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Freitag, 30. September 2011

News from the Kur, Teil 3

Es ist langes Wochenende, und die Gästebetten stehen schon wieder vor den Zimmertüren … Zeit, um mal wieder was zu schreiben from the Burni-Kur. 
Mir geht’s ganz gut, nur Nacken und Schädel schmerzen immer noch vom Geyerischen Missgeschick. Ich habe mir vom Arzt Massagen und auch eine Krankengymnastik speziell für die Halswirbelsäule verschreiben lassen und erhoffe mir endlich Besserung.
Die Therapierunden und auch die Klinik sind fast durch die Bank mit Depris gefüllt; ich als Burni bin also auch hier dramatisch in der Unterzahl. Entsprechend schwer fällt es mir, mich hier anzupassen und auf die Depris zuzugehen. Neulich sagte mir einer von denen 13.30 Uhr „Guten Morgen!“. Und manche sind leider auch sehr nah am Wasser gebaut … Nicht so schön, so was.
Bei Spocht und Spiel allerdings geht’s auch bei den Depris ordentlich zur Sache. Da sind insbesondere beim Tischtennis und Badminton echte Könner dabei. Das liegt aber vermutlich an der Hintergrundmusik, die unser eher kleinwüchsiger Spochttherapeut hin und wieder aufgelegt hat. „20 cm sind in Wirklichkeit viel größer“ und „10 nackte Frisösen“ lassen einen da schon erschaudern. Der erste Refrain reimt sich nicht mal. Vermutlich scheint der kleine Spochtlehrer damit irgendwas kompensieren zu wollen mit diesem Ballermann-Medley, keine Ahnung. Beim Kampftauchen in der hiesigen Schwimmhalle habe ich mir auch keine Freundinnen gemacht, da ich das Wasserballspiel zu intensiv betrieb und der einen oder anderen SUDFJAD voll auf die Zwölf geschossen habe. Manche dieser SUDFJADs sind auch recht breit, so dass, wenn man sie ins Tor stellt, kein Ball mehr durchpasst. Ich finde das sehr ungerecht. Egal, wo man hinschießt, trifft man immer die dicke Tor-SUDFJAD. Beim Uni-Hockey wurde ich getadelt, doch bitte nicht so straff zu schießen, und beim Badminton fügte ich drei Damen meiner(!) Zielgruppe blaue Flecken zu, weil ich den Federball auf ihre Weichteile oder ins Gesicht schmetterte. Ich hab’s also recht schwer hier als Nicht-Depri, aber Brutalo-Burni.
Der eigentliche Hammer allerdings war die Atemtherapie. Da sollten wir uns alle hinlegen und entspannen. Daraufhin nahm der Therapeut ein Buch zur Hand und las uns eine Geschichte daraus vor, die da lautete: „Die kleine Elfe Sonnenschein auf ihrer Reise durch den Elfenwald“. Also hier setzte es bei mir aus. Mann, ich habe Maschinenbau studiert und glaube an den Urknall. Ich war im falschen Film. Als es dann auch noch neben mir zu schnarchen anfing, musste ich all meine Kräfte aufbringen, um nicht anzufangen, herzhaft zu lachen. Da ist doch tatsächlich einer eingepennt. Sein Schnarchen wurde immer lauter, so dass ich das Märchen von der Elfe Sonnenschein überhaupt nicht mehr verstand. Ich hatte gehofft, sie trifft einen schönen Elf und fliegt über die grünen Wiesen und Wälder, vorbei an duftenden Blumen und tiefblauen Flüssen hinein ins schöne Elfenland, doch nee, der Typ musste ja einpennen und mir mein Märchen verstümmeln. Und das hat niemanden(!) gestört. Der Therapeut las einfach weiter, obwohl aller paar Sekunden ein Grunzen den Raum durchdrang. Die haben hier alle eine Ruhe drauf, das geht gar nicht. Also entspannt habe ich mich leider nicht, im Gegenteil.
Was ich aber jedem Betroffenen empfehlen kann, ist autogenes Training. Da darf man sogar einschlafen. Ist mir auch passiert. Da war ich seit Langem mal wieder völlig entspannt. Angenehme Stimme der Therapeutin, sanfte Musik, die Arme werden schwer, die Beine werden schwer, der Kopf wird schwer, mein Magen wurde schwer, denn es gab zum Essen Erbseneintopf und Spätzle. Dennoch schlummerte ich sanft dahin, und zwar ohne an die Auswirkungen des Mittagessens zu denken.
Inzwischen bin ich aber wieder aufgewacht und habe begonnen, mich den SUDDJADs, also den so um die dreißig Jahre alten Damen, zu nähern ... Das zur Frage von Carsten B. Auf der Liegewiese heute bei herrlichstem Spätsommerwetter wurde ich doch tatsächlich gebeten, mich näher zu den SUDDJADs (Zielgruppe) zu setzen. Eine davon war nicht mal übel. Die SUDFJADs (nicht die Zielgruppe) allerdings bemerkten das und fingen an zu grölen, ich solle doch wenigstens mein T-Shirt ausziehen und den Waschbrettbauch zeigen. Leider herrscht in der Klinik Gruppenzwang, so dass mir nichts anderes übrigblieb, mich obenherum zu entblößen. Die SUDFJADs waren fortan still. Ich weiß jetzt nur nicht, ob’s der Schock wegen meines braun-weißen Oberkörpers war oder wegen meiner Traumfigur … Sei es drum.
Viel Erfolg beim ABM … und seid froh, dass ich nicht mitmische, so entspannt, wie ich zurzeit bin! ;-)

Sonntag, 25. September 2011

News from the Kur, Teil 2

Weitere Tage sind vergangen, teils recht unspektakulär, teils bedenklich. Nun ja, mein „Leistungssport“-EKG wirft bei den Ärzten hier Skepsis auf – und bei mir mittlerweile auch. Zur Nachkontrolle musste ich schon … Mal abwarten, was da noch so kommt. Mehr möchte ich darüber eigentlich gar nicht wissen. Recht einsam, wenn man eh’ schon kontaktscheu ist, ist es hier auch noch.
Dann habe ich einer der partnerlosen SUDFJADs am Essenstisch ein Kompliment gemacht, dass sie doch jünger aussehe als 50 Jahre. Das hat sie so gefreut, dass sie mich prompt an ihre linke Milchdrüse gepresst hat. Von nun an werde ich mit Komplimenten lieber haushalten. Am gestrigen Abend wanderte ich durch den hiesigen Park, hörte Musik, ging ihr nach und sah unseren Tischkroaten an eine große Laube pinkeln, aus der die Musik kam. Er meinte: „Keine Lust zu gehen auf WC. Ist zu weit weg. Kommst Du rein auch, es sind alle da?“ In der Tat war in der Gartenkneipe die halbe Klinik versammelt; die SUDFJADs tanzten enthemmt zur Covermusik, die ein sagen wir mal durchschnittliches Männer-Duo aus zwei E-Gitarren herauszauberte. Setzte ich mich halt hin und lauschte den Beatles, Pink Floyd, Deep Purple usw. Eine einheimische SUDFJAD war schon etwas angeheitert und führte einen Tabledance ohne Table an einem Befestigungsbalken der ollen Hütte aus. Das Blöde war nur, dass ich direkt hinter dem Pfosten saß, sie mich bemerkte und meinte: „Wat machst du denn da, min kleener Hübscher?“ In diesem Moment ließ sie in voller Absicht den Pfosten los und ließ sich voll in mich reinfallen – mit ihrem Po zuerst. Das tat nicht nur mir weh, sondern auch meinem kleinen Hübschen … „Jut, dass de hier sitzt, da falle ick wenigstens immer weich.“ Haha. Ich hatte an diesem Abend noch häufiger ungewollt Körperkontakt mit ihr, und das, obwohl ihr Mann (sternhagelvoll) hinten am Tisch saß. Ferner wurde ich von einer gar nicht mal so hübschen und gar nicht mal so schlanken Dame zum Tanzen aufgefordert. Ich konnte ihr das aber gottlob ausreden. Sie fand nach einiger Suche doch noch einen ähnlich aussehenden Mittänzer. Ich überlebte diesen Abend nur knapp.
Im nächsten größeren Nest namens Uelzen wurde ich unterdessen von einem Wildfremden gefragt, ob ich nicht für den Radverein RSV Uelzen starten wolle. Er sah mein Crossrad an einer Mauer stehen und wusste scheinbar sofort Bescheid. Ich selbst war in ziviler Kleidung unterwegs, weil ich was besorgen musste, und nutzte das Rad, um ohne Parkgebühren zu zahlen in die Stadtmitte zu gelangen. Ein Glück, dass ich nicht mit meinem Ferrari dort aufkreuzte. Dinge gibt’s. Ei, ei, ei.
An den Wochenenden ist hier tote Hose. Wenn ich  nicht gerade beim EKG rumhänge, nutze ich die Zeit, um die Gegend mit dem Rad zu erkunden. Es gibt hier keinen einzigen Berg. Auf den 111 km heute habe ich gerade mal 363 Hm geschafft. Das ist wie in Belantis beim MTB-Marathon. Flacher geht’s nicht.
So, im Foyer unten ist Pantomime. Da werde ich gleich mal nicht vorbeischauen.
Viele Grüße vom ADW sendet der Burni.

Donnerstag, 22. September 2011

News from the Kur, Teil 1

Um 12 Uhr bestellt, landete ich dienstags Punkt 11.58 Uhr am Arsch der Welt (ADW) in einem Dorf in Niedersachsen. Leider schlief mir die rechte Pobacke bei der Autofahrt ein, so dass ich zwei Tage nicht vernünftig latschen konnte, doch mittlerweile geht’s.
In der Kureinrichtung herrscht ganz dramatischer Frauenüberschuss - von 15 bis 60 alles am Start, auch Mutter-Kind-Kuren, viele Jugendliche mit Essstörung (Magersucht) und sehr viele dicke Menschen (Adipositas). Ich sitze an einem Tisch mit sechs so um die 50 Jahre alten Damen (SUDFJAD) und einem Kroaten, der nicht redet, weil nix verstehen. Es sind alles Burnis oder Depris, ich bin der jüngste Burni von allen. Die SUDFJADs haben eine Menge Spaß miteinander; ich komme mir da schon etwas komisch vor als ruhiger, introvertierter Dönerverkäufer.
Jedenfalls habe ich die Aufnahmeprüfung mit Bravour bestanden: toppfit, der Güdö, zumindest körperlich. Einen Fernseher und das Internet gibt es nur gegen sehr hohen Aufpreis. Da habe ich kurzerhand mein Notebook zum DVB-T-Empfänger mittels DVB-T-Antenne umfunktioniert und mir noch bei Vodafone einen UMTS-Stick besorgt. Jetzt kann ich kostenlos Fernsehen am Notebook (inkl. Fernbedienung und Teletext) und deutlich günstiger ins Internet, und zwar von überall. Doch das Nest hier am ADW ist so weit weg von allem, dass selbst das Funksignal einen Bogen um uns zu machen scheint. Sehr ärgerlich, aber scheinbar gewollt.
In meiner recht spärlichen Freizeit fahre ich hin und wieder mit dem Crossrad durch die Pampa oder sammle Stein- und Birkenpilze, Rotkappen und Maronen, die es hier in Massen gibt – und keiner nimmt sie mit. Mein ganzes Auto ist voller Pilze, die ich dem Vadder übergebe, der in der Nähe arbeitet. Modder wird sich freuen, sie zu putzen, wenn Vadder die Pilze bei Modder abliefert.
Die Zimmer sind recht geräumig, ungefähr so wie die Doppelzimmer in spanischen Hotels, nur das Essen ist nicht so reichhaltig wie in Spanien. Das Klo hat man diesmal nicht direkt an die Wanne gezimmert; es gibt außerdem nur eine Dusche, keine Zwergenwanne.
Über meine Aktivitäten hier am Tag verliere ich mal lieber keine Worte, denn das glaubt Ihr sowieso nicht, was die hier mit einem veranstalten. Jedoch das Sportprogramm, was man hier durchziehen muss, ist nicht übel und fast wie im Trainingslager. Nur die Protagonisten sind halt nicht so fit. In unserer ersten Badmintonstunde (30 min) habe ich zwei Schläger und einen Ball zerstört. Das wird sicherlich meiner Krankenkasse in Rechnung gestellt. Beim Bowlen habe ich haushoch gewonnen, und dann scheine ich auch einen neuen Rekord beim „Joggen um den See“ aufgestellt zu haben. Ansonsten fühle ich mich hier doch recht einsam. Ich kann zwar ganz gut mit einigen der SUDFJADs quatschen, sonst aber gibt’s keine großen Bekanntschaften. Aber ich habe ja noch dreieinhalb Wochen Zeit.
Bis die Tage. Petri heil!


Sonntag, 18. September 2011

Drei-Talsperren-Marathon am 17.09.2011

Es war einmal ein Mann, der war knapp drei Meter groß, ging straff auf die 40 zu, hatte kaum noch Haare auf dem Kopf, mochte schnelle Strecken wie die Vier-Hübel-Tour oder Eibenstock und wurde bekannt unter dem Namen „Der Straßenfahrer“. An ihm sollten wir uns heute messen müssen …
Bestes Wetter am Morgen erleichterte mir das Aufstehen beträchtlich. Der Nacken schmerzte zwar noch recht ordentlich vom Einschlag in einen Geyerischen Holzhaufen sechs Tage vorher, doch unter der Woche konnte ich mich von Torsten-Mützlitz-Größe wieder auf 1,75 m hochstretchen.
Recht zügig war ich in Eierstock angekommen, holte die Startunterlagen ab, gab unserem Puhdys-Austauschfrontmann Onkel Hans-Dieter Birr mal wieder meine Flaschen, lieh einem Unbekannten mein Klopapier, diskutierte mit einem weiteren Unbekannten über meine körperlichen Vor- und Nachteile auf dieser Strecke, stellte mich nach kurzem Einrollern an den Start und fuhr um 9.45 Uhr – diesmal ohne Tinnitus – im Renntempo mit hundert anderen Fahrern auf die lange Strecke über 100 km.
Schnell bildete sich eine Gruppe mit den üblichen Verdächtigen, die da waren: Torsten „Mütze“ Mützlitz, Rumen Voigt, Wauschi, Herr der Windeln, Dr. O, Straßenfahrer Lars und der Dönerverkäufer himself. Mütze schlug ein recht hohes Tempo an zu Beginn, dem Dr. O Tribut zollen musste und reißen ließ – aus Trainingsgründen. Zu fünft ging es über die Talsperre Carlsfeld in Richtung Col de Auers. Trotz des schönen Wetters fing es nun leider an zu tröpfeln, aus den Wolken kam aber nix. Hmm. Hatte Wauschi vor mir seine Flaschen nicht richtig verschlossen? Die Frage wurde beantwortet, als Mütze, der hinter mir fuhr, vorbeirollte und weiße Sommersprossen im Gesicht hatte. Als er nun sagte, ich hätte ihn mit Milch vollgesüfft, war alles klar. Mein Hinterrad ließ Luft, und die Milch dichtete es erst nach einer Weile wieder ab mit dem Ergebnis, dass Mütze mein Dichtmittel aufgrund seiner etwas erniedrigten Sitzposition voll auf die Zwölf bekam. Sorry dafür. Nach 2 km waren der Reifen glücklicherweise wieder dicht und Milchmann Torsten getrocknet. Um die Bergwertung machten sich die drei alten Männer um Wauschi, Lars und Güdö keine Gedanken und ließen die zwei jungen Wilden um Rumen und Mütze gewähren. Die Prämie sicherte sich Rumen – das dachten wir zumindest alle.
Dank des 44er Kettenblatts konnte ich die folgenden langen Abfahrten solide meistern und zusammen mit den Kollegen ein zweites Mal den Col de Auers hinaufradeln. Ich kam unbewusst als Erster oben an, wurde vom Kultverbottler Hans verbottelt und ging mit den vier anderen zum zweiten Mal in die nun recht bevölkerte Abfahrt. Die folgenden 30 km über die Talsperre Sosa, das Wildenbachtal, den Wasserfall, die Talsperre Eierstock usw. ließen wir teilweise in sehr ruhiger und entspannter Fahrweise hinter uns. An der Streckenteilung wurde ich diesmal vom Vereinsvorsitzenden Maik Rudolph höchst persönlich perfekt(!) verbottelt, um nach ca. 70 km auf den zweiten Streckenabschnitt abzubiegen.
Das Tempo war zu diesem Zeitpunkt immer noch recht gemütlich. Jedoch am Schotteranstieg ließ Mütze das Gas stehen und riss die Gruppe dauerhaft entzwei. Der Straßenfahrer und ich konnten das Tempo mitgehen und formierten uns auf der Kuppe zu einem Trio, das sehr gut harmonierte. Rumen Voigt versuchte zwar, sich noch mal ranzudrücken, doch allein schaffte er es nicht. Fortan ging’s zu dritt – nun auch im Renntempo – die langen Forstautobahnen hinüber zum Col de Wauwau (Hundshübel). Das Blöde an der Gruppenkonstellation allerdings war, dass ich, um Mütze zu sehen, nach unten schauen, und um den Straßenfahrer zu sehen, nach oben gucken musste. Ich war also ständig am Nicken wie ein Wackeldackel auf Opas Hutablage, und das mit steifem Hals. Grandios. Im Anstieg zum Col de Wauwau musste Lars, der Doppelstockzug, vom Rad, um etwas Luft nachzufüllen. Ich bekam es nicht richtig mit, aber er hatte scheinbar einen Schleicher, den die Milch zwar abdichtete, jedoch erst nach einer Weile. Torsten blieb diesmal das Los des Milchmannes erspart. Zu zweit attackierten wir, lieb wie wir zwei Kleinen eben sind, nicht, und ließen unseren Vati wieder rankommen. Mütze wurde in der Zwischenzeit vom quarzenden Rudi the Rocket verbottelt; bei mir ging das Flüssige leider schon wieder zur Neige. Nicht so gut. Die letzten Kilometer vor dem heißen Finale brachten wir ohne besondere Vorkommnisse über die Bühne.
Am finalen Wurzelanstieg zum Parkplatz hinauf bolzten Lars und Mütze jetzt gutes Tempo. Ich konnte blöderweise nur reagieren, weil ich erste Krämpfe bekam. Erst auf dem Parkplatz waren sie wie weggeblasen, und hier gab der Straßenfahrer jetzt ordentlich Gas. Ich blieb zunächst hinter Mütze, um zu schauen, ob er hinterherballert. Er war aber leider aufgrund seiner viel verrichteten Führungsarbeit nicht mehr in der Lage dazu. Nun gut, bin ich halt vorbeigerollert an Mütze und nahm die Verfolgung des Doppelstockzugs auf. Ich kam näher, doch auf einmal war der Berg alle. Cheise. Verzockt. Der Zug bog ins Stadion ein, ich kurz dahinter. Aber er war einfach zu weit weg und rollte kurz vor mir ins Ziel. So ein Mist aber auch. In der Ebene kann der Drei-Meter-Mann mit Fleischmütze ganz schön drauflatschen. Eine Bergankunft hätte mir besser gefallen. Nach ein paar Sekunden rollte auch Torsten ins Ziel, nach ca. 6 min kamen die ersten Verfolger um Hot Doc, Arndt Meschke und Wauschi, dem Windelmann, ins Stadion. Rumen musste den letzten Anstieg wegen seiner Krämpfe sogar zu Fuß zurücklegen. Aber wer ein echter Biker ist, nimmt auch mal einen Fußmarsch in Kauf.
Nun denn, zusammen mit Lars ausgerollert und nach langer Wartezeit und frisch geduscht meine Plakette und die Urkunden entgegengenommen - als auch den WEB-Cup-Sieger-Preis für Waldmeister Heinke – und sein Geld, hihi. Den Bergpreis holte sich … der Torsten. Häh? Dieses Jahr wurden beide Überfahrten über den Col de Auers zusammengezählt. Mütze war zweimal Zweiter und haschte somit mir (4. und 1.) den Preis vor der Nase weg. Cheise. Doch ich hatte auch Glück an diesem Tag und schrammte bei der Tombola nur haarscharf an einem der Preise vorbei. Manch einer hatte leider Pech und fuhr mit einer Plastiktischdecke oder einer Damenhandtasche gen Heimat. Noch mal Schwein gehabt.
So, ich verabschiede mich nun zur Reha Richtung Norden und werde hoffentlich im nächsten Jahr ohne die Probleme wie in 2011 an den Start gehen können. Sollte ich da oben im kühlen Norden WLAN haben, dann werde ich sicher von mir hören lassen, wie es mir beim Töpfern, Zeichnen, Häkeln und Stricken so ergeht. Besten Dank an dieser Stelle an Onkel Hans, der mich in den letzten Rennen perfekt und stets hochmotiviert verbottelt hat!
Na dann, bleibt stark und gesund! Der Burni.




Montag, 12. September 2011

Greifenstein-Bike-Marathon am 11.09.11

Bei bestem Spätsommerwetter, einem Unding für den GBM, ging es diesmal für mich auf der Mitteldistanz über 70 km in die Vollen. Man möge mich dafür schlagen, aber ich wollte nach einer halben Ewigkeit mal wieder nur die zwei Runden ballern, um zu schauen, wie’s um meine Spritzigkeit bestellt ist. Na ja, nicht mehr so wie früher, muss ich eingestehen.
Das Startfeld war bestens besetzt. Mit dem Waldmeister, dem Rumen Voigt, dem Dr. O, dem Udo Müller, einem uns unbekannten Tschechen in Ganzkörperkondom, der Metze, der E-Lok u. v. a. stand ich unter dem Startbogen aus Kunststoff. Für die Verbottlung zuständig zeichnete mal wieder, Ihr ahnt es, das Puhdys-Frontmanndouble, der Hans Renner alias Dieter Birr.
Kurz nach halb elf startete ich aufgrund des lauten Startschusses mit einem Tinnitus ins Rennen. Einer recht unkonventionellen Streckenführung über eher undefinierte Feldabschnitte folgte der erste Anstieg. Bereits dort formierte sich eine sechsköpfige Spitzengruppe, in der ich mitfahren konnte. In der ersten Abfahrt verbottelte ich gleich mal den Geyerischen Forest, was recht blöd war, da es meine einzige Trinkflasche zu diesem Zeitpunkt war. Das sollte sich später rächen. Zügig bolzten wir dann an der Schanze entlang hoch auf die Asphaltgerade, vorbei am Fliegenpilz und rein in die Schlammabfahrt. Waldi bog als Erster ab, dahinter der Rumen, der Tscheche, der Udo Müller, danach der Burni. Leider zog der Udo vor mir unabsichtlich etwas nach links rüber, so dass mir die Strecke ausging, ich auf einer Wurzel ausrutschte und frontal mit dem Nischel voran in einem Holzhaufen einschlug. Der Einschlag war sehr heftig, von 30 auf 0 km/h und von 1,75 auf 1,70 m in einer halben Sekunde. Und ich dachte so beim Sternezählen: „Cheise, zwei Wochen Flüssignahrung.“ Meine Startnummer 1234 hat’s schön zerbröselt und diente gleich zum Anzählen des angeknockten Burnis. Nach gut zwei Minuten entschied ich mich, nach einem Systemcheck, einer Unterhaltung mit einem sehr hilfsbereiten Biker sowie dem Teamkollegen Sascha Nagel und ein paar Körperverrenkungen so wie im Video unten weiterzufahren. Das Rad war lädiert, aber fahrbar. Ich wurde anfangs noch überholt, weil einfach mal eine halbe Runde gar nix ging, erst allmählich kam ich wieder auf Touren und lag so um Platz 20 bis 25 herum. In der Zwischenzeit wurde ich auch vom Flaschenklau junior (Immanuel Stark) überholt, der darauf sagte: „Ein Traum wird wahr.“ Da war ich erstmal völlig demotiviert. So was kannste ’nem mehr als doppelt so alten Mann nicht flüstern, wenn er gerade auf dem Zahnfleisch Richtung Gripstones hochbummelt … Da fährt mir schon der echte Flaschenklau nicht vor der Nase rum, dann tut es eben der Nächste der Sippe Stark. Ich hoffe, es gibt da nicht noch einen Dritten. Sei es drum, die Abfahrt von den Greifensteinen tat schön weh, aber ich kam heile unten an. Zusammen mit Sascha Nagel und Flaschenklau jun. fuhren wir zum Ana Mare der Verbottelungsstelle entgegen. War ja leer mein Behälter. Da sah ich ihn stehen, unseren Onkel Hans, die lebende Legende unter den sächsischen Verbottlern, der Geschmeidigste unter den Meniskusoperierten, der Hörbarste unter den Schluchtenjodlern. Er ließ sich nicht lumpen und übergab mir die dringend benötigte Flasche.
Bergab taten die Wurzel wieder ordentlich weh, doch konnten sich Immanuel und ich etwas absetzen. Auf den Drückerpassagen im Wald gesellte sich Teamkollege Sascha N. zu uns und spannte sich in bester Teammanier ohne Rücksicht auf sein Herz-Kreislauf-System vor uns. Danke!!! Er fuhr schönes Tempo, und den kleinen Flaschenklau nahmen wir auch gleich mit ans Hinterrad. Und auf einmal kam die große Verfolgergruppe um Robodoc ins Sichtfeld; da gaben wir noch etwas mehr Gas. Am leichten Anstieg im Wald waren wir wieder dran, und plötzlich lief es besser bei mir. Der Motor sprang wieder brauchbar an. Da die Gruppe recht langsam unterwegs war, pflügte ich gleich vorbei, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Natürlich hingen sich ein paar Leute hintenrein, doch waren wir jetzt schneller unterwegs als vorher. Zu sechst oder siebt zogen wir dann über die bekloppten Wurzeln Richtung Start/Ziel. Schon wieder Wurzeln, schon wieder aua. Oben stand er wieder, Hans im Stück, und verbottelte mich vorbildlich. Robodoc zog dort etwas am Riemen, so dass sich die Gruppe auflöste und nur drei Fahrer übrig blieben: zwei Steinis und ein Dönerverkäufer.
Behutsam ging es in die erste Abfahrt, auf der mir Hot Doc und der andere Steini entwischten; ich konnte einfach nicht schneller. Auf der Geraden zur Schanze drückte ich mich wieder ran, fuhr sachte um die „Schredderkurve“, in der zwei Krankenautos standen – in einem davon lag der Carsten Brödner mit zerbröseltem Schlüsselbein -, um dann zusammen mit Robodoc und dem anderen Steini nach dem Asphaltstück die Dönerverkäufergedächtnisabfahrt in Angriff zu nehmen. Diesmal blieb ich auf dem Bock. Nicht so E-Lok Danny Dittmann, der dort kurz vorher an der gleichen Stelle zu Boden ging, und den wir hier einholten. Oben kam nun der verstörte Polofahrer von der Vier-Hübel-Tour ins Blickfeld, spannte sich gleich vor unseren Robodoc, trat drauf wie ein Gigolo nach der Bandwurmkur und hängte dabei den zweiten Steini ab. Danny und ich blieben mit Mühe und Not dran. Erst auf dem Weg zu den Gripstones hoch ließ der Vortrieb von Herrn Meyer etwas nach. Auf der Abfahrt von den Greifensteinen musste ich Doc und die E-Lok leider wieder fahren lassen, weil der olle Nacken wehtat. Da kam auch der André Meyer schon wieder von hinten ran. Und nun der Knüller: Er bot mir doch tatsächlich eine Trinkflasche an, da ich meine zweite für heute wieder in der Abfahrt zurückließ. Denkt man nicht, ein sehr lieber Polofahrer, der André.
Robodoc war etwas enteilt, Danny und ich hatten ein paar Sekunden Rückstand, als es in die Steilauffahrt ging. Da traf ich the real Flaschenklau, der mich prompt anfeuerte. Gute Besserung Deinem Knie, Du alter Heizer! Den Doc holte ich kurz darauf fast ein, wenn er nicht auf einmal angegast hätte. Und schon wieder war er weg. Oben verbottelte mich der Puhdys-Austauschfrontmann Hans-Dieter Birr - diesmal mit zwei Flaschen.
Erst an der Straßenquerung hatte ich Doc wieder eingeholt. Fortan waren wir zu zweit unterwegs, da die E-Lok reißen lassen musste (2x entgleist). In den flachen Waldstücken wechselten wir uns gut ab und lagen auf den Plätzen 6 und 7. Die letzten 2,5 km fuhr ich dann komplett von vorn, holte den starken Tschechen ein (Plattfuß) und konnte als Fünfter mit schönen Krämpfen ins Ziel „sprinten“. Robodoc kam kurz dahinter in dasselbe. Waldi Heinke siegte auf der Felge fahrend vor Udo Müller und der Metze. Rumen wurde Vierter. Erst einen Tag später bemerkte ich, dass er nur 1 s vor mir ins Ziel huschte. Auch Platz 3 war nur 90 s entfernt. Schöne Cheise, da wäre nach der Aufholjagd sogar noch mehr drin gewesen.
Vom Ziel aus ging’s gleich ungeduscht und stinkend in den Krankenwagen zu den Sanitätern, die alsbald einen zweiten Krankenwagen anforderten. In der Zwischenzeit halfen mir die Heavy24-Veteranen um Kugelblitz Mario Heidrich, Jan Leuschner und Sascha Nagel beim Umräumen meiner Utensilien vom Audi in den Krankenwagen. Schon wieder danke!!! Schön verdreckt hievte ich mich dann in den zweiten Krankenwagen, der mich für günstige 10 EUR inkl. Halskrause ins Krankenhaus Annaberg chauffierte. Aufsichtsratsvorsitzender vom Erzgebirgsklinikum Annaberg ist übrigens Andreas Stark, der Erzeuger der Flaschenkläue. Von denen wurde ich heute irgendwie verfolgt. Dort wurde ich sogleich nach meiner Chip-Karte befragt und gelobt, diese auch tatsächlich bei mir zu haben. Zum Dank stellte man mich eine knappe Stunde in die Ecke, da an diesem Tag weitere Biker eingeliefert wurden. So kam an mir im Rollstuhl der Carsten Brödner mit bandagiertem Schlüsselbein und Infusion vorbeigerollert. „Guido, Du auch hier?“ Ja, ich lag dort blöd rum und durfte nix trinken. Mann, hatte ich Durst, doch es wurde mir untersagt, bis das Röntgen vorbei sei. Doch der tschechische Notarzt tastete mich ab, befragte mich zum Crash und wies die liebe Schwester an, mir ein Getränk zu reichen. Es war heißer Tee; bei 30°C genau das Richtige. Nach einer Weile wurde ich ins Röntgen zum Fotoshooting geschoben, wieder von der Röntgenschwester zurückgeschoben(!), weil es dank Frau Merkel keine Zivis mehr gibt, und nach einem Gespräch mit einem deutschen Facharzt für Chirurgie mit Schmerztabletten und Befund entlassen: Distorsion der Halswirbelsäule, Wirbel 3 und 4, ohne Frakturanzeichen. Puh, Schwein gehabt. Aber weh tut’s schon ordentlich.


Der liebe Carsten Brödner bzw. seine nette Freundin brachten mich dann im Polo – ja, schon wieder ein Polo – zurück zum Parkplatz am Ana Mare. Die Siegerehrung war gelaufen, dennoch durfte ich noch mal aufs Stockerl, etwas erzählen und mir meine wohlverdienten Preise abholen. Viel gab’s aber nicht mehr. Mein Auto war in der Zwischenzeit zum Wespenhorst mutiert. Da ich meinen Wasserkanister leider „verborgt“ hatte und mein Handtuch noch im Brödnerschen Polo lag, konnte ich mich weder duschen noch groß säubern. Ich stank gar jämmerlich. Lieber Audi, kommt nicht wieder vor.
Auf dem Heimweg konnte ich am Stauweiher meinen Kopf leider nicht nach den hübschen Damen links und rechts von mir verdrehen, die scharenweise vom Baden kamen. So eine Cheise. Mein Blick wird nun einige Tage nur nach vorn gerichtet sein. Schauen wir mal, ob Eibenstock mit mir stattfindet. In diesem Sinne: Hals- und Beinbruch!