Mir kam es so vor, als wäre das letzte Heavy24 erst vor drei Monaten gewesen, und nun stand schon wieder eines auf dem Plan – nur für ein anderes Team und in einer anderen Kategorie, dem Achter. Regen sollte es diesmal auch nicht geben. Mit dabei zwei starke Gastfahrer mit Elias und Ronny und sechs Teamfahrer mit Eichi, Rico, Sascha, Falk, Sebastian und mir. Zusammen mit unseren vier Mädels und zwei Zweierteams hausten wir in einer sehr schön konstruierten Zeltburg, die am Tage zuvor von Siegbert, Isabel, Sascha, Uwe und wer weiß nicht wem alles noch in mehrstündiger Arbeit errichtet wurde. Grandios. Der Luxus wurde komplettiert von zwei extra für uns aufgestellten Dixiklos sponsored by Rico Weiße. Rico ist Inhaber der Bauwerk Chemnitz Immobilien GmbH und hat dadurch Kontakt zu derartigen mobilen Einrichtungen. Im Gegensatz zum letzten Jahr mussten wir uns um Hygiene und Füllstand keinerlei Sorgen machen. Besten Dank dafür, Rico!
Jedenfalls kam ich mal wieder als Letzter am Set an, weil ich noch ein paar organisatorische Dinge klären musste. In unseren neuen Teamklamotten wurden wir sogleich von einem professionellen Fotografen abgelichtet, bevor es 12.10 Uhr für Siegbert auf die ersten zwei Runden ging. Ich sollte eigentlich den stets hektischen Start fahren, doch aufgrund des schweren Sturzes letzte Woche sind wir kein Risiko eingegangen. Apropos Sturz: Es sah ja am Donnerstag nicht danach aus, dass ich mitfahren könne, und auch der Arzt meinte, ich dürfe zwei Wochen kein Rad fahren. Doch durch einen günstigen Umstand wurde ich sehr kurzfristig bei Hauptsponsor ADMEDIA mit Kinesio-Tapes zusammengeklebt, so dass sich die Schmerzen übers Wochenende in Grenzen hielten. Hinzu kommt natürlich die enorme Heilfähigkeit eines knapp 35-jährigen gestählten Körpers.
Jedenfalls wechselte Siegbert nach zwei Runden auf mich, wir restlichen Sieben fuhren dann im Ein-Runden-Rhythmus weiter. Leider schlug das Pech sogleich zu, als Elias in seiner 1. Runde aus dem Pedal rutschte, sich dabei auf Asphalt überschlug und auf Kopf und Rücken landete. Kaum zu sich gekommen wurde er zu seiner Verwunderung von vier Helfern angepackt und weggeschleppt. Das passte ihm so gar nicht ins Konzept und er nahm Reißaus. Nach Fertigstellung seiner Runde ging er dann aber doch lieber mal ins Sanitäter-Zelt. Fazit: Helm kaputt, Schulter und Arm geprellt und neu tapeziert, neues Trikot löchrig wie Schweizer Käse, aber Elias noch fit. Unsere anderen Fahrer kamen ohne Probleme durch, bis Elias auf seine 2. Runde ging. Hier hatte er nach ca. der Hälfte einen Plattfuß und musste die schnellen Abfahrten zu Fuß bewältigen, die Flachstücken auf der Felge. Nach rund drei Stunden hatten wir so allerdings schon sieben Minuten Rückstand auf die Spitze. Bis in den frühen Abend hinein festigten wir dann aber unsere Rundenzeiten und alles lief problemlos – bis Falk Baron schwer stürzte, als er an einer Wurzel einfädelte. Er blieb gottlob gesund und konnte zunächst angeschlagen weiterfahren. In der Zwischenzeit gesellte sich Claudia, unsere Masseurin von ADMEDIA, zu uns und knetete, was das Zeug hielt. Und dann schon wieder ein Missgeschick, allerdings nicht auf der Strecke. Da habe ich mich doch so auf meinen Reis mit Hühnerfrikassee gefreut und öffnete voller Enthusiasmus die Dose mit dem Frikassee. Doch im Übereifer vergaß ich, wie stabil das Panzertape ist, mit dem der Deckel befestigt war. Den Rest könnt Ihr Euch denken. Die halbe Dose Frikassee ergoss sich in meinen Turnbeutel, auf die Liege, die Getränke, den Schlafsack und den Güdö. Überall klebten Champignons, Erbsen und Möhren. Das Zeug sah aus wie Würfelhusten, nur gerochen hat es besser. Ich war stinkwütend und fluchte die halbe Nacht, was Ronny, mein Liegennachbar, sicher bestätigen kann. Alles versifft, klebrig und nass. 1,89 EUR und 400 Gramm einfach so weg. Zum spärlichen Essen kam ich leider etwas später.
In der Nacht teilten wir uns in zwei Viererteams auf, so dass jeder drei bis vier Stunden „schlafen“ konnte. Ich fuhr mit Elias, Falk und Ronny im ersten Turn. Da es Falk nicht so gut ging, sind Ronny und ich jeweils zwei Runden am Stück gefahren. Hier rutschte mir aus Versehen in meinem 2. Umlauf eine 19er Runde raus, für die ich mich ausdrücklich bei meinem Team entschuldige. Es muss wohl am überdurchschnittlichen Verkehr in den Abfahrten gelegen haben, als ich Vorsicht vor Tempo walten ließ. Ohne Mist. Dennoch zeigen meine Rundenzeiten, dass ich lieber beim Marathon bleiben sollte. Die Wechsel im Dunkeln klappten dagegen perfekt, da Siegbert ein Sex-Spielzeug irgendwie zum grünen, blinkenden LED-Leuchtstab umfunktionierte und wir uns dadurch nicht verfehlen konnten. Es wird gemunkelt, dass der US-amerikanische Fernsehsender ABC inzwischen für eine Neuauflage der Fernsehserie „MacGyver“ mit Siegbert in Verhandlung getreten ist.
Im Gegensatz zur offiziellen Stromversorgung, die bis Sonntag 12 Uhr nie wieder hergestellt werden konnte und wir uns mit einem eigenen Generator unbeliebt machen mussten, kamen wir alle miteinander gut durch die Nacht. Das taten offensichtlich auch die anderen Teams. Unser Rückstand wurde immer größer. Zu allem Übel klagte Sascha nun darüber, soeben von Carsten Linke überrundet worden zu sein. Ja, auch das Schwein war mal wieder mit von der Partie. Und als Straßenfahrer kam ihm die flache, schnelle Drückerrunde mehr als entgegen. Unser Ziel sollte dennoch Platz 3 bleiben, den zurzeit Team Vogtland inne hatte. Auch sie standen kurz davor, uns zu umrunden, was uns nicht davon abhielt, ordentlich Gas zu geben. Da ich vier Stunden Ruhe hatte, ging ich recht erholt in den Morgen und konnte wie meine Kollegen auch wieder 16er und 17er Rundenzeiten fahren. Wir stellten fest, dass wir ca. eine Minute pro Runde auf Team Vogtland aufholten. Grund genug, unsere Rundenzeiten zu analysieren, den Abstand hochzurechnen und erst einmal die stärksten fünf Fahrer fahren zu lassen. Der Plan ging zunächst auf; wir konnten Minute für Minute abzwacken und verringerten unseren Abstand auf unter zehn Minuten bei noch gut zwei Stunden Fahrzeit. Wir gaben alles und fuhren sehr gute Rundenzeiten, als Falk, dessen eigenes Rad inzwischen leider das Zeitliche gesegnet hatte und er sich ein Rad mit unserem Zweierteam-Kollegen Ronald Oehme teilen musste, zu Fuß ins Zelt eilte. Wegen eines brachialen Kettendefektes auf halber Strecke musste Falk samt geborgtem Rad Huckepack mit dem Motorrad zurück ins Ziel gebracht werden, wodurch uns eine Runde abgezogen wurde. Der Traum vom Podest war somit geplatzt, und wir ließen wieder alle sieben Fahrer auf die Strecke. Elias war inzwischen zu seinem Abi-Ball abgedüst, ließ aber nichts unversucht, die Telefonnummer unserer Masseurin Claudia zu ergattern, der Schlingel. Bekommen hat er sie aber nicht, glaube ich.
Am Ende sprang ein 4. Platz für unser Achter-Team heraus. Aufgrund des Pechs waren wir doch etwas enttäuscht, nicht aufs Podest gefahren zu sein, aber was den Verschleiß angeht, waren wir absolute Spitze. Auch unsere vier Damen waren Spitze, denn sie gewannen die Vierer-Konkurrenz. Unser Kuriosen-Team wurde Dritter, das andere „Kuriosen-Team“ um Jens Dessau und Mario Heidrich Sechster. Die beiden Star-Verkäufer von Biker & Boarder waren schon während des Rennens und erst recht danach verständlicherweise völlig fertig. Jens schlief kurz vor dem Zeltabbau mitten auf dem Acker ein, während sich der gut ernährte Mario zuvor wegen enormer Sitzprobleme hinter das Zelt platzierte und in Kampfhocke rhythmisch die Arschbacken auseinanderzog und wieder zusammenführte, als ob er über sein Hinterteil mit der Wiese kommunizieren wolle. Doch die Wiese blieb stumm. Letztendlich stellte Mario fest, dass da wohl nur noch Eis helfen könne. Ein Bild für die Götter. Er düste anschließend sofort mit dem Auto nach Hause. Vielleicht sitzt er ja noch heute im Tiefkühlfach. Ronald Oehme, der zu Gunsten von Ronny vom Achter in ein Zweierteam wechselte, wurde 18.
Glückwunsch auch an meine zweitplatzierten Vereinskollegen und ehemaligen Leidensgenossen wie Robodoc, Herr Linke usw. vom RSV Erzgebirsche und natürlich Marcel Seidel alias Hans Renner für die schnellste Rennrunde. Hans zeigt mal wieder, dass er im besten Alter ist.
Ganz großen Dank an all unsere Helfer, die ich vorher noch nie gesehen habe und deren Namen ich bis auf Tilo, unseren Edelhelfer, gar nicht kenne, an unsere beiden Montagespezies, die sich das wohlverdiente Wochenende um die Ohren gehauen haben und ordentlich zu tun hatten, und Dank an Claudia, unsere Masseurin von ADMEDIA und Traum schlafloser Nächte unseres Fahrers Elias. Besten Dank an Eichi, Sascha, Rico, Elias, Falk, Ronny und MacGyver für die trotz unserer Missgeschicke doch recht lustigen Stunden.
Bleibt zu wünschen, dass nächstens Jahr ein paar Streckenposten mehr in der Nacht an der nicht immer optimal ausgeleuchteten Strecke aushalten und es so evtl. auch weniger Schwerverletzte oder böse Stürze gibt.
So, das war’s mal wieder. Das nächste Weekend werde ich besser mal keine Rennen bestreiten, um meine Blessuren auszukurieren, um fit in die zweite Saisonhälfte zu gehen. See you.
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