Eines der wenigen Rennen in 2020: der 25. DTM in Eierstock. Zum Glück vom SRB noch kurz vor knapp registriert, sodass Lizenzfahrer sanktionsfrei mitfahren dürfen. Ich lasse mich nicht lumpen, melde für sportliche 41 EUR eine Woche zuvor meine Teilnahme an, denn am Renntag hätte mich das 51 EUR gekostet. Bei den hohen Preisen muss ich zwischen GBM und DTM wählen, weil ich für dieses Geld nur einen Marathon fahren will. Der DTM liegt mir mehr: Man braucht nur zwei Dinge: keine Fahrtechnik, dafür Druck in den Keulen.
Mein Verbottlungs-Tisch im Tal am Rundenabzweig zu Runde 3 ist schnell aufgebaut; die Flaschen des Teamkollegen Mike Baumann und mir passen da locker drauf. Und um 9.30 Uhr geht es unter Fernbleiben des Großteils der Weltelite pünktlich los im Jahn-Stadion.
Anstieg Nummer 1 dient wie jedes Jahr als erste Messlatte, ob du gut gefrühstückt hast oder nicht. Ich habe es und kann problemlos die Pace bis Carlsfeld mitgehen. Dasselbe gilt für Anstieg 2 zur Carlsfelder Talsperre. So viele Leute sind wir hier gar nicht mehr. Unterwegs verabschiedet sich ein Cross- bzw. Straßenfahrer nach vorn, Kollege Bike Maumann fährt wenig später hinterher. Von den anderen Fahrern will keiner so recht Nachführarbeit leisten, und ich darf es nicht, weil der Kollege ja vorne fährt. Das Dilemma klärt sich zum Glück von selbst in einem kleinen Gefällestück vor der Rampe zum Auersberg, wo ich dem Gruppetto vorne fahrend enteile und es nicht mal merke anfangs. An die zwei Knaben docke ich noch vor der Rampe an. Zu dritt geht’s über den besagten Col de Auers, wo sich Mike die Bergwertung schnappt. Hätte ich gewusst, was es dieses Jahr da zu holen gibt, wäre ich definitiv mitgesprintet, so aber unternehme ich gar nichts, die pure Arbeitsverweigerung. Letztes Jahr haben sich Mike und ich hier den Zahn etwas gezogen, und den Fehler wollte ich dieses Jahr nicht noch mal machen. Auf den folgenden zwei Abfahrten Richtung Talsperre Sosa rollen wir – der Crosser und ich, der Graveler, – zu Mike auf und beginnen Runde 2.
Am steilen Schotteranstieg zum Col de Auers muss der Crossfahrer reißen lassen. Mike hat einen schleichenden Plattfuß. Bei mir läuft alles im Lot. Um sich Zeit fürs Nachpumpen zu verschaffen, fährt Mike nach vorne raus und pumpt auf dem Gipfel fleißig Luft nach. Von hier sind es noch ca. 60 km bis ins Ziel. Damit Mike wieder andocken kann, gase ich nicht brachial an und lasse es nur rollen. Da haben wir beide was davon. Vor der Abfahrt Richtung Sosa stellt er den Anschluss wieder her. In der Abfahrt selber, die auch noch „Höllengrund“ heißt, hat’s übel gescherbelt bei den 50-km-Fahrern. Sieht nach Massensturz aus. Tempo drosseln, gucken, ob alle versorgt sind, etwas vorsichtiger weiterfahren, falls die Bergwacht mit dem Auto entgegenkommt. Kommt sie noch nicht. Dem/den Verunfallten beste Genesung. Der Hubschrauber hatte zu tun heute. Von Sosa fahren wir zwei weiter nach Blauenthal und Eibenstock, wo Runde 3 in Angriff genommen und sich beim Tisch bedankt wird für die astreine Verbottlung.
Es ist wie meistens beim DTM, dass der erste Anstieg in Runde 3 eine Art Vorentscheidung bringt. Ich weiß jetzt nicht, wie alt ich bin, aber mir scheint, dass Mike etwas jünger ist und mehr Körner hat als ich. Er verabschiedet sich langsam nach vorne. Im Geschlängel der Waldautobahnen komme ich zwar etwas näher, nur leider halt nicht zwingend. Da reicht auch eine persönliche Bestzeit am Col de Wauwau nicht aus. Dem Anstieg folgen nun tatsächlich ein paar Trails, bevor es über die Talsperrenmauer in Eierstock eben nach Eierstock geht – zum zweiten Mal für heute. Bis zum Ziel passiert nicht mehr viel und nach vorne fehlen ca. 50 s. Nach hinten noch weniger, denn ich habe die Eigenart zu bummeln, wenn ich alleine im Flachen fahre. Ist mir hier schon öfters passiert. Die Gruppe hinter mir ist gefährlich nahegekommen. Das merke ich jedoch erst im Ziel.
Am Ende steht Platz 2 zu Buche. Da ich unter die drei Ersten gefahren bin, warte ich die Siegerehrung fairnesshalber noch ab, damit Mike und der Dritte, Erik Knauf, nicht alleine auf dem Podium stehen. Sieht nämlich doof aus. Leider dauert es bis zur Siegerehrung exakt die Zeit, die wir für die 100 km auf dem Rad benötigt haben. Es ist kurz vor halb fünf, im Ziel waren wir kurz vor um eins. Es ist daher nicht verwunderlich, dass bei der Siegerehrung der langen Kanten nur noch halb so viele Leute da sind – sowohl im Publikum als auch unter den AK-Platzierten. Denn zu holen an Preisen gibt es leider nichts. Ein Wimpel für den Ersten, Urkunden für die Platzierten. Und eine Keramikmedaille. Für das Startgeld muss doch mal mehr drin sein. Und das Missverhältnis zwischen dem Bergwertungspreis und dem Preis für den Gesamtsieg verstehe ich auch nicht. Zum Glück ist Mike ein fairer Sportsmann, aber wenn man es drauf anlegt, kann man einzig und allein mit noch frischen Beinen auf die Bergwertung nach 20 km fahren und sich danach ausruhen oder gar das Rennen auf dem Berg beenden. Etwas mehr für den Gesamtsieg und die Platzierten, dafür weniger für die Bergwertung, das wäre in Ordnung aus meiner Sicht. Und vielleicht nicht nur aus meiner. Von diesen Einwänden mal abgesehen, war die Organisation des DTM bei der momentanen Situation sehr gut und professionell.
Ich bin mal gespannt, wohin es mit der Preispolitik nächstes Jahr geht. Nicht nur hier in Eierstock. Wäre schade, wenn der eine oder andere nicht mehr mitradeln kann, weil’s einfach zu teuer ist. Ich habe das dem Veranstalter auch vor Ort gesagt.
Ein Straßenrennen steht zwar noch im Kalender, wenn man sich das Wetter am kommenden Wochenende aber so ansieht, kann es das mit der sehr kurzen Saison 2020 schon gewesen sein. Mal schauen.
Ergebnisse: hier.
Gesamtwertung 100 km (c) by DTM Eibenstock |