Translate into your own language

Mittwoch, 30. Mai 2018

20. Erzgebirgsradrennen in Markersbach am 27.05.18

So'n Jahr geht schnell rum. Schon wieder Markersbach. Auweia. Die Voraussetzungen dieses Jahr sind allerdings etwas anders als die Jahre zuvor.

Wetter? Passt. Pünktlichkeit? Passt. Form? Nächste Frage bitte. Schlaf? Halt die Fresse! Das übliche Geplänkel spare ich mal aus, weil nichts Erwähnenswertes passiert im Vorfeld. Fast nicht.

Um elf setzt sich das Feld bei bestem Wetter in Bewegung. Trotz meines Alters darf ich im Startblock ganz vorne stehen. Sicher bloß Mitleid. Am ersten Col zum Oberbecken rauf wird gleich scharf geschossen. Zu scharf, wie ich persönlich finde. Der Kopf sagt Ja, der Körper Nein. Ich werde schön durchgereicht, kann mich auf der Abfahrt zum Ephraimhaus aber wieder in die Spitze der wohlgemerkt zweiten Gruppe fahren. Das Ganze hat Bestand bis zum Fuße des Anstieges called Friedrichsbachweg. Da spätestens bin ich alleine und werde weiter durchgereicht. Der Anschluss nach vorne geht flöten, ich dümple auf Platz 18 herum. Die beiden Wellen und die lange Gerade der Altpöhlaer Straße tragen auch nicht dazu bei, zwingend näher an die Leute vor mir heranzukommen. Wenn du zwergwüchsig bist, Gegenwind hast und eh nicht viel zusammenläuft, hast du dort die Huddelei. Leider bin ich zwergwüchsig, habe Gegenwind, und es läuft eh nicht viel zusammen. Da ist sie, die Huddelei. Die Meter nach vorne gehen flöten, die Meter nach hinten auf die Verfolger werden weniger. Etwas später am Col de Fichtel verbottelt mich die wahrhaftige Modder meines Ziehsohns Christian, der sich erdreistete, mir zu Beginn einfach davonzufahren. Ich habe Glück, dass die Ziehsohnmodder noch da und nicht schon abgereist ist, weil keiner mehr kommt. Mein ganzes Team erdreistet sich, mir davonzufahren. Die haben einfach keinen Respekt. Selbst Drei-Meter-Greis Lars nicht. Skandalös. Er fährt heute genauso viel Bar im Hinterreifen, wie er Meter groß ist. Er steht auf Schmerzen.

Dafür rollt es bergab bei mir ganz gut. Zu gut. Ich verpasse massivst den richtigen Bremspunkt. Bei rund 90 km/h und damit nahe der Schallmauer sollte man den Anker etwas früher werfen, besonders auf Schotter … Jedenfalls ist die lange Bremsspur, die geradeaus in den Wald führt, von mir, falls sich jemand gewundert haben sollte. Eine Box, um den Bremsplatten durch Reifenwechsel vergessen zu machen, ist ausgerechnet hier nicht in der Nähe. Also rolle ich weiter bergab, was die mickrige 38/11-Übersetzung hergibt. Knoten in den Beinen inklusive. Wieso hat der Depp nur ein 11er Ritzel? Das gab's doch früher mal bei 10-fach-Kassetten? Korrekt. Aber es ist auch nicht mein eigenes Rad, sondern das unseres Medizinballs mit Ohren namens Laura Hoffmüller. FK 3.0 steht in den Startlöchern. Mein eigenes Rad „Scotti“ derweil dringt seit einer Woche in Gebiete Polens oder Russlands oder Rumäniens oder Aserbaidschans oder der Ukraine vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Bis auf die Diebe freilich. Nach Querung der Brücke am Prinzenweg holen mich zwei weitere Fahrer ein, einer davon mit und einer ohne Bart. Warum sage ich das? Damit der Rennbericht auf eine Anzahl von rund 600 Wörtern kommt. Beide Leute bleiben mir bis zum Ziel treu und spenden mir hin und wieder auch Windschatten. Im Zielanstieg teste ich im Wiegetritt ein letztes Mal für heute die Stabilität von Lauras Rad und fahre als sensationeller Achtzehnter mit gerade mal elf Minuten Rückstand zur Spitze (FK vor 60-km-Felix und dem Ziehsohn) ins Ziel. Okay, das Rad war unterwegs etwas zickig, und ich konnte es nicht wirklich einfahren, aber rollen tut's trotzdem. Der kleine, dicke Junge aus Karl-Marx-Stadt fand heute nicht statt. Aber irgendwann werde ich auch mal wieder mehr als sechs Stunden Schlaf pro Nacht finden, weniger müde und dadurch um einiges fitter sein. Ich bin da grenzenlos optimistisch.

Bis zum nächsten Mal – dann hoffentlich mit eigenem Rad.

Ergebnisse: hier.

Der Guido
(c) by LH


Donnerstag, 10. Mai 2018

13. Halden-Bike-Marathon in Löbichau am 05.05.18

Raus aus der Höhle, rein ins Trikot. Nach sieben Monaten Rennpause fällt das gar nicht mal so leicht. Warum? Weil auf Arbeit teilweise die Hölle los war bzw. ist und die Physis entsprechend gelitten hat.

Am Rennmorgen habe ich viel Zeit. Ich weiß gar nicht, wohin damit. Deswegen sperre ich mich erst mal aus meiner eigenen Wohnung aus. Mein Arbeitskollege wohnt zum Glück nicht weit weg, um von ihm aus de Modder anzurufen, die prompt nach einer guten halben Stunde ihrem Wurf die Wohnung öffnet. Am Rennmorgen habe ich kaum noch Zeit, deswegen ziehe ich am Horn, um noch pünktlich in Löbichau zu sein, dem Mekka des Mountainbikespochts. Und da ist er schon wieder im Rückspiegel, der gestörte (Ex-)Polofahrer, jedoch heuer im VW Caddy unterwegs zusammen mit Kai Rosenbaum. Den Polofahrer kriegst du einfach nicht tot. Eine Klette. Und der setzt doch tatsächlich noch zum Überholen an auf der Landstraße, hat aber Schiss, durchzuziehen. Feige Sau.

Ich komme gesund in Löbichau an, parke neben dem Tretungeheuer Markus Thiel ein, grüße die allseits bekannten Heizer und werde zurückgegrüßt. Na ja, fast. Der Meister grüßt nicht. Muss er nicht. Gucken reicht. Meisterbonus. Dafür grüßt dem Meister seine Frau. Den Ziehsohn sehe ich nach einem halben Jahr auch mal wieder bei einem Rennen. Damals noch um die 1,48 Meter, heute 1,84 Meter. Wie die Zeit vergeht. Das Warmfahren packe ich auch noch. Dann geht’s schon los.

Die Einführungsrunde nutze ich fürs weitere Warmfahren, bevor vorne am Hahn gezogen wird. Drei-Meter-Mann Lars Strehle macht die Pace, dahinter reihen sich die Ambitionierten von heute brav ein. Lars testet auch gleich mal die Reaktionsfähigkeit seiner Mitstreiter, indem er trotz Geradeaus-Pfeil bei hohem Tempo nach links zerrt. Großen Respekt für diese Entscheidung, weil mutig. Dr. O und der Meister können gerade noch so ausweichen und einen bösen Crash vermeiden. Ich muss nicht in die Eisen und rolle durch. Nach dem Waldstück befinde ich mich zwischen Gruppe eins und zwei und kann auch dank meines Ziehsohns Christian Schröder wieder an Gruppe eins andocken. Nur kurz. Denn ich bin erst einmal im Eimer. Die Gruppe zwei wird jetzt etwas größer, da meine ganzen Teamkollegen auffahren. Und ein Heizer, den ich nicht kenne, der aber auch TBR-Klamotten trägt. Und Kai Rosenbaum von den Stein-Bikern. Der Heizer ist ein wahrer Hüne und tritt ordentlich Watt, dass es wehtut, selbst im Windschatten. Die Halde erklimmen wir ohne Zwischenfälle, um dann irgendwann ans Steilstück zu gelangen. Man kann das zwar probieren zu fahren, aber alle entscheiden sich fürs Laufen. Schwerer Fehler. Mein Fußkleid rechtsseitig quittiert das Gelatsche mit einem glatten Durchriss der oberen Befestigungsschlaufe, sodass es mir den Schuh auszieht. Von nun an wird improvisiert, weil rechts kein richtiger Halt mehr vorhanden ist. Ich komme trotzdem wieder an meine Mitstreiter heran, um mit ihnen zusammen Runde eins zu beenden.

In Runde zwei steuert unser Drei-Meter-Mann dieses Mal korrekt geradeaus. Es kommt zu keinen weiteren Zwischenfällen. Aus Gruppe eins sind Dr. O und David Seidel etwas herausgeflogen, und wir machen gefühlt etwas Zeit gut. Mittendrin an einem Schotteranstieg fängt sich der Hüne ein paar Meterchen zu meinen Teamkollegen Sven Püschel, Lars vom Mars und Mike Baumann ein. Mein Ziehsohn und ich befinden uns hinter dem Hünen. Ich mache keine Anstalten, das Loch nach vorne zuzudrücken und den Hünen wieder ranzufahren. Mein Sohn auch nicht. Er bleibt bei Vati. Vorteil: Ich muss nicht mehr Flamme fahren, was gar nicht so leicht ist mit losem Schuh, und die Familie bleibt zusammen. Nachteil: Es geht jetzt nur noch um die lauwarme Bockwurst. Kai Rosewood hat sich inzwischen auch aus der TBR-Armada nach hinten verabschiedet, weil er zusehends einen Blaustich bekam. Damit sind wir jetzt nur noch zu dritt in unserem Grüppchen. Die Halde leiern wir kontrolliert empor; ich zerbreche mir bloß den Kopf, wie ich den bald folgenden Steilanstieg hochkomme mit dem Schuh. Sicher in Socken. Und da ist er auch schon, der olle Col. Ziehsohn Christian und der Hüne steigen ab. Ich probier’s nun doch mal, im Sattel zu bleiben. Das klappt wider Erwarten, und ich muss nicht vom Bock. Schwein gehabt. Christian geht verloren, aber der Hüne ist noch voll dabei. Ich bereite ihm in der Zielanfahrt keine Sorgen mehr, weil er viel von vorne geradelt ist und ich auch keine Motivation mehr habe, mit anderthalb Beinen um Platz zehn zu sprinten. Der Hüne heißt übrigens Thomas Aurich. Am Ende reicht es zu Platz elf. Nicht das Gelbe vom Ei, aber ein erstes Lebenszeichen.

So, nun dranbleiben und aufschütten, neue Schuhe kaufen, etwas leichter werden, und dann schauen wir mal, wie’s weitergeht demnächst.

Ergebnisse: hier.