Aus irgendeinem unerklärlichen Grund kam
ich sehr pünktlich von daheim weg, obwohl der Wecker wie immer nach einer
bestimmten Formel gestellt wurde: Start des Rennens minus eine Stunde vor Ort
rumdösen minus prognostizierte Fahrzeit minus eine Stunde Frühstück und
Körperpflege minus 5 min Schmusen mit der komischen Rassekatze in Güldis
Kuschelbett. Also musste ich das Zu-spät-Kommen simulieren, um den Audi nicht
gänzlich zu unterfordern. Die Erkenntnis: Der 3. Gang geht sogar bis 200 km/h.
Sehr pünktlich aufgeschlagen in
Eierstock, konnte ich alsbald Steffi „MdFK“ Stark ausfindig machen und ihr
meine Flaschen darbieten. Kurz darauf traf ich Sebastian und Immanuel Stark,
die beiden Flaschenkläue. Nach solidem Warmfahren ging es um halb zehn scharf.
Die Organisatoren hatten gleich zu
Beginn eine Streckenänderung eingebaut, wodurch einige Höhenmeter mehr gedrückt
werden mussten. Allen voran Sebastian „Küfi“ Küfner. Abends zuvor soll er
Gerüchten zufolge eine Flasche Wein niedergemacht haben und fuhr aller
Wahrscheinlichkeit nach unter Restalkoholeinfluss. Weiterhin ereilte ihn nachts
im Schlaf scheinbar die Gaskrankheit, denn er trat drauf wie ein Gaskranker
eben. Seine Sitzposition auf seinem 26er (!) glich der Fluglage einer Cruise
Missile, entsprechend schnell war er unterwegs.
Bei knapp 190 Schlägen auf meinem
Pulsmesser musste ich mir eingestehen, dass ich zu alt für diesen Scheiß bin,
und musste die Gruppe um FK, FKJ, Küfi und Christopher Maletz fahren lassen, um
nicht schon zu Beginn zu explodieren oder in Schnappatmung überzugehen. Blut
schmeckte ich schon. Lars „Der Straßenfahrer“ Strehle tat es mir wenig später
gleich. Ihn holte ich an der Schleimversorgungsstelle an der Carlsfelder Talsperre ein. Von dort ging’s zu zweit weiter mit wechselnder Führungsarbeit
bis zum Fuße des Col de Auers. Dort grüßte mich eine mittelalte Dame
(SUDFJAD) und rief mir „Dirk!“ zu. Ich
erklärte ihr, dass ich der Güldi bin, nicht aber der Dirk.
Ca. eine Minute vor uns düsten die vier
Spitzenreiter die Rampe hinauf, wir folgten ihnen mehr schlecht als recht.
Norman „X-Man“ Jaslan verbottelte mich dort höchstpersönlich, was ich sehr toll
fand. Danke! Fix die MdFK und die kleine Arbeitskollegin, Frau Tetzner, gegrüßt,
bolzten Lars und ich die Abfahrt runter, so gut es halt ging mit meinem 38er Zahnkränzchen.
Lars konnte sich schon bei der ersten Auffahrt zum Col de Auers nicht mehr
wirklich an der Führungsarbeit beteiligen, weil er krankheitsbedingt noch
angeschlagen war. Also zog ich den Drei-Meter-Mann auch das Flachstück bis zum
zweiten Aufstieg zum Auersberg hinter mir her, so gut es eben ging. Von vorne
sah unser Duo sicher sehr merkwürdig aus: ein Bike, zwei Arme am Lenker, ein
Kopf, zwei Arme auf meiner Schulter, ein weiterer Kopf. Auf der Abfahrt verlor
ich Lars, grüßte im Vorbeifahren den Steffen „OdFK“ Werner und machte mich
allein auf die Verfolgung der vier Führenden. Den ersten Ausreißer kassierte
ich kurz nach der Talsperre Sosa – allerdings kampflos. Es war der gaskranke
Küfi, der einen Plattfuß beheben musste und mich mit den Worten grüßte: „Heute
habe ich mal Pech.“ Ich grüßte brav zurück und fuhr weiter recht zügig bis zum
Blauenthaler Wasserfall. Hier quälten sich die Massen hoch; ich kam kaum
vorbei. Oben angekommen, sah ich vor mir Christopher Maletz herumfahren. Ich
überholte ihn wenig später, und er hing sich natürlich hinten rein. Als Duo
harmonierten wir mit deutlich mehr Führungskilometern meinerseits bis zum
Abzweig in Runde drei an der Bundestraße. Dort holte ich mir meine „Ein-Liter-Rohrbombe“
mit Cola bei der aufgrund ihrer Haarfarbe „strahlenden“ und weithin sichtbaren
Kathleen „TdFK“ Werner. Zu diesem Zeitpunkt sollte ich Führender des Rennens
sein, wie sich knapp 10 km später herausstellte.
Ein paar Kilometer nach dem Anstieg zum
Butterberg bzw. Col de Rama an der Versorgungsstelle im Wald brüllte ein Wicht
von hinten: „Guido!“ Der Wicht hieß Immanuel Stark. Mit ihm kam auch Bruder Sebastian
aufgerollt zu uns. Sie wurden von einem verwirrten Streckenposten mit roter
Nase kurz nach Beginn von Runde drei in Richtung Ziel geleitet und sorgten dort
für allgemeines Entsetzen. Sie gewannen nicht nur souverän die 50 km, sondern
handelten sich dadurch auch einen ca. sechsminütigen Umweg ein. Beide mussten
diesen wieder zudrücken und holten uns beide just an der genannten
Verpflegungsstelle ein. Nach kurzer Konversation im Bummeltempo gaste FKJ
wieder an, und zu viert kamen wir flott voran. Nach einer Spitzkehre mit
anschließender Rampe ergriff FKJ die Initiative und latschte etwas intensiver
drauf. FK zog mit, ich nach kurzem Stoßgebet Richtung Oberschenkel auch. Meine
beiden Teamkollegen merkten, dass ich ihnen hinterhersetzte, und nahmen kurz
das Gas weg. Als ich auf der Kuppe dran war, zogen wir zwei Minuten durch wie
im Mannschaftszeitfahren. Christopher Maletz war damit abgeschüttelt und wir zu
dritt im Wald unterwegs. Am Hundshübel bzw. Col de Wauwau musste ich wieder
beißen, um dranzubleiben. Das ewige Alleinfahren im Wind und die vielen Führungskilometer
kosteten schon ein wenig Kraft. Beide FK’s jedoch nahmen Rücksicht auf den
alten Mann und attackierten nicht. Auf den Flachstücken spannte ich mich, so
gut es ging, vorn rein, damit ich wenigstens hier meinen Anteil leiste. Einen
kurzen Schreckensmoment gab es ca. 10 km vor dem Ziel, als es kurz zisch machte
an meinem Hinterrad und mir Milch auf die Wade spritze. Gottlob hat’s den
Reifen gleich abgedichtet, sonst hätte ich mich grün und blau geärgert und
irgendjemanden verhauen müssen. Aber diesmal sollte mein Rad ohne Panne
durchhalten – ein Wunder, denn es ist das erste Mal in 2013 ohne Panne. Es geht
doch!
Ins Ziel fuhren wir direkt
hintereinander. Der Stärkste von uns dreien, FK, als Erster, der Schwächste,
der runzelige Güldi, als Dritter. Dazwischen natürlich FKJ, der am Vortag mit
dem Rennrad schon Zweiter beim Bergzeitfahren in Döbeln wurde.
Beim Duschen vollbrachte ich meine gute
Tat des Tages und rettete vier Baby-Erdkröten aus dem Fensterschacht der Männerlatrine.
Im Festzelt schmarotzte ich mal wieder bei Familie Stark und staubte fleißig
Gummibärchen und Schokoflocken ab, bevor „Güdö“ zur Siegerehrung gerufen wurde.
Unsere Laura Hoffmüller wurde trotz dickem Bauch und Spezial-Lenkervorbau Zweite auf der 30-km-Runde (1.
AK), der André „SchwadFK“ Fischer wurde Gesamtsieger im Halbmarathon der
Fußläufer, und Andreas „EdFK“ Stark holte sich Platz sechs seiner AK auf derselben
Strecke. Sebastian gewann außerdem die Bergwertung und den 1. Platz im WEB-Cup
vor Bruder Immanuel. Also mal wieder voll abgeräumt, die Stark’sche Sippe. Den
Fressalienkorb für die Bergprämie teilten wir untereinander auf, weil wir einfach ein geiles Team
sind. Die sauren Gurken landeten bei mir nebst Dosen-Ananas und Walnüssen.
Die Heimfahrt verlief zügig, aber
unspektakulär. Doch irgendwie habe ich mir während der Heimfahrt im Kfz am
Hinterrad des MTBs einen Plattfuß eingefahren. Vermutlich wurde die Milch durch
die enorm hohen Kurvengeschwindigkeiten des Pussywagons von den porösen Reifenflanken
weggepresst, keine Ahnung. Also doch nicht ohne Panne. ;-)
Mal schauen, ob ich in Belantis beim wenig
selektiven Pizzatellerrennen starte. Falls nicht, sieht man sich beim ABM auf
der Langstrecke wieder. Bis dahin Kette rechts. Euer Dirk.
Copyright by Philipp Hartung |
2 Kommentare:
Reife Leistung, Guido und es geht auch ohne Defekte ^^
Wieder mal viel bessere Unterhaltung als im Fernsehen... DANKE.
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