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Montag, 12. September 2011

Greifenstein-Bike-Marathon am 11.09.11

Bei bestem Spätsommerwetter, einem Unding für den GBM, ging es diesmal für mich auf der Mitteldistanz über 70 km in die Vollen. Man möge mich dafür schlagen, aber ich wollte nach einer halben Ewigkeit mal wieder nur die zwei Runden ballern, um zu schauen, wie’s um meine Spritzigkeit bestellt ist. Na ja, nicht mehr so wie früher, muss ich eingestehen.
Das Startfeld war bestens besetzt. Mit dem Waldmeister, dem Rumen Voigt, dem Dr. O, dem Udo Müller, einem uns unbekannten Tschechen in Ganzkörperkondom, der Metze, der E-Lok u. v. a. stand ich unter dem Startbogen aus Kunststoff. Für die Verbottlung zuständig zeichnete mal wieder, Ihr ahnt es, das Puhdys-Frontmanndouble, der Hans Renner alias Dieter Birr.
Kurz nach halb elf startete ich aufgrund des lauten Startschusses mit einem Tinnitus ins Rennen. Einer recht unkonventionellen Streckenführung über eher undefinierte Feldabschnitte folgte der erste Anstieg. Bereits dort formierte sich eine sechsköpfige Spitzengruppe, in der ich mitfahren konnte. In der ersten Abfahrt verbottelte ich gleich mal den Geyerischen Forest, was recht blöd war, da es meine einzige Trinkflasche zu diesem Zeitpunkt war. Das sollte sich später rächen. Zügig bolzten wir dann an der Schanze entlang hoch auf die Asphaltgerade, vorbei am Fliegenpilz und rein in die Schlammabfahrt. Waldi bog als Erster ab, dahinter der Rumen, der Tscheche, der Udo Müller, danach der Burni. Leider zog der Udo vor mir unabsichtlich etwas nach links rüber, so dass mir die Strecke ausging, ich auf einer Wurzel ausrutschte und frontal mit dem Nischel voran in einem Holzhaufen einschlug. Der Einschlag war sehr heftig, von 30 auf 0 km/h und von 1,75 auf 1,70 m in einer halben Sekunde. Und ich dachte so beim Sternezählen: „Cheise, zwei Wochen Flüssignahrung.“ Meine Startnummer 1234 hat’s schön zerbröselt und diente gleich zum Anzählen des angeknockten Burnis. Nach gut zwei Minuten entschied ich mich, nach einem Systemcheck, einer Unterhaltung mit einem sehr hilfsbereiten Biker sowie dem Teamkollegen Sascha Nagel und ein paar Körperverrenkungen so wie im Video unten weiterzufahren. Das Rad war lädiert, aber fahrbar. Ich wurde anfangs noch überholt, weil einfach mal eine halbe Runde gar nix ging, erst allmählich kam ich wieder auf Touren und lag so um Platz 20 bis 25 herum. In der Zwischenzeit wurde ich auch vom Flaschenklau junior (Immanuel Stark) überholt, der darauf sagte: „Ein Traum wird wahr.“ Da war ich erstmal völlig demotiviert. So was kannste ’nem mehr als doppelt so alten Mann nicht flüstern, wenn er gerade auf dem Zahnfleisch Richtung Gripstones hochbummelt … Da fährt mir schon der echte Flaschenklau nicht vor der Nase rum, dann tut es eben der Nächste der Sippe Stark. Ich hoffe, es gibt da nicht noch einen Dritten. Sei es drum, die Abfahrt von den Greifensteinen tat schön weh, aber ich kam heile unten an. Zusammen mit Sascha Nagel und Flaschenklau jun. fuhren wir zum Ana Mare der Verbottelungsstelle entgegen. War ja leer mein Behälter. Da sah ich ihn stehen, unseren Onkel Hans, die lebende Legende unter den sächsischen Verbottlern, der Geschmeidigste unter den Meniskusoperierten, der Hörbarste unter den Schluchtenjodlern. Er ließ sich nicht lumpen und übergab mir die dringend benötigte Flasche.
Bergab taten die Wurzel wieder ordentlich weh, doch konnten sich Immanuel und ich etwas absetzen. Auf den Drückerpassagen im Wald gesellte sich Teamkollege Sascha N. zu uns und spannte sich in bester Teammanier ohne Rücksicht auf sein Herz-Kreislauf-System vor uns. Danke!!! Er fuhr schönes Tempo, und den kleinen Flaschenklau nahmen wir auch gleich mit ans Hinterrad. Und auf einmal kam die große Verfolgergruppe um Robodoc ins Sichtfeld; da gaben wir noch etwas mehr Gas. Am leichten Anstieg im Wald waren wir wieder dran, und plötzlich lief es besser bei mir. Der Motor sprang wieder brauchbar an. Da die Gruppe recht langsam unterwegs war, pflügte ich gleich vorbei, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Natürlich hingen sich ein paar Leute hintenrein, doch waren wir jetzt schneller unterwegs als vorher. Zu sechst oder siebt zogen wir dann über die bekloppten Wurzeln Richtung Start/Ziel. Schon wieder Wurzeln, schon wieder aua. Oben stand er wieder, Hans im Stück, und verbottelte mich vorbildlich. Robodoc zog dort etwas am Riemen, so dass sich die Gruppe auflöste und nur drei Fahrer übrig blieben: zwei Steinis und ein Dönerverkäufer.
Behutsam ging es in die erste Abfahrt, auf der mir Hot Doc und der andere Steini entwischten; ich konnte einfach nicht schneller. Auf der Geraden zur Schanze drückte ich mich wieder ran, fuhr sachte um die „Schredderkurve“, in der zwei Krankenautos standen – in einem davon lag der Carsten Brödner mit zerbröseltem Schlüsselbein -, um dann zusammen mit Robodoc und dem anderen Steini nach dem Asphaltstück die Dönerverkäufergedächtnisabfahrt in Angriff zu nehmen. Diesmal blieb ich auf dem Bock. Nicht so E-Lok Danny Dittmann, der dort kurz vorher an der gleichen Stelle zu Boden ging, und den wir hier einholten. Oben kam nun der verstörte Polofahrer von der Vier-Hübel-Tour ins Blickfeld, spannte sich gleich vor unseren Robodoc, trat drauf wie ein Gigolo nach der Bandwurmkur und hängte dabei den zweiten Steini ab. Danny und ich blieben mit Mühe und Not dran. Erst auf dem Weg zu den Gripstones hoch ließ der Vortrieb von Herrn Meyer etwas nach. Auf der Abfahrt von den Greifensteinen musste ich Doc und die E-Lok leider wieder fahren lassen, weil der olle Nacken wehtat. Da kam auch der André Meyer schon wieder von hinten ran. Und nun der Knüller: Er bot mir doch tatsächlich eine Trinkflasche an, da ich meine zweite für heute wieder in der Abfahrt zurückließ. Denkt man nicht, ein sehr lieber Polofahrer, der André.
Robodoc war etwas enteilt, Danny und ich hatten ein paar Sekunden Rückstand, als es in die Steilauffahrt ging. Da traf ich the real Flaschenklau, der mich prompt anfeuerte. Gute Besserung Deinem Knie, Du alter Heizer! Den Doc holte ich kurz darauf fast ein, wenn er nicht auf einmal angegast hätte. Und schon wieder war er weg. Oben verbottelte mich der Puhdys-Austauschfrontmann Hans-Dieter Birr - diesmal mit zwei Flaschen.
Erst an der Straßenquerung hatte ich Doc wieder eingeholt. Fortan waren wir zu zweit unterwegs, da die E-Lok reißen lassen musste (2x entgleist). In den flachen Waldstücken wechselten wir uns gut ab und lagen auf den Plätzen 6 und 7. Die letzten 2,5 km fuhr ich dann komplett von vorn, holte den starken Tschechen ein (Plattfuß) und konnte als Fünfter mit schönen Krämpfen ins Ziel „sprinten“. Robodoc kam kurz dahinter in dasselbe. Waldi Heinke siegte auf der Felge fahrend vor Udo Müller und der Metze. Rumen wurde Vierter. Erst einen Tag später bemerkte ich, dass er nur 1 s vor mir ins Ziel huschte. Auch Platz 3 war nur 90 s entfernt. Schöne Cheise, da wäre nach der Aufholjagd sogar noch mehr drin gewesen.
Vom Ziel aus ging’s gleich ungeduscht und stinkend in den Krankenwagen zu den Sanitätern, die alsbald einen zweiten Krankenwagen anforderten. In der Zwischenzeit halfen mir die Heavy24-Veteranen um Kugelblitz Mario Heidrich, Jan Leuschner und Sascha Nagel beim Umräumen meiner Utensilien vom Audi in den Krankenwagen. Schon wieder danke!!! Schön verdreckt hievte ich mich dann in den zweiten Krankenwagen, der mich für günstige 10 EUR inkl. Halskrause ins Krankenhaus Annaberg chauffierte. Aufsichtsratsvorsitzender vom Erzgebirgsklinikum Annaberg ist übrigens Andreas Stark, der Erzeuger der Flaschenkläue. Von denen wurde ich heute irgendwie verfolgt. Dort wurde ich sogleich nach meiner Chip-Karte befragt und gelobt, diese auch tatsächlich bei mir zu haben. Zum Dank stellte man mich eine knappe Stunde in die Ecke, da an diesem Tag weitere Biker eingeliefert wurden. So kam an mir im Rollstuhl der Carsten Brödner mit bandagiertem Schlüsselbein und Infusion vorbeigerollert. „Guido, Du auch hier?“ Ja, ich lag dort blöd rum und durfte nix trinken. Mann, hatte ich Durst, doch es wurde mir untersagt, bis das Röntgen vorbei sei. Doch der tschechische Notarzt tastete mich ab, befragte mich zum Crash und wies die liebe Schwester an, mir ein Getränk zu reichen. Es war heißer Tee; bei 30°C genau das Richtige. Nach einer Weile wurde ich ins Röntgen zum Fotoshooting geschoben, wieder von der Röntgenschwester zurückgeschoben(!), weil es dank Frau Merkel keine Zivis mehr gibt, und nach einem Gespräch mit einem deutschen Facharzt für Chirurgie mit Schmerztabletten und Befund entlassen: Distorsion der Halswirbelsäule, Wirbel 3 und 4, ohne Frakturanzeichen. Puh, Schwein gehabt. Aber weh tut’s schon ordentlich.


Der liebe Carsten Brödner bzw. seine nette Freundin brachten mich dann im Polo – ja, schon wieder ein Polo – zurück zum Parkplatz am Ana Mare. Die Siegerehrung war gelaufen, dennoch durfte ich noch mal aufs Stockerl, etwas erzählen und mir meine wohlverdienten Preise abholen. Viel gab’s aber nicht mehr. Mein Auto war in der Zwischenzeit zum Wespenhorst mutiert. Da ich meinen Wasserkanister leider „verborgt“ hatte und mein Handtuch noch im Brödnerschen Polo lag, konnte ich mich weder duschen noch groß säubern. Ich stank gar jämmerlich. Lieber Audi, kommt nicht wieder vor.
Auf dem Heimweg konnte ich am Stauweiher meinen Kopf leider nicht nach den hübschen Damen links und rechts von mir verdrehen, die scharenweise vom Baden kamen. So eine Cheise. Mein Blick wird nun einige Tage nur nach vorn gerichtet sein. Schauen wir mal, ob Eibenstock mit mir stattfindet. In diesem Sinne: Hals- und Beinbruch!


6 Kommentare:

Carsten Brödner hat gesagt…

Du bist der unangetastete Weltmeister der Rennberichtsautoren:-) Gute Besserung;-)

polo-krankentransport-fahrerin hat gesagt…

was für ein lustiger bericht!!! carsten hat gesagt, ich soll's mal lesen - du solltest mit deinem schreibtalent versuchen reich und berühmt zu werden.. :)
dein handtuch bekommst du das nächste mal frisch gewaschen zurück! Wünsch dir weiterhin gute besserung!
liebe grüße von der polofahrerin :)

Der Schlauch mit Lochfaher! hat gesagt…

Der Hammer an Berichten! Gute Besserung!

Waldmeister hat gesagt…

Bei den zu beklagenden Opferzahlen und Materialschäden soll doch erstmal Einer sagen die lokalen Mtb-Veranstaltungen seien nur was für Waldautobahnfanatiker! Meine Felge is zum Glück noch heile... Gute Besserung an alle Verwundeten und viel Spaß beim Instandsetzen der geschundenen Rennmaschinen!!!

Bastian hat gesagt…

Es freut mich umso mehr, dass dein Schreibstil keine Schäden abbekommen hat. Gute Besserung, Guido, und viel Spaß bei der Krankengymnastik.

Guido hat gesagt…

@Die liebe, nette, hübsche Polofahrerin: Es war sehr schön im engen Polo. Und der Duft zweier stinkender, aber gutaussehender Biker war sicher grandios für Dich. Ich werde mir Deinen Rat durch den Kopf gehen lassen, da ich beim Berichteschreiben keine 10 EUR Notfallgebühr zahlen und keine Halskrause tragen muss ;-).

@Carsten B.: Beste Genesung auch dem Sturzopfer der berüchtigten Schredderkurve!

@Straßenfahrer Lars: Danke Dir, und passe auf die Löcher am Straßenrand auf!

@Waldmeister: Wie gesagt, die Fulcrum-Felgen stecken sogar den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre locker weg.

@Wauschi: Danke Dir, und das nächste Mal den Wecker stellen und die Windeln am Tag vorher bereitlegen!

So, ich werde mich dann widerwillig der Krankengymnastik widmen.

VG
Guido