Kaum raus aus dem Adelsberger Wald, wieder rein in den Unterspreewald.
Am Sonntag stand der Wehlaberg-Bike-Marathon auf dem Plan. Bei knapp 60 km nicht
wirklich ein Marathon, aber was soll’s. Am Vorabend hieß es noch „Die
Olsenbande sieht Rot“, am Morgen hieß es „Der Güldi sieht nix“. Es war
stockduster, und geschifft hat’s auch. Half nichts, 6 Uhr wecken, 5 min
schmusen mit der Katz‘, kurz nach sieben Abfahrt nach Brandenburg. Es regnete
teilweise Bindfäden bei 6°C Außentemperatur. In Köthen, in der tiefsten
brandenburgischen Provinz mitten an einem See in den Krausnicker Bergen, war’s auch nicht wärmer, dafür
von oben trocken. Da ich keinen Verbottler hatte, war das aber gut so, denn der
Durst hielt sich in Grenzen bei dem Frost.
Eingefunden hatten sich der halbe DSC Collos um Udo Müller
und Co., Tom Ettlich, Christoph Hopp und 120 andere Heizer. Um ein Haar wären
die Crossfahrer in der Überzahl gewesen, die das Rennen zur Vorbereitung nutzten.
Respekt, denn allzu flach war es nicht, und die Chancen, irgendwas zu reißen, standen schlecht.
Am ersten Anstieg gab Tom Ettlich gleich Gas, die Meute
dahinter. Vor dem ersten Singletrail bin ich vorsichtshalber auf Platz zwei
gesprintet, um nicht mit den Crossern zu kollidieren, was eine gute
Entscheidung war, denn es bildete sich kurz darauf ein kleiner Stau, da die
Crosser an den Wurzeln hängenblieben. Der Folgeanstieg ging wegen des nassen
Sandes recht gut zu fahren, doch an Tom konnten wir uns noch nicht wieder
ranpressen; er hatte guten Druck auf dem Pedal. Schließlich waren wir nun fünf Mann
in der Verfolgung, kamen Tom aber immer näher und schlossen kurz vor dieser
giftigen Rampe zum Wehlaberg hinauf das Loch. Als wäre nichts gewesen, zog Tom bergauf
das Tempo erneut an und machte sich wieder aus dem Staub. Oben am Turm waren wir nur noch drei Leute in Toms direkter Verfolgung,
wovon sich ein wenig später zwei aufgrund von Reifenschäden verabschieden
mussten. Einer blieb übrig – der Dönerverkäufer. Man darf ja auch mal Glück
haben zur Abwechslung. Ich war fortan allein unterwegs und konnte wieder etwas
auf Tom gutmachen. Zur ersten Rundendurchfahrt waren es 30 s, die ich hinter ihm
herumeierte.
In der zweiten Runde erhöhte ich etwas den Speed, doch meine
Orientierung ließ dramatisch nach. Ich verfuhr mich, bemerkte dies aber gottlob
nach einigen Sekunden und bog quer durch den Wald über Wiesen und Wurzeln
fahrend und die Eichhörnchen fein grüßend auf die wahre Strecke zurück. Im
Alter passiert das manchmal, nichts Dramatisches. Tom war dadurch aber leider
aus meinem direkten Blickfeld verschwunden. Ich drückte wie schon zum ABM recht
dicke Gänge und hielt die Pumpe konstant über 170 bpm. Eine Mutprobe galt es
noch zu überwinden, denn wir kreuzten eine Bundesstraße auf eigene Gefahr:
keine Absperrung, keine Streckenposten, der pure Kick. Kurz nach links und
rechts geschaut, und husch, fix drüber und überlebt. Puh.
Auch zum zweiten Mal den Wehlaberg empor rollte es gut
hinauf mit den großen Rädern, doch auf der Abfahrt schlug ich schon wieder den
falschen Weg ein. Brachial in die Eisen gehend und wieder zurück auf die
Strecke rutschend, hobelte ich die letzten Kilometer mit dickem Gang über
Schotter, Wiesen und Wurzeln und kam 100 s hinter Tom ins Ziel. Der hatte wie
gesagt einen guten Huf heute. Knapp 4 min nach mir folgte der Gesamtdritte, Udo
Müller vom DSC. Die Strecke war wieder ein bisschen zu kurz für mich, da ich
die erste Runde regelmäßig zu Fuß gehe. Tom war jedoch der verdiente Gesamtsieger.
Für mich reichte es noch zum Sieg in der Klasse der grauhaarigen Greise ab 35
Jahren.
Fein geduscht, fein gegessen – es gab Salat mit Dressing,
eine schöne Portion Nudeln mit Schinkenwurst, warmen Pfefferminztee und
Mineralwasser for nothing but the Startgebühr – fein auf dem Bootssteg am
Köthener See meditiert und die Fische gezählt, erfolgte wenig später die Ehrung
der Sieger. Neben dem ordentlichen Preisgeld gab es einen feinen
Schwalbe-Reifen, nützliches Kettenöl, Powerbar-Produkte und eine Trinkflasche.
Damit sollten die Benzinkosten wieder drin sein … na ja, fast. Denn auf dem
Heimweg hatte ich das perfekte Hinterrad bzw. einen vernünftigen Windschatten gefunden
– einen Mercedes C 63 AMG mit brauchbaren 457 Pferdchen und 6,2 Litern Hubraum.
Der hatte soliden Durchzug, der Benz. Ich glaube, so gequält habe ich den Pussywagon
noch nie, und hoffe, dass wir bald wieder Freunde sind … Der Turbolader kühlt
jetzt noch. Knappes Unentschieden mit mehr Spielanteilen für den Benz.
So, ich werde mich nun etwas intensiver um das weibliche Geschlecht kümmern – um meine kleine Katze versteht sich, bis ich das nächste Rennen fahre. Kann sein, dass das schon bald ist, je nachdem, wie ich zum Trainieren komme. Trotzdem schade, denn der Druck ist zurzeit recht ordentlich, aber es gibt halt keine Cyclocrossmarathons … See you later.
Die urige Siegerehrung; (c) by Sylvia Schmidt |
So, ich werde mich nun etwas intensiver um das weibliche Geschlecht kümmern – um meine kleine Katze versteht sich, bis ich das nächste Rennen fahre. Kann sein, dass das schon bald ist, je nachdem, wie ich zum Trainieren komme. Trotzdem schade, denn der Druck ist zurzeit recht ordentlich, aber es gibt halt keine Cyclocrossmarathons … See you later.