Gestern zum ersten Mal gefahren, heute gleich im Renneinsatz –
das neue 29er. Chefmechaniker Matthias Müller hat’s unter der Woche fein
zusammengeschraubt. Die Vorbelastung am Samstag verlief vielversprechend, was
soll da schon schiefgehen? Leider eine ganze Menge …
Heute war wieder der Audi an der Reihe, entsprechend
pünktlich war ich oben in Old Mountain am Skilift. Ich konnte aus Zeit- und
auch Kostengründen nur die letzte Etappe fahren, schade, aber nicht zu ändern …
Man muss halt nebenbei noch a bissl arbeiten. Kaum angekommen, wurden gleich mal
die dringend benötigten Reparaturutensilien für die geschrotteten Reifen und Laufräder
des Vortages an FK und HDW verteilt. Bastian schaffte es mit meiner „Pumphilfe“,
seinen neuen Reifen für das Rennen sogar dicht zu bekommen. Respekt.
Nach einem kurzen Warmfahren mit FK ging’s auch schon scharf, und zwar
alle Mann knallhart den Skihang hoch. Autsch. Güldi konnte aber dranbleiben an
den Führenden, ich war ja auch erholt … nur ans höhere, spürbare Gewicht des
29ers muss ich mich noch gewöhnen. Auf dem Flachstück rollte eine größere Gruppe wieder
zusammen, erst am zweiten harten Anstieg fuhren vorne vier Mann weg und setzten
sich ab: Waldi, Schuchi, Mütze und FK, die anderen quälten sich etwas dahinter
die steilen Berge hoch.
Die Gruppe vorne war etwas enteilt, das Tempo bei uns hinten
war dennoch hoch. Wir (Rapiro, DSC Collos, Team Wein und TBR-biEHLER) versuchten,
den Abstand nicht größer werden zu lassen und wechselten uns auf den Geraden
gut mit der Führung ab. Wir waren hier nur noch zu sechst: die Herren Müller
(DSC), Krebs, Rose (beide Rapiro), Geimecke (Team Wein), Wauschkuhn und Aßmann.
Als ich dann als Erster in eine technisch recht anspruchsvolle Wurzelabfahrt ging,
staunte ich nicht schlecht, als sich hinter mir ein Loch auftat und
ich gleichzeitig mit etwas Überschuss an die Spitzengruppe heranfuhr und den
verdutzten Waldi überholte. Kurz darauf zog Schuchi in meine Fahrlinie, sodass
ich in die Eisen musste – er hat mich nicht gesehen und war sicher etwas
überrascht. Zu fünft fuhren wir den Steilhang zur Fischerbaude in Holzhau
hinauf. Von hinten gesellten sich nun wieder fünf Fahrer meiner alten Gruppe zu
uns, wobei Sebastian Geimecke gleich nach vorn durchfuhr und oben auf der Kuppe
davonzog. Wir ließen ihn gewähren, nahmen etwas raus, sodass U. Rose und A. Krebs, Udo Müller und unser HDW wieder Anschluss fanden. Zu neunt ließen wir
Herrn Geimecke an der kurzen Leine etwas verhungern. Die Strecke wurde nun
flach, und Gegenwind kam auf. Bei ca. 30 Sachen fiel mir gleich zu Beginn der
Flachstücke prompt die Kette vom großen Blatt auf das kleine und von diesem ins
Tretlager. Natürlich wickelte sie sich schön zweimal um die Achse und zwang
mich zum Stopp. So was nennt man, glaube ich, Déjà-vu. So eine verdammte
Cheise. Und ausgerechnet hier. Die Gruppe zog schnell weg, kurze Zeit später
überholten auch noch beide Rapiro-Fahrer, die ein paar Sekunden Rückstand
hatten. Nach ca. einer Minute konnte ich die Kette lösen und nur mit Mühe aufs
große Blatt heben, weil das Schalten auf dasselbe nicht mehr wirklich funktionierte. Im
Ziel stellte sich heraus, dass sich der Bowdenzug gelockert hatte.
Ich kurbelte nun wie ein Gestörter der Gruppe hinterher bei
beklopptem Gegenwind und kam wieder Stück für Stück näher. Am Grenzübergang
waren es dann noch 30 bis 40 s, als es durch eine Ortsdurchfahrt mit schneller
Linkskurve ging. Alles überhaupt kein Problem, wenn die vier oder sogar fünf Streckenposten
ihre Arbeit gemacht und die Strecke dort vernünftig abgesperrt hätten. Kurz vor
dem Scheitelpunkt der Kurve zog ein Vorruheständler mit seinem Trekkingrad von
rechts nach links quer über die Straße. Ich dachte, ich muss k… Ich konnte dem
Arsch gerade noch ausweichen, verlor bei relativ hohem Tempo natürlich die
Ideallinie, hielt nun frontal auf einen der „schlafenden“ Streckenposten zu,
der unsinnigerweise vor lauter Schreck auch noch einen Schritt nach vorn exakt
in meine Bahn machte. Ich stieg brachial in die Eisen, und meine Haftreibung
ging in eine solide Gleitreibung über – mein Heck schmierte weg, und ich knallte
heftig auf den Asphalt. Ich hielt dann ca. 30 s Sekunden Mittagsschlaf auf dem
mollig warmen Straßenbelag, weil ich vermutete, der Arm oder das Schlüsselbein
seien durch. Als der Streckenposten jedoch damit „drohte“, das Krankenauto zu
rufen, habe ich mich dazu entschlossen, die kurze Mittagsruhe zu beenden,
meinen nagelneuen, nun zerkratzten Sattel zu begutachten, den Lenker wieder gerade
zu biegen, das Getriebe zu checken und meine Schürfwunden zu bestaunen. Knie,
Oberschenkel, Ellenbogen und Schulter wurden neu tapeziert – wie immer links
natürlich. Ich hatte nicht mal Augen für die knuffige Susann, die auch
herbeigeeilt war. Ich wollte ernsthaft dem Trekkingradler, der sich nicht mal
umgedreht oder gar entschuldigt hat, hinterher fahren und ihm eine reinhauen.
Ich ließ es aber, weil ich mir die Worte, die ich gestern an FK richtete, bitte
im Falle von blöden Missgeschicken etc. nicht zu randalieren, ins Bewusstsein rief,
und fuhr unter Flüchen und Schmerzen weiter.
Der Ofen war nun aus, die Gruppe vorne weit weg, der Sattel
um 500 mg leichter wegen des fehlenden Leders, doch von hinten kam immer noch
keiner. Komisch. Der Vorsprung war schon recht groß. Ich bin zunächst gemütlich
weitergefahren, bekam zwei Flaschen von unserer lieben Florentine, der Neu-Ehefrau von Bastian Wauschkuhn, gereicht, die
mich nochmals anfeuerte, und gab letztendlich wieder Gas. Doch alleine kam ich
nicht wirklich näher, da mir nun auch die Kräfte von der Aufholjagd und immer
mehr Luft im Vorderrad fehlten. Zu guter Letzt fuhren mich noch zwei Tschechen
auf, mit denen ich ins Ziel rollte. Natürlich musste sich beim Zielsprint mein Schuh
aus dem linken Pedal verabschieden, sodass ich zwar einen zweiten Sturz mit
etwas Glück vermeiden konnte, diesen (den Sprint) jedoch auch noch verlor. Im
Ziel waren es noch stolze 0,4 bar im Vorderreifen. Das Pech verfolgt mich
zurzeit und ist meistens schneller als ich. Ohne Defekte und Sturz wäre heute
richtig was gegangen. Na ja, wenigstens hat FK gewonnen und sein enormes Pech
von gestern einigermaßen wettmachen können. Sein Lohn heute: ein Designerhemd
für 74,90 EUR in Größe L. Da es leider aussieht wie ein Arbeitshemd, gestand sich FK ein, bei Ebay wohl nicht sehr viel dafür zu erhalten und es als Putzlappen zu verwenden. Er wäre stattdessen
lieber Zweiter geworden, denn Waldi bekam immerhin eine kleine Luftpumpe. Ohne die
gestrige Panne hätte FK die Mad East Challenge mit deutlichem Vorsprung
gewonnen. So ist er immerhin noch Gesamtfünfter geworden und um ein paar Euros
reicher. Ich bin um 40 EUR plus Benzin ärmer, die mich der Start und die Autofahrt gekostet haben.
Es gibt Tage, da bleibt man lieber im Bett. HDW kam übrigens als starker Vierter
bei den Masters knapp zwei Minuten vor mir ins Ziel, durfte nach seinem Pech von
gestern somit aber auch nicht aufs Podest. Schade. Nach dem Zielanlauf
begrüßten wir Laura Hoffmüller, den angeschlagenen Immanuel Stark und seinen
Onkel. Die drei sind extra angereist wegen des Rennens. Chapeau!
Im Team rollten wir uns dann aus, bevor wir Getränke und Nudeln
vertilgten. Der FK himself holte mir netterweise meine Nudeln. Einfach Wahnsinn. Aber
gleich darauf schenkte er mir wieder eine Niederlage ein, als er doch glatt
doppelt so schnell seine Eierteigwaren verschlang wie ich. Wie macht er das
bloß? Es kann sich eigentlich nur um kontrollierte Schnappatmung handeln. Die
Bratwürste verschlingt er ja quasi auch im Ganzen.
Die Siegerehrung verlief zügig, leider wieder wie so häufig ohne
Podestplatz für mich. Mit viel Wut ging’s anschließend gleich nach Hause, aber keine Sorge,
auch wenn es vielleicht nahe liegt, seinen Frust mit einem solide motorisierten
Kfz auf der B173 abzubauen – ich tat es nicht und fuhr gesittet.
Ich hoffe, dass es bald vorbei ist mit den Stürzen und
Defekten, und ich mal wieder vorne mitmischen darf. Man sieht sich spätestens beim
Kamm-Bike-Cross. Und haltet die Augen offen, denn Trekkingradfahrer lauern
immer und überall!