Perfekt vorbereitet war ich ja nach einem soliden Trainingswochenende und viel Schokolade und Gummibärchen am Montag und Dienstag, also sollte doch nichts anbrennen, oder?
Bei meinem Heimrennen wollte ich natürlich ganz vorne mitmischen. Entsprechend ernst nahm ich die Sache. Ich stand bereits 7 Uhr auf, obwohl das Rennen erst 10 Uhr starten sollte, aß brav mein Müsli, fütterte die Katz‘ und legte mich wieder in die Koje. Selbst die Mieze durfte heute nicht schmusen kommen. 8.15 Uhr dann das zweite Wecken, und 30 min später ging’s auch schon los zum Startgelände.
Die Startunterlagen geholt, warmgerollert, meiner leiblichen Modder die Bottles überreicht, durch den etwas gestressten Ronald Oehme fast zu Fall gebracht, und ab ging die Post Punkt zehn.
Die erste Asphaltrampe; (c) by SG Adelsberg |
Zwei unbekannte Staffelheizer setzten sich sogleich in Szene, als ob es eine Sprintprämie geben würde. Gab es aber nicht, und mich dünkt, die wollten nur ins Fernsehen. Etwas später waren beide grau, und die wahren Favoriten gingen an die Spitze: Torsten „Mütze“ Mützlitz, Dixi-Steve Scheffel, Straßenfahrer Lars Strehle und ein paar weitere. Noch unterhalb der Kotzgrenze düsten wir die ersten Cols hinauf, um an der legendären Halfpipe die Karten neu zu mischen. Dixi-Steve bolzte vor Lars und mir das Teil hinunter. Leider parkte Lars etwas, sodass Steve davoneilte. Irgendwie schaffte ich es, Lars, den Drei-Meter-Mann, zu überholen und mich wieder an Steve heranzudrücken die leichte Folgesteigung zum Höhenweg hinauf. Auf einmal waren wir nur noch zu zweit. Hmmm … Attacke oder warten? Okay, wir beide warteten noch auf Mütze, Lars und zwei, drei weitere Fahrer.
Den Hammergrund hinauf ließen mich die Jungspunde schön von vorne fahren, als dann aber auch am Steilanstieg keiner vorbei wollte, merkte ich, dass die Beine heute ganz gut sein sollten. Mütze bemerkte noch, dass ich auf dem großen Blatt da hochfuhr, als Steve kurz darauf in Führung ging. Oben war ich erst mal bissl grau, konnte aber zu Steve und Mütze wieder aufschließen und als Erster in die Schotterabfahrt gehen. Den Wurzelanstieg knallte ich auch gleich mit dickem Gang hoch. Etwas später waren wir nur noch zu dritt, bis ich etwas reißen lassen musste aufgrund meines enorm hohen Alters und der obligatorischen „Erstrundenmüdigkeit“. Kurz vor Querung des Adelsbergs (Col de V. I. P.) kam dann allerdings völlig unerwartet der erste Platten. Also fix Kartusche rein, doch die Milch war mit dem später sichtbaren 4-cm-Schlatz völlig überfordert, sodass ich den Forest mit weißem Flüssigkautschuk düngte. Cheise. Also Schlauch rein, doch die blöde Ventilmutter war fest und ich bekam das Ventil nicht raus. Keiner hatte eine Kombi-Zange mit. Mensch, das gibt’s doch nicht. Eine Zange gehört in jede Trikottasche! Ich würgte geschlagene 9 min an der Mutter und dem Hinterrad herum, bis sich die Mutter endlich löste und ich kurz darauf weiterfahren konnte. FK lässt grüßen … Und da eine Patrone für einen 29er Reifen nicht ausreicht, ging’s mit fluffigem Hinterrad, was nicht ausgewuchtet war wegen fehlendem Druck, weiter. Eine Sahne, das Auf und Ab im Sattel durch die Unwucht. Fast auf der Felge fahrend, rettete ich mich in Zielnähe, sah den erkälteten Waldmeister Sascha Heinke in seiner orangefarbenen Jacke am Wegesrand leuchten, der mir prompt mit seiner Minipumpe aushalf und mir persönlich(!) den Reifen auf Solldruck füllte. Danke!!! Baum Lutzgärtel, der auch bei Waldi weilte, wollte auch pumpen, damit er im Rennbericht erwähnt wird, aber seine Sprüche, während Sascha sich verausgabte, katapultieren ihn auch hier rein. Nach weiteren 2 min Standzeit ging es im Renntempo und mit gefülltem Reifen weiter. Die Platten waren fortan Geschichte.
Bei der ersten Rundendurchfahrt verbottelte mich meine leibliche, 1,53 m kleine Modder ganz hervorragend. Für die meisten ist sie unsichtbar, für mich leuchtet sie auch im Dunkeln. Meine Modder meinte außerdem, Torsten Mützlitz sei ja kaum größer als sie, denn sie kannte ihn bis dato nicht vom Sehen her. Nun ja, kein Kommentar … Ich hatte jetzt soliden Druck auf der Kurbel und holte eine ganze Menge Leute wieder ein. Die 11 min zu Mütze würde ich freilich nicht wieder aufholen, auch das Podest war außer Reichweite, weil die Strecke einfach viel zu kurz war für eine Aufholjagd.
Schotterauffahrt zum Col de V. I. P.; (c) by Matthias "Bernd" Müller |
Unterwegs kam mir nun auch der Dixi-Steve mit Plattfuß entgegen, etwas später stand der Straßenfahrer im Wald. Ich dachte erst, er hätte einen Platten, doch es schien ein Sturz gewesen zu sein, da Lars ins KH gebracht wurde. Kopf hoch, bis zu deinem Vierzigsten ist alles wieder verheilt.
Aufs Neue verbottelte mich die MdDV zu Beginn der letzten Runde. Und auch hier blieb der Druck im linken und rechten Huf konstant, sodass ich nach und nach in Reichweite der Top Ten radeln konnte. Den Waldanstieg hinauf überholte ich den Ronald Oehme – oder war das in der zweiten Runde? –, der mir dankenswerter Weise den Weg freibrüllte wie ein Gorilla auf Brautschau, da sich dort einige Kurzrundler tummelten. Durch seine Schreie teilte sich wie durch ein Wunder die Schar an Fahrern in zwei Hälften, und ich rief mir ins Bewusstsein, dass es Moses damals am Roten Meer ähnlich ergangen sein musste. Ich kam nun bestens vorbei und machte weiter Zeit gut. Unterwegs wurde ich auch immer schön angefeuert, und man rief mir zu: „Los, Dönerverkäufer, Druck!“ Da wusste ich allerdings nicht, ob ich weinen oder lachen soll.
Und dann kam am Fuße des Col de V. I. P. die erste Frau in Sichtweite – Birgit Söllner. Ihre kurzfristige Anmeldung veranlasste die versammelte Damenelite, von den 60 auf die 40 km umzumelden, da die Meute gegen Birgit chancenlos sein sollte. Wohl wahr, denn Birgit wäre bei den Männern 19. geworden. Ich pflügte an Frau Söllner vorbei, drückte die letzten Kilometer weiter aufs Gas und stellte noch drei, vier Heizer meiner Strecke. Aber dann war’s auch schon vorbei mit den 60 km. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll, besonders zu dem Zeitpunkt, als die Zeit des Siegers Torsten Mützlitz durchgesagt wurde. Da wäre heute ein Sieg drin gewesen mit meiner reinen Fahrzeit, die 30 s unter der von Mütze lag. So eine Cheise. Na ja, sollte nicht sein heute. Der Dixi-Steve war auch sehr gut unterwegs und musste aufgeben … Alles Konjunktiv. So wurde ich diesmal nur Zwölfter mit elf Minuten Rückstand – aber wie schon einmal in Seiffen erste Frau. FKJ musste gesundheitsbedingt aufgeben, da er Wanstrammeln und Magenprobleme bekam unterwegs. EdFK Andreas Stark dagegen siegte in seiner AK und riss das Steuer noch mal herum für das dezimierte TBR-biEHLER-Team.
Fazit: gute Beine, ausnahmslos die drei Runden auf dem großen Blatt herumgepresst, Kraftwerte gut, Reifen und Ventilmutter Cheise.
Der Zielanstieg; (c) by Günter Zobel |
Ich werde nun in die verdiente Saisonpause gehen … um am kommenden Sonntag endlich wieder ein Rennen zu fahren – bei Flaschenklauhausen oder im brandenburgischen Hochgebirge. Mal gucken.
Achtung, FK, ich hole dramatisch auf! Nur noch 6 zu 5 für dich, was zerschlitzte Schwalbe-Reifen angeht. Bei der WM wirst du aber bitte den Vorsprung nicht weiter ausbauen, hoffe ich.
Der Siegerehrung wohnte ich heute nur vertretungsweise bei, da der EdFK nach Hause musste. Wenigstens sah es so aus, als hätte ich was gerissen. Danke, lieber Andreas! Und ein halbes Brot habe ich ergattern können, was einem Gegenwert von ca. 50 Cent entspricht. Damit kann ich weiterhin sukzessive das Verlustgeschäft bei der Trans Blackforest tilgen … Heute fand ich ohne Mist übrigens 3 EUR auf der Straße, die auch in die Rechnung einfließen.
Und dann war doch noch Rudi the Rocket im roten, vermutlich tiefergelegten Audi, der doch mächtig hörbar auf einem Schotterhügel aufsetzte und prompt drunterschaute unters Kfz. Rudi, du bist zu schwer für die Berge, glaube es endlich ;-). Immer diese tiefergelegten Audis …
Nun denn, gute „Recompexation“, und bis die Tage bzw. bis zum kommenden Weekend.
3 Kommentare:
...und ich hab' jetzt noch Muskelkater in den Oberarmen vom Pumpen ;-)
Würdest du auch Schwalbe-Reifen fahren wie FK und ich, dann wären deine Oberarme trainiert, und du hättest keinen Muskelkater mehr. Versprochen.
wieso bist du auf einem scott und nicht auf tbr unterwegs?
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