Wie vereinbart, übergebe ich meine vier Bottles unserer
dicken Kaiserin, die bei der Hitze das Zünglein an der Waage spielen könnte.
Pitt Brettson macht dasselbe, nur will er im Gegensatz zu mir 126 km fahren,
ich nur 90.
Punkt 10 Uhr geht’s scharf und gleich den Skihang hoch. Mein
Warmfahren fiel aus Zeitgründen völlig aus, sodass ich hier schon den Anschluss
verliere. Oben auf der Kuppe wird’s nicht besser, der Körper streikt. In meinem
Alter passiert das quasi jeden zweiten Tag. Die schwüle Hitze ist mir zu groß,
und es widerfährt mir nicht das erste Mal, dass ich bei Temperaturen um 30°C
dermaßen den Anker werfe. Ich bin zu langsam, um den Fliegen und Pferdebremsen
davonzufahren, und werde zur Strafe zerstochen. Bergauf geht nicht viel, bergab
fährt das Fully quasi von selbst. Blöd ist nur, wenn auf einmal mitten im Wald
im engen Downhill ein Medizin-Krad vor dir rumschleicht und du nicht
vorbeikommst. Liegt da etwa wieder einer quer zwischen den Felsen? Bitte nicht.
Da sich aber zum Glück scheinbar niemand abgeworfen hat, ist mir das Ganze ein
Rätsel. Dadurch verliere ich noch etwas mehr Zeit als sowieso schon.
Mit Daniel Kletzinson fahre ich eine Weile durch die Wälder,
bis auch er von mir Abstand nimmt – nach vorn natürlich. Es ist drückend
schwül, und mich fahren mehrere Leute von hinten auf. Die scheinen Hitze alle
deutlich besser zu verkraften. Sandra Kaiserson hat mich in der Zwischenzeit
schon zweimal verbottelt, doch bei Kilometer 60 geht mir die Flüssigkeit aus,
die nächste Verpflegung steht bei Kilometer 73 im Roadbook. Freude kommt auf.
Der Kopf will, die Beine nicht. Den Pulsgurt habe ich vorsichtshalber gleich vergessen,
sodass ich mir das Dilemma nicht digitalisiert auf dem Tacho anschauen muss.
Jede Flussdurchfahrt nehme ich mit Wonne an, weil’s einfach erfrischend ist,
nur die Gasannahme funktioniert nach wie vor überhaupt nicht. Zum Glück kommt
vor Kilometer 73 doch noch eine kleine Getränkestation, wo ich ordentlich
hinlange. Das rettet mich bis zu Sandras offizieller Verbottelung paar
Kilometer später. Ich war kurz vorher drauf und dran, das Bike und mich in den
Schatten zu legen und mich `ne Runde aufs Ohr zu hauen. Sandra übergibt mir
zwei Flaschen, eine davon ins Trikot, weil ja das Fully nur einen Halter hat.
Äpfel und Kuchen vernichte ich vorsichtshalber auch noch jeweils zwei Stück und
eine Flasche vom Veranstalter.
Knapp 10 km später wird’s auf einmal spürbar kühler. Ein
Gewitter ist im Anmarsch, ein kühles Lüftchen weht jetzt auch. Ich muss nicht
lange warten, da springt der Diesel endlich an. Wenn du glaubst, es geht nicht
mehr, kommt irgendwo ein Luftzug her. Mit jetzt üblichem Druck kann ich noch
zwei Fahrer mit gutem Geschwindigkeitsüberschuss überholen, doch blöderweise
ist es nicht mehr weit bis ins Ziel, um noch mehr Leute einzuholen. Schöner
Mist.
Am Ende springt für mich ein desolater achter Gesamtrang
raus mit 30 min Rückstand zur Spitze. Ich kann froh sein, nicht von der ersten
Maid überholt worden zu sein, die nur neun Minuten Rückstand auf mich hat. Pitt
Brettson wird auf der Mad-East-Hell-Strecke beachtlicher Sechster.
Die Gründe sind klar, es liegt definitiv bei mir an der
schwülen Hitze. Schlecht ist nur, dass andere damit deutlich besser klarkommen
als ich. Und, liebes Fully, bitte entschuldige, dass ich dich heute nicht so
geritten habe, wie du’s verdienst. Es kommen wieder kühlere und bessere Tage.
Vielleicht sollte ich Rennen auf Island fahren.
Lieben Dank an die Kaiserin, die mächtig rotieren und Sprit
verballern musste, um Pitt und mich zu versorgen, und das mit der Wampe in dem kleinen Auto. Und
was unseren lieben Flaschenklauson angeht, er wurde inzwischen solide
verschraubt und ist auf dem Weg der Besserung. Bald kann er wieder Fußball
spielen, äh, Rad fahren. Daumen drücken.
Nächstes Weekend ist zum Glück rennfrei, da heißt es „Mut
zur Pause“, die ich scheinbar dringend nötig habe. Danach schauen wir mal, was
der olle Körper noch so hergibt.
Ergebnisse: hier.
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