Wieder ne bescheidene Nacht mit völlig sinnfreien Träumen zu Ende gebracht, musste ich zum Drei-Talsperren-Marathon in Eierstock antreten – die 100-km-Runde versteht sich. Dort hatte ich vor, den dritten Rang im WEB-Cup auf Biegen und Brechen zu verteidigen, und zwar gegen Bastian Wauschkuhn, der trotz Überschreitung der Karenzzeit in der Vorwoche starten durfte, und gegen diesen Markus Werner. Ich war zwar pünktlich vorhanden, und das trotz Umleitung durch Strongstone und eines schwarzen Polos TDI mit Chemnitzer Kennzeichen vor mir, aber die ausgedehnte Suche nach meinem Streckensupport (neudeutsch: Verbottler) zog sich dann doch etwas in die Länge. Als ich sie gefunden hatte, war es halb Zehn, 15 min später sollte das Rennen starten. Schnell noch vernünftig angezogen und gegessen, die Gels verstaut und „warmgefahren“, ging’s auch schon los. Und wieder schön alle Legenden des westerzgebirgischen Radspochts versammelt.
Mit einem beherzten Antritt gleich nach dem Start setzte ich mich angepeitscht durch abertausende Zuschauer ca. 150 m lang an der Spitze des Feldes gekonnt für die Fotografen in Szene. Im Gelände übernahm Torsten Mützlitz das Zepter und gab ordentlich Gas, dem nur sieben weitere Fahrer folgen konnten. Zu acht düsten wir nach wenigen Kilometern auch die erste Abfahrt nach Carlsfeld hinunter. Im darauffolgenden Asphaltanstieg hatte ich dann aber Mühe, das Tempo der jungen Wilden zu halten, das wurde auch auf dem Flachstück, auf dem es immer den ollen Schleim gibt, und den anschließenden Waldautobahnen keinen Deut besser. Trotz solidem Puls klebte ich förmlich fest. Dann mal eben das Hinterrad getestet und siehe da, ich hatte nicht mehr allzu viel Luft drin, und das nach nur 10 km. Cheise. Mit der wenigen Luft ging es dann den Col de Auers hoch, auf dem sich Mark Us ungestört die Bergwertung holte. In der darauffolgenden Abfahrt musste ich, um die Gruppe zu halten, hohes Risiko gehen. Laut des Waldmeisters Angaben drohte mein Reifen, sich von der Felge zu verabschieden - bei 60 bis 70 km/h nicht so prickelnd. Im Tal auf den Asphalt- und Schotterpisten musste ich kämpfen, die Gruppe zu halten, obwohl nicht zu schnell gefahren wurde. Ich fuhr ständig am Ende des Feldes, was Mark Us veranlasste, mir zu erklären, doch auch mal in die Führung zu gehen - mit Fast-Platten eine feine Sache. Nun ja, Mordgedanken machten sich hier zum ersten Mal breit. Zum zweiten Mal den Auersberg von der anderen, viel steileren Seite hoch habe ich mir ne schöne Laktatspülung verpasst, um einigermaßen das Hinterrad meines Vordermannes zu halten. Auf dem Hügel angekommen, musste ich aber vom Rad. Die Luft war fast raus; ich pumpte mit zittrigen Händen und beschlagener Brille mit einer Kartusche das Kohlendioxid nicht komplett in den Reifen, sondern auch in die Atmosphäre (Treibhauseffekt) und nahm nach einer gefühlten Ewigkeit die Verfolgung mit einem nun besser fahrbaren Hinterrad wieder auf. Erneut ging ich hohes Risiko, denn es waren Unmengen an Kurzrundlern unterwegs, die natürlich Ideallinie fuhren. Es hätte ein paar Mal fast gescherbelt. Ich gab Gas, was das Zeug hielt und kam tatsächlich wieder näher, aber leider nicht ran. Bergab und auf den langen Geraden war ich mit 42 Zähnen vorn und 11 hinten leider viel zu oft am Drehzahlbegrenzer – ein Königreich für ein größeres Kettenblatt. Unterwegs holte ich Torsten Mützlitz ein, der ebenfalls Platten hatte und nachpumpte. Nach ein paar Kilometern fuhr er kurz nach Beginn der dritten Runde wieder auf mich auf, so dass wir zu zweit die Verfolgung aufnahmen. Nicht viel später erreichten wir am Ende eines steilen Schotteranstieges Lars Strehle, den Straßenfahrer. Nun zu dritt übernahm Torsten zusammen mit mir die Führung, bevor sich Torsten aufgrund eines neuen Plattfußes leider wieder ausklinken musste. In meinem Hinterrad war die Luft inzwischen auch wieder bedenklich knapp. Die Milch im Reifen dichtete leider das Loch nicht ab. Ein erneutes Nachpumpen hätte nicht viel Sinn gemacht, sondern nur Zeit gekostet. Außerdem war ich völlig breit, denn die Verfolgung hatte ordentlich Körner gekostet – zuviel für den Dönerverkäufer. Mit gerade mal 160 Schlägen auf der Uhr und nachgemessenen 600 mbar im Reifen war der Drops gelutscht. Dennoch verrichtete ich die Führungsarbeit und versuchte, die Lücke auf die eben in der Ferne gesichteten Fahrer Dr. O und Wauschi zu verringern: Fehlanzeige. Es ging nichts mehr. Güdö und Reifen so gut wie platt. Zu zweit quälten wir uns über nicht enden wollende Asphalt- und Schotterwege und kämpften uns noch teilweise mit Krämpfen die letzten giftigen Anstiege wie bspw. den Col de Wauwau (Hundshübel) und zu guter Letzt den Zielhang hoch. Lars überließ mir fairerweise wegen meiner geleisteten Führungsarbeit den Vortritt im Ziel, so dass ich Sechster wurde. Es ging ja noch um die Gesamtwertung im WEB-Cup. Bereits während des Rennens begann ich zu rechnen, welche Konstellationen eintreten müssen, damit ich den 3. Rang behalte. Alles für’n Arsch, denn ein gewisser Herr Werner musste ja unbedingt Zweiter hinter dem erkälteten Flaschenklau werden und damit zehn Punkte Vorsprung auf mich rausfahren. Für Wauschi hätte es sogar noch gereicht, da er Fünfter wurde. Damit entgingen mir ein schöner Pokal sowie 100 EUR Taschengeld, die ich eigentlich in ein Drei-Monats-Abbo von Beate-Uhse.TV investieren wollte. Aber Dank Mark Us muss ich bis Ende des Jahres auf diese Art der Unterhaltung verzichten. Wenigstens durfte ich nach einer höchstens 5 cm kalten Dusche in den überfüllten Katakomben des Clubhauses anschließend bei der Siegerehrung und mit der Erlaubnis des Waldmeisters(!) ein wenig an der knuffigen Susann herumknuddeln. Und ich griff eine kleine Tüte Gummibärchen der Marke Trolli ab. Beide Ereignisse retteten dann doch noch etwas den Tag.
Besten Dank an dieser Stelle an meine beiden Verbottler Herrn Renner sen. und an Vereinskollege Frank Pieper sowie an Verbottlungsorganisator Onkel Hans. Es hat alles perfekt funktioniert! Die Pics lieferte wie fast immer der Bilderservice vom Team Fast.
Nun denn, bis nächste Woche irgendwo.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen