Schon wieder Weekend, schon wieder Wettkampf, heute in
Johanngeorgencity. Der Kamm-Bike-Cross stand im Pflichtenheft. Wie fast immer
zu spät zündete ich den Bremsfallschirm in Nähe des Start- und Zielgeländes, wo
ich auch schon Familie Stark traf. Vater Andreas und Sohn Immanuel sollten das
Rennen über 69 bzw. 46 km bestreiten, Bruder Sebastian spielte diesmal den
Edelverbottler. Er selbst verpasste am Vortag als 26. der Gesamtwertung beim
Dolomiti Superbike nur haarscharf die WM-Qualifikation. Ein Heizer vor dem
Herrn, unser FK.
Bastian, Tessa und Florentine Wauschkuhn trafen auch schon ein,
sodass es eigentlich losgehen konnte mit dem Schlammrennen. Pünktlich zum Start
zerstörte ich meine Trinkflasche durch beherztes Saugen am Nippel, was an und
für sich Cheise war, da die Brühe nun freien Lauf hatte und mir die
Schenkelchen verklebte. Am Start standen so einige Leute, die man auf der
Rechnung haben sollte, ja musste. Allen voran Karsten Volkmann vom Team Isaac
Torgau. Um hier zu gewinnen, musste man zwingend an ihm dranbleiben. Natürlich
war HDW, mein Teamkollege, auch ein harter Brocken, aber wir fuhren ja quasi
„Hand in Hand“. Wenn’s bei dem einen nichts wird, ist ja noch der andere da.
Wir zwei harmonierten in den letzten Rennen wirklich gut, lernten uns nicht nur
auf dem Rad, sondern mitunter auch übereinanderliegend im Dreck bestens kennen,
ja beinahe lieben, weswegen wir nicht umsonst in vier Wochen die Trans
Schwarzwald zusammen bestreiten werden. Hoffentlich wird Florentine nicht
eifersüchtig. Rudi the bald headed Rocket musste sich heute natürlich auch die
Ehre geben wie schon letzte Woche in Womenstone.
Punkt zehn ging’s scharf in einem größeren Pulk den ersten
leichten Anstieg, den sog. Butterweg, hinauf. Das Tempo war noch erträglich,
sodass der Pulk eine Weile Bestand hatte. Am leicht veränderten
Streckenabschnitt zum Zielgelände hinunter verbottelte mich FK in
herausragender Manier; quasi verdeckt unter der Gürtellinie zog er die Flasche
wie einen Revolver hervor und drückte sie mir in die rechte Tatze. Ich kugelte
ihm zwar beinahe die Schulter aus, doch ich hatte die ach so wichtige Flasche
gekrallt – die andere war ja kaputt aufgrund brachialer Saugwirkung.
Den folgenden schlammigen Singletrail meisterten wir solide
und zogen nun die Waldautobahnen bis zum technischen Downhill nach dem Gasthaus
entlang. Hier konnten Fleischmütze Rudi und ich ein paar Meter auf die
Verfolger herausholen, die jedoch im Anstieg wieder heranfuhren. Oben auf dem
Plateau angekommen, waren wir dann nur noch zu viert, obwohl das Tempo immer
noch nicht extrem hoch war. Bastian, Bret Janschneider, Karsten Volkmann und
ich radelten fortan gemeinsam die letzten beiden Anstiege zum Zielgelände hoch,
wobei dieses Jahr die Schanzenauffahrt wegen Unbefahrbarkeit ausgelassen und
dafür ein kleiner Umweg in Kauf genommen wurde.
Die Verbottelung fand diesmal bereits am Butterweg statt –
Florentine hieß jetzt meine Flaschenfee. Pünktlich zur Einfahrt in den zweiten
Singletrail nach dem Bergabstück rollten unsere Verfolger, allen voran Rudi the
Rocket, wieder an uns heran, weil wir vorher etwas herumgebummelt hatten. Schande
über uns. Nun waren wir sechs Leute, bis erneut der Downhill erreicht war. Rudi
schoss wieder als Erster hinein, gefolgt von HDW und mir. An der kurzen
Gegenrampe ließ HDW dann dermaßen das Gas stehen, dass mir Angst und Bange
wurde, ob das sein Rad auch aushält. Es hielt, und er konnte sich sogar etwas
absetzen. Karsten Volkmann fuhr das Loch zu HDW zu, weil ich keinerlei
Anstalten machte. Oben auf dem Plateau waren wir wieder nur zu viert, nachdem
dort eine Tempoverschärfung durch Bastian erfolgte – Rudi ist einfach zu schwer
für die steilen Rampen. Am Wiesenanstieg zur Rundendurchfahrt koppelten wir
wohl nun auch den Bret ab, der aber eh‘ nur die zwei Runden drückte und
souverän gewann. Karsten, HDW und ich bildeten nun ein Trio. Die obligatorische
Cola wurde mir wieder von Edelverbottler Sebastian dargeboten. Ich griff sie
mir und ließ des FKs Schulter heile. Den Namen Flaschenklau hat er heute mehr
als wettgemacht. Da mir das Tempo in Runde drei nun doch etwas zu langsam war
und Karsten nicht viel Führung fuhr, begannen die taktischen Spielchen. Wenn
HDW in die Führung ging, nahm ich deutlich raus, sodass Karsten ein größeres
Loch zudrücken musste, wollte er Bastian nicht davonradeln lassen. Das Spiel
machten wir zwei-, dreimal. Fuhr ich nach Volki in die Führung, trat ich etwas drauf,
dass er sich nicht richtig erholen konnte. Am Wurzeldownhill ließ ich’s nun
rollen und konnte mich etwas von Volki und HDW lösen. Letzterer fuhr natürlich
die Lücke zu mir nicht zu und überließ das Karsten, der jedoch keinerlei Aktion
unternahm. Gut für mich, denn so konnte ich Sekunde für Sekunde gut machen. Bastian
seinerseits griff am Anstieg zum Plateau an und riss sofort eine Lücke. Unsere
Spielchen hatten Karsten scheinbar zermürbt – er hatte einen Hungerast und
musste am Ende auch noch Rudi the Rocket passieren lassen. Den letzten
Wiesenanstieg hinauf trat ich nochmals drauf, weil ich mir nicht sicher war,
wie weit die Verfolger entfernt waren. Oben auf der Kuppe gab mir FK allerdings
zu verstehen, dass mir keiner folgte. Puh, Schwein gehabt, da ich jetzt
blöderweise erste Krämpfe hatte. Ich nahm raus und rollerte total verschlammt
und unerkannt über den Zielstrich – das Los eines verdreckten, beinahe
unsichtbaren Zwerges. Irgendwie haben die mich verpasst. Gut eine Minute
dahinter kam der Herr der Windeln, unser Bastian, deutlich sauberer ins Ziel.
Wie macht er das bloß? Rudi schnappte sich wie gesagt noch den Karsten und
wurde Dritter. Andreas kam als 26. (5. AK) ins Ziel, Sohn FKJ als 6. (1. AK)
auf der 46-km-Runde. Ganz feines Resultat fürs Team. Und was beinahe unfassbar
ist: Mein Bike hatte weder Platten noch Schleicher, noch Kettenklemmer, noch
Zusammenstöße mit HDW oder Rentnern auf Trekkingrädern, noch sonst irgendwas.
Es geht doch, und die Pechsträhne ist nun hoffentlich mal vorbei.
Das Säubern der Bikes verschoben wir auf später, da leider
nur ein Gartenschlauch mit 0,2 bar Überdruck zur Verfügung gestellt wurde – für
ca. 200 Bikes nicht wirklich viel. Das Härteste an diesem Tag sollte aber noch
kommen, und zwar die Dusche im Loipenhaus. Sie bot zwar Einstellmöglichkeiten
für die Temperatur, doch man konnte nur wählen zwischen saukalt und saukalt,
oder in Zahlen ausgedrückt, 2 cm. HDW traute sich als Erster unter die Brause;
seine Schmerzschreie dürften draußen auf der Veranda nicht zu überhören gewesen
sein. Danach war Güldi dran. Auch ich konnte mir die durch enorme Qualen
verursachten Laute nicht verkneifen. Mann, war das arschkalt.
Einigermaßen sauber zogen wir nun ins Festzelt, aßen Nudeln
und ehrten die Sieger. FKJ erhielt eine Säge(?!), HDW ein Sixpack Bier und ich
Iso-Pulver. Anschließend säuberten wir noch ungestört die Räder, so gut es halt
ging, danach war Feierabend.
letzter Anstieg |
Ich werde jetzt eine kurze Rennpause von zwei bis drei Wochen einlegen, bevor ich
Ende Juli wieder angreife. Das ist zwar angesichts der Form etwas schade, aber
Güldi braucht mal etwas Erholung. Wauschi allerdings presst nächste Woche noch die
Langstrecke der Salzkammergut-Trophy, wofür ich ihm viel Glück wünsche. In
diesem Sinne immer warmes Wasser! Bye.
im Ziel |
4 Kommentare:
Mmmhhhh..., da muss ich mir jetzt, um die WBC-Wertung doch noch an mich zu reisen, irgendwas einfallen lassen! ;-) Trotzdem Glückwunsch zum Sieg und viel Spaß mit dem Iso-Pulver, hehe***
Grüße!
Ja, Waldi, aber ich benötige noch 25 Punkte, oder du darfst in Eierstock bei einem Ausfall von mir höchstens Dritter werden. Bei einem Sieg von dir muss ich mind. Zehnter werden ...
Herzlichen Glückwunsch, Burny!!
Das 29er scheint Dir mickriger Zwerg (MZ) sehr gut zu passen.
Ich hoffe Du kommst auch die VHT wieder ohne Pechsträhne durch ;-)
Starkes Rennen von dir, Güdö ;)
Ich habe noch ein paar schicke Bilder von dir, die meine Kollegen gemacht haben. Bei Interesse Mail.
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