser zu drehen, und ich schickte mich an, den Herren Golz und Mützlitz näher zu kommen, die ja auch die große Runde fuhren. Doch so weit kam es nicht, denn auf der Wurzelrüttelpiste ca. 3 km vor dem Ziel brach auch die linke obere Ecke meiner Startnummer ab. Grandios, denn einen Locher und Kabelbinder hatte ich ausgerechnet heute daheim gelassen. Der Transponder, den ich glücklicherweise unten an der Startnummer befestigt hatte, so wie es der Veranstalter vorschrieb, baumelte nun gefährlich nahe an den Speichen; die Startnummer schleifte am Reifen. So ein Mist. Der Verlust des Senders hätte mich 50 EUR gekostet, und im Wald findet man so ein Teil eher schlecht. Und außerdem wollte ich die Startnummer ins Ziel bringen, denn mit ihr konnte man sich einen Kloß plus Gulasch leisten. Ich wollte diesen Kloß unbedingt, und ich hatte keinen Bock mehr, wieder minutenlang zu warten, bis meine Startnummer neu gelocht und mit Kabelbinder vernünftig fixiert ist. Also bog ich recht wütend nach 57 km ins Ziel ein, wo ich enttäuschender Gesamtfünfter wurde. Wer weiß, was auf den letzten 13 km noch so alles zu Bruch gegangen wäre. Waldmeister Sascha Heinke gewann die 57-km-Runde.
FK und LH mussten ebenfalls früher abbiegen als geplant, wurden Zweiter bzw. Erste, und was Immanuel Stark als Gesamtsiebten widerfahren ist, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.
Nach der manuellen Bikewäsche mit Lappen und Bürste und einer Katzenwäsche in Ermangelung an Duschen in der Nähe holte ich mir meinen Kloß und den Preis für den zweiten Platz in der AK ab. Dann ging’s im Regen auch schon zurück zum Audi, wo mir Matej Meyer mit einem Schirm entgegen kam. Auf meine Frage hin, wieso denn ein Mountainbiker einen Schirm brauche, meinte er nur, er sei eine Muschi geworden. Kein Kommentar.
Auf der Heimfahrt machte dann die Spritvernichtungsmaschine ihrem Namen alle Ehre. Ab Auffahrt A71 bei Arnstadt bis Chemnitz verging mit Stau nur eine Stunde. Wenn’s schon im Gelände nicht läuft, dann wenigstens auf der Bundesautobahn.
Nächste Woche steht bei mir bis jetzt kein Rennen im Plan, doch übernächste Woche geht’s scharf in Markersbach. Man sieht sich.