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Montag, 20. Oktober 2014

Raus aus dem KH, rein in das KH

Nach fünf Tagen im Krankenhaus und zwei Wochen Krankschreibung darf ich seit heute (20.10.) wieder offiziell arbeiten, natürlich im selben Krankenhaus. Die letzten beiden schönen Tage am Wochenende nutzte ich zum "Einrollen". Das Ergebnis: ein Speichenbruch, ein Reifenplatzer, eine Wadenzerrung und Nackenschmerzen wegen der (nötigen) Fehlhaltung. Und beim Abgrillen im Garten habe ich noch eine Stuhllehne abgerissen. Ich bin eindeutig zu fett. Der linke Arm schmerzt bei jeder Erschütterung, die Narbe sieht aus wie bei Mary Shelley's Frankenstein, und ein paar andere Blessuren an Huf und Schulter muss ich auch noch auskurieren. Wann es wieder aufs MTB geht, weiß ich noch nicht, zumal mein Lenker ja gebrochen ist und ich auf den neuen warte.
Vielen Dank an dieser Stelle für die vielen Genesungswünsche und bis demnächst.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

13. Adelsberger-Bike-Marathon am 03.10.14

Der Freitagmorgen ist sonnig. Feiertagswetter. Freude. Ein neuer, etwas breiterer Lenker ist frisch montiert, und wegen des trockenen Wetters in den letzten Tagen ziehe ich hinten den Schwalbe Thunder Burt und vorne den Rocket Ron auf die Felge. Was soll da noch schiefgehen beim 13. ABM? Nichts, na ja, fast nichts.

Ich bin außerordentlich pünktlich vor Ort und besorge meine Startunterlagen. Die Verbottlung übernehmen meine waschechten Eltern, die schon unterwegs sind zur üblichen Aßmann’schen Verbottlungsstelle. Ein Hindernis gibt es noch zu umschiffen: den Dixi-Steve Scheffel. Er steht auf dem Gang zur Latrine und macht verdächtige Bewegungen. Zieht er sich an oder aus? Schnell ein Stoßgebet, dass er fertig ist, mit dem, was er vorhat. Er ist fertig. Zentnerweise Last fällt von mir. Dennoch gerate ich etwas in Zeitnot. Paar Minuten später geht’s mit Andreas Hennig von Rapiro zum Start. Wir scheinen bissl zu spät dran zu sein, da uns das Feld bereits entgegenkommt. Bei mir ist es erst 9.59 Uhr, verflixt. 180°-Kehrtwende, und ab geht die Post. Vorteil: Wir sind ohne zu drängeln ganz vorne dran am Feld.

Nach Freigabe des Rennens zieht Fahrer Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael am Horn, was die Meute entzerrt. Oben auf der Höhe sind wir ca. acht Mann. Das Bergabstück nach Kleinolbersdorf runter nutzen einige Fahrer zum Aufschließen. Die „Halfpipe“ nach dem Verlassen der LPG-Straße nehme ich hinter Dixi-Steve und Felix Fritzsch unter die Räder. Wir reißen ein kleines Loch, was jedoch wieder zugefahren wird. Am Steilanstieg im Forest bleiben wir zusammen, oben verbottelt mich die leibliche Modder, bevor es wieder hinab in den Grund geht. Am kurzen, verwurzelten Gegenanstieg verklemmt es mir die Kette, sodass Felix und Steve enteilen und der Rest der Gruppe an mir vorbeihobelt. Zum ersten Mal kommt Wut in mir auf, und der Rhythmus ist sogleich flöten gegangen. Der lange, flache Schotteranstieg zum Adelsbergturm ist so gar nix für mich Erdnuckel, und mir gelingt es nicht, das Loch zu den sechsen da vorne zuzudrücken. Schande über mich. Erst viel später, als ich die Abfahrt von der Pferdekoppel hinab ins Tal hinter mich gebracht habe, kann ich zuerst Enrico Knobloch und Sebastian „Küfi“ Küfner einholen und noch etwas später zu Beginn der zweiten Runde im Anstieg zum Schösserholz Felix, Matze Reinfried und Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael. Dixi-Steve hat sich inzwischen verabschiedet, nicht aufs Klo, sondern ins Ziel. Er ist die Staffel angefahren.

Mein Motor läuft jetzt ganz brauchbar, der einiger Feldmaschinen ganz offensichtlich auch. Denn in einer scharfen Linkskurve steht auf einmal ein überbreiter Mähdrescher vor uns, an dem wir nur mit Mühe im Schneckentempo vorbeikommen. Wut kommt in mir auf. Als wir alle wohlbehalten vorbei sind, geht's wieder in den Rennmodus und hinter Felix die Halfpipe hinab. Matze, Felix und ich können ein paar Meter rausfahren auf die anderen drei Leute, und Matze dreht gut am Gas den folgenden Höhenweg entlang. Just hier verklemmt sich mal wieder meine Kette zwischen kleinstem Ritzel und dem Schaltwerk, sodass ich nicht mehr treten kann. Wut kommt in mir auf. Felix und Matze enteilen mir, die anderen drei Fahrer, Küfi, Benni, Knobi überholen mich. Rabiat löse ich während des Fahrens die Kette und kann mit den drei verbliebenen Leuten in Richtung Steilanstieg knattern. Dort steht Matze mit schwammigem Reifen und Kartusche, während vorne Felix Stoff gibt. Ich bin zum Zuschauen verdammt, weil ich zu alt für den Scheiß bin. Felix ist weg, die anderen drei dahinter, ich mit Rückstand noch etwas weiter weg. Oben vermoddelt mich wieder meine Botter, der leibliche Vadder – der Typ mit Kamera und Bart – schießt derweil Fotos seines Sprösslings. Bergab lasse ich es rollen, komme aber nur sporadisch Küfi und Co. näher. Dass das Bergaufstück zum Col de Adels mir nicht liegt, erwähnte ich bereits, und dass sich der Rückstand dadurch nicht verkleinert, ist die logische Konsequenz. Erst die Koppelabfahrt hinab und das folgende holprige Flachstück übers Feld katapultieren mich an Knobi und Küfi heran und vorbei.

Zu dritt geht's durch die Rundendurchfahrt in die letzte der drei Schleifen und das Schösserholz hinauf, die Plattenabfahrt hinab, den Gegenanstieg wieder empor. Meine Freude ist groß, als dieses Mal keine Mähdrescher vor uns auftauchen. Ohne Zwischenfälle düsen wir die Halfpipe und den Höhenweg entlang und wieder hinab ins Tal. Dort wartet der Steilanstieg zum dritten Mal auf uns. Bereits auf dem flachen Voranstieg geht Knobi verloren, sodass Küfi und ich ein Duo bilden. Meine Reifen haben durch den aufgeweichten Boden jetzt merkliche Traktionsprobleme, und ich muss recht kleine Gänge fahren, um hinten Grip zu haben. Die Beinchen dagegen fühlen sich noch ganz gut an. Oben angekommen, befinde ich mich auf einmal wieder am Hinterrad von Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael. Er hatte vorher mit Kämpfen zu krämpfen bzw. mit Krämpfen zu kämpfen. Wir überholen ihn und bringen ein paar Meter zwischen uns und Benni. „De Modder“ verbottelt mich mit Cola und beendet damit ihr Tagwerk. Die Abfahrt und den wurzeligen Gegenanstieg fahre ich von vorne, am geliebten Schotteranstieg übernimmt Küfi das Zepter und enteilt mir etwas. Benni fährt wieder zu mir auf. Zu zweit verfolgen wir nun Küfi und erwischen den Schelm auf dem freien Feldstück unterhalb des Col de Adels. Es befinden sich mittlerweile Unmengen an Bikern auf der Strecke, was das Überholen nicht einfach macht. In einem Wurzelstück wird mir das an Position drei fahrend zum Verhängnis. Ich muss Fahrer Marcel Hofmann überholen und in einer Linkskurve von der Ideallinie runter. Doch da ist es so glitschig, dass es mir schlagartig das Vorderrad wegzieht und ich unsanft zu Boden gehe und paar Meter rutsche über den linken Ellenbogen. Ich rappele mich wieder auf, checke Bike und Güldi und setze den beiden Begleitern hinterher. Die Koppelabfahrt hinab gehe ich recht hohes Risiko, um Meter zu machen, und wie schon in Runde zwei schnappe ich Küfi auf der holprigen Flachpassage. Benni fährt etwas weiter vorne. Den letzten steilen Anstieg zum Ziel hinauf komme ich wieder in Bennis Nähe, doch mein Vortrieb endet abrupt, als ein zu überholender Fahrer nach links in mein Vorderrad zieht und ich erneut zu Boden gehe, und zwar, weil‘s so schön ist, wieder auf den linken Ellenbogen. Wut macht sich breit, ich fluche herum. Obendrein hat sich beim Sturz meine Kette ums Tretlager gewickelt, die ich nicht gelöst bekomme auf die Schnelle. Also geht's im Laufschritt den Berg hoch. Küfi, der bei meinem Abflug rund 20 m hinter mir liegt, ist natürlich schon längst wieder an mir vorbeigefahren. Doch anstelle draufzulatschen, wartet er oben auf mich. Eine absolut faire Geste. So was gibt es nicht allzu oft. Im Nachhinein meint Küfi, dass er sich unter diesen Umständen nicht über Platz 3 freuen könne. Gänsehaut. Wir tragen den Kampf ums Podium also sportlich aus. Auf den letzten 500 m habe ich noch etwas mehr Körner als er und komme als Dritter ins Ziel. Küfi wird zwar Vierter, ist aber heute mein persönlicher Sieger. Benni erreiche ich nun leider nicht mehr, was ohne die Stürze und den Kettenklemmer durchaus möglich gewesen wäre, aber Platz 3 bei den jungen Kerlen ist auch nicht schlecht. Felix Fritzsch gewinnt souverän und zerbröselt vor Freude gleich mal seine gewonnene Weinflasche. Ich gewinne ein bisschen Preisgeld und ein Handtuch. Letzteres könnte ich im Prinzip gleich zum Verbinden meines Ellenbogens verwenden ...

Das Rennen ist nun zwar vorbei, doch die wahre Odyssee beginnt erst jetzt. Mein nagelneuer Lenker ist gebrochen und war ja zum Glück überhaupt nicht teuer. Wut kommt in mir auf. Der malträtierte Ellenbogen blutet inzwischen wie sau. Am Krankenwagen, wo man(n) mich mit „Gideo“ ganz und gar falsch ins Behandlungsformular schreibt, wird die Wunde gereinigt und verbunden, mit dem Hinweis, doch bitte sobald wie möglich einen Chirurgen aufzusuchen. Gesagt, getan, nach der Siegerehrung und dem Duschen daheim düse ich in die Notaufnahme meiner Arbeitsstelle, in der Gewissheit, selbige nach ein, zwei Stunden wieder verlassen zu können. In der Rettungsstelle bin ich Stammgast, und der Notarzt erkennt mich sogleich. Nun volles Programm: zwei Tetanusspritzen links und rechts, Blutdruck messen, Wunde reinigen und verbinden, Röntgen von Thorax und Ellenbogen, Urin- bzw. Dopingprobe. Anschließend geht's wider Erwarten nicht nach Hause zur Mieze, sondern in einen versteckten Mini-OP. Dort verbringe ich eine Weile, bis der Chirurg auftaucht. Güldis Blase ist inzwischen mächtig voll, als sich der Arzt steril macht, mich mit Tüchern abdeckt, die offene Wunde mit einer Spritze betäubt und ein Skalpell zur Hand nimmt. Der wird doch jetzt nicht … Oh doch, er wird. Mit dem Skalpell legt er meinen Ellenbogen und den oberen Teil des Unterarms frei, um an den Knochen und den Schleimbeutel zu kommen, letzteren zu öffnen sowie Knochensplitter und Dreck zu entfernen. Ich merke, wie das Blut fließt bis zu meiner Hand runter. Blöderweise reicht die Narkose nicht aus, als er beginnt, mit dem Spachtel oder was auch immer auf dem Knochen zu schaben. Ich sage dann mal „aua“. Er wundert sich und spritzt nach. Mir wird schlecht. Sehr schlecht. Ich bleibe mit Mühe und Not bei Bewusstsein, aber auch nur dank des von den Schwestern ruckzuck angelegten Tropfes. Mir geht's wieder gut. Trotzdem bin ich durchgeschwitzt. Die Blase ist randvoll, der Magen absolut leer. Hunger. Der Arzt näht mich wieder zu und legt eine Gipsschiene an. Doch noch ist nicht Schluss. Es geht zum Ultraschall meines Abdomens, ob beim Sturz auch meine Blase, Nieren, Gebärmodder usw. heile geblieben sind. Sind sie. Der Arzt weist mich darauf hin, dass meine Blase enorm voll sei. Ach was? Anschließend geht es nicht heim, sondern auf Station. Ich werde herzlich aufgenommen, verabschiede mich aber sofort aufs Klo. Die Blase ist leer, der Magen immer noch. In den folgenden fünf Tagen werde ich Zeit haben, ihn zu füllen. Coco muss die Nacht ohne mich verbringen. Meine Eltern kommen erst am Folgetag heim. Coco überlebt es. Feine Katze. Sie wechselt für fünf Tage den Wohnsitz. Zum Dank macht sie Remmidemmi bei meinen Eltern, richtet das Bücherregal im Schlafzimmer nach ihrem Geschmack her und ist obendrein pünktlich rollig. Meinen Arm kann ich "schon" nach vier Tagen wieder zum Schreiben missbrauchen, weswegen der Blog erst jetzt fertig ist. Es gibt in dieser Zeit lustige Vorkommnisse auf Station, die aber nicht mehr zum Rennbericht gehören. Ich sage nur: fremde, verpeilte Oma (SUDAJAD) mit Halskrause und blauem Auge in meinem Zimmer und Phantomschmerz ... Grandios.

Die Saison endet im Krankenhaus zuzüglich zweiwöchiger Krankschreibung, und ich hoffe, sie beginnt nächstes Jahr auf der Rennstrecke, also die Saison und nicht die Krankschreibung. Und stets Vorsicht beim Überholen!



Dienstag, 23. September 2014

19. Drei-Talsperren-Marathon in Eibenstock am 20.09.14

Die Frau, die letzte Woche ihre Lebensgeschichte erzählte, tut das dieses Mal zum Glück unter einem anderen Fenster. Coco the cat pennt bei ihren Großeltern. Trotzdem ist es eine kurze Nacht, doch was bin ich froh, als es am Morgen trocken ist draußen.
Bis Freitag, 19 Uhr, habe ich am lädierten Bike geschraubt; unter der Woche werkelte auch der kleinwüchsige, Pizza vernichtende Chefmechaniker Matthias Müller an Scotti herum, der dafür sogar seine Freizeit opferte und auf seine Lieblingssendung, den Sandmann, verzichtete. Zum Glück gibt es aber die MDR-Mediathek. Ohne wirklich Probe zu fahren, wird es demzufolge eine Fahrt ins Blaue.

Seit Wochen steht der Wecker auf halb sieben – so auch am heutigen Samstag. Ich bin trotz einiger Umwege sehr pünktlich vor Ort in Eierstock, hole zusammen mit Immanuel „FKJ“ Stark die Startunterlagen fürs ganze Team, baue noch bissl am Bike rum, merke, dass ich mein Trikot verlegt habe, borge mir eins von Sebastian „FK“ Stark, schließe die RSV-Allzweckwaffe Sören Grimmer fest in mein Herz, als sie bzw. er mir auf der Latrine mit seinen Tempotaschentüchern sprichwörtlich den Arsch rettet, fahre mich bissl warm, stelle mich an den Start, und schon geht’s los.

Zu Beginn des langen ersten Schotteranstieges ist das Tempo noch erträglich, erst weiter oben, als FKJ Führung fährt, tut’s ordentlich weh. Der Speed ist hoch genug, um die Führungsgruppe auf fünf Helden in Radhosen zu reduzieren: vier TBR’ler (FK, FKJ, HDW, Güldi) und Triathlet Enrico Knobloch. An der Asphaltrampe in Carlsfeld meldet Bastian „HDW“ Wauschkuhn erste Probleme mit seinen Keulen an, während FK sich noch unterhalten kann. HDW sieht schon am helllichten Tage die Sterne, und ich bin kurz davor, in Schnappatmung zu verfallen. Wir nehmen zum Glück kurz raus und kommen gemeinsam am „Schleimsupport“ an der Staumauer Carlsfeld an. In den Flachpassagen bis zum Col de Auers gehen wir allesamt durch die Führung und halten das Tempo recht hoch. Zur Bergprämie hinauf auf den Gipfel des Col de Auers lassen die FKs wieder das Gas stehen, ich bleibe mit Mühe dran, HDW und Enrico Knobloch büßen einige Meter ein. An der Bergwertung will keiner von uns dreien Verantwortung übernehmen; zum Stäbchenziehen kommen wir nicht, also geht es Rad an Rad über die Bergprämie – blöd für den Herren am Zielstrich, aber gut für uns. Zum Glück hat der Veranstalter exakt dort eine hochauflösende Highspeed-Kamera installiert, die später einen 20-mm-Vorsprung zu Gunsten des Dönerverkäufers diagnostiziert, wie sich später bei der Siegerehrung im Festzelt herausstellt. Mein Gewissen ist schlecht, doch der Fresskorb, den ich mir nach 11 Jahren mal wieder einheimse, wird natürlich untereinander aufgeteilt. Unsere Laura „LH“ Hoffmüller gewinnt denselben bei den Damen, womit wir reichlich verköstigt werden.

Bergab rollt unsere Fünfergruppe wieder zusammen und mal gemütlich, mal sehr zügig über diverse Forststraßen zum zweiten Mal den Col de Auers hinauf. Hier drehen beide FKs erneut etwas mehr am Gas und können einige Meter enteilen. Oben kann ich mit HDW und Enrico im Schlepptau wieder aufschließen, weil das FK-Duo vorne nicht durchzieht. Zum zweiten Mal greifen wir auch unsere Flaschen von Steffi „MdFK“ Stark und Florentine Wauschkuhn, die noch keinen teaminternen Spitznamen hat. Bergab müssen wir Slalom fahren, weil wir die Fahrer der 50-km-Runde einholen. Irgendwo hier holt sich Enrico einen Plattfuß, sodass wir jetzt zu viert ein Teamzeitfahren veranstalten können. Das Überholen der vielen Biker auf den Flachpassagen hält an und ist manchmal nicht ganz ungefährlich, weil der eine oder andere seine Spur nicht hält. Bergab Richtung Talsperre Sosa rollt uns HDW auf und davon, ohne auch nur einmal in die Pedale zu treten. Wir Leichtgewichte hinten haben zu tun, dranzubleiben. FK kurbelt auch fleißig und legt nach einer schlecht sichtbaren Bodenwelle einen heftigen Quersteher hin bei Highspeed. FKJ und ich haben ihn eigentlich schon zwischen den Fichten hängen sehen. HDW schiebt übrigens seine Bergab-Performance auf seine hohe Schwungmasse. Im Flachstück vor der Staumauer überholen wir Sponsor und OdFK Steffen Werner, bespaßen ihn, schieben ihn bissl an und ballern kurz darauf weiter über die Talsperre Sosa und bergab zum Blauenthaler Wasserfall. Dort empor staut sich’s ganz beachtlich und oft quer zur Fahrtrichtung fahrend, kommen wir oben wider Erwarten alle heile an und pressen weiter in Richtung Straßenquerung Wolfsgrün. FK bolzt dort auf der Straße nach Neidhartsthal derart Führung, dass es mir fast die Tränen in die Augen zaubert. HDW stöhnt auch wegen des hohen Tempos, bevor wir über die Eibenstocker Talsperre düsen. HDW koppeln wir ungewollt etwas ab den kurzen Anstieg hinauf, lassen ihn natürlich nicht im Stich und wieder ranfahren. Zu viert gleiten wir zügig Richtung B283, wo TdFK Katja Werner nun die logistisch anspruchsvolle Aufgabe hat, mit zwei Händen vier Fahrer gleichzeitig zu verbotteln. Schon aus der Ferne winke ich ihr zu, damit sie sich psychisch drauf einstellen kann, gleich extrem gefordert zu werden. Es klappt alles bestens, jeder grabscht seine Bottle, weil wir aufeinander Rücksicht nehmen.

Wie schon im Vorjahr versuchen uns die Streckenposten in die falsche Richtung und direkt zum Ziel zu leiten. FK meint sogar, den damaligen Übeltäter und „Falschwegweiser“ (Stichwort: rote Nase) wiederzuerkennen, doch drauf reinfallen tun wir und insbesondere beide Flaschenkläue heute nicht, und biegen knallhart entgegen aller Widerstände rechts auf die Hauptstraße in den letzten 30 km langen Rundenabschnitt der 100-km-Runde ab. FK, FKJ und ich bolzen Tempo, HDW darf sich erholen. Es wird noch mal heikel, als wir ein schlingerndes 5-Mann-Tandem überholen müssen. Was es hier zu suchen hat, bleibt sein Geheimnis. FKJ kommt solide vorbei, bei mir wird’s knapp mit der Streckenbegrenzung linker Hand, und FK ballert um ein Haar ins Straßenschild rein. Gar nicht mal so unknapp und nicht auszumalen, wie das Straßenschild danach ausgesehen hätte. Der fiese Anstieg im folgenden Waldstück fordert insbesondere von HDW größte Überwindung, doch wir helfen ihm rüber, sodass wir auf den sich anschließenden Flachpassagen bis zum Col de Wauwau zusammenbleiben können. FK und ich fahren Führung und halten das Tempo oben, FKJ passt auf HDW auf. Auch den Col de Wauwau hoch motivieren wir Bastian nach besten Möglichkeiten und erreichen die Kuppe zu viert. Jetzt kommen nur noch zwei nennenswerte Cols. Am Anstieg von der Eibenstocker Staumauer hoch in den Wald, den wir heute zum zweiten Mal fahren, müssen wir HDW nun zurücklassen, aber es ist nicht mehr weit bis ins Ziel. In einer schnellen Rechtskurve auf dem Weg zum selbigen nehme ich um ein Haar eine rumstehende SUDFJAD mit, die mitten auf der Piste Statist spielt. Ich erlöse sie schlagartig aus ihrer Lethargie, und mit einem beherzten Sprung rettet sich die Dame nach links in die Böschung.
Die letzten Kilometer wechseln wir uns fein ab, und am Ende fahre ich beiden Flaschenkläuen symbolisch den Bergsprint an, denn es geht um den Gesamtsieg im WEB-Cup. Beide sind punktgleich, mein dritter Platz ist mir schon sicher. Jedoch kurz bevor der Bergsprint beginnt, steht auf einmal ein echtes Pferd vor uns. Die Streckenposten, die uns vorhin falsch leiten wollten, haben es sicher übersehen. Ist ja auch nicht so groß, so ein Tier. Jedenfalls umkurven wir das Huftier und hoffen, dass nicht auch noch Winnetou aufkreuzt. Dann treten beide FKs drauf samt Kondensstreifen – ein Gemetzel unter Blutsbrüdern ohne Rücksicht auf Verluste. Da werden schnell mal 450 Watt locker gemacht – nach 100 km, versteht sich. Hier bin ich aus dem Spiel und kann einigermaßen entspannt vorbei an der Pferdekoppel und am Parkplatz ins Stadion einbiegen und Dritter werden. Wenig später erreicht HDW als Vierter das Ziel. Damit schaffen wir es zum ersten Mal überhaupt, vier Teamfahrer unter den Top-4 zu platzieren. Und dass Laura die Gesamtwertung bei den Damen mit 47 min bzw. umgerechnet ca. 20 km Vorsprung gewinnt und unter vier Stunden bleibt, rundet das Ganze ab.

Was folgt, ist eine TBR-Siesta auf dem Kunstrasen im Stadion, geduscht natürlich. Wir aalen uns in der Sonne, zumindest solange sie scheint, während SchwadFK André Fischer mal wieder den Halbmarathon der Läufer gewinnt. Wenig später eilt Nichtversicherungsmaklerin Sandra Kaiser aus dem Festzelt herbei, um uns mitzuteilen, dass bereits die Prämierung der Bergwertung läuft. LH und ich schaffen es rechtzeitig, um mit Waldmeister Heinke, dem Bergkönig der 50 km, die beiden Fresskörbe in Empfang zu nehmen. Zum Dank erhält Frau Kaiser ein Glas Bockwurst aus meinem Fresskorb. Das andere Glas gehört natürlich ganz obligatorisch dem Bratwurstvernichter FK, auch wenn es sich wie gesagt nur um Bockwürste handelt.
Unsere eigentlichen Siegerehrungen gehen dank neuer Organisation sehr zügig, am Ende warten wir nur noch auf die Gesamtwertung des WEB-Cups … und warten und warten. Da sich nichts tut, fragen wir vorsichtshalber mal nach. Das Erstaunliche: Der WEB-Cup wurde mitten in der Saison wegrationalisiert, weil sich die austragenden Vereine nicht allzu grün sind, was die Finanzierung angeht. Schade, dass das alles hinter dem Rücken der Sportler ausgetragen wird und wir überhaupt nicht informiert waren. Besonders ärgert sich FKJ, der am Folgetag noch das Straßenrennen in Sebnitz bestreiten möchte und nur 30 oder 50 km gefahren wäre, hätte er von der Sache gewusst. Macht aber nix, er gewinnt das Rennen am Sonntag trotz der heutigen Vorbelastung. Also für alle, die 2015 das Podium im Visier haben: Den WEB-Cup gibt es nicht mehr. Da können wir in Eierstock ja auch auf die Mittelstrecke wechseln. ;-)

So, noch ein Rennen, dann ist Feierabend für diese Saison. Der Rücken, der heute erstaunlicherweise durchhielt, wird’s mir danken. Bis bald.

Bergwertung
(C) by Marathonverein Eibenstock
Gesamtwertung
(C) by Marathonverein Eibenstock

Donnerstag, 18. September 2014

14. Greifenstein-Bike-Marathon in Geyer am 14.09.14

Die Nacht vorm Rennen kübelt’s schon recht ordentlich, und irgendeine Madame erzählt ihrem Liebhaber ihre halbe Lebensgeschichte – direkt unter meinem geöffneten Schlafzimmerfenster; beides ist für den Schlaf des alten Mannes natürlich nicht besonders zuträglich. Wenigstens schnarcht Mieze Coco nicht. Der Wecker soll 6.30 Uhr klingeln, doch ich bin schon 6 Uhr wach. Draußen: Dauerschiffe, jeder Normalo pennt weiter, aber ich bin ja auch nicht normal. Nach Erledigung der morgendlichen Pflichten düse ich ins nasse, neblige Geyer.
Viel los ist noch nicht auf dem Parkplatz, keine Schlange an der Anmeldung, alle Dixiklos zu meiner alleinigen Verfügung. Wahnsinn. Unserem Team-Co-Sponsor Steffen „OdFK“ Werner übergebe ich meine fünf Bottles, begrüße natürlich höflichst beide Flaschenkläue und unsere Laura, fahre mich ein wenig warm und warte entspannt auf den Start. Viel mehr als zwanzig Leute wollen sich die lange Strecke von (echten) 96 km heute jedoch nicht antun.

Kurz nach neun geht’s los, und bis zur Schanze bleiben wir drei TBR’ler und Sebastian Ortmann zusammen, dann erdreisten sich FK und FKJ, das Gas stehenzulassen, obwohl FKJ schon eine ordentliche Vorbelastung von 157 Straßenrennkilometern in den Hufen hat vom Vortag. Hut ab. Normalerweise müsste nun Robodoc hinterherfahren, tut er jedoch nicht. Ich sowieso nicht, was meinem Herz-Kreislauf-System sicher zugutekommt. Hot Doc und ich sind nun zu zweit und zusammen 77 Jahre alt. Beide FKs vorne ziehen auf und davon, auf Biegen und Brechen wieder ranzufahren, wäre mein sicherer Tod und taktisch äußerst ungeschickt mit Hot Doc im Schlepptau.
Die Abfahrt von den Gripstones ist recht schlammig, aber noch relativ gut fahrbar. Blöderweise war ich am Vortag etwas zu penibel beim Einstellen meines unteren Schaltanschlages, sodass mir von Anfang an mein 11er Ritzel fehlt. Auch mein Pulsgurt hat’s hinter sich und zeigt permanente Deadline an. Schlecht für die Renneinteilung. Dr. O und ich rollen in Eintracht zum Ana Mare hinauf und etwas später in den zweiten Rundenabschnitt, der auch ordentlich unter Schlamm steht, wenn man mal die Waldautobahnen außen vor lässt. Irgendwo mitten im Forest bemerke ich auf einmal, dass Dr. O von meinem Hinterrad verschwunden ist. Keine Ahnung, was passiert ist, also fahre ich zunächst alleine weiter. Mein Rücken meldet sich spätestens auf der Wurzelpassage am Fernsehturm so richtig, trotzdem bummle ich nicht rum. Aufgrund von Forstarbeiten und übermäßiger Verschlammung hat Andreas Fischer hier die Strecke ändern müssen, so dass es etwas anders als gewohnt Richtung Rollskistrecke geht. Der Downhill lässt sich solide fahren, doch die ollen Wurzeln oben im Wald machen mir wieder zu schaffen. Auch in Richtung Ziel gibt es eine Streckenänderung, und wir fahren am Feld vorbei, um kurz vor der Straße über eine verschlammte Wiese parallel zur Straße gänzlich unsere Körner aus den Waden saugen zu lassen. Was für eine Gummipampe. Schnell ein Gel gegriffen am Streckensupport, und schon geht es erneut über einen Wurzeltrail am Stadion hoch zum Ana Mare. Steffen verbottelt mich und gibt mir den Rückstand auf die Flaschenkläue und den Vorsprung auf Platz vier durch. Alles im Lot.

Die zweite Runde beginne ich zügig, doch mittlerweile dürften die Bremsbeläge hinten über den Jordan gegangen sein, wenn man die Bremsleistung in Relation zum Zug am Bremshebel setzt. Egal, habe ja noch eine Vorderbremse. Das 11er Ritzel will noch immer nicht, also heißt es leiern, leiern, leiern. Das zweite Mal die Gripstones hinab schlittert es schon etwas mehr, weil nun schon ein paar hundert Fahrer den Weg nach unten gesucht und offensichtlich auch gefunden haben. Es klebt keiner am Baum. Die Steilrampe kann ich noch problemlos mit dem „großen“ Blatt drücken und komme paar Minuten später oben am Bad beim OdFK an, der unser Team heute astrein und bei saumäßigem Wetter verbottelt. Der zweite Rundenabschnitt nach der Straße beginnt gleich mit einem Crash, als mir ein Halbwüchsiger mit seinem Rad ausgerechnet auf dem engen Huckel direkt an der Straße in die Parade fährt und ich in den Graben abbiegen muss. So ein Flatus Maximus. Ich fluche wie ein Rohrspatz und setze meine Fahrt mit gehörig Wut im Bauch fort.
Den zweiten Rundenabschnitt mag ich als Zwerg nicht besonders, weil mir hier schlichtweg die Wattzahl fehlt. Die Wurzelpassagen tun meinem Rücken wieder besonders gut, aber da hilft kein Jammern, sondern nur eine ordentliche Physio. Und so langsam wird’s zäh bei mir. Keine Ahnung, wie mein Puls ist, der geht ja bekanntlich heute nicht.

Zu meiner Verwunderung hat sich der Abstand zu Beginn der dritten Schleife nach vorne nicht vergrößert, obwohl’s bei mir gerade etwas in die Binsen geht. Die Greifensteine hoch und in die Abfahrt wieder hinab bereiten mir nicht das allergrößte Vergnügen, aber solange ich noch mit dem Blättchen die Rampe hochkomme, wird’s schon gehen. Oben am Ana Mare jedoch kommt Robodoc von hinten aufgefahren. Er ließ vorhin reißen, weil sein Hinterrad aus der Halterung rutschte und er es fix nachspannen musste. Wenig später schließt die Spitze der 60-km-Runde in Form des Waldmeisters Sascha Heinke zu uns auf. Robodoc bleibt mit Mühe dran, meine Messe ist gelesen. Ich bin so ziemlich im Arsch, und zwar genau an der Campinglatrine im Wald kurz nach dem Pfützen- und Schlammlochgaudi. Sascha und Hot Doc muss ich ziehen lassen, schlürfe mal eben noch ein Gel, in der Hoffnung, dass der Turbo zündet, doch passieren tut erst mal nix. Paar Minuten später überholt mich Udo Müller, der Zweite der 60 km. Hier kann ich wenigstens gut einen Kilometer im Windschatten mitfahren, bis es mir auch hier zu schnell wird. Ärgerlich. Die Beine sind weich wie Gummi. Das Gebummel geht weiter bis hin zur Rollskistrecke und den Gegenanstieg hoch, wo ich beinahe völlig die Hufe hochnehme. Hier überholt mich noch Bret Janschneider, der Dritte der 60 km, den ich jedoch zu meiner Freude viele Kilometer vorher hinter mir in Sichtweite lassen konnte trotz besserem Standgas. Jetzt muss ich nur noch meine Lieblingswurzeln und das Gummifeld überleben. Das gelingt mir, aber im Ziel bin ich völlig breit und kaum noch auszumachen unter meiner Schlammpackung. Am Rad hat auf den ersten Blick zunächst alles gehalten wider Erwarten, doch der zweite Blick daheim wird mir das Entsetzen ins Gesicht zaubern.

Sebastian Stark siegt vor seinem Bruder Immanuel, Dr. O wird Dritter, ich rette noch Platz vier ins Ziel. Laura wird Zehnte bei den Männern, X-Man Norman Dreizehnter bzw. erster in der Terminator-Wertung. Pitt Brett kämpft sich auf Rang acht der Mitteldistanz ins Ziel. 
Das Kärchern meiner Schlammreuse übernimmt dankenswerter Weise Andy Berger und nicht Andy Borg für mich, sodass ich mich zitternd vor Kälte ins Ana Mare unter die Dusche rette. Paar Minuten später stehe ich quasi alleine unter der Brause, weil eine engagierte Bademeisterin die (nackten) Männer aus der Dusche scheucht, weil sie diese kärchern will, die Dusche, versteht sich. Prüde ist die Blondine ganz sicher nicht.
Erwärmt und nun auch durch Kuchen, Weintrauben und Schokolade vom Stand des RSV Erzgebirge gestärkt, geht’s für mich ins Zelt zur anstehenden Siegerehrung. Kurz vorher lasse ich mich als gute Tat für heute als möglichen Stammzellenspender testen, doch als Dank rammt mir ein Knirps mit seinem Kinderrad sein rechtes Pedal in mein rechtes Schienbein und bringt die Sitzbank zu Fall. Tumultartige Szenen.
Die Siegerehrung geht recht fix über die Bühne, und wie es sich gehört, wird die Langstrecke zuerst prämiert. Vorteil ist, dass man sich zuerst seine Preise aussuchen darf und das Zelt noch gefüllt ist. Und nur deswegen fahre ich ja auch Langstrecke. ;-) Ich greife ein brauchbares Funktions-T-Shirt ab. Obendrein gibt es einen vernünftig dotierten Gutschein meines Hauptsponsors TBR. Halb fünf nach der letzten Ehrung und Danksagung an die Hilfskräfte, die bei dem Sauwetter beste Arbeit geleistet haben, ist dann Schicht im Schacht. Dennoch rammt mir beim Verlassen des Zeltes derselbe Steppke wie vorhin erneut sein Pedal ins Schienbein, diesmal sein linkes in mein linkes. Dem scheint das räumliche Sehen zu fehlen.

Zuhause angekommen, schaue ich mir im Keller gleich mein gereinigtes Bike etwas genauer an und muss konsternieren, dass ich keine Bremsen mehr habe bzw. dass die abgeschliffenen Trägerplatten als Bremsklötze fungieren und zumindest hinten die Bremsscheibe ruiniert haben. Des Weiteren ist der Kolben hinten fest, womit die Trägerplatte somit permanent und ganz beachtlich während des Rennens an der Scheibe schleifte. Ich vermute, das ist auch ein Grund, wieso es mir den Stecker gezogen hat. Kette, Ritzel, Schalt- und Spannröllchen sind ebenfalls hinüber. Wie bei Facebook schon geäußert, hat mich eine Runde im Schnitt 133 EUR gekostet. Blöd, wenn man drei Runden fahren muss, um in die Wertung zu kommen. Was tut man nicht alles für sein Hobby …

Jetzt heißt es, ganz fix neue Teile ranzubekommen und das Bike wieder fahrtüchtig zu machen, um am Samstag startklar zu sein beim DTM. Passt in der Zwischenzeit auf eure Schienbeine auf!

(C) by Dirk Kersken

Donnerstag, 28. August 2014

18. Vier-Hübel-Tour am 24.08.14

Am Vier-Hübel-Sonntag ist es kalt, nass und verregnet, also bis auf den Regen von oben ähnliche Bedingungen wie sieben Tage zuvor beim VBM. Trotz diverser Umleitungen bin ich recht pünktlich vor Ort am Parkplatz P1 in O‘thal, erhalte meine Startunterlagen wider Erwarten sehr zügig dank niedriger Startnummer und begrüße zu meiner Freude meinen Teamkollegen Immanuel „FKJ“ Stark, der nicht vorangemeldet war und schon seit 7 Uhr vor Ort ist, um einen freigewordenen Startplatz zu ergattern. Er hat Glück und pennt nach Erhalt der Startunterlagen erst mal weiter im Kfz.
Ich selbst muss mich dringend um meine Verbottlung kümmern, da wir TBR’ler heute wieder keinen Support haben. Auch eine Verbottlungs-Bank lässt sich dieses Mal nicht missbrauchen, da es keine Rundendurchfahrten gibt. Also fix Herrn Lasseck gefragt, ob’s die Möglichkeit gäbe, vom Stein-Bikes-Support versorgt zu werden. Es gibt sie, doch Herr Lasseck ist anschließend wie vom Erdboden verschwunden. Ich suche ihn 30 min lang auf dem P1, bis ich ihn irgendwann kurz vor knapp finde. Udo Stein übernimmt liebenswerter Weise meine Verbottlung. Danke! Die Zeit bis zum Start ist nun sau knapp, das Warmfahren fällt entsprechend kurz aus. Hier begrüße ich die DSV-Athleten Edelmann, Kircheisen und Frenzel, die sich in dicken Audis auf zur Schanze und zum Sommer-Grand-Prix machen.

Zum Start unserer VHT kommt sogar kurz die gelbe Sau heraus, von oben bleibt’s zunächst trocken. Im zügigen Touren-Tempo geht es auf Schotter und teils neuem Asphalt durch die Wälder zum ersten Col, dem Bearstone. Zuschauermengen säumen die Straßen, und alle feuern David Seidel an. Nanu? FKJ lupft bergauf etwas am Gas, fährt vorne raus und unterhält sich mit unserem Teamkollegen Bastian „HDW“ Wauschkuhn, der dort auch auf einmal aufkreuzt (ohne Startnummer außer Konkurrenz). Ich bleibe stur sitzen, fahre im noch nicht „letalen“ Modus und erzähle dem neben mir rollenden Dr. O einen Witz. Dennoch zerbröselt’s unsere einst sehr große Gruppe schon hier gehörig. Wir sind oben nur noch vier Leute zzgl. HDW und FKJ: Robodoc, David Seidel, Jens Küllig und ich, der Güldi. Die teilweise recht holprige Abfahrt vom Bearstone meistern wir schadlos, und auf der anschließenden Asphaltgeraden drückt uns Dr. O wieder in Reichweite von FKJ und HDW. Die Abfahrt von Cow Mountain nach King’s Forest ist auch nicht ohne, weil’s doch hier und da einige Schlammlöcher und Bodenwellen gibt, doch rollen wir zu FKJ und HDW auf. Dieses Jahr bleibe ich sicher dank sehr vorsichtiger Fahrweise vom Pannenteufel verschont. 

Zu sechst geht’s bei schönem Gegenwind aus der Ortslage heraus stetig ansteigend übers Feld zum Col de Pöhl, wo ich von Udo zum ersten Mal verbottelt werde. Schon wieder feuern die Massen alle David Seidel an. Sicher Bestechung. Vorne drückt unser HDW ordentlich aufs Gas, und spätestens jetzt ist es keine Tour mehr, habe ich den Eindruck. Jens Küllig bekommt Probleme. 
Bergab und auf den Schotter- und Asphaltpisten durch die Orte Cuner’s Village, Sehmavalley und Walther’s Village rollt unsere Sechsergruppe wieder zusammen, und wir machen uns auf zum Col de la Scheibe. Im Anstieg zum selbigen beginnt es zu regnen, doch dank Tempomat HDW, der wieder am Gashahn dreht, wird uns nicht kalt. Zu sechst brettern wir nach Erreichen des Gipfels ins Tal zum Unterbecken Markersbach. Ab hier tut’s für viele der 600 Starter richtig weh, bei uns vorne ist das nicht viel anders.

Der Col zum Oberbecken gilt nicht als Hübel, obwohl er höher liegt als der Pöhl- oder Scheibenberg und mehr Schmerzen verursacht, weil er steiler ist. Und wieder bleibt HDW auf dem Gas stehen und zieht das bis fast ganz oben durch. Aua. David Seidel bekommt hier so seine Probleme, Jens Küllig ist auf einmal ganz verschwunden, ich muss jetzt auch zum ersten Mal das kleine Kettenblatt zücken. Schöne Cheise. Ein paar hundert Meter vor dem „Gipfel“ geht HDW dann der Diesel-Treibstoff aus, sodass er reißen lassen muss. FKJ, Robodoc und ich sind nun zu dritt und gucken uns an. FKJ steigt etwas aufs Gas, Robodoc fährt das Loch wieder zu, ich steige etwas aufs Gas, Robodoc fährt das Loch wieder zu. Okay, Test bestanden, also fahren wir zu dritt und relativ gemütlich weiter ums Oberbecken herum. David Seidel schließt von hinten wieder zu uns auf. Dr. O bemerkt unterdessen an meinem Hinterrad einen kleinen Ast, der sich womöglich durch die Karkasse gebohrt hat und Geräusche macht. Meine Freude ist ausgesprochen groß; den Ast oder was auch immer lasse ich aber mal vorsichtshalber stecken, denn noch ist genügend Luft im Reifen. FKJ teile ich meine Misere mit und sage ihm, er möge nicht warten und durchziehen, wenn ich anhalten müsse, während David Seidel wieder von den Zuschauern umjubelt wird.

Hinab zum Ephraimhaus hält mein Reifen, der liebe Udo verbottelt Dr. O und mich, und unser Quartett geht den doch recht langen Anstieg des Friedrichsbachwegs an. Leider hat sich unser Schrittmacher alias HDW ja bereits verabschiedet, sodass ich den kompletten Anstieg zügig, aber noch kreislaufschonend von vorne fahre. Das Ding zieht sich ganz schön hin, und man ist froh, wenn man endlich oben ist. Als die Rampe hinter uns liegt, sind wir nur noch zu dritt, denn irgendwo ging der umjubelte David Seidel verloren. 
Das kurze Flachstück der Rittersgrüner Flößbahn bzw., um meiner neudeutschen Schreibweise treu zu bleiben, the „Knight’s Green Rafting Train“ nutzen wir zur Erholung und zum Gel-Nachschub, ich sehe eine Frau in den Wald pullern, grüße kurz und fahre die sich vor uns auftürmende Asphaltrampe des Hundsmarterflügels bzw. the „Dog’s Torture Wing“ hoch zur „Street of Oldpöhla“ – wieder zumeist von vorne. Oben schifft’s jetzt etwas mehr, kalt wird’s auch langsam bei 8°C. 
Hot Doc, FKJ und ich wechseln uns auf der langen Aspahltgeraden gut ab mit der Führung, bis FKJ irgendwo am rechten Wegrand den offiziellen VHT-Wegweiser bemerkt, der eindeutig nach links in einen Schotterweg namens Nitzschhammerstraße zeigt. Hmm, hier ging es noch nie lang, doch der Wegweiser zeigt unerbittlich da runter. Okay, nach kurzer Debatte fahren wir den neuen Streckenteil – bis mir die Sache zu bunt wird. Ich sage, dass wir umdrehen, also drehen wir um und kommen nach knapp zwei Minuten wieder auf die alte Strecke zurück. David Seidel hat uns noch nicht passiert, doch das Führungs-Krad vermisst uns bereits. Robodoc sagt dem Personal, dass irgendein Heino das Schild verdreht hat. Die Herren richten es, sodass sich die folgenden knapp 600 Fahrer nicht so verhübeln wie wir hier.

Auch die letzte Verpflegungsstelle für heute kurz darauf lasse ich völlig ungenutzt rechts liegen und fahre mit meinen beiden Kollegen am Hinterrad den letzten Downhill auf der Pfahl- und Friedensstraße vor dem langen Anstieg zum Col de Fichtel hinunter. Zu Beginn des Anstieges wird's sentimental: Dr. O dankt uns, ihn bis hierhin mitgenommen zu haben, FKJ dankt uns seinerseits, dass wir ihn bis hierhin mitgezogen haben, Güldi dankt seinem Hinterreifen, bis hierhin gehalten zu haben.
Robodoc erhöht dennoch etwas die Wattzahl, was FKJ leider veranlasst, reißen zu lassen. Er hat heftige Krämpfe. Ich bin auch nicht mehr taufrisch, doch rolle mit Dr. O gemeinsam hoch zur 3,99-km-Ziege. Zügig fahren wir die Rollskistrecke empor zum finalen Anstieg der Wellenschaukel. Schon kurz vorher haben wir beschlossen, dass, sofern mein Reifen hält und keiner mehr zu uns auffährt, wir zusammen das Ziel erreichen sollten, weil es, denke ich, wegen der tadellosen Verbottlung durchs Team Stein-Bikes durchaus fair ist, Hot Doc nicht noch zu attackieren bei einer „Radtour“. Und wer weiß, ob er mich nicht auch attackiert hätte. ;-) So haben wir beide was davon. Wenig später überqueren wir zwei in die Jahre gekommenen Herren die Ziellinie, und während David Seidel und kurz dahinter HDW und FKJ das Ziel erreichen, düse ich sogleich mit Robodocs dicker Radjacke querfeldein unterm Skilift runter nach O‘thal zum Kfz und unter die Dusche. Da Coco the cat gerade erst ihren Führerschein macht, hoffe ich, dass sie vielleicht nächstes Jahr gleich mein Auto hoch zum Gipfel fährt, damit ich mir bei nur noch 5°C keinen abfriere bergab. Als ich rauskomme aus der Dusche, schifft’s in Strömen. Ein Glück, dass wir nicht gebummelt haben. So bleibe ich trocken und habe eine warme Dusche für mich alleine. Im Audi geht’s anschließend im Regen wieder hinauf zum Col de Fichtel und zur verdienten Pasta. Wenig später gibt’s dann doch noch eine Bergkönig(innen)-Ehrung mit Lisa Schubert und Dr.-O-Ersatzmann Udo Stein, die Rucksackübergabe an Norman „X-Man“ Jaslan, der auch unfallfrei ins Ziel kommt, und die Sonntagsfahrer-reiche Heimfahrt nach C.

Ich werde sicher erst wieder zum GBM in Erscheinung treten, wenn ich mich bis dahin nicht verhüble. Bis bald!
 

Dienstag, 19. August 2014

12. Vogtland-Bike-Marathon in Schöneck am 17.08.14

Dieses Mal erscheint Bastian „HDW“ Wauschkuhn pünktlich und am richtigen Sammelpunkt, um gemeinsam mit seinem Pampersbomber und mir die Fahrt nach Schöneck ins Vogtland antreten zu können. Wir sind pünktlich vor Ort und werden deswegen von Rico Leistner völlig zu Recht beglückwünscht. Torsten „Mütze“ Mützlitz und Felix Fritzsch begrüßen uns auch. Draußen ist es derweil bissl kalt, biss neblig, bissl nass, doch an und für sich mag ich solche „wet conditions“. An der Anmeldung umschiffe ich noch ein paar Tücken, weil ich trotz Meldung über meinen Verein nicht in der Liste erscheine, aber alles wird gut. In Ermangelung an einen Verbottler für HDW, Felix, Mütze und mich missbrauchen wir mal wieder eine Bank in Zielnähe als statische Verbottlerin. Das Warmfahren erledige ich zusammen mit Mütze und Felix, bevor kurz nach zehn der neutralisierte Start hinterm doppelauspuffigen Pickup erfolgt.

Im Tal geht’s dann erst scharf und gleich wieder hinauf zum IFA Ferienpark. Ich kann mit der Spitzengruppe mitfahren, doch oben auf den Waldautobahnen rollt alles wieder zusammen – bis zum ersten Wurzel-Trail. Auch ohne Streckenkenntnis merkt man, dass es gleich eng wird, denn alle sprinten um die beste Position in den Trail hinein. Er ist schlammig und glitschig wegen des Regens am Vortag. Bei dem Tempo vorne habe ich mit zu viel Luft auf den Reifen zunächst Mühe dranzubleiben, doch ich halte den Rückstand in Grenzen und presse wieder ran an die Führungsgruppe. Der zweite Trail ist auch verwurzelt und verschlammt, jedoch im Gegensatz zum ersten leicht abfällig. Wieder geht es mit hohem Tempo hinein … und rums, den ersten Fahrer aus unserer Gruppe legt’s böse hin. Ich komme gerade noch vorbei – und drücke das entstandene Loch kurz nach der Staumauer erneut zu mit einigen Menschen im Schlepptau. Der dritte Trail naht … und rums, legt es den zweiten Fahrer aus unserer Gruppe vor mir auf die Fr... Wieder kann ich ihn umkurven und kurbele nun zum dritten Mal auf der folgenden, leicht ansteigenden Schottergeraden das entstandene Loch nach vorne zu – erneut mit einigen Menschen im Schlepptau. Ich fahre mal vorsichtshalber durch die erste Gruppe durch, muss aber schon wieder aufpassen, weil vor mir ein Fahrer während des Fahrens seine Notdurft verrichtet.

Das Tempo ist inzwischen etwas eingeschlafen, sodass viele Fahrer von hinten aufschließen können – bis der vierte Trail kommt. Schon wieder wird gesprintet wie bekloppt … und rums, legt es den dritten Fahrer unserer Gruppe hin, der aber fix wieder auf dem Bike sitzt. Ich komme mit etwas Verzögerung auch endlich am Ende des Trails an, doch diesmal sind die ersten Leute ganz schön weit enteilt. Mit zwei, drei weiteren Fahrern setze ich der Spitzengruppe hinterher, spiele wie so oft Zugpferd, und wir erreichen die Gruppe ein paar Kilometer später zu Beginn des Skilifts unten im Tal. Und prompt fange ich mir hier nach langer Zeit mal wieder einen Kettenklemmer ein und kann nicht mehr treten. Mit rabiater Gewalt bekomme ich das Getriebe ohne abzusteigen wieder lautstark in Gang und setze der Gruppe aufs Neue hinterher. Zum fünften Mal für heute. 
Im Downhill nach dem Lift hole ich ein, zwei Biker ein, einen davon kampflos, weil es mal wieder rums gemacht hat im glitschigen Trail. Diesmal hat’s Felix Fritzsch erwischt, der aber nach kurzer Zeit weiterfahren kann. Kurz vor einem Steilstück im Wald, was nach ein paar Metern für mich leider nur noch zu Fuß zu bewältigen ist, überholt mich auch noch ein Tscheche, im Steilstück selbst sprintet der Felix zu Fuß an mir vorbei mit den Worten: „Das habe ich trainiert!“ Das merkt man. Oben angekommen, sind jetzt die ersten Leute um Markus Werner und Waldmeister Sascha Heinke leider nur noch in Sichtweite, aber zu weit weg. Mein Begleiter von diesem Zeitpunkt an heißt Mütze, dessen kurze Beine sich in den Laufpassagen ähnlich schwer tun wie meine. Obendrein benötige ich einige Zeit, wieder in meine Pedale einklicken zu können wegen des Schlamms an der Sohle. Sehr geil. Gemeinsam mit Mütze fahre ich die erste Runde und den Zielanstieg zu Ende, nachdem wir uns kurz vorher in der Schönecker City fast beinahe gegenseitig abgeräumt hätten in einer Linkskurve. Schöner Zwergensalat wäre das geworden.

In der zweiten Runde übernehme ich erst mal die Führung auf den teils schlammigen Presserstücken und drücke uns an den Drittplatzierten der 70-km-Runde heran, einen bayerischen Mitbürger. Er hängt sich rein, sodass wir ein Trio bilden. Er fragt mich auch gleich, ob ich in der AK Herren fahre. Vielen Dank fürs Kompliment, aber nö, ich fahre (noch) bei den Greisen 1. Dass Mütze auch in meiner AK fährt, zaubert ihm ein Lächeln ins Gesicht.
Die kommenden drei tückischen Trails bevorzuge ich als gebranntes Kind, unspektakulär von vorne zu fahren, komme auch einigermaßen sauber durch im Gegensatz zum Bayern, der hinter mir hörbar den Boden küsst. Das Tempo auf den Geraden erscheint mir im Windschatten meiner beiden Begleiter zu gering, sodass ich viel von vorne und auf Zug fahre. Irgendwann erreichen wir zum zweiten Mal unsere Verbottlungsbank, die leider keinerlei Anstalten macht, uns unsere Getränke zu reichen. Also gehe ich in die Eisen, greife zum ersten Mal für heute in den Getränkekorb, Mütze zum zweiten. Zum Glück hat man uns heute nix weggesoffen.

Die Schotterpisten bis kurz vorm Skilift fahren wir zügig, aber scheinbar zu langsam für Steffen Langer, der von hinten quasi aus dem Nichts auftaucht oder von Scotty hergebeamt wurde. Okay, sind wir halt zu viert bzw. zu fünft, da sich meine Rückenschmerzen inzwischen auch mal wieder zu mir gesellen. Am Skilift hinauf verlieren wir Steffen wieder, und Mütze hat bissl Probleme, bergab dranzubleiben, sodass ich mit dem Bayern zunächst alleine bin. Wieder fragt er mich, in welcher AK ich fahre, ob Mütze wirklich auch Senioren 1 fährt und ob der vierte Mann unserer Gruppe ihm in seiner Herren-AK gefährlich werden könnte. Als ich das verneine und sage, dass auch Herr Langer in meiner AK fährt, zaubert ihm das ein Lächeln ins Gesicht. „Jo, do isses jo schön entspannt für mi“, gibt er zum Besten. Recht hat er. In der Laufpassage den steilen Col hinauf schließen Mütze und Steffen wieder zu uns auf, was den Bayern veranlasst, Steffen zu fragen, in welcher AK er fährt und wann er geboren wurde. Als Steffen „1984“ sagt, zaubert das dem Bayern ein Lächeln ins Gesicht. Und es sollte das letzte Mal für heute sein, dass er uns nach unserem Alter beauskunftet. Irgendwann scheint sich das dann doch einzuprägen.

Oben komme ich schon wieder nicht in die besch… Pedale und trete erst mal einige Meter mit freiem Huf. Zum Glück wird’s oben flach, sodass ich meine Latschen reinigen kann und klicke prompt rein in die Pedale. Durch die City geht es zügig hindurch, gefährlich knapp an einer Hauswand vorbei und hinab in den Downhill ins Schönecker Tal. Den kurzen Wiesenanstieg vorm Zielberg gehen der Bayer und Steffen zügig an, Mütze und ich bleiben dran. Unfallfrei ballern wir den letzten Holper-die-Polter-Abschnitt hinab, und nun geht’s auch schon los, das Ausscheidungsfahren.
Der bayerische Biker gibt Stoff und reißt erst mal eine Lücke, Mütze und ich befinden sich dahinter, fahren unseren Stiefel. Steffen hat zunächst ein paar Probleme. Irgendwann holen wir zwei Zwerge den Bayern ein und setzen uns bissl ab, auch Steffen bekommt seine fünfte oder sechste Luft für heute und überholt etwas später den Südländer. Die lange Rampe wird unterbrochen von einem kurzen Flachstück, wo man noch mal schön Schwung holen kann. Mütze und Güldi haben ein paar Sekunden auf die Verfolger herausgefahren, bevor es in den letzten steilen Abschnitt geht. Um oben noch guten Druck zu haben, bemühe ich vorsichtshalber das große Kettenblatt und gebe bissl Gas. Mütze unterstellt mir später, mein KERS verwendet zu haben, was ich aber heute daheim vergessen habe. Jedenfalls reicht es mit ein paar Sekunden Vorsprung für den 3. Platz der Gesamtwertung dank meiner jugendlichen Spritzigkeit. Gesiegt hat der starke Felix vor dem ebenfalls starken Tschechen.
HDW seinerseits muss bereits nach wenigen Kilometern in Runde 1 vom Bock, weil ihm sein Schaltzug durchrutscht am Schaltwerk. Als er das Dilemma behoben hat, ist er Einzelkämpfer und rollt das Feld von hinten auf. Völlig im Arsch kommt er trotzdem noch als Gesamtelfter im Ziel an.

Die Siegerehrung verpassen Felix, Mütze und ich mal wieder, weil wider Erwarten die Langdistanz vor der Kurzdistanz geehrt wird, wir uns jedoch entweder noch unter der Dusche oder am Kärcher befinden. Schade, aber die Geschenke bekommen wir trotzdem. Mir ist leider alles viel zu groß. Schnelle Biker benötigen meistens die Größe S, keine L oder XL. ;-)
Mein Bike reinige ich nach meiner verdienten Kartoffelsuppe auch endlich mal, muss vorher aber feststellen, dass Asiaten – ja, da ist auch einer mitgefahren – beim Kärchern sehr, sehr reinlich sind und mit den Tücken des Fahrradständers massiv zu kämpfen haben. Wahnsinn, wie lange das dauert. In der Zwischenzeit haben mir Felix, Mütze und HDW natürlich den ganzen Schokokuchen am Buffet weggefressen und nur noch Leberwurstschnitten übriggelassen. Außerordentlich unverschämt. Wenig später geht’s zusammen mit HDW und diesmal vollem Tank wieder gen Heimat.

Das nächste Rennen wird vermutlich erst der GBM sein, weil ich bissl Erholung brauche und meinen Rücken schonen will. Außerdem braucht Coco the cat wegen ihrer heute eingetretenen Rolligkeit ein paar Extrastreicheleinheiten. See you!

Mittwoch, 13. August 2014

Bewegungswelt-Bike-Marathon in Arnstadt am 10.08.14

Sehr kurzfristig entscheide ich mich, nach Arnstadt zu fahren. Diesmal nehme ich Bastian „HDW“ Wauschkuhn mit im Pussywagon. Zwischen meinem ausgemachten Treffpunkt und dem Treffpunkt, den HDW verstanden hat, liegen rund 10 km und 10 min Fahrzeit. Also kommen wir bissl spät vom Neefepark weg und „dank“ sparsamer Fahrweise und diverser Umleitungen in Arnstadt erst 9.15 Uhr an. Ich selbst bin noch nicht angemeldet, auch das zieht sich, die letzte Notdurft soll ja auch noch verrichtet werden, unsere Laura muss ich ebenfalls noch finden wegen der Verbottlungsproblematik. Warmfahren? Keine Chance.

Um zehn geht’s los – und viel zu langsam durch die halbe Innenstadt, was völlig sinnfrei ist. Den scharfen Start verpenne ich natürlich und stehe erst mal im Stau an einem engen Torbogen. Den folgenden Col hinauf geht es etwas besser als in den letzten Rennen, und ich kann sogar einigermaßen vorne mit herumstechen – bis mir auf einem Trail, wo sich die ganze Meute staut, in einer scharfen Haarnadelkurve das Talent und der Grip ausgehen und mein Vorderrad wegschmiert auf Schotter. Ich falle nach innen, wo sich gerade Silvio Hauschilds Bike befindet. Ich behindere ihn, komme anschließend nicht in die Pedale – und fort ist sie, meine gute Gruppe um Danowski und Mütze und damit der Kontakt nach vorne. Das sich anschließende Flachstück spielt mir als Einzelkämpfer und Zwergwüchsigem beim Aufholen so überhaupt nicht in die Karten, sodass ich recht weit hinten bin im Feld. Schon am nächsten Trail, von denen es heute sehr viele gibt, wird mir das zum Verhängnis. Es geht hier einfach nicht vorwärts, weil einige Leute viel zu viel bremsen und es nicht rollen lassen. Hier verliere ich deutlich Zeit nach vorne, weil ich nicht überholen kann. Dann geht direkt vor mir noch ein Biker über den Lenker ab, sodass die Meute kurz warten muss, bis er sich und sein Bike aufgerappelt hat. Bergauf komme ich auch noch nicht so recht in die Gänge, aber das ist völlig normal bei mir in den ersten zwei Stunden eines Rennens. Blöd wird’s aber dann, wenn das Rennen nur 2,5 Stunden dauert.
Irgendwann finden sich gleichschnelle Leute um mich herum, doch weil ich bergauf so parke, befinde ich mich bergab immer nur hinten an der Gruppe, obwohl ich auf den technischen Trails durchaus schneller könnte. Wieder geht Zeit flöten. An einer Bachquerung kurz vor der letzten langen Rampe spiele ich Rowdy, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, und fahre da so eine Holzrampe runter, obwohl die Dame mir „Laufen!“ befohlen hat. Ich steige sogar zunächst ab, doch wie soll man denn da bitteschön zu Fuß ohne Sturz runter? Also steige ich wieder auf und rolle entspannt hinab. Und ich werde nicht disqualifiziert. Jepp!

Irgendwann haben wir Runde A (15 km) und B (18 km) jeweils einmal passiert nach insgesamt 33 km. Viele der Leute biegen hier schon ab ins Ziel wegen der in Arnstadt freien Streckenwahl oder sind schon nach 15 km abgebogen, ich selbst hoffe auf bessere Beine in der zweiten Runde B. Die Beine drehen tatsächlich etwas williger, und ich kann mich sukzessive nach vorn verabschieden, doch die – sehr schönen – Trails und das ständige Links, Rechts, Hoch, Runter lassen keinen flüssigen Rhythmus zu bei mir. Ein XC-Fahrer war ich nie und werde nie einer werden.
Mitte der Runde nach ca. 40 km meldet sich dann mein Rücken. In Seiffen tat der schon weh, heute leider etwas mehr. Das Fahren im Sitzen geht ausgezeichnet – auf den Schotter- und Asphaltgeraden; die Trails fahre ich bergauf wie bergab meist mit dicken Gängen oder im Stehen, weil’s da nicht so schmerzt. Mann, ich werde alt. Aber dank neuer Hosen schmerzt wenigstens der Arsch nicht mehr.
Jedenfalls fahre ich die Runde mit ordentlichen Beinen, aber schon beizeiten leerer Flasche zu Ende und als Weichei ins Ziel der recht kurzen 52 km. Am Ende sind der Rückstand aufs Podest indiskutabel groß und die Platzierung mit P6 mäßig, aber ob der Rücken noch eine dritte Runde B „überlebt“ hätte, bezweifle ich.

Im Ziel ist der Durst groß, und ich trinke erst mal einen Liter Iso quasi auf Ex. Und ich darf sogar Paul Stark, den Kleinsten aller Flaschenkläue, im Arm halten. Er ist übrigens schon deutlich schwerer als meine Katze.
Mit HDW, der die 33-km-Runde nehmen musste wegen großer Schaltprobleme, geht’s zum Duschen in die hiesige Schwimmhalle, danach zur Siegerehrung, weil FK Zweiter der XL-Runde wurde inkl. Reifenschaden und Hinterradwechsel, einen Kloß gibt’s auch noch und die kuriose, wenig hilfreiche SMS auf Bastians und später auch auf meinem Handy, wie man seine Hämorrhoiden losbekommt. Vielen Dank für die Hinweise. Danach geht’s gesittet heim.

Nun heißt es, den Rücken irgendwie in Schuss zu bringen, denn die Saison ist noch lang. Was die Startmüdigkeit angeht, muss ich mir aber noch was einfallen lassen. ;-)

Bis die Tage!

Mittwoch, 6. August 2014

22. Erzgebirgs-Bike-Marathon in Seiffen am 03.08.14

Bereits frühs 6 Uhr bimmelt’s, nach einer Nacht, in der Coco the cat mal nicht durch den Schrank oder durchs Kippfenster will und erstaunlich ruhig ist. Sie kommt frühs auch gar nicht richtig aus dem Bett, die Kleine, na ja, zum Fressen und Würschteln schon, danach gleich wieder husch, ab in die Heia auf’n Schlafzimmerschrank. Sicher müde von der Mäusejagd im Beet der Nachbarin am Abend zuvor.

Gesittet rolle ich nach Seiffen, parke mein Kfz so nah wie noch nie am Startgelände direkt neben HDW und Pitt Brett und hole meine feine Startnummer „1234“. Die Schlange an der Anmeldung hält sich zwar in Grenzen, dennoch werde ausgerechnet ich von einer EBM-Helfersdame gefragt, ob ich ein Tscheche bin und ob ich denn auch meinen Ausweis dabei habe. Tja, einmal Tscheche, immer Tscheche. Ich kann ihr zum Schluss glaubhaft versichern, kein Tscheche zu sein. Auf meine Anfrage an die mit in der Schlange stehenden Biker, ob ich wirklich aussähe wie ein Tscheche, ernte ich kollektives Verneinen. Auf dem Rückweg noch mal fix die Hände zum Himmel gereckt, dass sich bitte der Dixi-Steve nicht irgendwo im Dixi-Klo verbarrikadiert hat. Er hat es zum Glück nicht.

Mein Warmfahren fällt recht kurz aus, dafür darf ich mich im Raceblock ganz hinten einreihen – na toll. Laura „LH“ Hoffmüller steht neben mir, und wir wünschen uns viel Glück im EBM-Gemetzel.
Der Start erfolgt 9 Uhr und für meine Begriffe viel zu langsam im Schritttempo behind the Führungsfahrzeug, erst im Tal geht es scharf. Ich mache ein paar Positionen gut am ersten Asphaltberg, fahre aber zu Beginn nur kontrolliertes Halbgas, weil das Feld meistens wieder im Seiffener Grund zusammenrollt – so auch heute. Zwischendurch zerlegt einer ein Huhn vor mir, ich kann zum Glück noch ausweichen; das Huhn hat’s aber nicht überlebt. Schon in der Einführungsrunde gibt’s neben dem Huhn die ersten Ausfälle. Bei Torsten „Mütze“ Mützlitz beispielsweise zerbröselt es mit einem Knall den Hinterreifen. Mein Teamkollege Immanuel „FKJ“ Stark macht inzwischen Motortraining hinterm Führungsfahrzeug und hat 50 m Vorsprung aufs Feld. Er wird sogar gebeten, die anderen doch bitte wieder herankommen zu lassen.

An rund 30. Position erklimme ich die Alp de Wettin – die Alp ist übrigens ein weibliches Substantiv. Die Strecke ist von Beginn an sehr ruppig und glitschig, weil’s die Nacht zuvor gewittert hat, und ich komme wieder nicht in die Gänge. Unterwegs schiebt mich HDW an einem kleinen Schotterhügel sogar spaßeshalber an. Mit Mühe halte ich seine Gruppe, die fast ausnahmslos aus Kurzrundlern besteht. Mitten im Wald steht dann auf einmal FK mit Plattfuß. HDW hält an und überlässt ihm sein Hinterrad, sodass FK nicht so viel Zeit verliert. Seine Beine sind heute exorbitant.
Das erste Mal die Steilabfahrt runter lasse ich’s etwas vorsichtig angehen, weil ich die Strecke nicht abgefahren bin die Tage zuvor, doch alles läuft problemlos mit den großen Rädern. Unten im Grund verbottelt mich liebenswerter Weise die MdFK. Die jetzt folgende lange, jedoch nicht allzu steile Asphaltrampe ziehe ich eine kleine Gruppe am Hinterrad mit, bevor es in die Abfahrt und wieder hinauf zum Gel Drop geht. Dort kommt von hinten FK angeheizt und nimmt mich mit den Worten „Mitfahrgelegenheit, Güldi!“ netterweise zwei Kilometer am Hinterrad mit. Danach ist er mir zu schnell, der Übermensch.
Gespannt steuere ich nach dem Elektro-Häuschen oben auf der Kuppe des Col de Reichelt den neuen Streckenabschnitt an, den mir tags zuvor Rico Lasseck eingehend beschrieben hat. Einzig am erst später kommenden sogenannten Chickenway hat er sich vertan. Lieber Rico, auch bei Stau im technischen Abschnitt rechter Hand ist der längere Chickenway langsamer. Ich hab’s in Runde eins ausprobiert. Fahrer, die ich schon überholt hatte, liegen jetzt wieder vor mir. Cheise.
Die Abfahrt in den Seiffener Grund rollt gut, aber noch zündet es nicht so recht bei mir. An der Alp de Wettin werde ich von Laura Hoffmüllers Geschwistern (GdLH) astrein verbottelt und angefeuert – besten Dank – und fahre zügig den Col hinauf.

Runde zwei bin ich anfangs allein auf weiter Flur, fahre jedoch nach ein paar Kilometern auf zwei Mann auf, überhole beide mit Überschuss, sie beißen sich am Hinterrad fest, und wir rollen zunächst zusammen als Trio weiter. Einer geht an einem Anstieg flöten, der andere mir bis dato unbekannte Fahrer wird mich mehr oder weniger bis zur Rundendurchfahrt begleiten als „Lutscher“. Keinen Meter Führung, obwohl er nur die Mitteldistanz fährt und mit Racefully am Start ist. Dank des Berichts beim MDR Sachsenspiegel weiß ich aber jetzt, dass es der australische X-Terra-Profi Ben Allen ist.
Auch Runde zwei verläuft gar nicht zufriedenstellend, mir fehlt noch der Druck auf der Kurbel. Aber Runde drei kommt ja noch … Eine Schrecksekunde gilt’s zu überstehen, als eine Radamazone mitten in der Abfahrt zum neuen Teilstück vor mir stehenbleibt und ich um ein Haar in sie reinrausche. Mädel, Hände weg von den Bremsen und rollen lassen, das ist sicherer – für dich und für deine Hintermänner! Dem Australier entlockt das nur das internationale Schimpfwort, was mit „F“ anfängt und mit „uck“ aufhört. Im steilen Gegenanstieg kopple ich den Mann aus Down Under zunächst ab, lasse den „Hühnchenweg“ diesmal links liegen und nehme die technische Abfahrt, die wider Erwarten dann doch nicht mehr durchgängig fahrbar ist. Ein Absatz erscheint mir als zu glitschig und zu gefährlich, sodass ich ihn in meinem gesetzten Alter mal vorsichtshalber runterrenne. Die im Zickzack angelegte Streckenbegrenzung am Ende des technischen Abschnitts hat auch nur noch künstlerischen Wert, da diese mehr oder weniger plattgewalzt ist und es uns ermöglicht, den Downhill straight on mit Vollgas zu nehmen. Fein so. Der Australier robbt sich dank eines Staus in einer Abfahrt wieder an mich heran.
Zum Seiffener Grund hinunter muss ich bissl Slalom um die zu umrundenden Fahrer fahren, komme aber nach einigen Schlenkern heile im Tal an. Auch auf dem Asphaltstück genießt Onkel Ben meinen Windschatten. An der Alp de Wettin warten schon wieder die emsigen GdLH und verbotteln mich, der Australier geht am Col nach hinten flöten. 
Auf geht’s in Runde drei. Meinen Rücken „freut’s“, dafür tut mein A… mal nicht weh dank neuer, bequemer Hosen.

Immer noch mit gefühltem „Halbgas“ knattere ich die ersten ruppigen Abschnitte entlang, kann aber weder vor noch hinter mir Fahrer meiner Strecke ausmachen. Wo sind die denn alle? Wo liege ich überhaupt, bin ich 15ter oder 20ster? Warum fahre ich überhaupt drei Runden und verkaufe nicht Döner in der Chemnitzer Innenstadt – oder in Tschechien –, Mensch? Ich bin gefühlt so langsam unterwegs, dass doch nun mal einer from behind kommen muss? Es kommt keiner.
Die holprigen, feuchten Abschnitte im ersten Rundenteil nehme ich, so gut es geht, und bleibe stets dem Motto eines Kreißsaals treu: pressen, pressen, pressen. Aber endlich, kurz nach der Steilabfahrt und die anschließende Asphaltstraße hinauf überhole ich einen von Krämpfen geplagten Fahrer, der zu diesem Zeitpunkt noch vor mir liegt. Vorher verbottelt mich die MdFK zum dritten und letzten Mal, diesmal mit Cola spezial à la Güldi, dem erhofften (legalen) Zünderli. Und prompt, exakt bei Kilometer 86,8 – ich habe extra auf den Tacho geschaut – zündet’s bei mir. Ich kann auf einmal dicke Gänge fahren die etwas steileren Rampen hoch. So muss das sein. Ich fliege teilweise an den zu umrundenden Fahrern vorbei, dass es mir schon fast etwas peinlich ist. Und ich überhole vermutlich einen weiteren Fahrer der Langstrecke seinem Tempo nach zu urteilen. Wenn das so weiter geht, hole ich noch den Hannes Genze ein. Selbst beim Gel Drop treffe ich jetzt schon zum zweiten Mal in Folge, was einer Gesamtquote von immerhin 66,6 % entspricht und eigentlich eine Zeitbonifikation zur Folge haben müsste. Oben beim Werkstattservice kurz vor der Motocross-Strecke erzählt ein EBM-Helfer seinem mit Stift bewaffneten Gehilfen was von Platz 5. Toll, denke ich mir, der hat sicher in der Grundschule dazu beigetragen, den Notendurchschnitt in Mathematik zu senken, der meint sicher Platz 15. Egal, jetzt können mich nur noch ein Plattfuß stoppen – oder eine parkende Radamazone. Der neue, heute zum dritten Mal zu absolvierende Streckenabschnitt verläuft flüssig mit gutem Hufgas, fix erreiche ich das Tal und erklimme zum vierten Mal die Alp de Wettin. Die GdLH sind immer noch da, und eins der jungen Mädchen rennt den ganzen Col neben mir hoch und filmt mit dem Handy. Die lautstarke Kulisse lässt mein Rückenaua vergessen, Krämpfe habe ich absolut keine. Auch am Werbegerüst am Gipfel der Alp erzählt der Moderator was von Platz 5. Na, so ein Quatsch, können die denn alle nicht zählen?
Ein kontrollierender Blick zurück sagt mir, dass ich es ruhig angehen lassen kann ins Ziel. Das tue ich auch und komme völlig unbemerkt ohne jegliches Trara im Ziel an, fahre gleich zum Foto mit der Brünetten und dem Nussknacker durch und verabschiede mich zum Kärchern nach ein paar aufbauenden Iso-Drinks. Meine Platzierung weiß ich noch immer nicht, ich weiß nur, dass Hannes Genze vor Peter Hermann und Sebastian „FK“ Stark gewonnen hat und ein Tscheche Vierter geworden ist. Dieser Tscheche bin aber nicht ich, sondern Martin Splitek von CS Specialized HK. Steht das HK eventuell für Hühnchenkiller? Man weiß es nicht. Der entfesselte FK verpasst Platz 2 nur um 25 Sekunden wegen seines Plattfußes.

Zurück am Auto treffe ich auf Pitt „Brett“ Götze, der das Rennen wegen gesundheitlicher Tücken leider aufgeben musste. HDW kommt auf Platz 20 ins Ziel, da er ja einen nicht geplanten Reifenschaden zu beheben hatte. Später beim Kärchern erlebe ich über Hörfunk mit, wie LH als Erste der Damen ins Ziel kommt auf dem langen Kanten. Hammer, Chapeau, Awesome usw. Wenig später gibt’s natürlich ein Drückerli von mir, FK lässt mich gewähren. Ich selbst weiß immer noch nicht, wo ich angekommen bin, und lasse mir die Nudeln schmecken. Irgendwann hängen auch die Ergebnisse aus, und ich muss mit Erstaunen feststellen, dass ich tatsächlich die Dreier-Teamstaffel der Männer gewonnen habe und auch noch Fünfter der Gesamtwertung geworden bin. Ich kann das nur damit erklären, dass viele Heizer die Kurz- oder Mittelstrecke gefahren sind oder einen schlechten Tag erwischt haben. Der Abstand zum Sieger Hannes Genze ist beachtlich, auch FK hat mir in nur gut zwei Runden ordentlich Zeit draufgedrückt. Trotzdem bin ich froh über die Platzierung und qualifiziere mich hiermit für die Siegerehrung.

Im Zelt ist es muffig und sau warm, und ich habe Hitzewellen. Meine Menopause kommt früher als gedacht. Zum Glück sitzt des Waldmeisters knuffige Susann neben mir, die das Ganze erträglich macht. Die Siegerehrung zieht sich, da die Langstrecke erst am Schluss bei nicht mehr ganz so vollem Zelt abgehalten wird, im Prinzip genau falsch herum. Aber die beiden Moderatoren Andreas Fischer und Andreas Clauß ziehen die Show routiniert durch. Am Ende stehen drei TBR’ler auf dem Podium: LH (1./1.), FK (3./2.) und Güldi (5./2.). FKJ wird in Begleitung Lauras 37., André Fischer, seines Zeichens SchwadFK, wird als Nichtradfahrer 86. „Die Macht ist stark in der Familie.“ Nicht auszudenken, was mal aus Paul „FKM“ Stark wird, der ja LHs und FKs Gene hat. Zum Glück ist er knapp 29 Jahre jünger als ich. FK wird obendrein noch Gesamtzweiter in der MME-Serie und staubt einen weiteren Nussknacker ab, der Wicht. Meine Wenigkeit schafft es wieder nur auf Platz 11, was fast ausnahmslos dem Pannenfestival in Jablonne beim Malevil Cup zu verdanken ist. Ärgerlich.

Vielen Dank an dieser Stelle an die vielen fleißigen Helfer, an die Fahrer, die ausnahmslos Platz beim Überholen gemacht haben, und an Mario H., den mit Haarausfall kämpfenden Starverkäufer vom Biker-Boarder, der mir zügig dringendst benötigte Teile binnen vier Werktagen organisierte. Ich hatte heute nicht den Hauch eines technischen Defekts, keine Kettenklemmer, keine Schaltprobleme, nix. Wer mich kennt, weiß, dass das ein Sechser im Lotto bei mir ist.

Daheim verkaufe ich sogleich den gewonnen großen Spanbaum an meine Ellis, denn Coco the cat würde bei mir daheim nur Kleinholz draus machen. Und bei Modder gibt’s Hühnchen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Güldichék Aßmúzi hat fertig.

Donnerstag, 31. Juli 2014

2-Stunden-Rennen in Frauenstein am 27.07.14

Es ist eine Nacht mit Unterbrechungen. Danke mal wieder an Mieze Coco, die durch die Schrankholztür mitten hindurch in denselben will, es aber einfach nicht schafft. Ist halt Hartholz, Mieze, und du heißt nicht Copperfield.

Recht müde geht’s pünktlich los daheim in Richtung Womenstone, keine Sonntagsfahrer sind zu sehen weit und breit, welch Glück.
Vor Ort sind die Kollegen HDW, Pitt Brett, Frau Kaiser, Dibiso usw. fix begrüßt und der Transponder samt Startnummer geholt. Da wir keinen Verbottler haben, stellen wir unsere Flaschen nichts Böses ahnend an einer Sitzbank kurz vor Rundendurchfahrt ab, quasi zu unserer Selbstbedienung.

Der Start erfolgt wie aus dem Nichts, ohne Countdown, aber mit Schwenken der Deutschlandfahne, als ob wir die Fußball-WM gewonnen hätten. Ich bin mental noch gar nicht im Rennmodus, Mensch, das kann man doch nicht machen mit dem alten Mann! Teamkollege Pitt „Brett“ Götze verschläft den Start dagegen nicht und setzt sich gleich mal mit gutem Druck an die Spitze und macht die Pace, wenig später übernimmt HDW für drei Runden das Zepter und setzt sich etwas ab. Ich brauch’s nicht zu erwähnen, weil es quasi immer so ist, aber die Beine sind einfach mal Grütze die ersten Runden. Ich komme einfach nicht in die Puschen. Erst Ende der dritten Runde kann ich Wauschi ein- und überholen, während ich Pitt irgendwo vom Hinterrad verloren habe. Auch Nichtversicherungsmaklerin Frau Kaiser wird überholt bzw. umrundet, aber natürlich höflich gegrüßt. Es läuft trotzdem recht zäh, und ich habe von Anfang an einen Laktathuf. Keine Ahnung, wovon der kommt, sicher vom Frühs-beim-Zähneputzen-ständig-über-Katze-Coco-Steigen. Die hat nämlich die Angewohnheit, sich der Länge nach auf den Badläufer vorm Waschbecken zu legen, wenn ich meine Dritten reinige.
Jedenfalls fahre ich ab Runde 4 alleine durch den recht feuchten Forest und kann den Vorsprung etwas ausbauen. Irgendwann zur Rundendurchfahrt biegt Kai Rosenbaum (Stein-Bikes) nach einem reparierten Kettenriss und zwei Runden Rückstand wieder auf die Strecke zurück. Beim Überholen von KaiRo verheddern wir beide uns und kommen fast zu Fall. Es geht gerade noch so gut. Dank KaiRo entdecke ich nun auch die Ideallinie die tückische Huckelabfahrt hinab und kann dieselbe noch schneller hinunterbrausen. Geschwindigkeit stabilisiert ja bekanntlich. Zwei Runden später überhole ich an derselben Stelle wie vorhin den KaiRo einen Fahrer vom Biker-Boarder. Und wieder verheddere ich mich, als er etwas in meine Spur zieht, und auch hier bleiben wir beide auf dem Rad sitzen mit etwas Geschick. Klein Güldi wird gern mal übersehen in seiner geduckten, aerodynamischen Fahrhaltung. Zusammen mit KaiRo fahre ich die restlichen Runden mit etwas reduziertem Elan zu Ende und richte mich bei jeder Umrundung natürlich auf, um gesehen und nicht umgenietet zu werden. Doch die Beine sind auch am Ende Cheise, und ich verpasse die neunte Runde um nur einige Sekunden. Vielleicht ist's auch ganz gut so.
Bastian, dem irgendein Held seine abgestellten Trinkflaschen während des Rennens halb geleert hat, kommt als Zweiter ins Ziel, Pitt Brett als Fünfter.

Nach dem Rennen stelle ich fest, dass meine Hinterradfelge nur noch Schrottwert hat; da muss vermutlich ´ne neue her nach näherer Inspektion. Mein A… tut auch ordentlich aua, obwohl es nur zwei Stunden waren. Was soll das bloß in Seiffen zum EBM werden auf meiner „absoluten Lieblingsstrecke“? Ich mag’s mir gar nicht ausmalen.

Danke an beide Dibisos und den MC Frauenstein für die Pics! Und danke an meinen Flaschenkorb fürs Verbotteln.