In O’thal bin ich dank ausreichend Drehmoment relativ
fix, aber die Anmeldung zieht sich eine halbe Ewigkeit hin. Die Organisation
der nicht ganz einfachen Verbottlung ist eine Symbiose aus den Teams
Sportwerk, Radfabrik und TBR-Werner. Bei der Hitze ist etwas Flüssigkeitsnachschub hier und da durchaus
empfehlenswert. Im Anschluss daran wird noch das Damenklo geschändet, was ich mir von Rico Lasseck
abgeguckt habe, und sich bei einem sich sehr wundernden kleinen Mädchen entschuldigt,
dass ich hier ja eigentlich falsch bin. Sie hat zum
Glück ein Einsehen mit mir und schließt mich bestimmt in ihr Herz. Wiederum
im Anschluss daran wird sich „warmgefahren“. Ach ja, und ich werde von einem
Biker gefragt, ob denn 4 bar Luftdruck für die Strecke ausreichend seien. 4 bar
auf dem Hinterreifen, nicht beide Reifen zusammen, versteht sich. Da der Biker 90 kg wiegt und es sich beim Reifen um einen
Semislick mit Schlauch handelt, feilsche ich ihn auf immer noch stolze 3 bar
runter. Luft hat durchaus die Fähigkeit, sich bei Hitze auszudehnen. Ich hoffe,
dass er ohne Reifenpanne durchgekommen ist. Ich fahre heute 1,9 bar und Milch am
Hinterreifen, das nur nebenbei. Mein jugendlicher Optimismus lässt mich auch
dieses Jahr wieder hoffen, geschickt von der Seite ins 699-Frau-und-Mann-Feld
einzufädeln. Doch Pustekuchen. Sowohl ein Ordner als auch ein neu integrierter
Transponder in der Startnummer machen mir einen Strich durch die Rechnung,
sodass ich mich eine Minute vor dem Start quasi ganz hinten anstellen muss. Der
Drops ist somit eigentlich schon vor dem ersten Meter gelutscht.
Um wieder
einigermaßen in Schlagdistanz zu meinen Kumpels da vorne zu gelangen, muss ich
anfangs etwas mehr drauflatschen, als mir lieb ist. Kurz vorm Bearstone habe
ich die vermutlich erste Verfolgergruppe hinter mir gelassen und bin alleine,
und zwar ohne Sichtkontakt nach ganz
vorne. Die Heizer scheinen richtig ernst gemacht und schon einen großen
Vorsprung herausgefahren zu haben. Als ich die Spitze an der Schotterkuppel zum
Bearstone empor immer noch nicht sehe, steigt meine Wut schlagartig. Okay, noch ´ne Schippe drauflegen und Altherren-Knallgas. Im Nu liegen mehrere tausend Watt an
meinem Hinterrad an. Zu viel für dasselbe. Mich dreht’s auf dem Schotter um
knapp 180° nach links, und ich fliege auf die Fresse. Bergauf. Hammer. Zum
Glück bleibt der linke Ellenbogen diesmal heile. Auf Asphalt setze ich meine
Aufholjagd fort und erwarte jeden Augenblick die mir in der Abfahrt
entgegenkommende Spitze. Nur kommen tut sie nicht. Das kann doch nicht wahr
sein! Oben auf dem Col verliere ich ein wenig die Orientierung, finde aber
irgendwann doch noch den Weg ins Tal. Runter kommen sie alle. Bei rasanter Bergabfahrt sehe ich im
rechten Augenwinkel die Teamkollegen Christian Schröder und Sebastian Stark
(mit Halbgas) den Berg hinaufradeln, ohne sie jemals überholt zu haben. Am
Abzweig ins Gelände frage ich Simone, Schmusi von Lars Brödner, was denn hier
los sei. Und tatsächlich, die Spitze wurde vom Führungs-Quad fehlgeleitet.
Super Leistung – und mein Glück. Ich nehme Tempo raus, was mir sehr
entgegenkommt, und lasse die Kumpels ranfahren.
Zu sechst geht’s
entspannt runter nach King’s Forest, wo Lars Strehle den Richtungspfeil übersieht, geradeaus sticht und
scheinbar – sicher altersbedingt – auch unsere Schreie und Pfiffe überhört,
und den Plattenweg hinauf Richtung Col de Pöhl. Der Lars hat inzwischen wieder angedockt, denn Lars steht
auch für Leichtes Artillerieraketensystem (der
Bundeswehr). Raketen sind im Allgemeinen recht flink und können bei Bedarf auch
andocken. Am Fuß der Asphaltrampe erfolgt die perfekte Verbottlung durch
Anne, Schmusi von Lars, dem
Raketensystem. Hier verlieren wir irgendwo den anderen Lars (Brödner), der abdockt, und sind noch fünf Kerle plus ein waschechter Opa samt E-Bike,
der uns locker stehenlässt. David Seidel und Güldi geben sich bergab feine
Windschattenduelle, bevor es erneut nach Orientierungsschwierigkeiten
meinerseits Richtung Sehmatal
geht. Entweder kommt mir die Sehstärke abhanden oder die Richtungsschilder der
4HT sind kleiner und
unscheinbarer als sonst,
so nach dem Motto: grüner Pfeil auf grünem Grund. Was wir uns da vorne
verfahren heute, geht auf keine Kuhhaut. Ich selbst ramme beim Verpassen des Abzweiges nach Sehma Valley eine
Mittvierzigerin. Sie ist gut gepolstert und steckt das locker weg. Auf dem sich anschließenden Kopfsteinpflasterbergabstück (Hammer-Substantiv) knallt David indes mit voller Wucht auf
einen Wackerstein, der da irgendwie lose im Kopfsteinpflaster steckt. Den Sturz
vermeidet er geschickt, doch sein Reifen ist schlagartig platt. Wir nehmen
wieder raus, dennoch sind wir ab jetzt zu viert.
Auch mein Hinterrad
lässt Luft seit dem Downhill bei King’s Forest. Nur jetzt wird’s unfahrbar. Ich
rette mich noch in die Auffahrt des Col de la Scheibe, wo ich meine wohlverdiente Flasche greife. Den netten Mann, der
mir die Flasche darbietet, kenne ich leider nicht, deswegen kann ich auch nicht sagen, wessen Schmusi
er ist. Am Straßenrand erspähe ich trotz
ungenügender Sehschärfe eine Standpumpe, die mir der freundliche Mann, dessen Schmusi ich nicht kenne,
schnell aushändigt und ich den Hinterreifen von fast platt auf Betriebsdruck
bringe. Ronny Schmidt von der Radfabrik rollt währenddessen vorbei, wenig
später bin ich wieder einsatzfähig. Unseren Ronny ziehe ich in den Folgeminuten
wieder an die Spitze um CS, Lars und Maximilian Langhans heran, die dankenswerter Weise nicht
Knallgas fahren. Ich spanne mich nach kurzer Begrüßung gleich vorne ran und
führe die Gruppe auf den holprigen Abfahrten Richtung Unterbecken Markersbach
und den Straßenanstieg der
Oberbeckenstraße wieder hoch. Hinter mir höre ich es scherbeln, denn
Ronny hat ein Rendezvous mit dem Bordstein. Kleine Unachtsamkeit, denn er ist
auch nicht mehr der Jüngste. Am Platz de Park verbotteln uns astrein Sarah und
Kerstin, die Schmusis von David und Ronny. Als es erneut ins „Gelände“ geht, sind wir nur noch zu
viert. Nanu, wo ist der Alterspräsident unserer Gruppe und Drei-Meter-Mann
Lars? Wasser lassen oder
Gebiss verloren? Nein, wie sich später herausstellt, hatte er vom Unterbecken
weg tierische Krämpfe und konnte nicht mehr weiterfahren. Bei den Temperaturen
geht’s den Menschen wie den Leuten. Taufrisch sind wir
alle nicht mehr, doch zum Glück fühlen sich meine Keulchen noch ganz brauchbar an, sodass ich gut den Wadenbeißer zum
Oberbecken hoch und zum Ephraimhaus herunterkomme. Meine drei Kollegen übrigens
auch.
Mein Hinterrad
verliert inzwischen wieder vermehrt
Luft, doch es bleibt bis zum Schluss fahrbar. Am Häusle unten werden uns die
Flaschen von Christian Schröders Vater und Bruder überreicht – die letzten
beiden kleinen Bottles heute für
mich. Der Friedrichsbachweg
ist kein schöner Berg bei Hitze, aber wir vier erklimmen ihn mehr oder weniger
schmerzfrei. Ronny fährt sein Tempo von vorn, was uns gelegen kommt. Es folgen
wie jedes Jahr die bekloppte Asphaltrampe des Hundsmarterflügels und das lange Flachstück der Altpöhlaer Straße bis zum Abzweig Pfarrstraße. Ein Gel und ein großer Schluck Zaubertrank
sollten doch ausreichen, um solide die letzten beiden Cols hinaufzuleiern. So
ist es auch, die Beinchen drehen willig und haben noch ein paar Reserven für den einen oder anderen Zwischenspurt. Auch der Motor läuft im
Soll. Vorbei an der Ziege schlängeln wir uns auf der Rollskistrecke hinauf zur Wellenschaukel. Und zack, da
macht ohne Ankündigung abrupt
mein linker Schoberenkel zu. Beugen? No way. Da ich zwei Hufe habe, kurble ich mit meinem rechten weiter,
bis es auch dort böse reinzieht. Ein weiteres Huf-Backup habe ich nicht, also muss ich runter vom Bike, die Keulen durchdrücken und
dehnen. Irgendwann geht’s wieder einigermaßen, doch leider sind die drei Leute
vorne zu weit entwischt, um sie wieder einzuholen. Cheise. Mit Schmerzen bringe ich die 4HT aber noch
auf dem Bike sitzend zu Ende. Ich hatte seit dem EBM Seiffen 1997 nicht mehr
solche Krämpfe. Klar, das deutet auf zu wenig Flüssigkeit hin, aber ich hatte
keinen Durst während der Tour, und die sechs Flaschen haben eigentlich gereicht.
Vielleicht bin ich auch bloß zu
fett für die Berge oder zu alt für den Mist. Sei es drum; abhaken und sich
freuen, dass sowohl Motor, Kraft und Verdauung einen Sprung nach vorne gemacht
haben nach dem Fiasko beim diesjährigen EBM im Spielzeugdorf. Meine drei Begleiter teilen sich
den „Sieg“ auf, und mein 16-jähriger Ziehsohn Christian kann auch 3,5 Stunden
schnell fahren. Gut so! Unsere Laura Hoffmüller fährt in Begleitung ihres
Schmusis Sebastian „FK“ Stark als erste Dame über den Zielstrich. FK fährt nach
seiner schweren Verletzung zurzeit nur im Standgas, bitte nicht wundern.
Damit ich noch mit
Luft im Reifen im Tal ankomme, fahre ich beizeiten nach O’thal runter und
zurück nach Karl-Marx-Stadt. Blöd nur, wenn man vor dem Start ein überflüssiges
Gel aus Bequemlichkeit, das Kfz aufzuschließen, in den Auspuff legt und
vergisst, selbiges auf der Heimfahrt dort zu entfernen. Das wird und ist eine
elende Sauerei. Strafe muss sein, und die Demenz schreitet unaufhörlich voran.
Vielen Dank an all
unsere Verbottler, die alle Hände voll zu tun hatten und ihren Sonntag für uns opferten. Gleiches
gilt fürs Org-Team. Daumen hoch.
Nur nächstes Jahr bitte größere Richtungspfeile für die älteren Semester im Feld.
Wir sehen uns, wenn
alles passt, spätestens beim GBM. Da habe ich vom letzten Jahr noch eine
Rechnung offen mit Chuck Norris.