Aus aktuellem Anlass zu Beginn des Berichtes
ausnahmsweise mal was wirklich ernst Gemeintes als kleiner Nachtrag zum – nicht
ganz ernst gemeinten – Rennbericht vom Erzgebirgsradrennen in Markersbach. Es
klingt wie ein Scherz, ist aber keiner:
Liebe Leute, weder die beiden Stark-Brüder noch ich,
noch Sascha, Felix oder sonst irgendwer hat in Markersbach ein KERS-System im
Einsatz gehabt. Das war reine Selbstironie. KERS bedeutet „Kinetic Energy
Recovery System“ und wird in der Formel 1 zur kurzzeitigen Leistungssteigerung
eingesetzt. So ein System besteht im Allgemeinen aus einem Generator, einem
Akkumulator und einem Kühlsystem und wiegt um die 30 bis 40 kg. Beim Bremsen wandelt
ein Generator kinetische in elektrische Energie um, die im Akku gespeichert und
per Knopfdruck am Lenkrad – und nicht per Schlagen oder Rütteln am Helm – für
ein paar Sekunden an die Antriebsachse freigegeben wird. Ich versichere hiermit,
dass wir weder im Rahmen, Sattel, Vorbau noch sonst irgendwo ein solches oder
ähnliches System untergebracht oder benutzt haben. Das gibt’s doch noch gar
nicht für Fahrräder, Mensch, das ist doch auch viel zu schwer! Es lief alles
mit rechten Dingen zu.
Jetzt aber zum nicht ganz ernst gemeinten
„Tourenbericht“ unseres Stoneman Miriquidi in Gold bzw. Schlamm.
Wenn man Paul “FKM” Stark mitzählt, sind wir zu Beginn
der Tour neun Leute: Sebastian „FK“ Stark, Immanuel „FKJ“ Stark, Pitt „Pitt Brett“
Götze, Norman „X-Man“ Jaslan, Maximilian „Maxi“ Sieber, Bastian „Herr der
Windeln“ Wauschkuhn, Laura „LH“ Hoffmüller und ich, der Güldi. Ankommen werden
übrigens nur fünf …
Der Treff ist vereinbart für 8 Uhr am
Schotterparkplatz des Col de Pöhl. Ich bin schon 7.45 Uhr da, was einer Sensation gleicht. Dafür
kommen Pitt Brett und HDW über eine viertel Stunde zu spät. Fix
die neuen Klamotten übergeben und zwei Fotos geschossen, und „schon“ geht’s
8.45 Uhr los. LH mit FKM im Hänger, der Rest solo jeweils mit Rucksack. Einige
Kilometer später in Walthersdorf verlassen uns Laura und Paul wie vereinbart.
Der erste zu erklimmende Berg ist der Col de la
Scheibe. Die Auffahrt ist schlammig, aber komplett fahrbar. FKJ demonstriert
bereits hier seine Stärke am Berg. Oben angekommen, löst Pitt sein
25-EUR-Starterpaket ein, was u. a. einen Rucksack beinhaltet, und stempelt
seine Karte ab. Wir anderen tun das nicht, fahren nur „just for fun“. Da ich
der einzige Heizer ohne Rucksack bin, darf ich diesen fortan tragen. Freude.
Bis zum Markersbacher Unterbecken fahren wir fast
immer auf der Strecke der Vier-Hübel-Tour. Hier hat der Begründer der Strecke
einen ersten Scharfrichter eingebaut, einen recht steilen Anstieg hoch zur
Pferdekoppel am Zielhang des Erzgebirgsradrennens von letzter Woche. Ich kann
ihn locker und fluffig hochkurbeln, bis mir das Talent ausgeht und mein
Vorderrad den Bodenkontakt verliert. Also absteigen und im Zickzack hochrennen,
damit mich der übermotivierte und heranrauschende FK bloß nicht überholt. Ihn
bremse ich in voller Absicht aus und stoppe seinen Vordrang. Weiter geht’s
hinauf zum Oberbecken, wo sich FKJ doch tatsächlich erdreistet, sich an meinen
Rucksack zu hängen und sich ziehen zu lassen, der Schelm, und von dort zügig
bergab zum Ephraimhaus. Alles ohne KERS natürlich.
Vom Pöhlaer Tal aus zieht
sich ein recht langer Col hoch nach Knight’s Green (Rittersgrün), wo wir erst
mal auf X-Man warten müssen. HDW hat ab Erreichen der hier ansässigen
Gaststätte „Waldburg“ hörbar mit Blähungen zu kämpfen, beißt aber auf die Zähne
und ist ein Beispiel für uns alle. Ein Mann durch und durch.
Von Knight’s Green aus radelt unsere siebenköpfige Horde zügig den Ravenhill hinauf – ein langer, aber recht leichter Anstieg. Auch hier warten wir rund zwanzig Minuten auf X-Man, der seinerseits aber schon irgendwo an uns vorbei und ins Trailcenter abgebogen ist, wie sich herausstellt. Also fix dem Eisenmenschen den Trail hinterhersetzen, doch kein Norman in Sicht. Rein in den nächsten Trail, doch kein Norman in Sicht. Pitt Brett vermutete schon am ersten Trail, dass Norman nicht den Stoneman-, sondern den X-Man-Pfeilen gefolgt ist. FK ruft erneut an, um in Erfahrung zu bringen, dass Norman bereits auf dem Weg zu uns ist und gleich da sei. Eine Viertelstunde (!) später rumpelt’s im Wald, und er kommt tatsächlich zum Vorschein. Norman muss vorsichtig machen wegen seines teilweise aus Metall bestehenden und verschraubten Endoskeletts, deswegen der Name X-Man. Bei einem Gewitter sollte man Norman außerdem weiträumig umfahren. Zum Glück hält das Wetter.
Von Knight’s Green aus radelt unsere siebenköpfige Horde zügig den Ravenhill hinauf – ein langer, aber recht leichter Anstieg. Auch hier warten wir rund zwanzig Minuten auf X-Man, der seinerseits aber schon irgendwo an uns vorbei und ins Trailcenter abgebogen ist, wie sich herausstellt. Also fix dem Eisenmenschen den Trail hinterhersetzen, doch kein Norman in Sicht. Rein in den nächsten Trail, doch kein Norman in Sicht. Pitt Brett vermutete schon am ersten Trail, dass Norman nicht den Stoneman-, sondern den X-Man-Pfeilen gefolgt ist. FK ruft erneut an, um in Erfahrung zu bringen, dass Norman bereits auf dem Weg zu uns ist und gleich da sei. Eine Viertelstunde (!) später rumpelt’s im Wald, und er kommt tatsächlich zum Vorschein. Norman muss vorsichtig machen wegen seines teilweise aus Metall bestehenden und verschraubten Endoskeletts, deswegen der Name X-Man. Bei einem Gewitter sollte man Norman außerdem weiträumig umfahren. Zum Glück hält das Wetter.
Wir hinken unserem Zeitplan schon mächtig hinterher.
Weiter geht die Hatz in den dritten Trail, der ausnahmsweise nicht bergab geht.
Das ändert sich mit Trail vier: enge Kurven, kleine Anlieger, nasse Wurzeln
usw. Hier kann man es dann doch solide rollen lassen. Maxi ca. hundert Meter hinter mir
nimmt das wahrscheinlich etwas zu wörtlich. Ich weiß nicht, was genau passiert
ist, aber als ich bereits den fünften und letzten Trail absolviert habe und in
Erlabrunn herumkurve, werde ich zurückgepfiffen von FKJ. „Maxi hat’s zerlegt,
und er hat sich wahrscheinlich was gebrochen.“ Nix wie zurück, mit beiden FKs
debattieren, Laura antelefonieren und den letzten Trail wieder hochkurbeln.
Da sitzt er, unser Maxi. Sein linker Unterarm hat sich etwas verschoben,
sodass er ihn halten muss. Elle und Speiche scheinen völlig durch zu sein, der
Arm steht in die falsche Richtung ab. Sehr lecker. Er muss an einer Wurzel wohl
unglücklich über den Lenker abgestiegen und noch einen kleinen Felsen
runtergestürzt sein. HDW weist per Handy einen Krankenwagen und den Notarzt
an, ich nehme Maxis Bike und fahre mit zwei Bikes gleichzeitig wieder ins Tal
hinunter nach Erlabrunn, wo Laura normalerweise kommen und das Bike einsacken
soll. Irgendwas habe ich da falsch mitbekommen und fahre den Berg mit Maxis Rad
an meiner rechten Hand wieder hoch, weil’s so schön ist. FKJ schiebt mich noch
bissl an und macht seine fiese Rucksackankopplungsaktion am Oberbecken wieder
gut.
Nach rund 1,5 Stunden sind wir zur Weiterfahrt bereit, weil sowohl LH als auch die Ärzte ihren Teil getan haben. X-Man, der die komplette Strecke schon letzte Woche fuhr, müssen wir jetzt allerdings „disqualifizieren“, weil wir, um die restlichen knapp 110 km noch im Hellen zu schaffen, etwas auf Zug fahren müssen. Wir haben nach 5,25 Stunden nämlich erst 60 km geschafft …
Schnurstracks verlassen wir Erlabrunn in Richtung Col de Auers. Das Tempo ist jetzt höher, und es rollt gut. Doch auf einmal macht es zisch, und siehe da, meinen Reifen hat’s erwischt. Den 1 cm langen Riss in der Karkasse dichtet die Milch nicht ab, sodass ich den Reifen von innen flicken muss. Beide FKs packen mit an, während HDW und Pitt Brett inzwischen weiterfahren, um Zeit zu sparen. Gut fünf Minuten später nehmen wir die Verfolgung auf, legen ein kurzes Teamzeitfahren hin und erreichen beide noch vor der beginnenden Auffahrt zum Col de Auers. Wieder drückt FKJ gut aufs Tempo, denn die Zeit sitzt uns im Nacken – und mir der Hunger. Oben auf dem Col gibt’s irgendeine Kindertagsparty, bei der aber nur Rentner sitzen, und zum Glück was zu essen. Natürlich schaufeln wir Bratwürste, ich sogar zwei und damit eine mehr als Bratwurstvernichter FK. Sensationell. Direkt nach uns sind dann tatsächlich die Bratwürste alle, was uns sicher nicht beliebt macht da oben. Der DJ auf dem Col de Auers läuft währenddessen zur Hochform auf: „Das Ding muss rein! Das Ding muss rein. Dass Ding muss rein … ins Tor!“, schallt es aus den Lautsprecherboxen. „Ins Tor“ singt der Protagonist aber erst am Ende der Strophe. Wir hatten schon vermutet, er singt: „Das Ding ist drin. Das Ding ist drin. Das Ding ist endlich drin!“
Nach rund 1,5 Stunden sind wir zur Weiterfahrt bereit, weil sowohl LH als auch die Ärzte ihren Teil getan haben. X-Man, der die komplette Strecke schon letzte Woche fuhr, müssen wir jetzt allerdings „disqualifizieren“, weil wir, um die restlichen knapp 110 km noch im Hellen zu schaffen, etwas auf Zug fahren müssen. Wir haben nach 5,25 Stunden nämlich erst 60 km geschafft …
Schnurstracks verlassen wir Erlabrunn in Richtung Col de Auers. Das Tempo ist jetzt höher, und es rollt gut. Doch auf einmal macht es zisch, und siehe da, meinen Reifen hat’s erwischt. Den 1 cm langen Riss in der Karkasse dichtet die Milch nicht ab, sodass ich den Reifen von innen flicken muss. Beide FKs packen mit an, während HDW und Pitt Brett inzwischen weiterfahren, um Zeit zu sparen. Gut fünf Minuten später nehmen wir die Verfolgung auf, legen ein kurzes Teamzeitfahren hin und erreichen beide noch vor der beginnenden Auffahrt zum Col de Auers. Wieder drückt FKJ gut aufs Tempo, denn die Zeit sitzt uns im Nacken – und mir der Hunger. Oben auf dem Col gibt’s irgendeine Kindertagsparty, bei der aber nur Rentner sitzen, und zum Glück was zu essen. Natürlich schaufeln wir Bratwürste, ich sogar zwei und damit eine mehr als Bratwurstvernichter FK. Sensationell. Direkt nach uns sind dann tatsächlich die Bratwürste alle, was uns sicher nicht beliebt macht da oben. Der DJ auf dem Col de Auers läuft währenddessen zur Hochform auf: „Das Ding muss rein! Das Ding muss rein. Dass Ding muss rein … ins Tor!“, schallt es aus den Lautsprecherboxen. „Ins Tor“ singt der Protagonist aber erst am Ende der Strophe. Wir hatten schon vermutet, er singt: „Das Ding ist drin. Das Ding ist drin. Das Ding ist endlich drin!“
Zügig geht’s den Col de Auers hinab nach
Johanngeorgencity über die tschechische Grenze. Pitt macht hier einen Pit(t)stop,
um sich Nahrung zu kaufen, ich überlege, ob ich mir eine braune Handtasche,
zwei Paar Netzstrumpfhosen und den Gartenzwerg in dem einen Zelt da kaufen
soll, bis mir einfällt, dass ich ja schon vor zwei Wochen ähnliche Sachen im Senioren-Bingo
gewonnen habe. Wir setzen die Fahrt auf tschechischem Gebiet fort und staunen
nicht schlecht, als uns Katja Weiß auf dem MTB entgegengerollert kommt. Sie hat
es sicher auch auf die Strumpfhosen abgesehen.
Der nächste Anstieg kommt gewiss, und wenn es auch beizeiten ist. Er zieht sich etwas und wird am Ende immer steiler und schlammiger. Teilweise kommen uns noch kleine Bäche – und Hunde – entgegen, doch wir drücken die Rampe im Sitzen hoch, allen voran FKJ. Wo sind wir jetzt eigentlich? Aha, der Plattenberg, auch „Col de Vinyl“ genannt. Wir halten uns hier gar nicht lange auf, warten, bis Pitt Brett seine Karte gestempelt hat und eilen weiter in Richtung Col de Pleß. Seine Auffahrt ist auch verschlammt und versandet, kreuzt den Skihang und endet oben auf Asphalt. Beide Flaschenkläue finden hier sogar Zeit und noch Luft, über die Standardabweichung ihrer Leistungsmesser zu debattieren.
Der nächste Anstieg kommt gewiss, und wenn es auch beizeiten ist. Er zieht sich etwas und wird am Ende immer steiler und schlammiger. Teilweise kommen uns noch kleine Bäche – und Hunde – entgegen, doch wir drücken die Rampe im Sitzen hoch, allen voran FKJ. Wo sind wir jetzt eigentlich? Aha, der Plattenberg, auch „Col de Vinyl“ genannt. Wir halten uns hier gar nicht lange auf, warten, bis Pitt Brett seine Karte gestempelt hat und eilen weiter in Richtung Col de Pleß. Seine Auffahrt ist auch verschlammt und versandet, kreuzt den Skihang und endet oben auf Asphalt. Beide Flaschenkläue finden hier sogar Zeit und noch Luft, über die Standardabweichung ihrer Leistungsmesser zu debattieren.
Güldi füllt schnell seine Trinkflaschenrohrbombe mit
Wasser, um sich mit den anderen hinab ins Tal zu stürzen. Die Abfahrt vom Col
de Pleß ist nicht ohne, denn hier tut sich eine steile Geröllwüste (Basalt)
auf. Gute Bremsen sind Pflicht, und man sollte nicht allzu schwer sein,
ansonsten wird’s vermutlich hässlich, weil man in den Spurrinnen nicht zum
Stehen kommt und brachial im tschechischen Forest am Ende der Abfahrt
einschlägt – wenn man natürlich zuvor den Abzweig auf halber Höhe verpasst hat.
Unser Quintett kommt gut unten an und setzt seine
Fahrt in Richtung des nächsten Anstieges fort. In irgendeiner Abfahrt verlieren
wir FKJ, der sich einen Vorderradplatten einhandelt. Pitt und HDW fahren aus
Zeitgründen wieder weiter, während FK und ich beim Flicken mit anpacken. Nach
kurzer Standzeit veranstalten wir erneut ein Teamzeitfahren, diesmal aber am Berg.
FKJ wird immer schneller, sodass wir ihn etwas einbremsen müssen, um uns nicht
ins Delirium zu fahren. Erst eine ganze Weile später nach einer längeren
Abfahrt erreichen wir unsere zwei Mitstreiter in Jachymov. Es beginnt der
Anstieg hinauf zum Col de Keil. Das Ding zieht sich ganz schön in die Länge,
und was unten auf Asphalt losgeht, endet weiter oben im Schlamm. FK, FKJ und
ich haben etwas mit unserem Hunger zu kämpfen. FK muss sogar runter vom Hobel,
um was zu essen, FKJ und ich fahren recht zügig die ersten Anstiege hinauf. Auf
halber Höhe gehen der Schlamm und das Wurzelgebolze los, und prompt lege ich
mich bergauf in einer Schlammpfütze ab. Zum Gipfel ist es nicht mehr weit, wo
wir zum dritten Mal für heute zwei Stoneman-Biker aus Chemnitz überholen. Die
denken auch, wir haben eine Hacke, besonders dann, als wir erzählen, dass wir noch zum Col de Pöhl müssen.
Fünf Minuten später kommt FK am Col de Keil an. Es ist bereits 18.45 Uhr. Wir treiben fix noch eine Kneipe auf, wo uns jedoch die tschechische Inhaberin unser wohlverdientes Essen verwehrt, obwohl das Restaurant erst 19 Uhr schließt. Cheise. Doch zwei Minuten später kommt sie wieder raus und fragt, wie viele Portionen wir haben wollen. Ich sage: „Zwei, ach nee, drei, ach nee, fünf!“ Das ist auch gut so, denn ein paar Minuten später kommen Pitt und HDW am Col an und können gleich loslegen mit dem Futtern. Wir erhalten alle eine wirklich große Portion Knödel – jeder fünf Stück plus Gulasch. Zu meinem Erstaunen schaffe ich nur vier Knödel und muss einen Knödel an HDW abtreten. HDW isst übrigens die Knödel nicht, sondern schnupft sie durch die Nase. Das Tempo seines Knödelverzehrs ist atemberaubend. Da kann es schon mal passieren, dass es ab und an mal bläht.
Mir ist inzwischen a…kalt, sodass ich das Besteck vor Zittern gar nicht richtig halten kann, und ich bin froh, als es endlich kurz nach 19 Uhr weitergeht. Auf der Abfahrt vom Col de Keil legt sich FKJ auf einer glitschigen Wurzel noch mal direkt vor mir hin, und Pitt hat einen Schleicher, den wir schnell beheben. FK ist schon runter nach Bozi Dar geheizt. Vereint geht es über die Grenze zügig hinauf zum Col de Fichtel, wo abends die Aussicht beachtlich ist. Ohne Pause fahren wir weiter an der Bobbahn hinab zur Vierenstraße. FK biegt mit Einsetzen der Dämmerung wegen einer kleinen Unkonzentriertheit beinahe in die Fichten ab und rodet um ein Haar und viel zu früh ein paar Weihnachtsbäume.
Fünf Minuten später kommt FK am Col de Keil an. Es ist bereits 18.45 Uhr. Wir treiben fix noch eine Kneipe auf, wo uns jedoch die tschechische Inhaberin unser wohlverdientes Essen verwehrt, obwohl das Restaurant erst 19 Uhr schließt. Cheise. Doch zwei Minuten später kommt sie wieder raus und fragt, wie viele Portionen wir haben wollen. Ich sage: „Zwei, ach nee, drei, ach nee, fünf!“ Das ist auch gut so, denn ein paar Minuten später kommen Pitt und HDW am Col an und können gleich loslegen mit dem Futtern. Wir erhalten alle eine wirklich große Portion Knödel – jeder fünf Stück plus Gulasch. Zu meinem Erstaunen schaffe ich nur vier Knödel und muss einen Knödel an HDW abtreten. HDW isst übrigens die Knödel nicht, sondern schnupft sie durch die Nase. Das Tempo seines Knödelverzehrs ist atemberaubend. Da kann es schon mal passieren, dass es ab und an mal bläht.
Mir ist inzwischen a…kalt, sodass ich das Besteck vor Zittern gar nicht richtig halten kann, und ich bin froh, als es endlich kurz nach 19 Uhr weitergeht. Auf der Abfahrt vom Col de Keil legt sich FKJ auf einer glitschigen Wurzel noch mal direkt vor mir hin, und Pitt hat einen Schleicher, den wir schnell beheben. FK ist schon runter nach Bozi Dar geheizt. Vereint geht es über die Grenze zügig hinauf zum Col de Fichtel, wo abends die Aussicht beachtlich ist. Ohne Pause fahren wir weiter an der Bobbahn hinab zur Vierenstraße. FK biegt mit Einsetzen der Dämmerung wegen einer kleinen Unkonzentriertheit beinahe in die Fichten ab und rodet um ein Haar und viel zu früh ein paar Weihnachtsbäume.
Richtung Bearstone, dem vorletzten Anstieg, zünden bei
FK die Knödel. Er fährt jetzt alles von vorn und zieht unser Grupetto wie eine
Lokomotive. Oben locht Pitt Brett wieder seinen Fahrschein, bei HDW melden sich
lautstark die Knödel, aber wir kommen fix voran. Auf der Abfahrt vom Bearstone nach
Cow Mountain bzw. Kühberg fährt FK wieder von vorn. Dank seiner Aufmerksamkeit
bekommt er gerade noch so bei knapp 70 km/h mit, dass hier links der
Stoneman-Abzweig in Richtung Brettmühle geht. Er steigt wie wir alle recht
brachial in die Eisen, wir drehen um und leiern flink durch Brettmühle und King’s
Forest bzw. Königswalde.
Der letzte Anstieg für heute liegt vor uns, noch mal
300 Hm den Col de Pöhl hinauf. Nach rund neun Stunden reiner Fahrzeit merke ich
so langsam meine Beinchen vorne und meinen Knackarsch. Dafür gibt’s aber Abhilfe:
„Wenn’s vorne juckt und hinten beißt, nimm Klosterfrau Melissengeist.“ Blöd, dass
es zum Schluss noch mal richtig steil wird, als es die Rodelbahn hochgeht. FKs
Knödelvorrat ist noch immer nicht aufgebraucht, sodass er ordentlich am Horn
zieht. Oben auf der Kuppe verfahren wir zwei Knödeldödel uns natürlich noch mal
kurz, bevor es in den allerletzten Downhill für heute geht, der am Ende mit
einer Treppe aufwartet, die man im Dunkeln als solche gar nicht richtig
wahrnimmt. Ein wenig zu zügig nehme ich die Treppe unter die Reifen, doch komme
wohlbehalten und pünktlich zum Sonnenuntergang am Parkplatz an, wo die hiesige
Dorfjugend ihre Opel Corsas und VW Polos driften lässt. Tja, die Intelligenz
verfolgt sie, doch sie sind schneller. FKJ, Pitt und HDW landen auch sicher
ohne Fahrwerksschäden. Am Ende stehen auf meinem Garmin etwas mehr als 170 km
und knapp 4700 Hm wegen der ganzen Umwege und eine Nettofahrzeit von reichlich
neun Stunden. Brutto sind es dreizehn.
Ganz fix düse ich heim zu Schmusekatze Coco, beschmuse
und füttere sie, esse noch schnell einen Joghurt und eine Birne und habe damit
die vielen tausend Kilokalorien locker wieder reingeholt.
Das Fazit: Die Auffahrt zum Col de Keil ist am
heftigsten, der Bearstone am einfachsten, das Oberbecken und der Anstieg nach
Knight’s Green werden nicht als Berge mitgezählt, obwohl es durchaus schmerzt
da hoch. Es ist alles fahrbar, wenn es trocken und man technisch ein wenig
versiert ist. Man sollte früh genug losmachen, falls man im Hellen ankommen
möchte, genug Schläuche und ggf. einen Ersatzreifen einpacken, genug zu essen
mitnehmen, annähernd gleichstarke und nicht zu viele Fahrer dabei haben, da man
sonst zu viele Pausen machen muss, die Handynummern vorher austauschen, Geld, ggf.
Ausweis und KV-Karte dabeihaben, natürlich "Klosterfrau Melissengeist" nicht
vergessen, immer vorne fahren, weil die Stürze hinten im Grupetto passieren, und
daheim am Festplattenrekorder nicht versäumt haben, den Sandmann aufzuzeichnen,
wenn man Stammzuschauer ist wie ich.
Zum Schluss noch gute Besserungswünsche an Maxi, der schon erfolgreich
operiert sein dürfte. Na dann, gute Nacht …
5 Kommentare:
Nochmal Glück mit dem Unterarm gehabt, mit dem Ellenbogen wäre Maxi viel schlechter dran gewesen...
Alles Gute und sehr schöner Bericht, habe ich sogar 2x gelesen.
Vielen Dank für die Genesungswünsche und vor allem für die Organisation/Durchführung des Abtransports meiner Überbleibsel vom Rabenberg. Ich bessere mich, man sieht sich in ein paar Wochen auf dem Mtb ;-)
@Maxi: Trägst du jetzt eine Schiene im Arm, oder wurde das alles von innen verschraubt? LG Guido
Keine Schiene, kein Gips, die Speiche ist jetzt mittelfristig Titan-verstärkt - am Arm, nicht am Laufrad.
Klasse Bericht, macht Mut für unsere Stonemanbefahrung am kommenden WE. Gruß aus München
Carsten
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