Um 9 Uhr setzt sich
der Tross mit einer sehr engen 180°-Wende in Bewegung, im Dorf unten erfolgt
der scharfe Start. Viel weiter nach vorne bin ich noch nicht gekommen – und
schaffe es auch nicht. Ich hänge mich an
Peter Hermann ran, der ein schönes Tempo fährt und mich bestimmt bis in die
erste Gruppe zieht – bis ich merke, dass das gar nicht PH ist, sondern sein
Team-Klon Mirko Schmitz. Altersdemenz. Von hinten sehen die zwei sich allerdings
sehr ähnlich. Dadurch verpasse ich Gruppe 1.
Mit ein paar Heizern der Region
wie Andi Weinhold, Sven Forberger auf ´nem Fatbike, Teamkollege Pitt Brett und
Dr. O geht's dann in die Holter-die-Polter-Abschnitte in Runde 1, die so gar
nicht meine sind. Immer wieder sammeln wir Fahrer von vorne ein. Auch Alexander
Stark grüße ich höflich und stelle mich ihm mit „Guten Tag, Aßmann!“ vor. Er
erwidert mit „Guten Tag, Stark!“ und beschwert sich über das „Straßenrennen“.
Mit Fully zumindest gerade hier im Asphaltanstieg kein Zuckerschlecken.
Zu Beginn des zweiten
Rundenteils ist unsere Gruppe auf wenige radfahrende Menschen geschmolzen, ich mache die
Pace bergauf – und bergab – und biege versehentlich links in den alten
Streckenabschnitt ein, weil das Absperrband dort hinein flattert und Spuren zu
sehen sind. Ich war schon als Kind gut im Spurenlesen, das setzt sich im hohen Alter fort. Dass das Band überhaupt flattert, haben wir den Fahrern Torsten Marx und
Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael zu verdanken, die auch die alte
Strecke in Erinnerung haben und dort abbiegen, das Band zerlegen und wieder
kehrt machen. Jedenfalls merke ich das Dilemma nach wenigen Sekunden, kehre
wieder um auf die reguläre Strecke und befinde mich jetzt am Ende der zweiten
Gruppe. Grandios.
Der neue Streckenabschnitt
glänzt durch einen langen und einen kürzeren, aber recht knackigen Anstieg.
Beide bringt unsere Gruppe, nun noch weiter dezimiert, gut hinter sich und
beginnt jetzt Fahrer zu überholen, die sie, sprich unsere Gruppe, allerdings schon mal
überholt hat. Nanu, was'n das? Die sind bestimmt an der Absperrung links
gefahren, haben zwei Anstiege weniger in den Beinchen und machen vor allem
richtig Zeit gut. Sauerei. Am meisten ärgert sich Dr. O darüber, weil es Fahrer
seiner 70-km-Strecke sind. Mit Wut im Bauch geht Runde 1 später unspektakulär
zu Ende.
An meinem Fahrwerk allerdings
stimmt was nicht, das fühlt sich alles sehr weich an. Cheise, der Vorderreifen
lässt Luft – ein klassischer Schleicher. Fürs Absteigen und Nachpressen von CO₂
fehlt mir jetzt die Muse, und meine Gruppe möchte ich auch nicht verlieren.
Also geht’s mit Stoßgebeten und schwammigem Vorderrad wieder in den verhassten
ruppigen, unrhythmischen Teil der Strecke. Die Wurzeln funktionieren nun
richtig gut, aber die Schotterpisten und -kurven machen nicht wirklich Spaß,
zumal der Reifen ab und zu durchschlägt. Nein, ich steige nicht ab. Niemals.
Irgendwann verabschiedet sich
Andi W. dann nach vorn, weil sukzessive Absperrbandzerstörer Benjamin bzw.
Michael bzw. Benjamin Michael in Sichtweite kommt. Nun stellt sich mir die
Frage, gehe ich hinter Andi W. her oder nicht? Die Beine sagen ja, der Verstand sagt nein. Muss ja noch eine dritte Runde überleben. Und außerdem
müssten Hot Doc oder der andere noch verbliebene Fahrer unserer Dreisamkeit hier
nachsteigen, tun sie aber nicht. Also bleiben Dr. O, der Unbekannte und
ich sitzen und lassen Andi W. gewähren.
Zu Beginn des zweiten
Rundenteils nach der Steilabfahrt haben sich Robodoc und ich von unserem
Mitfahrer getrennt und fahren mal wieder zu zweit durch die Landschaft wie so
oft in den letzten Jahrzehnten. Robodoc fährt auf Zug, weil das Ziel für ihn nicht
mehr weit ist, ich fahre mit und führe weniger als er, weil halt noch die
besch… dritte Runde ansteht. Die kurze Steilabfahrt im zweiten Rundenteil, bei
der man sich regelmäßig die Frage stellt: „Bist du ein Chicken oder nicht?“,
kann ich dieses Mal, weil kein Stau herrscht, im Fahren angehen. Und wenn es
Dr. O schafft, sitzenzubleiben, schaffe ich das erst recht. Schwerer Fehler.
Die Ideallinie scheine ich zu verfehlen, das Hinterrad hebt ab, und ich gehe
kopfüber in Richtung Baum in den Fall über, werde aber zum Glück von Selbigem
aufgehalten, verkeile mich jedoch unglücklich mit dem rechten Oberschenkel
zwischen Sattelstütze und Hinterrad. Und ich bekomme den Schenkel nicht mehr
raus. „Amputation oder rohe Gewalt?“, that is the question. Okay, rohe Gewalt.
Der Schenkel löst sich, mit ihm auch etwas Haut, aber ich bin frei und kann Dr.
O nachsetzen, der dort heil runtergekommen ist. Das Wichtigste jedoch ist: Ich
bin kein Chicken! An der Alp de Wettin – die Alp ist genau wie im letzten Jahr
noch immer weiblich – habe ich die Lücke fast wieder geschlossen, nur fährt
Robodoc etwas später leider ins Ziel und ich mit wenig Luft in Runde 3.
Und die geht, wie erwartet, doch recht zäh. Zunächst naht weder von hinten Unheil noch von vorn ein zu Überholender, bis mir Straßenfahrer Lars Strehle kurz vor dem Drop in den Seiffener Grund den Rückstand zu Stefan Danowski ansagt. Fünf Minuten. Okay, nicht gerade wenig, aber wenn der Diesel vernünftig läuft, geht da vielleicht noch was. Und es geht tatsächlich was, allerdings kampflos, denn Dano steht am Straßenrand und baut sein Getriebe neu auf. Schaltwerk abgerissen, abbauen und Kette auf Singlespeed trimmen. Teufelskerl! Laura "LH" Hoffmüller brüllt mir bissl später zu: „Platz 7!“ Nanu, kann nicht sein, die Form ist doch noch gar nicht so weit? Ist sie auch nicht, 10% müssen da schon noch kommen.
Und die geht, wie erwartet, doch recht zäh. Zunächst naht weder von hinten Unheil noch von vorn ein zu Überholender, bis mir Straßenfahrer Lars Strehle kurz vor dem Drop in den Seiffener Grund den Rückstand zu Stefan Danowski ansagt. Fünf Minuten. Okay, nicht gerade wenig, aber wenn der Diesel vernünftig läuft, geht da vielleicht noch was. Und es geht tatsächlich was, allerdings kampflos, denn Dano steht am Straßenrand und baut sein Getriebe neu auf. Schaltwerk abgerissen, abbauen und Kette auf Singlespeed trimmen. Teufelskerl! Laura "LH" Hoffmüller brüllt mir bissl später zu: „Platz 7!“ Nanu, kann nicht sein, die Form ist doch noch gar nicht so weit? Ist sie auch nicht, 10% müssen da schon noch kommen.
Den sich anschließenden Asphaltcol
leiere ich zügig empor, die Abfahrten kontrolliert hinab, weil’s vorne immer
weniger Luft wird, bis mir am Steilanstieg im zweiten Rundenabschnitt Talent
und Grip ausgehen. Hätte ich mal lieber das kleine Kettenblatt bemüht. Da
rauscht Dano von hinten mit Schwung ran, kommt den Berg aber auch nicht fahrend
hoch, weil er jetzt nur einen Gang hat. Oben treffen wir uns wieder und drücken
zu zweit an der Motocrossstrecke vorbei zum Drop. Da Dano schiebt, bleibt mir
nichts anderes übrig, als auch abzusteigen. Ist auch sicherer so. Mein Glück
ist, dass bis auf das Asphaltflachstück sowohl der letzte Downhill vorm Ziel
als auch die Alp de Wettin für Singlespeed eher ungeeignet sind, sodass ich
Dano noch um knapp eine Minute distanzieren kann. Ich erreiche das Ziel mit
Mühe und Not, der Vorderreifen mit 0,5 bar ist so gut wie tot. Ich selbst fühle
mich nicht wesentlich besser. Mir fehlt hinten raus – also am Ende des Rennens,
versteht sich – noch der übliche Druck, der hoffentlich noch kommt dieses Jahr.
Ansonsten bin ich mit der Platzierung (Platz 7) mehr als zufrieden, weil das so
nicht zu erwarten war nach den ganzen Rückschlägen dieses Jahr. Der Abstand
nach vorne ist natürlich beachtlich, aber mit etwas mehr Geschick in der
Startaufstellung und mit 100% Leistungsvermögen sind ein paar Minuten weniger
schon drin. Glückwunsch an die ersten fünf Fahrer, die sehr stark gefahren
sind, und schade für FK, dass es um magere fünf Sekunden hinter Peter Hermann mal
wieder nicht reicht in Seiffen. Aber irgendwann gewinnt auch FK. Pitt Brett
wird starker 23., HDW 30., Nichtversicherungsmaklerin Sandra Kaiser 10. auf
der mittleren Runde, LH gewinnt die kurze 40-km-Runde, wo Ex-X-Man Norman 77. wird.
Frau Kaisers neue Fliegenklatsche, mit der sie mir den Schädel oder Popo
polieren könnte, kommt heute zum Glück nicht zum Einsatz, weil ich es nicht
schaffe, sie zu umrunden. Es fehlen wohl nur zwei, drei Minuten. Na ja, vielleicht
das nächste Mal.
Besten Dank an dieser Stelle
für die Familienverbottlung durch die Hoffmüller’sche Sippe, wo mich die Verwandtschaftsgrade noch in den Wahnsinn treiben, und das Gelreichen
durch Edelhelfer Dr. Sebastian „Küfi“ Küfner, der locker unter die ersten Acht
hätte fahren können, wenn er seine Federgabel tags zuvor nicht zerstört hätte,
der Arme. Dass der EBM wieder top organisiert war, versteht sich inzwischen von
selbst.
Next Termin: Vier-Hübel-Tour. See you!
Alp de Wettin in front of Pitt Brett and Dr. O |
Siegerehrung: v. l. n. r. S. Danowski, T. Marx, S. Stark mit Sohn Paul, P. Hermann, Ch. Kreuchler, M. Werner, M. Splitek, Güldi himself |