Am Rennmorgen habe ich viel
Zeit. Ich weiß gar nicht, wohin damit. Deswegen sperre ich mich erst mal aus
meiner eigenen Wohnung aus. Mein Arbeitskollege wohnt zum Glück nicht weit weg,
um von ihm aus de Modder anzurufen, die prompt nach einer guten halben Stunde
ihrem Wurf die Wohnung öffnet. Am Rennmorgen habe ich kaum noch Zeit, deswegen
ziehe ich am Horn, um noch pünktlich in Löbichau zu sein, dem Mekka des
Mountainbikespochts. Und da ist er schon wieder im Rückspiegel, der gestörte (Ex-)Polofahrer,
jedoch heuer im VW Caddy unterwegs zusammen mit Kai Rosenbaum. Den Polofahrer kriegst
du einfach nicht tot. Eine Klette. Und der setzt doch tatsächlich noch zum
Überholen an auf der Landstraße, hat aber Schiss, durchzuziehen. Feige Sau.
Ich komme gesund in Löbichau
an, parke neben dem Tretungeheuer Markus Thiel ein, grüße die allseits
bekannten Heizer und werde zurückgegrüßt. Na ja, fast. Der Meister grüßt nicht.
Muss er nicht. Gucken reicht. Meisterbonus. Dafür grüßt dem Meister seine Frau.
Den Ziehsohn sehe ich nach einem halben Jahr auch mal wieder bei einem Rennen. Damals
noch um die 1,48 Meter, heute 1,84 Meter. Wie die Zeit vergeht. Das Warmfahren
packe ich auch noch. Dann geht’s schon los.
Die Einführungsrunde nutze
ich fürs weitere Warmfahren, bevor vorne am Hahn gezogen wird. Drei-Meter-Mann
Lars Strehle macht die Pace, dahinter reihen sich die Ambitionierten von heute
brav ein. Lars testet auch gleich mal die Reaktionsfähigkeit seiner
Mitstreiter, indem er trotz Geradeaus-Pfeil bei hohem Tempo nach links zerrt. Großen
Respekt für diese Entscheidung, weil mutig. Dr. O und der Meister können gerade
noch so ausweichen und einen bösen Crash vermeiden. Ich muss nicht in die Eisen
und rolle durch. Nach dem Waldstück befinde ich mich zwischen Gruppe eins und zwei
und kann auch dank meines Ziehsohns Christian Schröder wieder an Gruppe eins
andocken. Nur kurz. Denn ich bin erst einmal im Eimer. Die Gruppe zwei wird
jetzt etwas größer, da meine ganzen Teamkollegen auffahren. Und ein Heizer, den
ich nicht kenne, der aber auch TBR-Klamotten trägt. Und Kai Rosenbaum von den
Stein-Bikern. Der Heizer ist ein wahrer Hüne und tritt ordentlich Watt, dass es
wehtut, selbst im Windschatten. Die Halde erklimmen wir ohne Zwischenfälle, um
dann irgendwann ans Steilstück zu gelangen. Man kann das zwar probieren zu
fahren, aber alle entscheiden sich fürs Laufen. Schwerer Fehler. Mein Fußkleid
rechtsseitig quittiert das Gelatsche mit einem glatten Durchriss der oberen Befestigungsschlaufe,
sodass es mir den Schuh auszieht. Von nun an wird improvisiert, weil rechts
kein richtiger Halt mehr vorhanden ist. Ich komme trotzdem wieder an meine
Mitstreiter heran, um mit ihnen zusammen Runde eins zu beenden.
In Runde zwei steuert unser
Drei-Meter-Mann dieses Mal korrekt geradeaus. Es kommt zu keinen weiteren Zwischenfällen.
Aus Gruppe eins sind Dr. O und David Seidel etwas herausgeflogen, und wir
machen gefühlt etwas Zeit gut. Mittendrin an einem Schotteranstieg fängt sich
der Hüne ein paar Meterchen zu meinen Teamkollegen Sven Püschel, Lars vom Mars
und Mike Baumann ein. Mein Ziehsohn und ich befinden uns hinter dem Hünen. Ich
mache keine Anstalten, das Loch nach vorne zuzudrücken und den Hünen wieder
ranzufahren. Mein Sohn auch nicht. Er bleibt bei Vati. Vorteil: Ich muss nicht
mehr Flamme fahren, was gar nicht so leicht ist mit losem Schuh, und die
Familie bleibt zusammen. Nachteil: Es geht jetzt nur noch um die lauwarme
Bockwurst. Kai Rosewood hat sich inzwischen auch aus der TBR-Armada nach hinten
verabschiedet, weil er zusehends einen Blaustich bekam. Damit sind wir jetzt
nur noch zu dritt in unserem Grüppchen. Die Halde leiern wir kontrolliert empor;
ich zerbreche mir bloß den Kopf, wie ich den bald folgenden Steilanstieg
hochkomme mit dem Schuh. Sicher in Socken. Und da ist er auch schon, der olle
Col. Ziehsohn Christian und der Hüne steigen ab. Ich probier’s nun doch mal, im
Sattel zu bleiben. Das klappt wider Erwarten, und ich muss nicht vom Bock.
Schwein gehabt. Christian geht verloren, aber der Hüne ist noch voll dabei. Ich
bereite ihm in der Zielanfahrt keine Sorgen mehr, weil er viel von vorne
geradelt ist und ich auch keine Motivation mehr habe, mit anderthalb Beinen um Platz zehn zu
sprinten. Der Hüne heißt übrigens Thomas Aurich. Am Ende reicht es zu Platz elf.
Nicht das Gelbe vom Ei, aber ein erstes Lebenszeichen.
So, nun dranbleiben und
aufschütten, neue Schuhe kaufen, etwas leichter werden, und dann schauen wir
mal, wie’s weitergeht demnächst.
Ergebnisse: hier.
2 Kommentare:
Sieben Monate Pause, hach ja, die herrlichen Rennberichte haben mir sehr gefehlt. Auf eine unterhaltsame Saison!
Auf die Berichte habe ich mich schon lange gefreut ;)
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