Die Katzen übernachten bei den Ellis. Es
geht zurzeit heiß her zwischen den beiden. Coco ist rollig, Cooper ein völliger
Depp, was das Begatten angeht. Am Ende gibt’s jedes Mal einen lauten Schrei von
Coco, nachdem er scheinbar die richtige Öffnung gefunden hat, eine Watschen hinterher
und ein lautstarkes Kreischen samt Rumwälzen. Zu laut für einen erholsamen
Schlaf vor dem Rennen.
Die Anreise tags darauf erfolgt mit Anett Teichmanns
Raumwunder-Passat. Zig Umleitungen sind schuld daran, dass mir als Beifahrer wirklich
übel wird. Zu viele Kurven für mich. Der Würfelhusten bleibt zum Glück aus. Meinen
Audi trage ich ja immer sehr behutsam um dieselben, aber Anett, ui, ui, ui … besonders,
wenn die Zeit knapp wird – wie bei uns.
Vor Ort haben sich schon bekannte Gesichter
angesammelt, es wird sich angemeldet, standesgemäß erleichtert, Smalltalk
gehalten, der Sandra Kaiser ihr 26er Hobel aus dem Seat TDI gehievt und vor
allem tiefgestapelt, was die eigenen Ambitionen angeht. Ich bin vermutlich der
Einzige, der seine Form solide einzuschätzen weiß, aber Silvio Hauschild z. B.,
der liegt völlig daneben.
Um zehn wird die Startflagge geschwenkt,
das gut besetzte Fahrerfeld setzt sich in Bewegung. Bereits den ersten Uphill
hinauf sieht man, wer gut gefrühstückt hat, darunter Steffen Langer, Lars „Straßenfahrer“
Strehle, Silvio Hauschild und Lars Weinhold. Hinter Steffen rolle ich die erste
Abfahrt im Ich-bin-kurz-davor-über-den-Lenker-abzusteigen-Modus. Scheiß auf den linken Arm, habe ja noch den rechten! Unten komme ich im Gegensatz zu Steffen heil an,
denn sein Hinterreifen verliert beachtlich an Luft. Wenig später muss er das
Rennen aufgeben. Er wäre heute ein Siegkandidat gewesen. Unten haben Silvio und
ich ein kleines Loch herausgefahren, was Straßenfahrer Lars und Lars Weinhold
wieder zudrücken. Die Mehrzahl von Lars ist … keine Ahnung, deswegen Lärser. Mir
geht kurz später die Performance aus, und ich muss Silvio und beide Lärser
ziehen lassen, wobei der zweite Lars erst in der zweiten Runde ernst macht und
mir an einem leichten Anstieg wegfährt. Ich fahre stur meinen Hobel, Pulswerte
sind okay, Gefühl erst mal auch. Gut so. Bloß nicht überziehen nach neun Wochen
Freizeitphase und Rennrad-Gebolze. Nach einer reichlichen halben Stunde treffe
ich den leibhaftigen Bastian „HDW“ Wauschkuhn im Wald. Er fährt ein Stückchen
mit, sagt mir, dass der Straßenfahrer einen doch schon soliden Vorsprung auf
mich hat, und verabschiedet sich nicht etwa nach hinten, nein, nach vorn. Er
fühle sich heute nicht so gut, deswegen hat er nicht gemeldet. Dass das meiner
Motivation keinen Abbruch tut, grenzt an ein Wunder. Egal, nach 45 min treffe ich
das erste Mal auf Nichtversicherungsmaklerin Frau Kaiser, und zwar genau in der
holprigen Abfahrt. Die einen sagen zu ihrer Fahrweise, Sandra fahre vorausschauend,
diszipliniert, weise, materialschonend und rücksichtsvoll die Abfahrt hinab,
die anderen sagen: „Sie steht wie ein Eimer.“ Aber nur durch solch eine, sagen
wir defensive Fahrweise entgeht man Stürzen auf den linken Ellenbogen. Es soll
da Experten geben … du glaubst es nicht.
Die zweite Hälfte des Rennens besteht
zum großen Teil aus dem Umrunden langsamerer Fahrer. Einer davon fährt ein
Fatbike. Und dieser Eine muss natürlich direkt vor mir in die zweite, doch
recht glitschige Abfahrt einbiegen. Oben sehe ich noch gepflegt aus, bin
vorzeigbar und Schwiegermamas Liebling, aber unten am Ende der Abfahrt habe ich
batzenweise Dreck in der Fr... und am Körper. Ihr ahnt nicht, was so ein Reifen
alles aufwühlt und emporschmeißt. Der löscht ganze Maulwurf-Clans aus. Ein
Maulwurf kommt heute zum Glück nicht angeflogen, nur ein knuffiges Eichhörnchen
kreuzt etwas später meinen Weg.
Nach geschlagenen 80 min und der
Verbottlung durch eine Bank am Waldrand wird mein Motor langsam warm. Ich kann
jetzt etwas höher drehen, was dem Straßenfahrer 10 min später zum Verhängnis
wird. Ich komme relativ zügig näher, sodass ich denken muss, er hat einen
Defekt oder so was in der Art. Beim Überholen grüße ich ihn höflich, muss aber
meine Flucht nach vorn fortsetzen, denn wenn der alte Motor einmal läuft,
sollte man keine Pause machen. Am ekligen Gegenwindstück nach der Zieldurchfahrt
sehe ich Silvio Hauschild vor mir, komme aber verdächtig schnell näher. Beim
Überholen stelle ich fest, dass Silvios Haare nicht nur dunkler geworden sind,
sondern auch länger. Das liegt daran, dass ich soeben Silvios Freundin
überhole, die dieselben Klamotten trägt wie er. Na toll. Weiter geht’s. Zum
zweiten Mal treffe ich auf Kaiserin Sandra, dieses Mal jedoch im seichten
Terrain, so dass ich ihr, ein Schelm, wie ich bin, in den Po kneife. Sie klagt
über schwere Beine, aber ich deute an, dass sie nur noch eine Runde zu fahren
hat. Die letzte Runde drücke ich nochmals bissl aufs Gas, da ich nicht weiß, ob
sich der Straßenfahrer wieder erholt. Letztlich komme ich als Dritter zwischen
beiden Lärsern ins Ziel. Lars Weinhold rettet noch 40 s auf mich, Lars
Hauschilds Akku reicht für die zwei Stunden und drei Minuten Vorsprung. Vierter
wird Lars Lichan vor Lars Lasseck. Die Nichtversicherungsmaklerin wird Zweite,
aber Erste bei den alten Frauen. Frau Teichmann, die DTM-Pilotin, wird Dritte
in ihrer AK, obwohl sie nach drei Runden nach einem Bremsendefekt aufgeben
muss – am Fahrrad, wohlgemerkt.
Nach dem Rennen spachtle ich noch
Eierkuchen mit den Damen Teichmann und Kaiser, um danach mit Anett die
Heimfahrt anzubrechen. Apropos brechen: Mir wird schon wieder übel, obwohl
Anett jetzt behutsamer fährt. Das Rückwärtsessen kann ich aber erneut durch enorme
Disziplin und Selbstbeherrschung vermeiden.
Okay, fürs erste Rennen ist es ein
Lichtblick, meine Baustellen kenne ich, das Rad hält durch, der linke Arm
schmerzt nur marginal, nur das „Beifahren“ muss ich noch trainieren. Nun denn,
vielleicht bis zum KBC next week.
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