Im Tal geht’s dann erst scharf und
gleich wieder hinauf zum IFA Ferienpark. Ich kann mit der Spitzengruppe
mitfahren, doch oben auf den Waldautobahnen rollt alles wieder zusammen – bis zum
ersten Wurzel-Trail. Auch ohne Streckenkenntnis merkt man, dass es gleich eng
wird, denn alle sprinten um die beste Position in den Trail hinein. Er ist schlammig
und glitschig wegen des Regens am Vortag. Bei dem Tempo vorne habe ich mit zu
viel Luft auf den Reifen zunächst Mühe dranzubleiben, doch ich halte den
Rückstand in Grenzen und presse wieder ran an die Führungsgruppe. Der zweite
Trail ist auch verwurzelt und verschlammt, jedoch im Gegensatz zum ersten
leicht abfällig. Wieder geht es mit hohem Tempo hinein … und rums, den ersten
Fahrer aus unserer Gruppe legt’s böse hin. Ich komme gerade noch vorbei – und drücke
das entstandene Loch kurz nach der Staumauer erneut zu mit einigen Menschen im
Schlepptau. Der dritte Trail naht … und rums, legt es den zweiten Fahrer aus
unserer Gruppe vor mir auf die Fr... Wieder kann ich ihn umkurven und kurbele
nun zum dritten Mal auf der folgenden, leicht ansteigenden Schottergeraden das entstandene
Loch nach vorne zu – erneut mit einigen Menschen im Schlepptau. Ich fahre mal
vorsichtshalber durch die erste Gruppe durch, muss aber schon wieder aufpassen,
weil vor mir ein Fahrer während des Fahrens seine Notdurft verrichtet.
Das Tempo ist inzwischen etwas
eingeschlafen, sodass viele Fahrer von hinten aufschließen können – bis der
vierte Trail kommt. Schon wieder wird gesprintet wie bekloppt … und rums, legt
es den dritten Fahrer unserer Gruppe hin, der aber fix wieder auf dem Bike
sitzt. Ich komme mit etwas Verzögerung auch endlich am Ende des Trails an, doch
diesmal sind die ersten Leute ganz schön weit enteilt. Mit zwei, drei weiteren
Fahrern setze ich der Spitzengruppe hinterher, spiele wie so oft Zugpferd, und wir
erreichen die Gruppe ein paar Kilometer später zu Beginn des Skilifts unten im
Tal. Und prompt fange ich mir hier nach langer Zeit mal wieder einen
Kettenklemmer ein und kann nicht mehr treten. Mit rabiater Gewalt bekomme ich
das Getriebe ohne abzusteigen wieder lautstark in Gang und setze der Gruppe aufs
Neue hinterher. Zum fünften Mal für heute.
Im Downhill nach dem Lift hole ich ein,
zwei Biker ein, einen davon kampflos, weil es mal wieder rums gemacht hat im
glitschigen Trail. Diesmal hat’s Felix Fritzsch erwischt, der aber nach kurzer
Zeit weiterfahren kann. Kurz vor einem Steilstück im Wald, was nach ein paar
Metern für mich leider nur noch zu Fuß zu bewältigen ist, überholt mich auch noch ein Tscheche,
im Steilstück selbst sprintet der Felix zu Fuß an mir vorbei mit den Worten: „Das
habe ich trainiert!“ Das merkt man. Oben angekommen, sind jetzt die ersten
Leute um Markus Werner und Waldmeister Sascha Heinke leider nur noch in Sichtweite,
aber zu weit weg. Mein Begleiter von diesem Zeitpunkt an heißt Mütze, dessen
kurze Beine sich in den Laufpassagen ähnlich schwer tun wie meine. Obendrein
benötige ich einige Zeit, wieder in meine Pedale einklicken zu können wegen des
Schlamms an der Sohle. Sehr geil. Gemeinsam mit Mütze fahre ich die erste Runde
und den Zielanstieg zu Ende, nachdem wir uns kurz vorher in der Schönecker City
fast beinahe gegenseitig abgeräumt hätten in einer Linkskurve. Schöner
Zwergensalat wäre das geworden.
In der zweiten Runde übernehme ich erst
mal die Führung auf den teils schlammigen Presserstücken und drücke uns an den
Drittplatzierten der 70-km-Runde heran, einen bayerischen Mitbürger. Er hängt
sich rein, sodass wir ein Trio bilden. Er fragt mich auch gleich, ob ich in der
AK Herren fahre. Vielen Dank fürs Kompliment, aber nö, ich fahre (noch) bei den
Greisen 1. Dass Mütze auch in meiner AK fährt, zaubert ihm ein Lächeln ins
Gesicht.
Die kommenden drei tückischen Trails bevorzuge
ich als gebranntes Kind, unspektakulär von vorne zu fahren, komme auch
einigermaßen sauber durch im Gegensatz zum Bayern, der hinter mir hörbar den
Boden küsst. Das Tempo auf den Geraden erscheint mir im Windschatten meiner
beiden Begleiter zu gering, sodass ich viel von vorne und auf Zug fahre. Irgendwann
erreichen wir zum zweiten Mal unsere Verbottlungsbank, die leider keinerlei
Anstalten macht, uns unsere Getränke zu reichen. Also gehe ich in die Eisen, greife
zum ersten Mal für heute in den Getränkekorb, Mütze zum zweiten. Zum Glück hat
man uns heute nix weggesoffen.
Die Schotterpisten bis kurz vorm Skilift
fahren wir zügig, aber scheinbar zu langsam für Steffen Langer, der von hinten
quasi aus dem Nichts auftaucht oder von Scotty hergebeamt wurde. Okay, sind wir
halt zu viert bzw. zu fünft, da sich meine Rückenschmerzen inzwischen auch mal
wieder zu mir gesellen. Am Skilift hinauf verlieren wir Steffen wieder, und
Mütze hat bissl Probleme, bergab dranzubleiben, sodass ich mit dem Bayern
zunächst alleine bin. Wieder fragt er mich, in welcher AK ich fahre, ob Mütze
wirklich auch Senioren 1 fährt und ob der vierte Mann unserer Gruppe ihm in
seiner Herren-AK gefährlich werden könnte. Als ich das verneine und sage, dass
auch Herr Langer in meiner AK fährt, zaubert ihm das ein Lächeln ins Gesicht. „Jo,
do isses jo schön entspannt für mi“, gibt er zum Besten. Recht hat er. In der
Laufpassage den steilen Col hinauf schließen Mütze und Steffen wieder zu uns auf,
was den Bayern veranlasst, Steffen zu fragen, in welcher AK er fährt und wann
er geboren wurde. Als Steffen „1984“ sagt, zaubert das dem Bayern ein Lächeln
ins Gesicht. Und es sollte das letzte Mal für heute sein, dass er uns nach
unserem Alter beauskunftet. Irgendwann scheint sich das dann doch einzuprägen.
Oben komme ich schon wieder nicht in die
besch… Pedale und trete erst mal einige Meter mit freiem Huf. Zum Glück wird’s oben
flach, sodass ich meine Latschen reinigen kann und klicke prompt rein in die
Pedale. Durch die City geht es zügig hindurch, gefährlich knapp an einer
Hauswand vorbei und hinab in den Downhill ins Schönecker Tal. Den kurzen Wiesenanstieg
vorm Zielberg gehen der Bayer und Steffen zügig an, Mütze und ich bleiben dran.
Unfallfrei ballern wir den letzten Holper-die-Polter-Abschnitt hinab, und nun
geht’s auch schon los, das Ausscheidungsfahren.
Der bayerische Biker gibt Stoff und
reißt erst mal eine Lücke, Mütze und ich befinden sich dahinter, fahren unseren
Stiefel. Steffen hat zunächst ein paar Probleme. Irgendwann holen wir zwei Zwerge
den Bayern ein und setzen uns bissl ab, auch Steffen bekommt seine fünfte oder sechste
Luft für heute und überholt etwas später den Südländer. Die lange Rampe wird
unterbrochen von einem kurzen Flachstück, wo man noch mal schön Schwung holen
kann. Mütze und Güldi haben ein paar Sekunden auf die Verfolger herausgefahren,
bevor es in den letzten steilen Abschnitt geht. Um oben noch guten Druck zu
haben, bemühe ich vorsichtshalber das große Kettenblatt und gebe bissl Gas.
Mütze unterstellt mir später, mein KERS verwendet zu haben, was ich aber heute
daheim vergessen habe. Jedenfalls reicht es mit ein paar Sekunden Vorsprung für
den 3. Platz der Gesamtwertung dank meiner jugendlichen Spritzigkeit. Gesiegt
hat der starke Felix vor dem ebenfalls starken Tschechen.
HDW seinerseits muss bereits nach
wenigen Kilometern in Runde 1 vom Bock, weil ihm sein Schaltzug durchrutscht am
Schaltwerk. Als er das Dilemma behoben hat, ist er Einzelkämpfer und rollt das
Feld von hinten auf. Völlig im Arsch kommt er trotzdem noch als Gesamtelfter im
Ziel an.
Die Siegerehrung verpassen Felix, Mütze
und ich mal wieder, weil wider Erwarten die Langdistanz vor der Kurzdistanz
geehrt wird, wir uns jedoch entweder noch unter der Dusche oder am Kärcher befinden.
Schade, aber die Geschenke bekommen wir trotzdem. Mir ist leider alles viel zu
groß. Schnelle Biker benötigen meistens die Größe S, keine L oder XL. ;-)
Mein Bike reinige ich nach meiner
verdienten Kartoffelsuppe auch endlich mal, muss vorher aber feststellen,
dass Asiaten – ja, da ist auch einer mitgefahren – beim Kärchern sehr, sehr
reinlich sind und mit den Tücken des Fahrradständers massiv zu kämpfen haben.
Wahnsinn, wie lange das dauert. In der Zwischenzeit haben mir Felix, Mütze und
HDW natürlich den ganzen Schokokuchen am Buffet weggefressen und nur noch
Leberwurstschnitten übriggelassen. Außerordentlich unverschämt. Wenig später
geht’s zusammen mit HDW und diesmal vollem Tank wieder gen Heimat.
Das nächste Rennen wird vermutlich erst
der GBM sein, weil ich bissl Erholung brauche und meinen Rücken schonen will.
Außerdem braucht Coco the cat wegen ihrer heute eingetretenen Rolligkeit ein paar
Extrastreicheleinheiten. See you!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen