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Dienstag, 6. Oktober 2015

14. Adelsberger Bike-Marathon am 03.10.15

Alle sieben Wuschel-Kitten plus Modder-Katze Coco lassen mich schlafen. Und zum Glück scheint frühs die Sonne, sonst wäre das mit meiner Motivation nur schwer zu vereinbaren gewesen. Also auf nach Adelsberg vor die Haustür, um das letzte Rennen der Saison zu bestreiten.

Schon beim Warmfahren muss ich feststellen, dass ausgerechnet heute die Beinchen nur widerwillig drehen, und da heute die 60-km-Strecke sehr gut besetzt ist, wird das die ersten 30 bis 40 km sicherlich ein ganz schönes Aua werden, bis die Beine „aufgehen“ bzw. der alte Diesel zündet.
Der Start erfolgt behutsam hinterm Einführungsfahrzeug, und der Wettkampfkommissar meint, dass „striktes Überholverbot fürs Auto“ besteht. Aha, das Auto darf uns also nicht überholen, gut so. Deutsche Sprache, schwere Sprache.

Ich bin froh, die ersten beiden Anstiege die Spitze halten zu können, erst in der Halfpipe werden Nägel mit Köpfen gemacht, sodass sich das Feld sehr schnell auseinanderzieht. Vorne entwischen die Herren Kreuchler, Werner und Reinfried, doch meine Gruppe fährt im Hammergrund wieder auf die drei auf. Am Steilanstieg ist es dann ähnlich, wobei Kreuchi und Markus Werner nun zu zweit stiften gehen, gefolgt von Matze Reinfried und Dr. Sebastian „Küfi“ Küfner. Ich halte mit Mühe mehr schlecht als recht Gruppe drei um Markus Thiel, Mütze, Steini, Tobias Grüttner und Co. Bergab schließe ich regelmäßig auf, bergauf werde ich regelmäßig durchgereicht. Das geht die ganze erste Runde so, verflixt. Die Solldrehzahl ist noch nicht erreicht.

In Runde zwei bessert sich das zunächst einmal nicht, sind ja auch erst knapp 30 km bzw. gut eine Stunde gefahren. Wieder verliere ich in den Anstiegen Meter, die ich bergab oder auf der Geraden zupressen muss. Doch so langsam habe ich das Gefühl, dass der Motor zu laufen beginnt, denn die Leute da vorne fahren mir nicht mehr weg, bzw. ich hole langsam wieder auf bergan. Das geht so lange gut, bis es hinten „zisch“ macht auf dem freien Feldstück Richtung Col de Adels. Es braucht nicht lange, dass ich wieder auf der Felge fahre. Das hatten wir doch schon mal irgendwo? Diesmal habe ich aber noch einen intakten Schlauch dabei und sogar zwei Kartuschen. Hinterrad rausbauen, Laufrad schütteln, Kartusche rein, nachpumpen mit der Minipumpe, Laufrad erneut schütteln, einbauen und beten, dass die Luft im Reifen bleibt. Und sie bleibt tatsächlich dort. Besten Dank an dieser Stelle für die Unterstützung durch Jan Dost. Ein paar Minuten später setze ich meine Fahrt fort, überhole auch gleich wieder einige Leute vor mir. Nach gut einem Kilometer verfliegt meine Euphorie genauso schnell wie die Luft aus meinem Hinterreifen. Dass ich natürlich wieder auf der Felge fahre, ist obligatorisch. Doch dieses Mal ziehe ich gleich den Schlauch ein, drehe die Kartusche in die Pumpe, und siehe da, es passiert nüscht. Der Grund wird sichtbar beim Entfernen der Kartusche. Der alte, demente Mann hat eine gebrauchte, leere Patrone eingepackt. Außerordentlich geil. 350 Minipumpenhübe und ca. acht Minuten später kann ich endlich wieder weiterfahren – unter ferner liefen. Es sind inzwischen sehr viele Fahrer der 60- und 40-km-Strecke an mir vorbeigedüst, die ich alle wieder überholen muss. Kein Zuckerschlecken auf den schnellen Bergabpassagen und nicht ungefährlich. Im Start- und Zielbereich nimmt mich um ein Haar noch ein ver(w)irrter Pkw beinahe kostenlos auf der Motorhaube mit, was meinen Adrenalinspiegel etwas in Wallung bringt.

Runde drei muss ich nun, so gut es geht, Knallgas fahren. Leider klappt das wegen der zahlreichen und zu vielen (!) Biker nicht immer. Ich nehme hier und da sicherheitshalber raus, da es nicht mal mehr um die kalte Bockwurst geht. Meine leiblichen Eltern haben unseren Verbottelungspunkt inzwischen auch schon verlassen, da sie wohl nicht mehr mit mir gerechnet haben. Doch der Sohn kommt spät, aber er kommt. Zum Glück laufen sie ein paar Meter weiter weg Richtung Auto, sodass ich doch noch meine Cola erhalte, denn ich bin getränketechnisch so gut wie leer. Auf den letzten knapp 10 km sammle ich zwar noch ein paar Fahrer meiner Strecke ein, doch weit nach vorne komme ich nicht mehr. Am Ende wird’s ein sehr beachtlicher Platz 24. Sau stark. Im Gegensatz zum letzten Jahr bleibe ich aber heile und muss nicht wieder ins Krankenhaus. Halbgas hat auch sein Gutes. ;-) Ernüchternd jedoch ist, dass mich der Streckensprecher Andreas Clauß mit den Worten „Hier kommt der Altmeister!“ ins Ziel bekleidet. So alt bin ich nun auch nicht, gerade mal 30. Und dass das Kürzel „m40“ in der Anmeldung steht, ist ganz klar ein Versehen des Veranstalters. Ganz klar!
Vom Kuchenbuffet nehme ich nichts, weil ich es nicht verdient habe und schon fett genug bin; Weintrauben und Äpfel müssen reichen. Nach kurzem Plausch hier und da geht’s zurück zu den Minimiezen. Ich brauche Beschmusung nach so einem Desaster.

Was 2016 wird, weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall ist schon mal neues Equipment unterwegs – gut für den Kopf, den Rücken und die Motivation, schlecht fürs Portemonnaie und den Führerschein. Na dann, man sieht sich in knapp sieben Monaten, bis dahin ziehe ich mich erst mal zurück und genieße die Zeit als „Katzen-Opa“. 

(c) by Mario Zinn

Donnerstag, 24. September 2015

10. Neuseen-MTB-Cup in Belantis am 20.09.15

Eibenstock war gestern. Heute steht Belantis auf dem Speiseplan, um ganz genau zu sein, der Neuseen-MTB-Cup. Eigentlich wollte ich dieses Rennen gar nicht mehr mitfahren, weil mir die Preispolitik arg aufstieß. Doch da Ex-Polofahrer und Altmeister André Meyer erkrankte, mich Rico Lasseck zwei Tage vorher fragte, ob ich kurzfristig einspringen könnte für die gemeldete Stein-Bikes-Staffel, ließ ich mich nicht lumpen und sagte zu.

Die Nacht ist kurz ob der sieben neuen Minikatzen, die immer, wenn Coco in der Wohnung wandern geht, anfangen, niedlich zu piepsen. Ohropax ist da ein Muss. Am Sonntagmorgen rumort’s auch noch beachtlich im Aßmann’schen Verdauungstrakt, und es schifft. Ich fühle mich nicht fit und sage Herrn Lasseck und Marcel Stein zunächst ab. Doch nach 45 min erholt sich mein Darm. Die Regenerationsfähigkeiten im hohen Alter sind beachtlich. Ich sage Herrn Lasseck und Marcel Stein wieder zu, bewege auch Frau Kaiser zum Mitfahren, düse nach Penig, steige um in den Stein’schen BMW 330d – im Grunde auch ein Pussywagon – und fahre mit Marcel am Steuer nach Belantis. Dort treffen wir auch bald den besagten Rico Lasseck, Nichtversicherungsmaklerin Sandra Kaiser, Annett Teichmann, Diddi, X-Man Norman und Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael. André Meyer hat wie Rico und Steini für die Mittelstrecke á 45 km gemeldet, also bleibt mir nichts anderes übrig, als diese zu fahren, zumal die Staffelwertung nur auf derselben Strecke für drei Mann eines Teams ausgetragen wird. Das Umändern des Namens von André Meyer in Guido Aßmann dauert seine Zeit, doch irgendwann klappt auch das. Wir verscherbeln noch fix unsere Eintrittskarten ans Volk und holen damit unsere Startgebühr beinahe wieder rein. Fürs Warmfahren und Luftdruckoptimieren bleibt auch noch Zeit, welch Wunder.

Pünktlich um 12 Uhr knallt die Pistole – mitten in Steinis linken Lauschlappen. Sehr zügig wird das Rennen begonnen, wobei ein unbekannter Crossradfahrer hier ordentlich auf die Tube drückt und um die 10 km alles von vorne fährt. Der kommt sicher daheim zu kurz. Irgendwann dürfen wir auch mal vorne fahren und haben uns inzwischen auf eine Gruppe von fünf Leuten verkleinert. Vier davon gehen durch die Führung, der fünfte Mann tut dies nicht oder nur widerwillig, mit der Begründung, auf seinen Kumpel zu warten, der seinerseits versucht, von hinten aufzuschließen. Mir gefällt das gar nicht, sodass ich mich einfach mal beim Ablösen aus der Führung nicht an Position vier wieder einreihe, sondern an fünf. Natürlich entsteht eine Lücke zum Vordermann, doch die muss nun der besagte fünfte Mann zufahren, wenn er Bock aufs Siegen hat. Schimpfend tut er das. Das Spiel wiederholt sich mehrfach. Ende der ersten Runde hat der Veranstalter noch einen glitschigen Trail und eine kurze steile Rampe eingebaut, an und für sich nicht schlecht, solange es nicht regnet. Zum Glück regnet es nicht – noch nicht.

Zu Beginn von Runde zwei übernehmen Steini die Führung und ekliger, kalter Platzregen das Zepter, die darauffolgenden Links-und-rechts-hoch-und-runter-ab-durchs-Wasser-Passagen reichen aus, um den Crossfahrer bei immer schwieriger werdenden Bedingungen loszuwerden. Anfangs noch zu viert, geht auch Rico irgendwo verloren, später verfährt er sich sogar und büßt das AK-Podium ein. Er wird halt auch nicht jünger, unser Rico, und die Demenz ist so langsam auf dem Vormarsch. ;-) Marcel Stein und ich bestimmen hier das Tempo, der „Lutscher“ tut leider noch nicht viel. Mir wird das jetzt zu bunt, und ich fordere ihn auf, endlich anständig durch die Führung zu gehen, wenn er gewinnen will, und dass er nicht mehr auf seinen Kumpel zu warten braucht, der einen Kilometer hinter uns fährt. Ich glaube auch zu hören, dass er sagt, er würde nur einmal die Woche Rad fahren. Kein Kommentar. Meine Worte allerdings zeigen Wirkung, und er geht endlich anständig durch die Führung und gibt uns sogar Tipps, wie wir richtig Ablösung fahren, und er verwendet Begriffe wie „Schiebekante“ usw. Und ich solle nicht so sehr draufdrücken in der Führung. Oha, ein Rennradfahrer. Alles klar. In einem schlammigen Trail gegen Ende der zweiten Runde wird’s noch mal eng, weil wir dort Fahrer überholen müssen, wo eigentlich kein Platz ist. Der Rennradfahrer zwängt sich geradeso an einem langsameren Biker vorbei, dieser kommt zu Fall, ich komme haarscharf vorbei, doch Steini muss in die Eisen und verliert den Kontakt zu uns. Das bekomme ich aber erst später mit. Als wir nur noch zu zweit sind, ist sich jeder selbst der Nächste. Mit Mühe und Not und dummerweise zwei Frontalzusammenstößen mit zwei Bäumchen komme ich durch das fast nicht mehr fahrbare Schlammstück kurz vor Ende der Runde. Der Rennradfahrer hat dort zwar auch seine Probleme, kommt aber besser durch als ich. Doch ich fahre wieder ran, er lässt mich erneut in die Führung. Die Rampe ist zu kurz, um dort wegzukommen, also läuft es auf einen Zielsprint im Schlamm hinaus, wo ich den Kürzeren ziehe. Mal wieder nur Zweiter. Sehr ärgerlich. Eine Bergankunft wäre mir lieber gewesen, doch Berge gibt’s hier nicht. Das beweist auch das Stundenmittel von über 30 km/h. Steini wird noch Dritter, Rico Achter gesamt.

Einen Kärcher sucht man heute leider vergebens. Angeblich ist kein Platz dafür vorhanden. Ein Experte bringt es sogar fertig, sein Bike im Duschcontainer abzuduschen. Scheiß auf den Schlamm und die anderen Fahrer, die dort duschen wollen, Hauptsache, mein Bike ist sauber! Da es im Ziel keine kostenlose Verpflegung gibt, bedienen wir uns ein paar Meter weiter an der Streckenverpflegung – wo es noch ausreichend und vor allem unentgeltlich Kuchen, Äpfel, Wasser und Schorle gibt. Die Siegerehrung geht auch schnell vorüber, weil der Veranstalter bei den Altersklassenehrungen eine Mindestanzahl von zwanzig Fahrern bzw. Fahrerinnen festlegt. Dadurch fallen eine ganze Menge weg. Nicht nachvollziehbar und sicher den Kosten geschuldet. Leidtragende sind vor allem die Damen, wo Nichtversicherungsmaklerin Frau Kaiser Gesamtfünfte wird, und die reiferen Herren. In meiner AK fahren zum Glück noch genügend Leute mit, für die Gesamtwertung gibt’s auch was, für die Staffelwertung (Platz 1) natürlich auch. Blöd nur, dass in jeder meiner drei grünen Werbebeutel immer dasselbe drin ist: Softballschläger einer Wohnungsbaugenossenschaft und Sitzkissen sponsored by einer großen Krankenkasse, dazu Socken und je eine Finishermedaille. Für die Staffelwertung wurde noch eine Wanduhr dazugepackt, die auch ein Werbegeschenk des Wohnungsbauers ist. Was macht man mit drei Softballspielen? Verschenken an Annett Teichmann, zumindest eins davon. Die anderen beiden bekomme ich nicht los, eine der drei grünen Krankenkassen-Taschen geht wieder an Annett Teichmann, die zweite an, ihr ahnt es, Frau Kaiser. Und die Finisher-Medaillen go to? Na, ihr wisst schon. Socken und Uhr und besagte Softballspiele behalte ich. Nutzwert null, bis auf die Funktionssocken, die, weil nicht meine Größe, sicher bald bei Ebay zu finden sind. Vor ein paar Jahren gab es für die Platzierten noch brauchbare Bikerucksäcke oder Sportbrillen plus Gutscheine, doch die Zeiten sind lange vorbei. Die Parkgebühr von drei Euro sparen wir uns dank Steinis nicht ganz legalem Einfall, und ab geht’s nach Hause mit verdreckten Rädern und bissl Wut im Bauch. Die verfliegt schnell, als ich Coco und ihre sieben Kitten beschmusen darf. ;-)

Nächster Stopp: Adelsberg.

Sauwetter
(c) by Mario Zinn

Mittwoch, 23. September 2015

20. Drei-Talsperren-Marathon in Eibenstock am 19.09.15

Es ist eine verdammt kurze Nacht zum Samstag. Dem alten Mann drückt um 3.18 Uhr die Blase, und Coco schnurrt auch schon die ganze Zeit neben mir und kuschelt sich an mich. Macht sie sonst eher sehr selten. Kurz vor sechs bin ich erneut wach und wälze mich von links nach rechts. Alles klitschnass. Nanu, sicher nur beginnende Inkontinenz. Ich wälze mich von rechts nach links. Wieder alles klitschnass. Definitiv Inkontinenz. Coco liegt noch neben mir, ich kraule sie am Bauch, doch es gefällt ihr ganz und gar nicht. Sie entflieht knurrend dem Bett, ich penne ein, wache 10 min später wieder auf, weil’s merkwürdig piepst. Im Dunkeln sehe ich nur einen kleinen, schwarzen Schatten. Im Licht ist es ´ne Minikatze, die noch an der Nabelschnur und damit an Coco hängt. Oh je, Coco ist am Werfen, der Teppich ist verblutet und verschleimt, mein Bett auch, also fix Wäsche waschen, Katze verhätscheln und Pfoten halten. In der Zwischenzeit noch frühstücken, Flaschen füllen, den Teppich reinigen, Nabelschnuren und Atmung der Kleinen kontrollieren, und da geht sie dahin, die Zeit. Aber Coco ist wichtiger. Es ist alles vorbereitet für die 100 km, doch das schaffe ich nicht mehr. Ich disponiere um auf die 50 km, auch das wird knapp werden, aber ich wäre natürlich deutlich früher wieder daheim bei den Miezen. Beim Losfahren hat Coco bereits vier Zwerge geworfen, drei sollen laut Röntgenaufnahme vom Vortag noch folgen.

Zügig geht’s nach Eibenstock, die Tachonadel des Pussywagons geht über 260, dann noch eine bekloppte Umleitung, und da bin ich. Dank Rico Lasseck geht die Anmeldung recht fix, ohne ihn hätte ich den Start nicht geschafft. Fürs Warmfahren bleibt keine Zeit, also nur so tun und vorne randrängeln in die Startaufstellung der 50-km-Runde. Nach einer guten Minute knallt auch schon die Pistole.

Am ersten langgezogenen Col wird’s bereits schnell schneller. Mit Ach und Krach halte ich die Spitzengruppe, aus der sich nach vorne die drei Protagonisten David Seidel, Sascha „Waldmeister“ Heinke und Patrick „Patte“ Oettel formerly known as Müller absetzen. Alle anderen Mitstreiter können oder wollen nicht hinterhergehen, ich als alter, überarbeiteter, übermüdeter Katzenopa sowieso nicht. Patte muss etwas später David und Waldi ziehen lassen, wir holen ihn ein und integrieren ihn in unsere Gruppe. Zu siebt geht es den Col de Auers hinauf, wo Patte, Marcel Seidel und Daniel Kletzin solide am Horn ziehen. Torsten „Mütze“ Mützlitz, der unter dem Pseudonym „Marcus Kröning“ startet, und ich haben zu tun, dranzubleiben. Mit ordentlichem Kraftaufwand rollen wir mit drüber über den Hügel, koppeln dabei aber zwei Fahrer dauerhaft ab, die da Christian Groß und Rico Leistner heißen. Ein paar Kilometer vorher musste bereits Dr. O die Segel streichen. Bleiben demnach fünf Leute übrig, die zwei Leute verfolgen. In Mathe war ich gut. Die Abfahrt liegt schnell hinter uns, und ab der Talsperre Sosa haben wir freie Fahrt, da die 100-km-Fahrer hier abbiegen und vorerst nicht mehr auf unserer Strecke fahren. Wir bleiben alle zusammen und wechseln uns in der Führung bis zum Blauenthaler Wasserfall solide ab. Bergauf muss ich mich dieses Mal nicht mehr so sehr schinden und kann mit Freude feststellen, drangeblieben zu sein. Kurz darauf werde ich von der TdFK Katja Werner verbottelt.
Auf der Straße von Wolfsgrün nach Neidhardtsthal stehe ich mehr im Wind, als mir lieb ist, da bereits jetzt schon das Taktieren losgeht. Das ändert sich auch nicht, als wir die Talsperre Eierstock queren und den Gegenanstieg hochdrücken. Irgendwie fahre ich zu oft vorne, nach der Devise „Alter vor Schönheit“. Dass diese Tatsache einem sehr wahrscheinlichen Bergsprint nicht zuträglich ist, ist mir natürlich bewusst, doch ausrechnen tue ich mir heute eh nix – obwohl ich gut in Mathe war. Freilich kommt es zum Bergduell aller fünf Helden, wobei aber keiner so richtig drauflatscht und ich das Tempo noch gut mitgehen kann. An Position vier komme ich oben am Parkplatz an, als Patte, Daniel und Marcel anziehen. Ich bleibe dran und gucke mir die Sache von hinten an; Mütze wird hier abgekoppelt. Die drei da vorne kommen jedoch nicht so recht weg von mir, was mich dazu ermutigt, selbst mal draufzulatschen. Hui, das klappt ganz gut, und ich bringe ein paar Meter zwischen die Meute und mich. Ich schaffe es sogar, als Erster ins Stadion einzubiegen, mache aber den Fehler, nicht voll durchzuziehen und mich nach links hinten umzuschauen. Als ich nur Patte ein paar Meter hinter mir sehe, denke ich, dass da nix mehr kommt. Fehlanzeige. Von rechts fliegt Daniel Kletzin heran, und wir überqueren beide zeitgleich auf die Zehntelsekunde den Zielstrich. Fotofinish durch eigene Blödheit. Aber noch mal Schwein gehabt, denn laut Fotobeweis habe ich ein paar Millimeter gerettet vor Daniel. Das nächste Mal bin ich aufmerksamer.
Platz 1 geht an den starken David Seidel, Platz 2 an Waldi Heinke. Auf dem 100-km-Kanten siegt – wie eigentlich immer – Teamkollege und Übermensch Sebastian „FK“ Stark vor Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael und Sebastian „Küfi“ Küfner, dem radelnden Doktor der Naturwissenschaften. Und unsere beiden TBR-Youngsters Mike und Christian landen in ihrer Altersklasse auch ganz weit vorne. Fein gemacht!

Da meine Eltern freundlicherweise die Pflege von Katzenmama Coco übernommen haben, darf ich sogar zur Siegerehrung bleiben, die pünktlich beginnt. Blöd ist nur, dass eine halbe Stunde später die Straße Richtung Wolfsgrün gesperrt ist und ich nicht heimkomme und verzweifelt durch Eibenstock eiere. Nach zig Umleitungen, riesigen Umwegen fast über Zwickau und das Hineinwerfen all meiner fahrtechnischen Künste benötige ich 90 min nach Hause. Und siehe da, ich bin der Opa von Siebenlingen. Alle wohlauf und sehr knuffig. Coco ist eine tolle Mutti.

Am nächsten Tag werde ich für den kränkelnden Ex-Polofahrer und Altmeister André Meyer in Belantis in die Bresche springen. Mal sehen, was im Flachland so geht …

(c) by Marathonverein Eibenstock e.V.


Dienstag, 15. September 2015

15. Greifenstein-Bike-Marathon in Geyer am 13.09.15

Der rennkarge August ist vorbei, mit ihm zwei Wochen richtiger, radfreier Urlaub mit Strand und Sonne und Boot und Tauchen und so. Eine völlig neue Erfahrung. Deswegen fiel auch der Bericht zur Vier-Hübel-Tour ins Wasser. Keine Zeit, man möge mir verzeihen. Und wenn man in den letzten vier Wochen nur fünfzehn Stunden auf dem Rad gesessen hat, meldet man mal lieber nicht für die 90 km und schon gar nicht für die DM in Furtwangen. D. h. im Klartext: GBM-Mittelstrecke only.

Es ist fünf nach zehn. Sandra Kaiser, die an der Hüfte lädierte Nichtversicherungsmaklerin, entscheidet sich trotz ihres Handicaps immerhin für die 60 km, betreibt aber noch in aller Ruhe Konversation mit anderen Damen. Möglicherweise geht es um die Einsatzmöglichkeiten elektrischer Fliegenklatschen. Ich erinnere sie, dass das Rennen halb elf startet, sie aber noch unausgewü..., unausgepfü..., nicht umgekleidet und nicht warmgefahren ist. Aber sie schafft es pünktlich in die Startaufstellung. Respekt! Dort stehen auch Straßenfahrer Lars Strehle, Patrick „Patte“ Oettel formerly known as Müller, Torsten „Mütze“ Mützlitz und weitere schnelle Leute. Der Start erfolgt unterm vom Winde beinahe verwehten Torbogen.

Die gemütliche Ortsdurchfahrt durch Geyer findet am ersten Anstieg ihr für meine Beine schmerzhaftes Ende – aua. Ich fange mir – wie immer zu Beginn eines Rennens – einige Meter Rückstand zur Spitze ein. Patte, Lars, Mütze und drei weitere Fahrer ziehen ordentlich am Horn. Nach den holprigen Downhills steht Patte mit Pattfuß, äh, Plattfuß am Rand, ich bin so frei zu fragen, was los sei. Patte meint: „Platten, haste mal ´ne Pumpe für mich?“ Ja, habe ich, bin doch lieb. Mit roher Gewalt entreiße ich sie nach paar Sekunden meinem Rahmen und reiche sie dem Mann, der früher Müller hieß. Ohne Pumpe fahre ich weiter. Na, ob das gut geht? Mein hiesiger Begleiter nutzt das, um wieder etwas von mir wegzukommen. Nach knapp einem Kilometer hole ich ihn wieder ein. Zu zweit pflügen wir die schönen neuen Trails – ein echter Zugewinn – entlang hinab Richtung Schanze, wo man zwischen Chickenway und der heftigen Variante wählen kann. Da ich ja seit Seiffen kein Chicken mehr bin, wähle ich die harte. Und die ist im Vergleich zu Seiffen völlig harmlos. Hier gibt mir der Polofahrer, Altmeister und Streckenposten André Meyer meine Pumpe zurück, die Patte ihm vorher in die Hand drückte. Fein so! Am Steilanstieg geht mein Mitfahrer nach hinten verloren, während ich etwas später bergauf das Loch zu Mütze schließe. Mit ihm im Schlepptau fahre ich noch das Loch zur Spitzengruppe um Lars und zwei bis dato unbekannten Fahrern zu und kann mich erst mal bissl erholen, als es über die Straße Richtung Waldautobahnen geht. Eine verwegene, ältere Pilzsucherin, am linken Fahrbahnrand stehend, glänzt dabei mit üppiger Oberweite, die bedenklich auf Kollisionskurs mit mir geht – die Oberweite, versteht sich. Ich komme sehr knapp, aber sicher an ihrer rechten Milchdrüse vorbei, Mütze tut es mir gleich und amüsiert sich köstlich. Auf den Waldautobahnen dann passiert nicht viel, alle arbeiten solide. Nur meine Reifendruckwahl ist etwas zu hoch kalkuliert. Der Rücken dankt es mir in den Wurzelpassagen.

Zur Rundendurchfahrt feuert uns der starke Patte (DNF) an. Anne „Strehle“ verbottelt ihren Lars und mich. Die Asphaltrampe wird zügig emporgeleiert, anschließend wieder ins Tal gedonnert, um die nächste kurze Rampe in Angriff zu nehmen. Ich fahre jetzt von vorn mein Tempo, bin dann aber überrascht, als wir nur noch zu dritt sind: Mütze, 3-Meter-Mann Lars und Güldi. Da Mützes Stärken die Drückergeraden nicht sonderlich sind, übernehmen Lars und ich häufig die Führung. Lars vom Mars kurbelt durchaus zügig die Gripstones hinauf, zu dritt – und ich immer noch mit zu viel Luft und suboptimaler Fahrweise – die Trails zur Schanze wieder hinab. Das mit der zu vielen Luft soll sich alsbald ändern. Zum zweiten Mal grüßen wir Schluchtenjodler Onkel Hans Renner und Polofahrer André. Ab Steilanstieg Schanze fahre ich alles von vorn, Anne verbottelt Lars und mich, und immer noch von vorn geht’s am Ana Mare vorbei in die Schlammtrails. Kurz nachdem wir auf dem Schotterweg angekommen sind, macht’s dann hinten zisch bei mir, der Reifen ist schlagartig platt. Lars und Mütze passieren mich, und ich wünsche ihnen allseits gute Fahrt. Bis ich den Schlauch vom Klebeband (Panzertape) gelöst habe, vergeht eine Weile, das muss ich ihn Zukunft anders lösen. Trotzdem kommen unsere direkten Verfolger erst mit recht großem Abstand daher. Dennoch fragt jeder, ob er mir helfen kann. Nö, mir ist nicht mehr zu helfen. Irgendwann habe ich den Schlauch drin und notdürftig aufgepumpt, sodass die Fahrt weitergehen kann. Ich befinde mich inzwischen auf Platz 10. Woher ich das weiß? Ein Auge schaut auf die Strecke, das andere auf den Schlauch. In meinem ersten Leben war ich Chamäleon. Die Plätze 7, 8 und 9 kann ich nach knapp einem Kilometer fair überholen, Platz 6 hole ich mir in den Drückerpassagen im zweiten Rundenteil, wo dieses Mal keine Milchdrüsen den Weg einengen. Unterwegs grüße ich unsere Laura Hoffmüller in Begleitung ihrer Schwester, bis mir just Platz 5 auf der Rollskistrecke in direkte Sichtweite kommt und es ins steile Bergabstück geht. Noch fix vorbeigehuscht am Einradfahrer, wähle ich die übliche Linie, doch auf einmal schlägt’s hinten durch. Schlagartig ist die Luft raus, und auf der Felge geht’s etwas unrhythmisch da hinab. Der Sanitäter im Tal hat zwar alles dabei für Herztransplantationen und Wiederbelebungsmaßnahmen usw., doch leider keinen Schlauch. Geht’s halt zu Fuß den Berg hoch. Blöd ist, dass sich um mich herum nur Einradfahrer oder 26er Bikes befinden, die i. d. R. keinen 29er Schlauch dabei haben. Gut, fahre ich die letzten rund 5 km eben schön sachte auf der Felge weiter. Okay, Chuck Norris hätte, selbst auf der Felge fahrend, das Rennen noch locker gewonnen, aber ich bin nicht Chuck Norris. Dennoch überhole ich in der Wurzelpassage und auf der Felge noch einen Fahrer, obwohl er keinen Platten hat. Wie geht denn das? Ich bin der Schwager von Chuck Norris. Der Einradfahrer von eben, der mich bergauf wieder überholt hat, bemerkt, dass ich einen Platten am Hinterrad habe. Nein? Die schnellen Schotterstücke freilich muss ich sehr langsam machen, um die Felge nicht zu schrotten. Mir reichen schon die nun vergeigten 35 EUR Startgebühr, da soll nicht auch noch die Felge zu Bruch gehen. Hier werde ich von weiteren Fahren kassiert. Etwas später stehe ich vor der Entscheidung, die auf dem Weg gekennzeichnete Rampe im gewagten Sprung zu nehmen oder den normalen Weg. Würde mein Rücken nicht so schmerzen, hätte ich natürlich die Rampe genommen. Zum Ziel ist es nun nicht mehr weit, einmal bricht mir das Hinterrad noch gefährlich aus, und wenig später finishe ich unter ferner liefen. Lars siegt souverän, Mütze bricht am Ende etwas ein und wird Vierter. Schade, vielleicht hätten ja meine Beinchen gereicht, um Lars hintenheraus ein wenig zu ärgern.

Durchs Ziel rollen, keine Finisher-Medaille abgreifen, kein Essen, Rad putzen, Guido putzen, Rad ins Auto, Guido ins Auto, und tschüss. So schnell war ich nach einem Rennen noch nie zu Hause. Daheim noch fix die Wut aus den Beinen rausfahren auf dem Rennrad, und weil’s so schön ist, heute zum dritten Mal auch die Luft rausfahren aus dem (Vorder-)Reifen und zum ersten Mal für heute eine Speiche rausfahren aus dem Hinterrad. Zu viele Kraftreserven. Perfekter Tag. Nun denn, vielleicht läuft es in Eierstock besser, dann vielleicht schon als Großvater. Denn Katze Coco sieht inzwischen aus wie ein Medizinball mit Pfoten und Schwanz. Sie hat übrigens nachweislich neun (!) Milchdrüsen, nicht nur acht. Hammer!

Chuck Norris sein Schwager
(c) by Mario Zinn

Dienstag, 4. August 2015

23. Erzgebirgs-Bike-Marathon in Seiffen am 02.08.15

Halb sechs klingelt der Wecker. Das geht schon mal gar nicht. Dunkel ist es auch noch. Doch irgendwie schaffe ich es aus der Heia, komme beizeiten los, weil die Katzen bei den Ellis nächtigen, und bin trotz Umleitungen beispiellos pünktlich in Seiffen. Die Anmeldung und das Auffinden unserer Verbottler sind auch fix erledigt, sodass sogar noch Zeit fürs Warmfahren bleibt, wo ich mal fix die Steilabfahrt zum Seiffener Grund unter die Pneus nehme. Pünktlich um 8.58 Uhr stelle ich mich in den Startblock R – ganz weit hinten ran und nach dem verkorksten Jahr ganz ohne Ambitionen, quasi direkt vor Startblock I.

Um 9 Uhr setzt sich der Tross mit einer sehr engen 180°-Wende in Bewegung, im Dorf unten erfolgt der scharfe Start. Viel weiter nach vorne bin ich noch nicht gekommen – und schaffe es auch nicht. Ich hänge mich an Peter Hermann ran, der ein schönes Tempo fährt und mich bestimmt bis in die erste Gruppe zieht – bis ich merke, dass das gar nicht PH ist, sondern sein Team-Klon Mirko Schmitz. Altersdemenz. Von hinten sehen die zwei sich allerdings sehr ähnlich. Dadurch verpasse ich Gruppe 1. 
Mit ein paar Heizern der Region wie Andi Weinhold, Sven Forberger auf ´nem Fatbike, Teamkollege Pitt Brett und Dr. O geht's dann in die Holter-die-Polter-Abschnitte in Runde 1, die so gar nicht meine sind. Immer wieder sammeln wir Fahrer von vorne ein. Auch Alexander Stark grüße ich höflich und stelle mich ihm mit „Guten Tag, Aßmann!“ vor. Er erwidert mit „Guten Tag, Stark!“ und beschwert sich über das „Straßenrennen“. Mit Fully zumindest gerade hier im Asphaltanstieg kein Zuckerschlecken.
Zu Beginn des zweiten Rundenteils ist unsere Gruppe auf wenige radfahrende Menschen geschmolzen, ich mache die Pace bergauf – und bergab – und biege versehentlich links in den alten Streckenabschnitt ein, weil das Absperrband dort hinein flattert und Spuren zu sehen sind. Ich war schon als Kind gut im Spurenlesen, das setzt sich im hohen Alter fort. Dass das Band überhaupt flattert, haben wir den Fahrern Torsten Marx und Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael zu verdanken, die auch die alte Strecke in Erinnerung haben und dort abbiegen, das Band zerlegen und wieder kehrt machen. Jedenfalls merke ich das Dilemma nach wenigen Sekunden, kehre wieder um auf die reguläre Strecke und befinde mich jetzt am Ende der zweiten Gruppe. Grandios.
Der neue Streckenabschnitt glänzt durch einen langen und einen kürzeren, aber recht knackigen Anstieg. Beide bringt unsere Gruppe, nun noch weiter dezimiert, gut hinter sich und beginnt jetzt Fahrer zu überholen, die sie, sprich unsere Gruppe, allerdings schon mal überholt hat. Nanu, was'n das? Die sind bestimmt an der Absperrung links gefahren, haben zwei Anstiege weniger in den Beinchen und machen vor allem richtig Zeit gut. Sauerei. Am meisten ärgert sich Dr. O darüber, weil es Fahrer seiner 70-km-Strecke sind. Mit Wut im Bauch geht Runde 1 später unspektakulär zu Ende.

An meinem Fahrwerk allerdings stimmt was nicht, das fühlt sich alles sehr weich an. Cheise, der Vorderreifen lässt Luft – ein klassischer Schleicher. Fürs Absteigen und Nachpressen von CO₂ fehlt mir jetzt die Muse, und meine Gruppe möchte ich auch nicht verlieren. Also geht’s mit Stoßgebeten und schwammigem Vorderrad wieder in den verhassten ruppigen, unrhythmischen Teil der Strecke. Die Wurzeln funktionieren nun richtig gut, aber die Schotterpisten und -kurven machen nicht wirklich Spaß, zumal der Reifen ab und zu durchschlägt. Nein, ich steige nicht ab. Niemals.
Irgendwann verabschiedet sich Andi W. dann nach vorn, weil sukzessive Absperrbandzerstörer Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael in Sichtweite kommt. Nun stellt sich mir die Frage, gehe ich hinter Andi W. her oder nicht? Die Beine sagen ja, der Verstand sagt nein. Muss ja noch eine dritte Runde überleben. Und außerdem müssten Hot Doc oder der andere noch verbliebene Fahrer unserer Dreisamkeit hier nachsteigen, tun sie aber nicht. Also bleiben Dr. O, der Unbekannte und ich sitzen und lassen Andi W. gewähren.
Zu Beginn des zweiten Rundenteils nach der Steilabfahrt haben sich Robodoc und ich von unserem Mitfahrer getrennt und fahren mal wieder zu zweit durch die Landschaft wie so oft in den letzten Jahrzehnten. Robodoc fährt auf Zug, weil das Ziel für ihn nicht mehr weit ist, ich fahre mit und führe weniger als er, weil halt noch die besch… dritte Runde ansteht. Die kurze Steilabfahrt im zweiten Rundenteil, bei der man sich regelmäßig die Frage stellt: „Bist du ein Chicken oder nicht?“, kann ich dieses Mal, weil kein Stau herrscht, im Fahren angehen. Und wenn es Dr. O schafft, sitzenzubleiben, schaffe ich das erst recht. Schwerer Fehler. Die Ideallinie scheine ich zu verfehlen, das Hinterrad hebt ab, und ich gehe kopfüber in Richtung Baum in den Fall über, werde aber zum Glück von Selbigem aufgehalten, verkeile mich jedoch unglücklich mit dem rechten Oberschenkel zwischen Sattelstütze und Hinterrad. Und ich bekomme den Schenkel nicht mehr raus. „Amputation oder rohe Gewalt?“, that is the question. Okay, rohe Gewalt. Der Schenkel löst sich, mit ihm auch etwas Haut, aber ich bin frei und kann Dr. O nachsetzen, der dort heil runtergekommen ist. Das Wichtigste jedoch ist: Ich bin kein Chicken! An der Alp de Wettin – die Alp ist genau wie im letzten Jahr noch immer weiblich – habe ich die Lücke fast wieder geschlossen, nur fährt Robodoc etwas später leider ins Ziel und ich mit wenig Luft in Runde 3. 

Und die geht, wie erwartet, doch recht zäh. Zunächst naht weder von hinten Unheil noch von vorn ein zu Überholender, bis mir Straßenfahrer Lars Strehle kurz vor dem Drop in den Seiffener Grund den Rückstand zu Stefan Danowski ansagt. Fünf Minuten. Okay, nicht gerade wenig, aber wenn der Diesel vernünftig läuft, geht da vielleicht noch was. Und es geht tatsächlich was, allerdings kampflos, denn Dano steht am Straßenrand und baut sein Getriebe neu auf. Schaltwerk abgerissen, abbauen und Kette auf Singlespeed trimmen. Teufelskerl! Laura "LH" Hoffmüller brüllt mir bissl später zu: „Platz 7!“ Nanu, kann nicht sein, die Form ist doch noch gar nicht so weit? Ist sie auch nicht, 10% müssen da schon noch kommen.
Den sich anschließenden Asphaltcol leiere ich zügig empor, die Abfahrten kontrolliert hinab, weil’s vorne immer weniger Luft wird, bis mir am Steilanstieg im zweiten Rundenabschnitt Talent und Grip ausgehen. Hätte ich mal lieber das kleine Kettenblatt bemüht. Da rauscht Dano von hinten mit Schwung ran, kommt den Berg aber auch nicht fahrend hoch, weil er jetzt nur einen Gang hat. Oben treffen wir uns wieder und drücken zu zweit an der Motocrossstrecke vorbei zum Drop. Da Dano schiebt, bleibt mir nichts anderes übrig, als auch abzusteigen. Ist auch sicherer so. Mein Glück ist, dass bis auf das Asphaltflachstück sowohl der letzte Downhill vorm Ziel als auch die Alp de Wettin für Singlespeed eher ungeeignet sind, sodass ich Dano noch um knapp eine Minute distanzieren kann. Ich erreiche das Ziel mit Mühe und Not, der Vorderreifen mit 0,5 bar ist so gut wie tot. Ich selbst fühle mich nicht wesentlich besser. Mir fehlt hinten raus – also am Ende des Rennens, versteht sich – noch der übliche Druck, der hoffentlich noch kommt dieses Jahr. Ansonsten bin ich mit der Platzierung (Platz 7) mehr als zufrieden, weil das so nicht zu erwarten war nach den ganzen Rückschlägen dieses Jahr. Der Abstand nach vorne ist natürlich beachtlich, aber mit etwas mehr Geschick in der Startaufstellung und mit 100% Leistungsvermögen sind ein paar Minuten weniger schon drin. Glückwunsch an die ersten fünf Fahrer, die sehr stark gefahren sind, und schade für FK, dass es um magere fünf Sekunden hinter Peter Hermann mal wieder nicht reicht in Seiffen. Aber irgendwann gewinnt auch FK. Pitt Brett wird starker 23., HDW 30., Nichtversicherungsmaklerin Sandra Kaiser 10. auf der mittleren Runde, LH gewinnt die kurze 40-km-Runde, wo Ex-X-Man Norman 77. wird. Frau Kaisers neue Fliegenklatsche, mit der sie mir den Schädel oder Popo polieren könnte, kommt heute zum Glück nicht zum Einsatz, weil ich es nicht schaffe, sie zu umrunden. Es fehlen wohl nur zwei, drei Minuten. Na ja, vielleicht das nächste Mal.

Besten Dank an dieser Stelle für die Familienverbottlung durch die Hoffmüller’sche Sippe, wo mich die Verwandtschaftsgrade noch in den Wahnsinn treiben, und das Gelreichen durch Edelhelfer Dr. Sebastian „Küfi“ Küfner, der locker unter die ersten Acht hätte fahren können, wenn er seine Federgabel tags zuvor nicht zerstört hätte, der Arme. Dass der EBM wieder top organisiert war, versteht sich inzwischen von selbst.

Next Termin: Vier-Hübel-Tour. See you!

Alp de Wettin in front of Pitt Brett and Dr. O

Siegerehrung: v. l. n. r.
S. Danowski, T. Marx, S. Stark mit Sohn Paul, P. Hermann, Ch. Kreuchler, M. Werner, M. Splitek, Güldi himself


Dienstag, 28. Juli 2015

12. Kamm-Bike-Cross am 26.07.15 in Johanngeorgenstadt

Am Sonntag fällt mir das Aufstehen doch recht schwer, ich muss mich aus der Koje quälen wie lange nicht mehr. Entsprechend spät komme ich weg und in Johanngeorgencity an. Es ist empfindlich kalt, doch das ändert sich zum Glück zum Start des Rennens.
 
Wieso das Führungsfahrzeug, ein VW-Bus T4, in der Einführungsrunde den Weg durch eine Garagenanlage nimmt, bleibt sein Geheimnis. Ich tippe mal darauf, dass die Hauptstraße nicht für uns freigegeben wurde seitens der Behörden. Jedenfalls ist es sau eng, und ein hiesiger Garagenbesitzer guckt verwirrt aus der Wäsche bzw. seinem Opel Astra, als 279 Radler und ein T4 seine Garageneinfahrt kreuzen. Am Start stehen wir wieder neun Minuten. Pinkelpause für die Herren, ein Probeschuss für den Pistolero, nach drei Minuten ein weiterer Schuss durch Skispringer Richard Freitag, und ab geht die Hatz.

Der Motor läuft anfangs so überhaupt ganz und gar nicht, ich bekomme keinen vernünftigen Druck aufs Pedal und dümple mit 125 bis knapp 160 Schlägen durch den Forest. Na hui, Grundlagenausdauer 1 und 2, was’n da los? Das alles lässt sich nicht zeitnah beheben, also weiterkurbeln, und solange ich nicht einschlafe dabei, geht’s ja noch. Der Halbgasmodus setzt sich die komplette erste Runde fort, der Zug vorne um Sebastian „FK“ Stark, Straßenfahrer Lars Strehle, Bret Janschneider, Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael, David Seidel und Patrick „Patte“ Oettel formerly known as Müller ist schon längst abgefahren. Wird schon werden, der Diesel kommt schon noch, der kommt doch immer … Immerhin sammelt meine Gruppe noch einen Tschechen und meine beiden Teamkollegen „Pitt Brett“ Götze und Bastian „HDW“ Wauschkuhn ein.

Runde zwei startet etwas entspannter, da einige Fahrer den Weg ins Ziel der 23-km-Runde nehmen. Laura „LH“ Hoffmüllers Schwestern verbotteln mich vorbildlich, sodass der alte Mann wenigstens nicht trockenläuft. Unsere Gruppe besteht aus vier bis acht Fahrern; das fluktuiert an jedem Anstieg mal mehr, mal weniger. Der Tscheche hat irgendwann die Faxen dicke und verabschiedet sich nach vorn. Wir lassen ihn einfach fahren, denn wir haben ihn ja schon einmal wieder eingeholt. Irgendwann gegen Ende der Runde sind wir nur noch zu dritt, Dr. O, Thomas Peschke und ich.

Wieder verbotteln mich die Schwestern von LH, und am langen, nicht allzu steilen Anstieg des Butterwegs übe ich leichten Druck aufs Pedal aus. Immerhin steigt der Puls auf brachiale 165 Schläge. Das reicht, um Thomas Peschke zumindest in Schwierigkeiten zu bringen, aber dann ist der Berg alle, und Thomas rollt auf den Flachstücken wieder ran. Robodoc übernimmt jetzt die Pace und koppelt seinen Teamkollegen Thomas erneut ab. Dass mein Motor heute noch anspringt, den Gedanken habe ich zu den Akten gelegt. Jetzt geht’s alleine mit Robodoc durch den Wald und in die Trailabfahrt. Da wir zusammen beinahe 80 Jahre alt sind, er Kind und Frau, ich Kater und Katze und einen ramponierten Ellenbogen habe, lassen wir Vorsicht walten und schalten bergab als auch später bergauf in den Altherrenmodus und genießen die Sonne und die schöne Landschaft. Den Schanzen-Uphill und den finalen Freibad-Col leiere ich unbeschwert und unschnell hinauf, wo Hot Doc, wie erwartet, vorbeifährt. Zum Sprinten um Platz vier fehlt mir das letzte Quäntchen Motivation, Druck sowieso.

FK fährt wieder alles in Grund und Boden. Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael folgt mit Respektabstand, der Tscheche, den wir schon mal überholt hatten Mitte der ersten Runde, wird Dritter. Er hat sich scheinbar gut erholt oder ein Zünderli gegessen. Pitt Brett wird Neunter, HDW Zehnter. Unsere Youngsters Mike und Christian schlagen sich auf den kürzeren Runden sehr wacker, unser Oldster Andreas "EdFK" Stark auch, LH, vor Kurzem noch Mugel – halb Mensch, halb Kugel –, und Nichtversicherungsmaklerin Sandra Kaiser sowieso.
Die Siegerehrung zieht sich wieder etwas hin, aber fürs Baden und damit Versäumen derselben wie im letzten Jahr ist es zu kalt. Sandra bekommt ´ne elektrische Fliegenklatsche für Platz drei bei den alten Frauen. Ich fürchte, die bringt sie nun zu jedem Rennen mit, um mich zu verhauen, wenn ich frech werde. Aber ich werde ja zum Glück nie frech. Sicher hätte ihr als Preis auch ein Crossbikekamm gut gestanden – für ihre Haarpracht. Nein, ich werde nicht frech. Guido lieb, besonders zu den etwas gesetzteren Frauen. Schön ist, dass die Ehrungen draußen stattfinden bei Sonne und es große Pokale gibt, nur der eine oder andere kann mit Tischlampen (nicht Ti-Schlampen), mobilen Türgarderoben oder elektrischen Fliegenklatschen nicht allzu viel anfangen – na ja, bis vielleicht auf Frau Kaiser, wie angedeutet. Nein, frech bin ich nicht. Die Würstchen, die es für die Langstreckler gibt, sind wiederum köstlich. Allesverwerter, Möchtegerndeckkater, Schmusetiger und Vielfraß Cooper weiß das zu bestätigen. Und vielleicht klappt es ja auch mal, eine Teamwertung über 69 km durchzuführen, denn der zu gewinnende Fresskorb ist nach 69 km wegen des größeren Appetits schneller geleert als nach 46 oder gar 23 km, besonders wenn man FK im Team hat und es Würstchen gibt.

So, nach dem Halbgasmodus beim KBC hoffe ich auf einen Vollgasmodus next week beim EBM, wenn nix dazwischen kommt. Sowohl Arm als auch Bike halten im Gegensatz zu mir heute nahezu anstandslos durch, was momentan für mich noch wichtiger ist als das Podium. Und es kommen wieder bessere Tage, hoffe ich. Bis demnächst!

Abfahrt Richtung Brücke

Abfahrt Gegenseite mit Dr. O, HDW, Thomas Peschke und Güldi

Zieleinfahrt

v. l. n. r.:  Christian, FK, Sandra, Anett Teichmann, Güldi, LH


Dienstag, 21. Juli 2015

2-h-Rennen in Frauenstein am 19.07.15

Ich bin wieder vorhanden. Das ist die gute Nachricht. Eine schlechte gibt es nicht wirklich, auch wenn’s mit der Physis noch bergauf gehen muss. Apropos bergauf: In Frauenstein bzw. Womenstone gibt es so einige Hügel, genau das Richtige, um wieder etwas in Schwung zu kommen und Ballast in Form von Körperfett loszuwerden. Die Wampe lässt grüßen.

Die Katzen übernachten bei den Ellis. Es geht zurzeit heiß her zwischen den beiden. Coco ist rollig, Cooper ein völliger Depp, was das Begatten angeht. Am Ende gibt’s jedes Mal einen lauten Schrei von Coco, nachdem er scheinbar die richtige Öffnung gefunden hat, eine Watschen hinterher und ein lautstarkes Kreischen samt Rumwälzen. Zu laut für einen erholsamen Schlaf vor dem Rennen.

Die Anreise tags darauf erfolgt mit Anett Teichmanns Raumwunder-Passat. Zig Umleitungen sind schuld daran, dass mir als Beifahrer wirklich übel wird. Zu viele Kurven für mich. Der Würfelhusten bleibt zum Glück aus. Meinen Audi trage ich ja immer sehr behutsam um dieselben, aber Anett, ui, ui, ui … besonders, wenn die Zeit knapp wird – wie bei uns.

Vor Ort haben sich schon bekannte Gesichter angesammelt, es wird sich angemeldet, standesgemäß erleichtert, Smalltalk gehalten, der Sandra Kaiser ihr 26er Hobel aus dem Seat TDI gehievt und vor allem tiefgestapelt, was die eigenen Ambitionen angeht. Ich bin vermutlich der Einzige, der seine Form solide einzuschätzen weiß, aber Silvio Hauschild z. B., der liegt völlig daneben.

Um zehn wird die Startflagge geschwenkt, das gut besetzte Fahrerfeld setzt sich in Bewegung. Bereits den ersten Uphill hinauf sieht man, wer gut gefrühstückt hat, darunter Steffen Langer, Lars „Straßenfahrer“ Strehle, Silvio Hauschild und Lars Weinhold. Hinter Steffen rolle ich die erste Abfahrt im Ich-bin-kurz-davor-über-den-Lenker-abzusteigen-Modus. Scheiß auf den linken Arm, habe ja noch den rechten! Unten komme ich im Gegensatz zu Steffen heil an, denn sein Hinterreifen verliert beachtlich an Luft. Wenig später muss er das Rennen aufgeben. Er wäre heute ein Siegkandidat gewesen. Unten haben Silvio und ich ein kleines Loch herausgefahren, was Straßenfahrer Lars und Lars Weinhold wieder zudrücken. Die Mehrzahl von Lars ist … keine Ahnung, deswegen Lärser. Mir geht kurz später die Performance aus, und ich muss Silvio und beide Lärser ziehen lassen, wobei der zweite Lars erst in der zweiten Runde ernst macht und mir an einem leichten Anstieg wegfährt. Ich fahre stur meinen Hobel, Pulswerte sind okay, Gefühl erst mal auch. Gut so. Bloß nicht überziehen nach neun Wochen Freizeitphase und Rennrad-Gebolze. Nach einer reichlichen halben Stunde treffe ich den leibhaftigen Bastian „HDW“ Wauschkuhn im Wald. Er fährt ein Stückchen mit, sagt mir, dass der Straßenfahrer einen doch schon soliden Vorsprung auf mich hat, und verabschiedet sich nicht etwa nach hinten, nein, nach vorn. Er fühle sich heute nicht so gut, deswegen hat er nicht gemeldet. Dass das meiner Motivation keinen Abbruch tut, grenzt an ein Wunder. Egal, nach 45 min treffe ich das erste Mal auf Nichtversicherungsmaklerin Frau Kaiser, und zwar genau in der holprigen Abfahrt. Die einen sagen zu ihrer Fahrweise, Sandra fahre vorausschauend, diszipliniert, weise, materialschonend und rücksichtsvoll die Abfahrt hinab, die anderen sagen: „Sie steht wie ein Eimer.“ Aber nur durch solch eine, sagen wir defensive Fahrweise entgeht man Stürzen auf den linken Ellenbogen. Es soll da Experten geben … du glaubst es nicht.

Die zweite Hälfte des Rennens besteht zum großen Teil aus dem Umrunden langsamerer Fahrer. Einer davon fährt ein Fatbike. Und dieser Eine muss natürlich direkt vor mir in die zweite, doch recht glitschige Abfahrt einbiegen. Oben sehe ich noch gepflegt aus, bin vorzeigbar und Schwiegermamas Liebling, aber unten am Ende der Abfahrt habe ich batzenweise Dreck in der Fr... und am Körper. Ihr ahnt nicht, was so ein Reifen alles aufwühlt und emporschmeißt. Der löscht ganze Maulwurf-Clans aus. Ein Maulwurf kommt heute zum Glück nicht angeflogen, nur ein knuffiges Eichhörnchen kreuzt etwas später meinen Weg.
Nach geschlagenen 80 min und der Verbottlung durch eine Bank am Waldrand wird mein Motor langsam warm. Ich kann jetzt etwas höher drehen, was dem Straßenfahrer 10 min später zum Verhängnis wird. Ich komme relativ zügig näher, sodass ich denken muss, er hat einen Defekt oder so was in der Art. Beim Überholen grüße ich ihn höflich, muss aber meine Flucht nach vorn fortsetzen, denn wenn der alte Motor einmal läuft, sollte man keine Pause machen. Am ekligen Gegenwindstück nach der Zieldurchfahrt sehe ich Silvio Hauschild vor mir, komme aber verdächtig schnell näher. Beim Überholen stelle ich fest, dass Silvios Haare nicht nur dunkler geworden sind, sondern auch länger. Das liegt daran, dass ich soeben Silvios Freundin überhole, die dieselben Klamotten trägt wie er. Na toll. Weiter geht’s. Zum zweiten Mal treffe ich auf Kaiserin Sandra, dieses Mal jedoch im seichten Terrain, so dass ich ihr, ein Schelm, wie ich bin, in den Po kneife. Sie klagt über schwere Beine, aber ich deute an, dass sie nur noch eine Runde zu fahren hat. Die letzte Runde drücke ich nochmals bissl aufs Gas, da ich nicht weiß, ob sich der Straßenfahrer wieder erholt. Letztlich komme ich als Dritter zwischen beiden Lärsern ins Ziel. Lars Weinhold rettet noch 40 s auf mich, Lars Hauschilds Akku reicht für die zwei Stunden und drei Minuten Vorsprung. Vierter wird Lars Lichan vor Lars Lasseck. Die Nichtversicherungsmaklerin wird Zweite, aber Erste bei den alten Frauen. Frau Teichmann, die DTM-Pilotin, wird Dritte in ihrer AK, obwohl sie nach drei Runden nach einem Bremsendefekt aufgeben muss – am Fahrrad, wohlgemerkt.

Nach dem Rennen spachtle ich noch Eierkuchen mit den Damen Teichmann und Kaiser, um danach mit Anett die Heimfahrt anzubrechen. Apropos brechen: Mir wird schon wieder übel, obwohl Anett jetzt behutsamer fährt. Das Rückwärtsessen kann ich aber erneut durch enorme Disziplin und Selbstbeherrschung vermeiden.

Okay, fürs erste Rennen ist es ein Lichtblick, meine Baustellen kenne ich, das Rad hält durch, der linke Arm schmerzt nur marginal, nur das „Beifahren“ muss ich noch trainieren. Nun denn, vielleicht bis zum KBC next week.

Montag, 15. Juni 2015

Genesungsphase

So, mal wieder ein paar Zeilen von mir. Der Arm lässt leichtes Gelände und Rennradeinheiten zu, hartes Gelände wie bspw. Malevil oder die Mad East Stand heute noch nicht. Während der Genesungsphase ereilte mich noch eine heftige Erkältung mit Husten, kurz darauf eine Mandelentzündung, danach Schnupfen. Das Jahr läuft also bisher recht suboptimal. Am letzten Wochenende bin ich – immer noch bissl angeschlagen – den Col-de-Fichtel-Radmarathon mitgerollert mit angezogener Handbremse. Mit 86 km ist er recht kurz und mit 1900 Hm nicht allzu heftig. Also ging’s auch wieder zügig auf dem Rad zurück. Ich weiß noch nicht, wann ich wieder aktiv ins Renngeschehen einsteigen kann, da ich es mir quasi nicht mehr erlauben darf, auf den nun zweimal operierten Ellenbogen zu knallen. Sonst wird mir vermutlich Haut vom Po transplantiert. Deswegen Daumen drücken für eine baldige, unfallfreie Rückkehr!

Dienstag, 12. Mai 2015

Perštejnské Giro 2015 am 09.05.15

Eine kurze Anreise, ein geringes Startgeld, eine vom Papier her vernünftige MTB-Strecke, die ihren Namen auch verdient: Grund genug, nach Tschechien in die Gemeinde Perštejn nahe des Col de Keil zu düsen, um weitere wichtige Rennkilometer für die noch nicht optimale Form zu sammeln. Ein tschechischer Rennkilometer entspricht dabei in etwa zwei deutschen.

Mein Kfz schnurrt auf der Hinfahrt durchs kurvige Gebirge vor Freude, bei Ankunft riechen aber die Bremsen etwas verschmort. Torsten „Mütze“ Mützlitz weist mich vor Ort ein, da nix ausgeschildert ist. Weitere deutsche Protagonisten wie Lutz Baumgärtel und Dani Storch, Sascha „Waldi“ Heinke, Andi Weinhold, David Seidel, Marcel Seidel, Steffen Wolfram usw. treffe ich am Start. Mütze erzählt mir beim Warmfahren noch Schoten vom letztjährigen Rennen, als alle den ersten Anstieg hochknallen und dann abparken.

Am Start stehe ich sehr weit hinten, kann aber in der neutralisierten Phase bis nach vorne durchfahren. Am ersten Berg rufe ich mir Mützes Worte ins Gedächtnis, nicht zu überziehen. Ich lasse es etwas gemütlicher angehen. Die Strecke kenne ich auch nicht. Blöd nur, dass einige „MTB’ler“ vor jeder Schlammpfütze bremsen und den Verkehr dahinter aufhalten. Es entsteht ein kleines Loch nach vorne, was ich in einem der wenigen Flachstücke wieder zufahre nach ein paar Kilometern. Nachteil: Ich bin erst mal blau und muss die Truppe am nächsten steilen Col wieder fahren lassen. Im Rennen drin bin ich noch nicht so richtig – das übliche Thema bei mir. Etwas später läuft es besser, und ich kann einen nach dem anderen Fahrer einsammeln – bis es zisch macht am Vorderrad, und das bergauf. Freude. Ca. ein Bar Luft entweicht, bis die Milch dann doch ihren Dienst verrichtet. Ich muss nicht runter vom Hobel – noch nicht. Etwas schwammig zwar, aber noch fahrbar. Ich bin zu faul, nachzupumpen, um den Anschluss nicht noch mal zu verlieren. Eine weise Entscheidung trotz einiger Durchschläge. Mitte der Strecke bin ich mit einem Tschechen nach vorne rausgefahren. Ohne Streckenkenntnis verpasse ich den einen oder anderen Abzweig, doch der nette Tscheche pfeift mich in aller Regelmäßigkeit zurück. Wir unterhalten uns in Englisch. Auch dieser Tscheche könnte – wie der von letzter Woche – mein Sohn sein, stellt sich heraus. Zusammen holpern wir die wirklich feinen Trails hinab in Richtung Perštejn. Mein rechter Bremshebel ist jedoch zu weit vom Lenker entfernt, was mein Handgelenk mit zunehmendem Kraftverlust quittiert. Das nächste Mal stelle ich den Hebel weiter ran, schwöre ich mir. Und ich bin überrascht, dass der einheimische Tscheche nicht schneller bergab fährt als ich.

Inzwischen schauert es recht heftig, und es wird glitschig. Kurz vor der Straße in Richtung Ort zieht es mir in einer schlammigen Spurrille abrupt das Vorderrad weg. Der alte Mann stürzt, und natürlich auf den linken, noch nicht ganz verheilten Ellenbogen. Der Tscheche erkundigt sich nach meinem Befinden. „Alles okay!“, bin doch ein Mann, das tut nicht weh, überhaupt nicht. Und es blutet auch nichts, gar nichts. Und dass ich schon wieder quasi meinen Knochen durch die aufgeklappte Haut sehe, ist sicher nur Einbildung. Also fahre ich erst mal weiter und bemerke, dass mein Garmin am Lenker Reißaus genommen hat. Der kann sicher kein Blut sehen. Also rein in die Eisen, Kehrtwende, entgegen der Strecke fahren und im Schlamm das Navi suchen. Ich finde es glücklicherweise in einer Schlammpfütze und stecke es ins Trikot. Die ganze Aktion kostet mich zum Glück nur zwei Plätze. Ich fahre zunächst auf Sicherheit und recht gemütlich, und da der Arm noch zu halten scheint, gebe ich wieder etwas mehr Stoff und hole die beiden Leute vor mir beinahe ein trotz einiger waghalsiger Manöver auf den letzten Trails in Richtung Ziel. Der Rückstand zu den vor mir ins Ziel gekommenen Heizern um Lutz, Mütze, Waldi und Co. hält sich trotz der ganzen Pleiten erfreulich in Grenzen. Da wäre mehr drin gewesen, wenn die Strecke länger gewesen wäre. Kann aber auch sein, ich wäre an Blutarmut jämmerlich zugrunde gegangen.

Die Siegerehrung – ich werde in der AK noch Zweiter – muss ich weglassen, die übernimmt Baum Lutzgärtel stellvertretend für mich. Danke! Stattdessen geht es nach der Erstbehandlung durch hübsche, aber etwas überforderte Tschechinnen und einen tschechischen Sanitäter, der einen etwas verlodderten Eindruck macht, nach meinem Einspruch nicht in ein tschechisches Provinz-Krankenhaus, sondern nach Chemnitz in die Notaufnahme – mein zweiter Wohnsitz. Waldis Vater, Herr Heinke, fährt meinen Audi. Ich bin Beifahrer. Sicher ist sicher. Vielen Dank dafür!!! Er setzt mich nach dem Umweg über die heimische Dusche an der Notaufnahme ab, Frau Heinke, die etwas später aus Tschechien folgt, ist schon da, um ihren Mann wieder mit heim zu nehmen. Nach ca. fünf Stunden Wartezeit und einem öffentlich-rechtlichen TV-Abend-Programm, was deutlich mehr Schmerzen bereitet als der Ellenbogen, werde ich mal wieder aufgeschnitten, unter Teilnarkose, versteht sich, die Wunde wird gesäubert, komplett rausgeschnitten und vernäht. Irgendwann müssen die mir Haut vom Arsch transplantieren, weil ich am Arm keine mehr habe. Während der OP witzeln der polnische (und nicht tschechische) Operateur und ich ein wenig herum und diskutieren über die Vor- und Nachteile von Fullys. Den Schleimbeutel muss der Chirurg zum Glück nicht entfernen, denn das wurde er ja bereits letzten Oktober. Und das Innenband hat bissl was abbekommen, ist aber nicht gerissen. Im Gegensatz zu Oktober bleibt mir dieses Mal der Gips erspart, eine Binde tut’s auch. De Modder bringt mich nach der OP um 23.15 Uhr nach Hause, wo's dann noch feines Abendbrot gibt zum Tagesende.

So, nun habe ich wieder ein paar Wochen Zwangspause und muss neu aufbauen – irgendwann und ohne Eile. Mal die schönen Seiten des Lebens genießen … ;-) Sport frei bzw. sportfrei!

Dienstag, 5. Mai 2015

10. Halden-Bike-Marathon am 02.05.15

Durch unglückliche Umstände muss ich kurzfristig meinen Start auf der Ronda Extrema in Riva absagen bzw. dem Veranstalter „schenken“, sodass ich genauso kurzfristig in Löbichau aufschlage zum Kontrastprogramm auf der Halde – ein Straßenrennen, was mit Stollenreifen gefahren wird. Von den Höhenmetern sind es nur unwesentlich weniger als bei der Extrema. ;-). Dafür ist die Strecke etwas länger, sofern man die 102-km-Variante wählt. Ich tue das, weil ich nach langem gesundheitlichen Auf und Ab – wobei das Ab deutlich überwog – dringend Rennkilometer und -härte brauche. Auch die neue XTR will ja eingefahren werden.

Im Gegensatz zu meinen Mitstreitern wie Dr. O, Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael oder Ronald „Roland“ Kunz stehe ich mit kreidebleichen Beinen am Start – woher soll auch die Bräune kommen? Es ist mein erstes Rennen dieses Jahr, und intensives Training war bisher eher Wunschdenken. Da ich keine Verbottler habe, muss ich mir am Rundenabzweig eine geeignete Standfläche fürs Körbchen suchen und beten, dass niemand die Flaschen klaut. Blöd nur, dass dann der Rundenabzweig 20 m weiter hinten ist als angenommen, sodass der Speed am Flaschenkorb durchaus noch als hoch einzustufen ist. Ergebnis: Ich muss bei jeder Rundendurchfahrt gehörig den Anker werfen. Das soll sich schon bald rächen.

Es geht recht gemütlich los, erst etwas später an den kurzen Rampen im „Wald“ dezimiert sich die Gruppe auf sechs, später nur noch fünf Mann. Das Tempo ist erträglich. Zu erträglich für einen Tschechen namens Petr Jezek, der nach vorne rausfährt, nachdem sich Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael vergeblich daran versucht. Wir beschließen, den Tschechen verhungern zu lassen. In der Einfahrt zur Rampe rumst es gewaltig neben mir. Das Hinterrad von Dr. O löst sich aus der Halterung und verbiegt beim Antreten seine Bremsscheibe. Ein Weiterfahren ist nicht mehr möglich. Da sind’s nur noch vier: der Tscheche ein paar Meter vor Benni, Roland und mir.

Zur Rundendurchfahrt werde ich von mir selbst verbottelt. Ich staune nicht schlecht, als der Abzweig nun doch etwas weiter hinten ist als angenommen. Ergo muss ich recht behutsam nach rechts an mein Körbchen ranfahren und die Flasche tauschen. Aber ich fahre mit Vollgas an mein Körbchen ran, verfehle dasselbe, reiße es runter, kann aber noch geradeso eine neue Flasche erhaschen. Dankenswerterweise stellt ein Zuschauer mein Körbchen wieder korrekt hin. Das Ergebnis dieser Aktion: Roland und Benjamin sind einige Meter weg. An Roland drücke ich mich wieder ran, doch Benni fährt dasselbe Tempo wie ich und kann etwas später zum Tschechen aufschließen. Ganz schlecht. Zu zweit kurbeln beide solide durch die Pampa, ich mühe mich redlich, ranzufahren. Im Gelände und den Rampen komme ich etwas näher, doch auf den langen Geraden kämpft der Zwerg gegen Windmühlen. Ich lasse Roland wieder an mein Hinterrad herankommen, um zu zweit die Chancen zu erhöhen, die beiden zu erwischen. Auch das klappt nicht. Roland fliegt etwas später leider aus meinem Windschatten raus, sodass ich nun die Verfolgung alleine stemmen muss. Doch der Abstand wird immer größer. Okay, also Platz drei absichern. Geht eh‘ noch nicht wirklich gut heute.

Beim Flaschenwechsel zur dritten Runde bremse ich diesmal in den Stand ab, um kein weiteres Unheil anzurichten. Das klappt mit etwas Zeitverlust ausgezeichnet. Die Beine allerdings fühlen sich nicht mehr so toll an. Rennhärte kennen sie noch nicht. Ich schalte meinen Tempomat von gefühlt schnell auf zügig und fahre kontrolliert die dritte Runde gänzlich alleine. Schön langweilig. Da gehen einem Dinge durch den Kopf, auweia: „Der Tscheche da vorne könnte mein Sohn sein vom Alter her, oder? Schaltet die neue XTR auch bei anderen so besch… und rasselt auf den unteren Ritzeln? Warum federt meine Gabel im Wiegetritt ein trotz Lockout? Wann deckt Kater Cooper endlich Katze Coco? Warum mache ich das hier eigentlich?“ Fragen über Fragen.

Runde vier beginnt erneut mit einem geglückten Verbottlungsmanöver, Krämpfe habe ich heute keine, aber die Beine fühlen sich inzwischen an wie Pudding. Kurz vor der Halde bemerke ich, dass Roland etwas näher kommt auf den Flachstücken. Ich schalte meinen Tempomaten von zügig auf gefühlt schnell. Roland ist wieder außer Sichtweite. Die letzten Rampen schmerzen zwar, aber ich komme als Dritter hinter Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael und Petr Jezek im Ziel an. Dort geht’s mir nach 70 km Solofahrt erst mal nicht so prickelnd, doch nach einiger Zeit habe ich auch das im Griff.  

Jetzt heißt es, weiter Rennkilometer zu sammeln und vor allem gänzlich zu gesunden. Meine persönlichen 100% sind leider noch ein Stück weit entfernt. Noch …