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Mittwoch, 5. Oktober 2016

15. Adelsberger Bike-Marathon am 03.10.16

Am Freitag erhielt ich Nachwuchs-Mieze Kitty zur Urlaubspflege, eine von sieben Kitten meiner beiden Elternkatzen. An und für sich `ne liebe Mädchen-Katze, doch ausgerechnet in der Nacht zum Montag macht sie Remmidemmi. Sie ist in ihrer pubertären Phase. Dass man(n) dabei nicht sonderlich gut schläft, brauche ich keinem zu erzählen. Und wenn man frühs schlaftrunken aus dem Fenster schaut rein ins nasse Einheitsgrau, dann sinkt die Motivation zudem gewaltig. Es sind zum Glück nur schnelle 60 km zu fahren, und das quasi direkt vor der Haustür, also auf, auf und davon, alter Mann.

Am Start-/Zielgelände pisst’s recht eklig. Kalt ist es außerdem. Das Startgeld ist trotz einigermaßen pünktlicher Überweisung nicht auf dem Konto der SG Adelsberg eingegangen, was mich eine gesonderte Beweisführung und einige Minuten Zeit kostet. Das Urteil lautet Freispruch. Das Zelt verlasse ich raschen Hufes, und wen sehe ich da seit einer halben Ewigkeit mal wieder? Carsten „Das Schwein“ Linke mit einem geliehenen MTB. Hammer. Er fährt die Staffel, sieht ansonsten recht fit aus.
Mein Warmfahren fällt kurz, aber intensiv aus. So intensiv, dass ich von einheimischen Datscheninhabern angefeuert werde, weil die denken, das Rennen hat schon begonnen und ich mit Abstand der Erste bin. Ich erkläre ihnen, dass es sich nur ums obligatorische Einrollen handelt. Und sie fragen berechtigt, warum ich mir jetzt schon so die Kante gebe. Nun ja, ein drei Meter großer älterer Bekannter von mir meinte neulich, ich solle mal bei meiner Startschläfrigkeit bissl ins Laktat gehen beim Anschwitzen. Gesagt, getan. Ach ja, weniger gegessen habe ich diesmal übrigens auch – nur ein halbes Wildschein und fünf Klöße. Vom Rote-Bete-Saft, den mir ein anderer Kumpel mit 12 Schrauben im Rücken empfohlen hat, um die Startschläfrigkeit zu überlisten, sehe ich heute mal ab.

Pünktlich ´ne Minute vorm Start reihe ich mich in die Startaufstellung ein. Da der ABM kein UCI-Rennen ist, sichert spätes Kommen gute Plätze. Es geht zügig los, erst am Asphaltanstieg nach rund 5 km fahren die Rennradler Robert „Watt“ Walther und Johannes „Heidi“ Heider, die MTB’ler „60-Kilometer-Felix“ Fritzsch und Jonas Hummel weg. Hummel ist ausnahmsweise der echte Name. 
Der folgende Hohlweg (Halfpipe) hat in den letzten Jahren deutlich gelitten und ist inzwischen so hohl, dass es bei glitschigen Verhältnissen vorteilhaft ist, ein wenig Vorsicht walten zu lassen, besonders kurz vorm Rentenalter. Ich komme gut durch, und auf einmal haben wir Heidi vor uns. Seine Welt sind nicht die Berge (bergab). Er parkt quasi als „Nichttechniker“ ganz schön ab. Heidi hat aber den Vorteil, als sehr guter Rennradler auf Schotter und Asphalt richtig Bums zu haben, sodass er uns wieder davonzieht. Der Downhill ins Sternmühlental bietet keine großen technischen Tücken, sofern man die Bremspunkte richtig erwischt, trotzdem drücke ich uns irgendwie wieder an das Führungsquartett heran. Die Freude ist von kurzer Dauer, denn im Hammergrund und den Steilanstieg hinauf fahren uns die vier Leute wieder weg. Vaterunser verbottelt mich oben auf der Kuppe. Er meinte, ich solle wegen seiner Sohn-Erkennungs-Schwäche (SES) rechtzeitig winken, wenn ich komme. Ich habe bereits im Sternmühlental mit Winken angefangen. Vadder erkennt mich tatsächlich und überreicht mir die Bottle. Modder kann heute nicht. 
Bergab geht’s gut vorwärts, dass wir fast wieder an die Spitze heranfahren. Bergauf habe ich Zeit, die Gegend zu inspizieren. Ein Blick nach rechts auf das Handgelenk von Dr. Sebastian „Robodoc“ bzw. „Dr. O“ bzw. „Hot Doc“ Ortmann lässt mich vor Neid erblassen, auch der Blick auf Ronald „Roland“ Kunz‘ und Torsten „Mütze“ Mützlitz‘ Handgelenk fördert meine Habgier. Die haben alle so schöne Armbänder, warum habe ich nicht so eins? Weil ich ein Vollpfosten bin. Nach meinem 14. Start hier sollte ich eigentlich wissen, dass man mit Transponder fährt. Doch dieses Mal hat Güldepp versagt. Hmm, wie nun weiter? Erst mal fahren …
Jonas Hummel muss vorne etwas reißen lassen, und Mütze fasst sich ein Herz und schließt später zu ihm auf. Robodoc, Marco Häntschel, Staffelfahrer Roland, ein weiterer Staffelfahrer und ich bleiben sitzen und lassen Mütze gewähren. Der ist noch halbwegs jung und schleppt nicht ganz so viel Gewicht mit sich den Col hinauf. Der Rest der Runde geht fix zu Ende. Vorm letzten Anstieg jedoch weise ich Roland, der jetzt gleich fertig hat, in die Tücken meines Ersatzschlüssels fürs Kfz ein. Denn Roland bot sich vorher an, mir meinen Transponder aus dem Auto zu besorgen und mir in Runde drei zu überreichen. Feiner Kerl. Also fummle ich den Notschlüssel aus meiner Trikottasche raus und borge ihn unserem Ronald aus. Dass 30 s nach Öffnung des Autos per Notschlüssel die Alarmanlage losgeht, verschweige ich aber vorsichtshalber mal.

Okay, Aufbruch in Runde zwei. Bis zur Halfpipe verläuft alles unspektakulär und im kreislauffreundlichen Tempo. An dritter Stelle geht es in den Downhill, Marco direkt vor mir, ganz vorne Hot Doc. Marcos Fahrweise ist nicht ganz ungefährlich und sieht sehr spektakulär aus from behind. Ich sage ihm das, und quasi im selben Augenblick haut’s mich Experten selber auf die Fresse. Welch Wunder, es ist dieses Mal der rechte und nicht wie üblich der linke Ellenbogen; der linke ist vorsichtshalber bandagiert. Man muss auch mal Glück haben. Nach kurzem Rad- und Guido-Check setze ich meine Fahrt mit nur leichten Schürfwunden fort. Die zwei Herren muss ich nun aber wieder zufahren, was gar nicht mal so leicht werden soll. Erst im Hammergrundanstieg kann ich Marco einfangen, unseren Robodoc bissl später am Steilanstieg. Das hat Körner gekostet. Mein leiblicher, sehschwacher, an SES leidender Vadder erkennt mich auch dieses Mal – freilich erst, nachdem ich winke. Anschließend stürzen wir uns den Downhill hinab und müssen feststellen, dass in Runde zwei quasi alle 5 m jemand zu überholen ist. Ein Gewusel, manchmal leider nicht ganz ideal. Wir müssen des Öfteren ziemlich den Anker werfen, aber Sicherheit geht vor. 
Den langen Schotteranstieg zum Col de Adels nutzt Robodoc, um etwas wegzukommen. Ich habe mir heute fest vorgenommen, einigermaßen gesittet in den Berg hineinzufahren, um oben noch mit gutem Druck herauszukommen. Das klappt ganz gut, auch wenn man sich anfangs paar Meter einfängt. Bevor es erneut ins Gelände geht, klemme ich nicht nur am Hinterrad von Dr. O, sondern auch an den Hecks von Jonas Hummel und Mütze. Ich bin so stolz auf mich. Wenig später schließen im Überholverkehr auch Marco und ein frischer Staffelfahrer namens Lars Heinecke wieder auf. Bergab rollt’s etwas gedämpft wegen der vielen Biker, bergauf leiern die Beinchen dagegen noch brauchbar. Kurz vorm Sportplatz überreicht mir Waldmeister Sascha Heinke meinen ach so vermissten Transponder. Sascha wurde von Roland in die Notöffnung meines fahrbaren Untersatzes eingewiesen. Dass der Alarm nach 30 s losgeht, verschwieg Roland dem Waldmeister mal lieber … 

Runde drei. Jonas hat am Schösserholz oben Platten. Ein Nagel ist schuld. Der kann nur von einem Gartenzaun der Eingeborenen dort stammen. Unser Grüppchen reduziert sich auf vier Heizer. Etwas vor uns fährt das Schwein, und damit seine Staffel vermutlich zu Sieg. Den Plattenweg ins Tal nutze ich, um im Freihandmodus meinen Transponder am rechten Armgelenk festzumachen. Liebe Kinder, bitte nicht nachahmen. Dieses Mal läuft alles glatt in der Halfpipe, sodass wir gesund und munter die Höhenlinien den Hammergrund hinauf schneiden können. Vorher bekomme ich zum dritten Mal für heute denselben Ast in die Schnauze, obwohl ich mir jede Runde vornehme, genau diesen zu verfehlen das nächste Mal. Ein "Hoch" auf mein Kurzzeitgedächtnis. Doc spannt sich am Anstieg vorne ran und macht nicht langsam, im Gegenteil. Er muss sicher aufs Klo. Ich klemme mich ans Hinterrad, um bloß nicht den Anschluss zu verlieren. Oben auf der Kuppe verbottelt mich das letzte Mal mein kurzsichtiger, SES-geplagter Vadder – nach meinem Handzeichen, versteht sich. Dr. O ballert auch den Downhill zügig runter. Er hat sicher noch einen dringenden Termin heute. Unten angekommen, wird durchgezählt. Alle vier noch beieinander. Der Wadenbeißerberg, die Feldüberfahrt, das Waldstück und schließlich der Pferdekoppel-Downhill werden auch unfallfrei gemeistert, sodass der finale Zielcol wohl oder übel zum Ausscheidungsfahren werden wird. Schon wieder macht Doc die Pace, wir anderen bleiben mehr oder weniger dicht beieinander. Auf der flachen Wilhelm-Busch-Straße zieht unser Robodoc immer noch am Horn, keiner kann oder will vorbeifahren. Ein richtiges Straßenrennen und Windschattengelutsche. An den Garagen vorbei drückt Dr. O weiter aufs Gas und fährt geschickt und fair (!) Kampflinie. Keine Chance, da vorbeizukommen. Marco hat den Anschluss scheinbar etwas verloren, Mütze sehe ich nicht, weil recht klein und dadurch schwer ausmachbar. Die letzte Chance bietet jetzt nur noch die kurze Gerade am Sportplatz. Mit etwas mehr Schwung als Hot Doc rolle ich das Wiesensteilstück hinab und kann ihn noch überspurten, weil Kurbel und Kette meine schier unbändige Kraft auszuhalten vermögen. Es reicht somit immerhin für die Holzmedaille. Für die drei Herren da ganz vorn brauche ich deutlich mehr Freizeit fürs Training und so einige Lenze weniger auf der Habenseite.

Felix, der Sieger, borgt mir nach Zieleinfahrt seinen genialen Akku-Kärcher, womit das Schlangestehen am einzigen öffentlichen Kärcher flachfällt. Gut so, denn es ist arschkalt. Und danke, lieber Felix. Dass sich danach Leute an Felix‘ Privatkärcher anstellen, damit hätte ich jedoch auch nicht unbedingt gerechnet. Waldmeister Sascha unterbreitet mir etwas später, dass an meinem Auto die Alarmanlage losging und er missmutig beim vermeintlichen Fahrzeugklau beobachtet wurde. Sorry for that! Die Siegerehrungen gehen fix, aber mit deutlich abnehmender Zuschauerzahl über die Bühne. Es reicht nicht fürs Preisgeld, für ein Paar Radsocken dagegen schon. Meinen rechten Schuh hat’s im vermutlich letzten Saisonrennen auch zerlegt. Da weiß ich ja, was ich mir zu Weihnachten wünsche.

Schaun mer mal, was nächste Saison so wird und ob ich mich fürs dann 21. Jahr MTB-Spocht noch begeistern kann. Das Alter, die Motivation, die Gelenke, der Hintern, die Augen, die Ohren, der Darm …
Cyclocross ist gar nichts für mich, sodass ich mich jetzt erst mal wieder ein halbes Jahr aus der Öffentlichkeit zurückziehe, mit meinen zwei, manchmal drei Katzen schmuse und hoffentlich gut und mit nicht allzu dicker Wampe über den ungeliebten Winter komme.

Erst die Rechte. Dann die Linke. Beide machen winke, winke. Haltet die Ohren steif!

Ergebnisse: hier.

(c) by SW Fotografie


Mittwoch, 14. September 2016

16. Greifenstein-Bike-Marathon in Geyer am 11.09.16

Die Jahre im Alter vergehen wie im Flug. Erst neulich, 2015, kam ich in Geyer auf der Felge ins Ziel, und nun ist es schon wieder Zeit für den GBM. Meine Güte. Zum Glück passt das Wetter. Ich habe für die Langstrecke gemeldet, weil ich momentan das Problem habe, erst sehr spät oder gar nicht in Schwung zu kommen beim schnellen Radeln. Da muss ich wahrscheinlich mal zum TÜV.
Die 90 km sind gut besetzt, ich erhoffe mir dennoch einen Platz unter den ersten Fünf der Gesamtwertung. Das Warmradeln offenbart mir leider, dass die Beinchen, die das bewerkstelligen sollen, nicht taufrisch sind und ich mich noch im Halbschlaf befinde.

Um neun geht’s scharf, und wie erwartet, drehen die Beine nicht gut. Mit Mühe bleibe ich an der Spitze dran, die mir zu den Gripstones hinauf dann aber enteilt. Ich muss mir eingestehen, entweder zu spät oder zu viel gegessen zu haben des Morgens. Der Puls will bestenfalls in den EB drehen, aber nicht höher. So gewinnt man keinen Blumentopf, und ich werde fleißig durchgereicht. Bergab war ich auch schon mal schneller, sodass ich zum Zeitpunkt der ersten Verbottlung durch Co-Sponsor und OdFK, Onkel Steffen Werner, um Platz 12 herumgurke. Schnellstarter war ich mal in meiner Sturm- und Drangphase zum Jahrtausendwechsel, nur heuer sieht das völlig anders aus. Irgendwann befinde ich mich in Gesellschaft der Herren Marcel Hofmann und Hendrik Heß, mit denen ich die erste sehr träge Runde hinter mich bringe.

Die zweite Runde verläuft anfangs nicht viel besser. Puls und vermutlich Watt deutlich unter Sollbums. Eine Cheise ist das, aber nicht zu ändern. Marcel und Hendrik haben trotzdem den Anschluss verloren, sei es aus technischen oder physischen Gründen. Der Col zum Ana Mare empor bringt mir zwei weitere Fahrer meiner Strecke ins Blickfeld, die ich recht fix aufrolle. Thomas Peschke von den Stein-Bikern fährt weiter mit mir mit, der andere mir unbekannte Heizer streicht die Segel. Thomas und ich harmonieren auf den Drückerpassagen ganz solide, sodass wir auf unsere direkten Vorderleute sicher nicht allzu viel Zeit verlieren. 
Kurz vor Ende der zweiten Runde, so um Kilometer 55 herum, habe ich den Eindruck, dass da endlich was zündet bei mir. Onkel Garmin gibt mir recht, und als hätte die Box mir einen kleinen Leistungsschub über Funk gegönnt, geht es endlich brauchbar vorwärts. Reichlich spät, aber immerhin. Der Leidtragende ist Herr Peschke, der kurz nach Rundendurchfahrt abkoppeln muss.

Rücksicht wird heute nicht genommen, der Blick geht nach vorn. Und siehe da, oben an den Gripstones erspähe ich zwei oder drei weitere Fahrer meiner Runde. Das sind vielleicht zwei Minuten Rückstand, also weiter fein Drehzahl kurbeln, bergab kontrolliert runter, bergauf etwas weniger kontrolliert hoch. Am gut einsehbaren Col zum Ana Mare hinauf kann ich trotz altersbedingt nachlassender Sehschärfe eindeutig Lars Brödner ausmachen. Na, den kriegste doch sicher noch … Weiter schön auf dem Gas bleiben. Dumm nur, dass nun der für Zwerge eher ungeeignete Rundenabschnitt kommt: die flachen Schotterautobahnen. Dass meine Kontrahenten vor mir fast ausschließlich Rennradhelden sind, erschwert die Sache. Trotzdem den Sand nicht in den Kopf stecken und Knallgas. Knallgas, liebe betagte, entgegen der Strecke fahrende Hobbyradler, bedeutet auch Knallgas. Wenn ihr mir das nächste Mal die Ideallinie mit euren E-Bikes verbaut, löte ich euch die Generatorkabel so zusammen, dass ihr mit Kondensstreifen in den Greifenbachstauweiher donnert und U-Boot auf Schleichfahrt spielt!
Lars nehme ich weitere Meterchen ab, nur die hiesige Waldfee erhört meinen Wunsch nicht, noch zwei, drei längere Berge klammheimlich einzubauen. Denn dann, ja dann gibt’s Saures, aber so richtig. Die Beine sind echt gut jetzt, kein Wunder bei dem Geschleiche am Anfang. Irgendwann sind jedoch auch 90 km passé, sodass ich weder Lars noch den vor ihm fahrenden Venusberger, noch Ronny Schmidt einholen kann und nur Achter werde – meine schlechteste Platzierung ohne Defekt hier beim GBM überhaupt. Heute hätte ich mir noch eine vierte Runde gewünscht.

Teamkameradin Laura „LH“ Hoffmüller macht trotz zweier Handicaps ihre Sache auf den 90 km deutlich besser als ich. Sie wird zwar nur Vorletzte, aber bei zwei Starterinnen deutet das auf Platz 1 hin – mit knapp 50 min Vorsprung. Man munkelt, sie sei heute auf einem frisierten Fully unterwegs gewesen. Ihr Schmusi und mein verschraubter Teamkollege Sebastian „FK“ Stark wird trotz noch (viel) schwereren Handicaps auf den 60 km Gesamtfünfter. Das ist schon krass. Einmal Übermensch, immer Übermensch.

Dass ich im Anschluss zum Ana Mare renne, um dort vergeblich zu duschen, ist meiner Faulheit zuzuschreiben, Ausschreibungen zu lesen. Nur, lieber Andreas Fischer, wo habt ihr denn die burschikose, rigorose Türsteherin an den Fußballduschen her? Ojemine. ;-) Ansonsten vielen Dank für die Witze am Start und das bestens durchorganisierte Event. Und nachdem uns – Lars Strehle und mir – von LH Dampf gemacht wird, dass man(n) ab 40 zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen hat, geht’s mit schlechtem Gewissen zur Siegerehrung und etwas später über Umwege heim.

Und nun wird nicht etwa regeneriert, nein, es wird an der Startschläfrigkeit und anderen Dingen gearbeitet. Denn nach dem Rennen ist vor dem Rennen, ein Wettkampf dauert 90 km, und das Rad ist rund. Oder so ähnlich. Meine Ernährung stelle ich auch um, die Schokoriegel stehen jetzt direkt links von mir. Mal sehen, ob das in Eierstock zum DTM schon erste Früchte trägt … Bis dahin gute Nacht.

Ergebnisse: hier.

Zielanfahrt
(c) by Mario Zinn

Dienstag, 30. August 2016

20. Vier-Hübel-Tour in O'thal am 28.08.16

Heute habe ich Lust auf schnelles Radfahren. Das gab es in letzter Zeit nicht allzu oft. Die Sonne scheint, die Wampe spielt auch wieder mit, wenn man mal den Umfang derselben vernachlässigt. Jedoch ist es ganz schön warm für einen Nichthitzemenschen wie mich.

In O’thal bin ich dank ausreichend Drehmoment relativ fix, aber die Anmeldung zieht sich eine halbe Ewigkeit hin. Die Organisation der nicht ganz einfachen Verbottlung ist eine Symbiose aus den Teams Sportwerk, Radfabrik und TBR-Werner. Bei der Hitze ist etwas Flüssigkeitsnachschub hier und da durchaus empfehlenswert. Im Anschluss daran wird noch das Damenklo geschändet, was ich mir von Rico Lasseck abgeguckt habe, und sich bei einem sich sehr wundernden kleinen Mädchen entschuldigt, dass ich hier ja eigentlich falsch bin. Sie hat zum Glück ein Einsehen mit mir und schließt mich bestimmt in ihr Herz. Wiederum im Anschluss daran wird sich „warmgefahren“. Ach ja, und ich werde von einem Biker gefragt, ob denn 4 bar Luftdruck für die Strecke ausreichend seien. 4 bar auf dem Hinterreifen, nicht beide Reifen zusammen, versteht sich. Da der Biker 90 kg wiegt und es sich beim Reifen um einen Semislick mit Schlauch handelt, feilsche ich ihn auf immer noch stolze 3 bar runter. Luft hat durchaus die Fähigkeit, sich bei Hitze auszudehnen. Ich hoffe, dass er ohne Reifenpanne durchgekommen ist. Ich fahre heute 1,9 bar und Milch am Hinterreifen, das nur nebenbei. Mein jugendlicher Optimismus lässt mich auch dieses Jahr wieder hoffen, geschickt von der Seite ins 699-Frau-und-Mann-Feld einzufädeln. Doch Pustekuchen. Sowohl ein Ordner als auch ein neu integrierter Transponder in der Startnummer machen mir einen Strich durch die Rechnung, sodass ich mich eine Minute vor dem Start quasi ganz hinten anstellen muss. Der Drops ist somit eigentlich schon vor dem ersten Meter gelutscht.

Um wieder einigermaßen in Schlagdistanz zu meinen Kumpels da vorne zu gelangen, muss ich anfangs etwas mehr drauflatschen, als mir lieb ist. Kurz vorm Bearstone habe ich die vermutlich erste Verfolgergruppe hinter mir gelassen und bin alleine, und zwar ohne Sichtkontakt nach ganz vorne. Die Heizer scheinen richtig ernst gemacht und schon einen großen Vorsprung herausgefahren zu haben. Als ich die Spitze an der Schotterkuppel zum Bearstone empor immer noch nicht sehe, steigt meine Wut schlagartig. Okay, noch ´ne Schippe drauflegen und Altherren-Knallgas. Im Nu liegen mehrere tausend Watt an meinem Hinterrad an. Zu viel für dasselbe. Mich dreht’s auf dem Schotter um knapp 180° nach links, und ich fliege auf die Fresse. Bergauf. Hammer. Zum Glück bleibt der linke Ellenbogen diesmal heile. Auf Asphalt setze ich meine Aufholjagd fort und erwarte jeden Augenblick die mir in der Abfahrt entgegenkommende Spitze. Nur kommen tut sie nicht. Das kann doch nicht wahr sein! Oben auf dem Col verliere ich ein wenig die Orientierung, finde aber irgendwann doch noch den Weg ins Tal. Runter kommen sie alle. Bei rasanter Bergabfahrt sehe ich im rechten Augenwinkel die Teamkollegen Christian Schröder und Sebastian Stark (mit Halbgas) den Berg hinaufradeln, ohne sie jemals überholt zu haben. Am Abzweig ins Gelände frage ich Simone, Schmusi von Lars Brödner, was denn hier los sei. Und tatsächlich, die Spitze wurde vom Führungs-Quad fehlgeleitet. Super Leistung – und mein Glück. Ich nehme Tempo raus, was mir sehr entgegenkommt, und lasse die Kumpels ranfahren.

Zu sechst geht’s entspannt runter nach King’s Forest, wo Lars Strehle den Richtungspfeil übersieht, geradeaus sticht und scheinbar – sicher altersbedingt – auch unsere Schreie und Pfiffe überhört, und den Plattenweg hinauf Richtung Col de Pöhl. Der Lars hat inzwischen wieder angedockt, denn Lars steht auch für Leichtes Artillerieraketensystem (der Bundeswehr). Raketen sind im Allgemeinen recht flink und können bei Bedarf auch andocken. Am Fuß der Asphaltrampe erfolgt die perfekte Verbottlung durch Anne, Schmusi von Lars, dem Raketensystem. Hier verlieren wir irgendwo den anderen Lars (Brödner), der abdockt, und sind noch fünf Kerle plus ein waschechter Opa samt E-Bike, der uns locker stehenlässt. David Seidel und Güldi geben sich bergab feine Windschattenduelle, bevor es erneut nach Orientierungsschwierigkeiten meinerseits Richtung Sehmatal geht. Entweder kommt mir die Sehstärke abhanden oder die Richtungsschilder der 4HT sind kleiner und unscheinbarer als sonst, so nach dem Motto: grüner Pfeil auf grünem Grund. Was wir uns da vorne verfahren heute, geht auf keine Kuhhaut. Ich selbst ramme beim Verpassen des Abzweiges nach Sehma Valley eine Mittvierzigerin. Sie ist gut gepolstert und steckt das locker weg. Auf dem sich anschließenden Kopfsteinpflasterbergabstück (Hammer-Substantiv) knallt David indes mit voller Wucht auf einen Wackerstein, der da irgendwie lose im Kopfsteinpflaster steckt. Den Sturz vermeidet er geschickt, doch sein Reifen ist schlagartig platt. Wir nehmen wieder raus, dennoch sind wir ab jetzt zu viert.

Auch mein Hinterrad lässt Luft seit dem Downhill bei King’s Forest. Nur jetzt wird’s unfahrbar. Ich rette mich noch in die Auffahrt des Col de la Scheibe, wo ich meine wohlverdiente Flasche greife. Den netten Mann, der mir die Flasche darbietet, kenne ich leider nicht, deswegen kann ich auch nicht sagen, wessen Schmusi er ist. Am Straßenrand erspähe ich trotz ungenügender Sehschärfe eine Standpumpe, die mir der freundliche Mann, dessen Schmusi ich nicht kenne, schnell aushändigt und ich den Hinterreifen von fast platt auf Betriebsdruck bringe. Ronny Schmidt von der Radfabrik rollt währenddessen vorbei, wenig später bin ich wieder einsatzfähig. Unseren Ronny ziehe ich in den Folgeminuten wieder an die Spitze um CS, Lars und Maximilian Langhans heran, die dankenswerter Weise nicht Knallgas fahren. Ich spanne mich nach kurzer Begrüßung gleich vorne ran und führe die Gruppe auf den holprigen Abfahrten Richtung Unterbecken Markersbach und den Straßenanstieg der Oberbeckenstraße wieder hoch. Hinter mir höre ich es scherbeln, denn Ronny hat ein Rendezvous mit dem Bordstein. Kleine Unachtsamkeit, denn er ist auch nicht mehr der Jüngste. Am Platz de Park verbotteln uns astrein Sarah und Kerstin, die Schmusis von David und Ronny. Als es erneut ins „Gelände“ geht, sind wir nur noch zu viert. Nanu, wo ist der Alterspräsident unserer Gruppe und Drei-Meter-Mann Lars? Wasser lassen oder Gebiss verloren? Nein, wie sich später herausstellt, hatte er vom Unterbecken weg tierische Krämpfe und konnte nicht mehr weiterfahren. Bei den Temperaturen geht’s den Menschen wie den Leuten. Taufrisch sind wir alle nicht mehr, doch zum Glück fühlen sich meine Keulchen noch ganz brauchbar an, sodass ich gut den Wadenbeißer zum Oberbecken hoch und zum Ephraimhaus herunterkomme. Meine drei Kollegen übrigens auch.

Mein Hinterrad verliert inzwischen wieder vermehrt Luft, doch es bleibt bis zum Schluss fahrbar. Am Häusle unten werden uns die Flaschen von Christian Schröders Vater und Bruder überreicht – die letzten beiden kleinen Bottles heute für mich. Der Friedrichsbachweg ist kein schöner Berg bei Hitze, aber wir vier erklimmen ihn mehr oder weniger schmerzfrei. Ronny fährt sein Tempo von vorn, was uns gelegen kommt. Es folgen wie jedes Jahr die bekloppte Asphaltrampe des Hundsmarterflügels und das lange Flachstück der Altpöhlaer Straße bis zum Abzweig Pfarrstraße. Ein Gel und ein großer Schluck Zaubertrank sollten doch ausreichen, um solide die letzten beiden Cols hinaufzuleiern. So ist es auch, die Beinchen drehen willig und haben noch ein paar Reserven für den einen oder anderen Zwischenspurt. Auch der Motor läuft im Soll. Vorbei an der Ziege schlängeln wir uns auf der Rollskistrecke hinauf zur Wellenschaukel. Und zack, da macht ohne Ankündigung abrupt mein linker Schoberenkel zu. Beugen? No way. Da ich zwei Hufe habe, kurble ich mit meinem rechten weiter, bis es auch dort böse reinzieht. Ein weiteres Huf-Backup habe ich nicht, also muss ich runter vom Bike, die Keulen durchdrücken und dehnen. Irgendwann geht’s wieder einigermaßen, doch leider sind die drei Leute vorne zu weit entwischt, um sie wieder einzuholen. Cheise. Mit Schmerzen bringe ich die 4HT aber noch auf dem Bike sitzend zu Ende. Ich hatte seit dem EBM Seiffen 1997 nicht mehr solche Krämpfe. Klar, das deutet auf zu wenig Flüssigkeit hin, aber ich hatte keinen Durst während der Tour, und die sechs Flaschen haben eigentlich gereicht. Vielleicht bin ich auch bloß zu fett für die Berge oder zu alt für den Mist. Sei es drum; abhaken und sich freuen, dass sowohl Motor, Kraft und Verdauung einen Sprung nach vorne gemacht haben nach dem Fiasko beim diesjährigen EBM im Spielzeugdorf. Meine drei Begleiter teilen sich den „Sieg“ auf, und mein 16-jähriger Ziehsohn Christian kann auch 3,5 Stunden schnell fahren. Gut so! Unsere Laura Hoffmüller fährt in Begleitung ihres Schmusis Sebastian „FK“ Stark als erste Dame über den Zielstrich. FK fährt nach seiner schweren Verletzung zurzeit nur im Standgas, bitte nicht wundern.

Damit ich noch mit Luft im Reifen im Tal ankomme, fahre ich beizeiten nach O’thal runter und zurück nach Karl-Marx-Stadt. Blöd nur, wenn man vor dem Start ein überflüssiges Gel aus Bequemlichkeit, das Kfz aufzuschließen, in den Auspuff legt und vergisst, selbiges auf der Heimfahrt dort zu entfernen. Das wird und ist eine elende Sauerei. Strafe muss sein, und die Demenz schreitet unaufhörlich voran.

Vielen Dank an all unsere Verbottler, die alle Hände voll zu tun hatten und ihren Sonntag für uns opferten. Gleiches gilt fürs Org-Team. Daumen hoch. Nur nächstes Jahr bitte größere Richtungspfeile für die älteren Semester im Feld.

Wir sehen uns, wenn alles passt, spätestens beim GBM. Da habe ich vom letzten Jahr noch eine Rechnung offen mit Chuck Norris.

Haltet bis dahin eure Auspuffe sauber!

Güldi in front of Maximilian und Drei-Meter-Mann Lars
(c) by Mario Zinn

Mittwoch, 10. August 2016

24. EBM in Seiffen am 07.08.2016

Ganze sechs Wochen sind vergangen seit meinem letzten Renneinsatz bei der MEC 500. Nein, keine Schwangerschaft, sondern selbstverschuldete Zwangspause. Lasst bitte die Finger von sieben Tage alten Spaghetti und Bratwurst, auch wenn sie im Kühlschrank stehen und noch so lecker schmecken. 

Erst am Morgen nach dem Weckerklingeln 5.30 Uhr entscheide ich mich, ins Gebirge zu düsen. Mir ist heute nicht schwindelig, und der Magen verhält sich ruhig. Dass ich gleich die 100 km aus der Kalten fahre, grenzt zwar an Größenwahn, aber mit zunehmender Streckenlänge sollte ich mich doch wieder einrollen, denke ich mir. Außerdem bezahle ich somit für jeden gefahrenen Kilometer nur 40 Cent. Auf der Kurzstrecke wäre es 1 Euro pro Kilometer. Die Anreise nach Seiffen verläuft im Economy-Modus gesittet und unspektakulär, die Startunterlagen sind fix besorgt, die Trinkflaschen verteilt und die Steilabfahrt noch zweimal unter die Pneus genommen. Mit dem Fully alles entspannt und fahrbar. Als quasi Letzter rolle ich in die Startaufstellung des Race-Blocks und stehe wie letztes Jahr ganz hinten dran. Macht aber nix, gewinnen werde ich heute sicher nicht.

Über den neutralisierten Start die Alp de Wettin herunter kann man streiten; ich mag das Geschleiche da hinab gar nicht, weil man, sofern man Ambitionen hat, echt Zeit nach vorne verliert, die man in meiner Verfassung nicht ohne Weiteres wettmachen kann, schon gar nicht auf den sich anschließenden Asphaltgeraden. Irgendwann entzerrt sich das Feld nach dem ersten Anstieg die Alp hinauf dann aber doch noch. Ich befinde mich hier schon ziemlich weit hinten, bin aber inzwischen erste Dame im Feld. Das Fully rollt solide über die ruppigen Abschnitte im ersten Streckenteil, und irgendwann pegelt sich mein noch relativ defensives Tempo in einem brauchbaren Watt-Bereich ein. Zumindest denke ich mir das so. Meinen Watt-Messer habe ich im Kopf. Das einzige nennenswerte Problem in Runde 1 habe ich ausgerechnet in der Steilabfahrt. Jüngling Rico Leistner verliert vor mir ein wenig die Ideallinie, ich komme selbst aus dem Rhythmus und klicke unverhofft und spontan aus. Der Sturz bleibt mir erspart, aber ehe ich wieder vernünftig auf dem Hobel sitze, ist Winter. Steffi, die MdFK, verbottelt mich im Seiffener Grund, was den Start in den zweiten Rundenabschnitt einläutet. Die zweite technische Abfahrt für „Nicht-Chickens“ wurde deutlich entschärft, sodass man ohne Not da hindurch kommt. Die Alp empor verbottelt mich Laura Hoffmüllers Schwester, und ich staune nicht schlecht, als ich Richtung Schule abbiege und mir die Spitze der 100-km-Schleife gegenüber entgegen kommt. Das sind höchstens fünf Minuten. Rollt. Auf geht’s in Runde 2. 

Na ja, beinahe. Irgendwie verliere ich die Orientierung, was ganz ohne Zweifel meinem fortgeschrittenen Alter geschuldet ist. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass die Strecke exakt durch einen Streckenposten hindurch, durch das Absperrband, quer über das Massenstartgelände, hinter einem Begrenzungszaun mit vorgelagertem Wiesensteilstück verläuft, wo man paar Meter unterhalb des Gel-Drops wieder rauskommt. Lieber Streckenposten, sorry für das Absperrband, und geiler Hechtsprung! Durch diese Aktion büße ich zum Glück nur drei Plätze ein. Die Strafe folgt auf dem Fuße. Denn ich verliere Leistung. Zumindest denke ich mir das so. Meinen Watt-Messer habe ich immer noch im Kopf. Der Puls geht langsam, aber sicher nach unten, und ich habe Mühe, mein Grüppchen zu halten. Für einen Einbruch ist es aber doch noch viel zu früh? Grübel, denk', fluch', kotz' … nüscht hilft hier. Da kommt auch schon Lokomotive Matej Meyer from behind und wagt es, mich zu überholen und mich aus den Top Ten zu verdrängen. Soll er doch, wird schon sehen, was er davon hat. Kaum ist er vorbei, entweicht ihm ein lauter Schrei. Hui, was’n da los? Brunftzeit ist doch erst im Herbst? Sieht mir schwer nach Tourette-Syndrom aus. Nach dem Rennen frage ich ihn, was er für Medikamente nimmt, die solche Nebenwirkungen haben. Er meint, er war euphorisiert und musste einfach mal laut schreien. Tja, die einen schreien beim ..., die anderen beim Radeln. Mein Puls schwingt sich inzwischen im soliden GA2-Bereich ein. Super Sache bei noch rund fünfzig zu fahrenden Kilometern. Von hinten rollen mich noch zwei Heizer auf und verbannen mich auf Rang 13. Dafür funktioniert die Steilabfahrt dieses Mal ohne Probleme. Geschickt greife ich die Bottle von MdFK Steffi. Bergauf läuft nicht mehr allzu viel, bergab kann ich mich nicht beklagen, ist es doch die einzige Möglichkeit, etwas Boden gutzumachen. Runde 2 beende ich schon ziemlich angezählt auf besagtem Rang 13.

Ich hoffe weiterhin auf meinen ollen Diesel, doch der muss heute mit zwei Zylindern weniger auskommen. Leider habe ich durch eigene Blödheit noch zwei Gels eingebüßt, die mir jetzt auf die Sprünge helfen könnten. Es geht schleppend, die Rennhärte bzw. Kraft fehlen spürbar, und der Puls driftet teilweise in den GA1-Bereich ab. Nun ist sie da, die Energiekrise. Selten habe ich mich so auf meine letzte Flasche gefreut wie jetzt. Ein Spezialzünderli. Wer Zurück in die Zukunft III kennt, weiß, wovon ich spreche. Da haut Doc Emmett Brown immerhin drei Zünderlis in den Ofen der Dampflok, um sie auf 88 Meilen pro Stunde zu beschleunigen. Genau das macht mein Zünderli auch. Nach überstandener Steilabfahrt ist es soweit. Ich greife die Flasche. Ich bin gerettet. Wehe den Leuten vor mir. Habt Acht, ich nahe. Hier kommt die Flut. Das ist so schön. Da nehme ich doch gleich mal einen Schluck ... Bloß warum schmeckt das Zeug nach Kirsche? Wieso bekomme ich das Gel nicht gelöst? Weswegen so viel Tesa-Klebeband? Ein Blick auf die Bottle verschafft Klarheit. Da steht Laura drauf. Drin ist Cherry-Vita-Cola aus dem Aldi. Verdammter Mist. Ich habe die falsche Flasche gegriffen. Das bedeutet nix Gutes. Keine 88 MpH, keine Zeitreise 45 Minuten in die Zukunft auf Platz 1. Da zündet einfach gar nix. Zum Glück geht’s nur noch um die Goldene Ananas bzw. Silberne Grapefruit bzw. Bronzene Maracuja, also drauf gewürschtelt und das Beste draus machen. Und immer schön vor der ersten Frau bleiben. Gut fürs Ego. Kurz vor der Halde überholt mich netterweise noch Herr Olaf Nützsche, sodass ich nun Vierzehnter bin. Ein paar Anstiege später komme ich ziemlich breit ins Ziel und bin bereinigte 20 min langsamer als 2015. Grandiose Performance. Laura, die auch nach langer Zwangspause beachtliche Vierte bei den Damen wird, berichtet anschließend, dass bei ihr nach der Verbottlung durch die Schwiegermama noch mal richtig die Post abging. Kein Kommentar.

Die Siegerehrung der 100 km zieht sich etwas hin, weil die Langstrecke erst am Ende prämiert wird. Da ich nun bei den ganz alten Herren starte, werde ich quasi zum Schluss aufgerufen, und erschiene ich nicht, würde ich fürs folgende Jahr disqualifiziert werden. Das hat jeder unterschreiben müssen bei der Anmeldung. Da bleibe ich mal lieber da. Ich fasse trotz unterirdischer Leistung noch einen Trostpreis ab. Anschließend wird sich brav von der Familie Stark inklusive Sebastian „FK bzw. X-Man 2.0“ Stark himself verabschiedet und die Heimfahrt vorbereitet. Vor deren Antritt jedoch rumort es mal wieder verdächtig im Bauch – da scheint sich was anzubahnen. Völlig auskuriert bin ich vermutlich doch noch nicht. Durch das Auflegen von Kuschelmusik bei vorsichtiger Fahrweise besonders in Kurven versuche ich, meinen Magen zu beruhigen. Eine klare Empfehlung dabei ist die Band Pink Floyd. Die wirklich alten Menschen kennen diese Gruppe vielleicht noch. Hast du Magen-Darm, hörst du Pink Floyd. Danke, Pink, danke, Floyd, ihr habt mich gerettet!

Okay, Seiffen kam etwas zu früh nach der langen Pause. Warum es dann auch noch die Langstrecke sein muss, sind meiner Beklopptheit und meinem Spardrang zuzuschreiben. Ich denke, noch zwei bis drei Rennen, dann geht’s auch wieder brauchbarer vorwärts.

So, nun fix richtig gesund werden, und dann sieht man sich vielleicht bei der Vier-Hübel-Tour. Bis die Tage!

Ergebnisse: hier.

Alp de Wettin
(C) by Alex Freund

Dienstag, 28. Juni 2016

Mad-East-Marathon Medium am 25.06.16

Über die Anreise nach Old Mountain verliere ich keine großen Worte, nur so viele, dass ich froh bin, Umleitungen und grausige Sonntagsfahrer einigermaßen kompensieren zu können. Katastrophe. Ich bin gerade noch so „pünktlich“.
Wie vereinbart, übergebe ich meine vier Bottles unserer dicken Kaiserin, die bei der Hitze das Zünglein an der Waage spielen könnte. Pitt Brettson macht dasselbe, nur will er im Gegensatz zu mir 126 km fahren, ich nur 90.

Punkt 10 Uhr geht’s scharf und gleich den Skihang hoch. Mein Warmfahren fiel aus Zeitgründen völlig aus, sodass ich hier schon den Anschluss verliere. Oben auf der Kuppe wird’s nicht besser, der Körper streikt. In meinem Alter passiert das quasi jeden zweiten Tag. Die schwüle Hitze ist mir zu groß, und es widerfährt mir nicht das erste Mal, dass ich bei Temperaturen um 30°C dermaßen den Anker werfe. Ich bin zu langsam, um den Fliegen und Pferdebremsen davonzufahren, und werde zur Strafe zerstochen. Bergauf geht nicht viel, bergab fährt das Fully quasi von selbst. Blöd ist nur, wenn auf einmal mitten im Wald im engen Downhill ein Medizin-Krad vor dir rumschleicht und du nicht vorbeikommst. Liegt da etwa wieder einer quer zwischen den Felsen? Bitte nicht. Da sich aber zum Glück scheinbar niemand abgeworfen hat, ist mir das Ganze ein Rätsel. Dadurch verliere ich noch etwas mehr Zeit als sowieso schon.

Mit Daniel Kletzinson fahre ich eine Weile durch die Wälder, bis auch er von mir Abstand nimmt – nach vorn natürlich. Es ist drückend schwül, und mich fahren mehrere Leute von hinten auf. Die scheinen Hitze alle deutlich besser zu verkraften. Sandra Kaiserson hat mich in der Zwischenzeit schon zweimal verbottelt, doch bei Kilometer 60 geht mir die Flüssigkeit aus, die nächste Verpflegung steht bei Kilometer 73 im Roadbook. Freude kommt auf. Der Kopf will, die Beine nicht. Den Pulsgurt habe ich vorsichtshalber gleich vergessen, sodass ich mir das Dilemma nicht digitalisiert auf dem Tacho anschauen muss. Jede Flussdurchfahrt nehme ich mit Wonne an, weil’s einfach erfrischend ist, nur die Gasannahme funktioniert nach wie vor überhaupt nicht. Zum Glück kommt vor Kilometer 73 doch noch eine kleine Getränkestation, wo ich ordentlich hinlange. Das rettet mich bis zu Sandras offizieller Verbottelung paar Kilometer später. Ich war kurz vorher drauf und dran, das Bike und mich in den Schatten zu legen und mich `ne Runde aufs Ohr zu hauen. Sandra übergibt mir zwei Flaschen, eine davon ins Trikot, weil ja das Fully nur einen Halter hat. Äpfel und Kuchen vernichte ich vorsichtshalber auch noch jeweils zwei Stück und eine Flasche vom Veranstalter.

Knapp 10 km später wird’s auf einmal spürbar kühler. Ein Gewitter ist im Anmarsch, ein kühles Lüftchen weht jetzt auch. Ich muss nicht lange warten, da springt der Diesel endlich an. Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Luftzug her. Mit jetzt üblichem Druck kann ich noch zwei Fahrer mit gutem Geschwindigkeitsüberschuss überholen, doch blöderweise ist es nicht mehr weit bis ins Ziel, um noch mehr Leute einzuholen. Schöner Mist.

Am Ende springt für mich ein desolater achter Gesamtrang raus mit 30 min Rückstand zur Spitze. Ich kann froh sein, nicht von der ersten Maid überholt worden zu sein, die nur neun Minuten Rückstand auf mich hat. Pitt Brettson wird auf der Mad-East-Hell-Strecke beachtlicher Sechster.
Die Gründe sind klar, es liegt definitiv bei mir an der schwülen Hitze. Schlecht ist nur, dass andere damit deutlich besser klarkommen als ich. Und, liebes Fully, bitte entschuldige, dass ich dich heute nicht so geritten habe, wie du’s verdienst. Es kommen wieder kühlere und bessere Tage. Vielleicht sollte ich Rennen auf Island fahren.

Lieben Dank an die Kaiserin, die mächtig rotieren und Sprit verballern musste, um Pitt und mich zu versorgen, und das mit der Wampe in dem kleinen Auto. Und was unseren lieben Flaschenklauson angeht, er wurde inzwischen solide verschraubt und ist auf dem Weg der Besserung. Bald kann er wieder Fußball spielen, äh, Rad fahren. Daumen drücken.

Nächstes Weekend ist zum Glück rennfrei, da heißt es „Mut zur Pause“, die ich scheinbar dringend nötig habe. Danach schauen wir mal, was der olle Körper noch so hergibt.

Ergebnisse: hier.

Montag, 20. Juni 2016

UCI Marathon World Series Malevil am 18.06.16

Letztes Jahr konnte ich verletzungsbedingt leider nicht teilnehmen, weil ich mir in Tschechien den linken Arm zerlegt hatte. Dieses Jahr stehen die Vorzeichen besser. Grund genug, sich für die Männer-Elite-Kategorie (MEL bzw. Muschis Elite) für die knapp 100 km anzumelden. Mir bleibt auch gar nichts anderes übrig, da ich ja eine UCI-Lizenz gelöst habe. Da würde ich also auch bspw. mit 116 Lebensjahren in der MEL fahren. Nebeneffekt: Man kann hier trotz Ü40 Weltranglistenpunkte sammeln und sich für die Profi-WM qualifizieren, sofern man in der MEL unter die Top-20 radelt. Aber daran denke ich erst mal nicht, heile und fix durchzukommen, das steht auf dem Plan. Ein Unterfangen, was angesichts der massiven Niederschläge die Tage zuvor und den daraus resultierenden schlammigen Streckenverhältnissen gar nicht mal so einfach werden soll …

Zusammen mit Torsten „Mütze“ Mützlitz und unseren beiden Fullys geht’s im Kombi tags zuvor nach Jablonne, um die Startunterlagen einzuheimsen, und nach Oybin in die luxuriöse Unterkunft. Dort treffen wir wenig später auch schon Familie Stark-Hoffmüller mit ihren beiden Nachzüglern Paul und Emil. Rein abkürzungstechnisch hieße das FK, LH, FKM 1.0 und FKM 2.0. Da Mütze und beide FK-Minis kaum Platz beanspruchen, ist die Bude mit sechs Mann zwar zweifach überbucht, aber bewegen kann man sich trotzdem noch. Nach den Spaghetti, dem Fußball und dem perfekten Windelwechsel bei den FKMs durch Laura geht’s für Mütze und mich auf die Doppelschlafcouch, für die gesamte Familie Stark-Hoffmüller ins Ehebett.

Um 5.45 Uhr kräht der elektronische Hahn, geschlafen habe ich ganz gut, weil Mütze nur mäßig schnarcht, und FK meint, er habe geträumt, dass ihm der Lenker in einer Abfahrt bricht und er schwer stürzt. Hmm. Frühstück und Notdurft sind fix verrichtet, sodass wir 7.30 Uhr der Unterkunft mit Kind und Kegel adieu sagen können. Schnell noch die Blaumeise aus meinem Kühlergrill entfernen, die ich mir irgendwo bei Bautzen eingefangen habe, und ab geht’s nach Jablonne. Um acht schlagen wir auf, halb neun ist der Start für die 100 km in der Ortsmitte. Zeitlich sehr knapp alles. Zum Glück habe ich mir gestern Abend bereits die Startnummer ans Trikot geheftet, weil ich mit den Sicherheitsnadeln auf Kriegsfuß stehe. Nun aber geht das ganze Chaos erst los …

Beim Einordnen in den MEL-Startblock bemerkt die Renn-Kommissarin, dass meine Lenkernummer nicht mit meiner Rückennummer übereinstimmt. Die Dame hat Recht. Super Sache, auf dem Rücken habe ich meine eingebuchte 28, am Lenker Mützes 35. Und keiner hat’s gemerkt. Mütze hat am Lenker meine 28 und auf dem Rücken gar nichts, und das nicht, weil sein Trikot zu klein ist für die Startnummer, sondern weil seine Rückennummer 35 noch in seinem Startbeutel ihr Dasein fristet. Da hat des Nachts die Startertütenfee Mützes und meinen Beutel ausgetauscht in der Herberge, die Böse. Am Start fängt ein Rennkommissar an, mir die korrekte 28 vom Rücken abzupopeln und mir seine Kamera gegen die Birne zu schlagen. Ich übernehme das jetzt mal lieber selbst, geht einfach schneller. Die 28 macht sich Mütze ans Trikot, ich mir die 35. Woher Mütze die 35 zaubert, ist mir bis jetzt unklar. Die liegt doch eigentlich im Kfz? Keine Ahnung. Pünktlich 30 s vor dem Start sind Mütze und ich fertig, nur die Startnummern sind vertauscht. Mütze ist Güldi. Güldi ist Mütze. Und schon geht’s zügig los.

Wie immer sind die Profis, Halbprofis und Viertelprofis schnell außer Sichtweite, ich beginne recht defensiv, weil ich die Strecke kenne und weil ich meinen Pulsgurt daheim vergessen und keinen Wattmesser am MTB habe. Ich fahre nach Gefühl. Irgendwann befinde ich mich jedoch in einer Fünf-Mann-Gruppe, die leider nicht so gut läuft. Steffen Langer ist auch dabei, gibt aber beizeiten im ersten ansteigenden Waldstück Gas. Wir lassen ihn fahren. Dann kommt so ein oller Schlammanstieg, wo ich aus unserer Gruppe der Einzige bin, der den komplett durchhobelt auf dem Bike, und meiner Gruppe davonfahre. Ein Fully hat auch Traktion bergauf. Das Loch zu Steffen wird etwas kleiner, nur stehe ich einige Zeit später ganz allein im Wald. Irgendwo habe ich einen Abzweig verpasst. Ich drehe eine Runde, finde aber den Weg nicht mehr, verflixt. Irgendwann kommt meine ehemalige Gruppe angerollt, die sofort weiß, wo’s langgeht. Ich sah den Wald vor lauter Bäumen nicht, wie sich herausstellt. Die „dicke“ Kaiserin verbottelt mich astrein unmittelbar danach, und weiter geht die Hatz. Bergauf drücken die Tschechen gutes Tempo und koppeln ein paar Landsleute ab, auf den Geraden und bergab wirkt das Tempo gedrosselt. 

Bei Kilometer 32 kommen wir dann an so eine kurze, mit größeren Felsbrocken gespickte Abfahrt mit drei Ausrufezeichen. Wenn in Tschechien Abfahrten mit Ausrufezeichen oder Totenköpfen versehen werden, sollte man sich durchaus vorsehen. Merkwürdigerweise steht dort Mütze und winkt uns zu. Ich denke erst, dass er Panne hat, aber als ich in die Abfahrt einschwinge, sehe ich das Dilemma. Dort liegt jemand vor Schmerzen gekrümmt, der mir sehr bekannt vorkommt. Ich springe sofort ab vom Rad, während die Tschechen vor und hinter mir weiterdüsen. Es geht schließlich um Sekunden in der Endabrechnung, und der Typ, der hier quer zwischen den Felsblöcken im Weg liegt, macht sicher nur Mittagsschlaf … Meinen Teamkollegen und Übermensch Sebastian Stark hat’s echt übel zerlegt. Während Torsten den Verkehr am Abhang regelt, kümmere ich mich um FK. Sein Helm ist in mehrere Teile zerbrochen, Hämatome am Kopf sind nur das kleinere Übel, schlimmer ist sein Rücken. Als ich als „Halbmediziner“ seine Arme und schließlich seinen Rücken und seine Wirbel abtaste, quält er sich einen Schmerzschrei heraus. Reden kann er nicht, das Atmen fällt auch sehr schwer. Er röchelt. Kein Wunder bei einer beidseitigen Lungenquetschung und einem durchaus lebensbedrohlichen Pneumothorax. Dass noch vier Brust- und ein Halswirbel gebrochen, teils sogar noch komprimiert und verschoben sind, verschlimmert die Sache noch mehr. (Das hier darf ich alles nach Rücksprache mit FK himself schreiben. Dadurch ersparen wir ihm Nachfragen zu seinen Verletzungen.) Seine Arme kann er zum Glück noch bewegen. Reden ist nicht viel, weil er’s nicht mehr kann. Bei solchen Bildern stellt man sich die Frage, wofür das alles? Mir geht das sehr nahe, weil ich ihm nicht wirklich helfen kann und weil mir Laura und seine beiden Knirpse durch den Kopf schießen.
Hilfe wurde zum Glück schon angefordert, sodass wir sicher sein können, dass er gleich stabilisiert wird. Ich sage zu Torsten, er solle weiterfahren, Torsten meint, ich solle weiterfahren, FK röchelt auch, ich solle weiterfahren, also fahre ich irgendwann weiter – im Halbgasmodus, geschockt von den Bildern. Den Rettungskräften weise ich noch den genauen Weg, kurz darauf wird ihm professionell geholfen. Pitt, der inzwischen an die Unfallstelle gekommen ist, kümmert sich weiter um ihn. Wenig später wird Sebastian per Helikopter nach Liberec auf die Intensivstation geflogen, wo er bis dato weiter stabilisiert und behandelt wird. Er darf jetzt geschlagene sechs (!) Wochen nur im Bett liegen, quasi bewegungslos. Eine OP wird es aller Voraussicht nach erst einmal nicht geben, und damit auch keinen X-Man 2.0. (Auch das darf ich schreiben.) Unser Team und ich wünschen ihm beste und schnelle Genesung, auf dass er schon bald wieder laufen und irgendwann auch wieder Rad fahren kann!

Der Rest des Rennens plätschert nun so dahin, da die Bilder im Kopf ständig mitfahren. Einige der Tschechen hole ich trotz vorsichtiger Bergabfahrweise wieder ein, dann haut’s mich trotzdem selbst vom Gaul in einer schlammigen Spurrinne, Mütze kommt irgendwann brüllend von hinten an mich heran, dass ich doch bitte warten möge, bis er angedockt hat. In Oybin bei Kilometer 55 werden wir bereits sehnsüchtig erwartet und erneut von Sandra verbottelt, Mütze teilt Laura die Geschehnisse mit. Laura begibt sich zusammen mit der Kaiserin sofort Richtung Start/Ziel. Damit fällt für uns die dritte eigene Verpflegung aus, aber es gibt im Moment deutlich Wichtigeres.
Den Hochwald empor kämpfe ich mit Traktionsproblemen, Torsten kommt da deutlich besser hinauf und enteilt mir. Bergab fahre ich trotz Fully um einiges vorsichtiger als üblich, was zur Folge hat, dass zwei Tschechen aufschließen. Die Verpflegungsstelle am Ende der Abfahrt soll für viele Kilometer die letzte bleiben, also fleißig nachtanken, was nur mit einem Boxenstopp wirklich funktioniert.
Der von mir am meisten gehasste Streckenabschnitt folgt wenig später. Dort kann ich zwar einen Tschechen abkoppeln, aber trotzdem stehe ich im Moment wie eine Litfaßsäule. Die Schiebepassage und das wurzelige Wiesenstück am Kamm oben verteufle ich jedes Mal aufs Neue. Über schlammige und nicht ungefährliche Abfahrten und einen steilen Anstieg rette ich mich bei Kilometer 77 in die Feedzone und trinke erst mal eine Flasche auf Ex. Banane, Apfelsine, 2 Gels müssen auch dran glauben, zwei Flaschen nehme ich mit an Bord, eine davon im Trikot, weil ich am Fully nur einen Halter habe. Zu diesem Zeitpunkt bin ich fast wieder an meiner ehemaligen Gruppe dran, aber die scheinen besser getrunken zu haben, weil die durchziehen an der Verpflegung. Nach meinem Boxenstopp sind sie natürlich wieder weg.

Ab Kilometer 80 ungefähr zündet bei mir der Turbodiesel. Zwei Elite-Muschis und einen schnellen Hobbyfahrer kann ich noch stellen, bevor ich mit jetzt wieder guten Beinen als 16. der MEL-Klasse und 23. der Gesamtwertung ins Ziel rausche auf einer zu den letzten Jahren etwas verschärften Strecke. Mütze ist schon da. Aber er ist nur 18. der MEL-Klasse und 29. im Gesamtklassement. Nanu, Hase und Igel. Klar, die Tütenfee hat natürlich auch unsere Transponder vertauscht. Macht aber nix, die Platzierungen sind heute sekundär. Und dass ich nun Weltranglistenpunkte habe und für die UCI-MTB-Marathon-WM am kommenden Wochenende in Laissac qualifiziert bin, auch. Keine Sorge, lieber Alban, ich komme nicht. Zu kurzfristig und kein Geld übrig für Unterkunft, An- und Abreise, Nationaltrikot und -hose.
Pitt Götze (100 km) und Bastian Wauschkuhn (65 km) erreichen zum Glück im Ganzen das Ziel.

Nach dem Duschen mit kaltem Wasser, dem leckeren Essen und dem englischen Plausch mit der ukrainischen Gesamtsiegerin, die mich in ein Gespräch verwickelt, holen wir uns noch Infos zum Gesundheitszustand unseres Übermenschen ein. Es bleibt bei der schlimmen Diagnose. Dass die Heimfahrt da nicht sonderlich lustig ausfällt, ist klar. Und man möge mir verzeihen, wenn dieser Bericht hier auch nicht mit dem üblichen Augenzwinkern formuliert ist.

Lieber Sebastian, wir denken an dich, ich habe zweimal in zwei Nächten von dir geträumt, wünsche dir allerbeste Gesundung, und wenn du oder Laura Hilfe benötigen, sagste bzw. schreibste Bescheid. Übermenschen heilen übrigens doppelt so schnell wie wir Normalos!

Ergebnisse: hier.
Next race: Mad East Challenge.