Im Startgelände übergab ich noch recht müde – denn Katze Coco war schweinerollig – meine
Flaschen meinem Vadder, machte mich rennfertig, fuhr mich bei kühlen
Temperaturen bissl warm und stellte mich vorne ran ans recht große, gut
besetzte Starterfeld. Bereits vor dem Startschuss gab es den ersten Defekt –
das Startfahrzeug sprang nicht an, also schnell Ersatz besorgen, und ab ging
die Post nach kurzer Bummelphase hinter dem neuen Auto.
Am ersten Col lief’s mal wieder bekloppt,
und ich machte mir schon Sorgen, ob das mit der Erkältung die richtige
Entscheidung war heute. Erst am zweiten Berg drehten die Beine dann solide,
sodass ich keine Probleme mehr hatte, das Tempo zu halten. Auf dem längeren Asphaltstück vor der Halfpipe war die Führungsgruppe noch sehr groß, in die Halfpipe hinein
fuhr ich anschließend kontrolliertes Tempo, damit mir bloß der Reifen drauf
bleibt auf der Felge; im Hammergrund übernahm ich dann die Spitze, die ich
über den gesamten Rennverlauf eigentlich nur auf den langen Asphalt- und
Schottergeraden abgab.
Den Steilanstieg Mitte der Runde konnte
man sorglos mit dem großen Blatt hochdrücken. Oben angekommen, waren wir auf
einmal nur noch zu fünft, was ich erst später merkte, weil ich immer vorne fuhr
und nicht sah, was hinten passierte. Die Führungsgruppe bestand jetzt aus Steve
Scheffel, Torsten Mützlitz, Rico Süße, Micha Trommer und mir. Die anderen Fahrer
mussten da bereits reißen lassen. Unser Quintett blieb bis zur ersten
Rundendurchfahrt unverändert.
Die Verbottlung bei Zieldurchfahrt ging beinahe
in die Hosen, da die Damen dort noch nicht ganz bereit für uns waren. Ich griff
mir mit meinen kurzen Ärmchen gerade so eine Flasche, verkantete allerdings mit
dem Vorderrad und wäre beinahe schön abgeflogen in Richtung Turnhalle. Ich konnte
den Lenker aber herumreißen und auf dem Hobel bleiben, sonst wäre es ganz schön
aua geworden. Meinen anderen Mitstreitern schien es ähnlich ergangen zu sein,
denn ich war im Anstieg zum Schösserholz zunächst alleine, aber dann kamen
Mütze und Co. wieder herangefahren. Fein die knuffige Susann und ihre Schwiegermama
Bärbel Heinke gegrüßt, holte ich vorne fahrend die erste Männerstaffel ein und
fuhr bei ordentlichem Gegenwind den Plattenweg runter. Da eierte ein Ehepaar
auf Tourenrädern rum. Und natürlich zog die Frau, als sie uns kommen hörte,
prompt nach rechts. Blöd nur, wenn dort gerade der Güldi angeschossen kommt.
Ich konnte der Trulla gerade noch so ausweichen, aber die Meute hinter mir
musste voll in die Eisen. Die gehören dort nicht hin! Keine Startnummer,
Schutzbleche, Fahrradständer, Gepäckträger. Ich halt’s nicht aus. Den folgenden
ansteigenden Asphaltteil gönnte ich mir im „Windschatten“ von Mütze und
natürlich auch von Rico eine kleine Pause, bevor ich hinter den beiden
Team-Fast-Heizern den Trail hinabsteuerte. Beide ließen es ordentlich krachen,
aber weg kamen sie nicht. Torsten und Rico schafften auch wieder den
Anschluss, und zu fünft mit mir als Lokomotive fuhren wir den Hammergrund und
den Steilanstieg zum zweiten Mal hinauf. Oben merkte ich erst an der
Verpflegungsstelle, dass wir nur noch zu dritt waren, da ich heute meine
Rückspiegel vergessen hatte. Dixisteve und Micha waren weg. Kurz vor der
Verpflegungsstelle wurde ich von meiner leiblichen Modder astrein verbottelt. Das
war übrigens die sehr kleine Frau mit dem sehr großen Korb rechts am Weg. Unser Trio blieb fortan zusammen,
und wir umkurvten etliche Kurz- und Mittelrundler, was insbesondere auf den
Abfahrten nicht ungefährlich war. Die Zieldurchfahrt nach Runde zwei klappte
beinahe problemlos, wenn da nicht ein Zuschauer blindlings von links nach
rechts über die Straße gerannt wäre. Er musste sicher dringend aufs Klo, was ich ja
verstehe, doch vorher bitte nach rechts schauen, ob da evtl. ein
Radler angeflogen kommt. Auch hier konnte ich einer Kollision gerade noch aus
dem Weg gehen.
Die dritte Runde begann wie die zweite:
Ich fuhr den kompletten ersten Anstieg und auch den Plattenweg von vorn, das
Asphaltstück diente zur Erholung, bevor ich in der Halfpipe wieder die Führung
übernahm. Den Hammergrund ging’s jetzt zum dritten Mal hoch. Rico hinter mir
klang inzwischen wie ein Mix aus Asthma und Leidenschaft. Er schnaufte wie eine
Dampflok, deren Kessel bald platzt. Den Steilanstieg bewältigte ich zügig, aber
noch nicht mit Vollgas wieder auf dem „großen“ Blatt. Zum letzten Mal
vermodderte mich meine Bottle, und wir „stürzten“ uns in die Abfahrt. Auf dem Schotterziehweg
hinauf Richtung Col de V.I.P. fragte mich Rico, ob Teamkollegin Laura
Hoffmüller schwanger sei. Ich bestätigte das und gab ihren voraussichtlichen
Entbindungstermin preis, wir diskutierten in unserer Männergruppe wohl auch
noch etwas darüber und fuhren zügig weiter. Ich spielte jetzt wieder die
Lokomotive. Den letzten schnellen Downhill das Feld hinunter überstanden Mensch
und Maschine schadlos, obwohl wieder recht viele Leute zu überholen waren. Der
letzte Asphaltanstieg sollte also die Entscheidung bringen zwischen uns dreien.
Aber Pustekuchen. Rico zog zwar kurz vor Ende des Anstiegs am Horn und
an mir vorbei, doch ich konnte sein Hinterrad halten. Mütze war auch noch mit
von der Partie. Rico nahm wieder raus, wir schauten uns alle kurz an und fuhren
piano durch die Eigenheimstraße hindurch zum Autohaus vor. Hier galt ja auch
eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h. Kurz nach dem Autohaus zog Rico
erneut einen Sprint an, ich konnte abermals mitgehen. Blöderweise war der folgende
Weg hier recht schmal und mittendrin ein Kurzrundler. Wir nahmen ihn
mit Vollgas notgedrungen in die Zange, Rico zog rechts, ich links an ihm
vorbei, ich bekam wieder mal einen Busch voll in die Fresse, war aber
jetzt kurz vor Rico. Mütze ging uns irgendwo verloren beim Sprinten. Als Erster
bog ich in die scharfe Linkskurve zum Sportplatz hinunter, fuhr recht weit
innen, damit Rico nicht hindurchschlüpft, und trat noch mal richtig drauf. Die
Rechtskurve ins Ziel war enger als gedacht, das Geländer kam immer näher, doch
ich stürzte nicht und war nach zehn Jahren mal wieder glücklicher Erster im
Ziel. Rico, dem man heute früh sicher was in den Tee getan hatte, folgte drei
Sekunden nach mir, Mütze weitere zwanzig Sekunden. Enge Kiste.
Weil ich recht alle war, bin ich ohne abzusteigen
gleich durch die Massen im Ziel durchgefahren, um ein paar Minuten auszurollen. Das
Siegerinterview folgte etwas später.
Ich zog mich fix um, trank einen heißen
Tee, mein waschechter Vadder erkannte mich anschließend nicht, als
er nur einen Meter an mir vorbeiging. Das liegt daran, dass er mich nur am
Wochenende sieht. Da kann man schon mal vergessen, wie der eigene Zögling
aussieht.
Als Preis gab es neben einer Geldprämie ein
Sixpack Bier, was einige Umdrehungen aufwies und ich es deshalb meinem Vadder
vermachte, der sich mit Bier besser auskennt als ich.
So, nun ist die Erkältung wieder da, und ich
werde mir jetzt wieder mit Schokolade und Gummibärchen den Wanst vollschlagen,
um einen Grund zu finden, auch in der Saisonpause bissl zu trainieren. Die DM in
Münsingen habe ich vorwiegend aus Kostengründen konsequent sausen lassen,
und Cyclocross ist absolut nix für mich Langstreckenzwerg. Bis die Tage.
Der Start (C) by Philipp Hartung |
Die Meute jagt mich (C) by Philipp Hartung |
Ende Runde 1 (C) by Philipp Hartung |
De Modder verpflegt mich (C) by eigener Vadder |
Ende Runde 2 (C) by Philipp Hartung |
Zielsprint Runde 3 (C) by Philipp Hartung |
Das Interview (C) by eigener Vadder |
De Modder und ihr Wurf (C) by eigener Vadder |
Die Siegerehrung 60 km (C) by Philipp Hartung |
3 Kommentare:
Schicker Bericht und natürlich dein starkes Ergebnis, so sollte man die Saison beenden.
Herzlichsten Glückwunsch zum Sieg.
Jetzt weiß ich endlich wer deine Modder ist. Als ich vorbei fuhr, dachte ich Sie will eine ganze Fußballmannschaft verbotteln...
Du hast ja liebe Eltern :-D
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