Translate into your own language

Donnerstag, 3. Juli 2014

Mad-East-500-Samstagsetappe in Altenberg am 28.06.14

Am Morgen komme ich nur schleppend aus dem Bett, denn es war `ne harte Woche auf Arbeit, und ich bin ganz schön breit. Der Kaffee ist deswegen auch etwas stärker als sonst.
Der Start in Altenberg ist für 10 Uhr angesetzt, also nix wie los. Der Audi liebt die Landstraße, also fahre ich Landstraße. Deutlich vor der berechneten Zielzeit bin ich in Old Mountain, und wer mein Navi kennt, weiß, dass das gar nicht so einfach ist. Für stolze – nicht nachvollziehbare – 45 EUR erkaufe ich mir meine Startberechtigung für die lange Samstagsetappe.
Der Start erfolgt wie im letzten Jahr den Altenberger Skihang hoch, und bereits dort handle ich mir Rückstand ein, weil der Motor noch nicht hochdrehen will. Ich komme nicht mal über Puls 180. Das Dilemma setzt sich fort, als ich die Spitzengruppe auf der Geraden verpasse und ca. zwanzig Fahrer ziehen lassen muss; die zweite Gruppe holt mich ein, und mit ihr geht es die nächsten Kilometer durch die Wälder. Jeder Anstieg heute ist eine Qual, dennoch kann ich mich mit Torsten „Mütze“ Mützlitz und Sebastian „Küfi“ Küfner aus der Gruppe nach vorn verabschieden und etwas später einige Fahrer einsammeln, darunter auch meine Teamkollegen Wauschi, der dieses Jahr sein erstes Rennen bestreitet und trotzdem bis jetzt vor mir liegt, und FKJ, den es zweimal gelegt hat. Irgendwann sind wir konstant vier Leute in unserem Verfolgergrüppchen: Küfi, Mütze, Olaf Nützsche und Güldi.

Tief im Wald fällt mir dann mal wieder die Kette zwischen Kurbel und Kettenblatt, was einen ungeplanten Stopp zur Folge hat. Die Kette hat sich wie letzte Woche in Malevil wieder mächtig festgeleiert, sodass ich ordentlich basteln muss, um den Mist zu lösen. Mir geht das echt auf den Geist, aber neue Kettenblätter sind inzwischen bestellt. Ich bekomme die Kette frei, doch meine Gruppe ist natürlich weg. Das Blöde ist, dass es danach zunächst flach weitergeht und ich als Zwerg keine Chance habe, heranzukommen, besonders dann nicht, wenn Maschine Olaf Führung fährt. Erst ein ruppiger Downhill spielt mir in die Karten, wo ich Küfi ein- und überhole. Mütze und Olaf sind immer noch etwas weg, und ich muss mehr, als mir lieb ist, die Anstiege hochballern, um wieder ranzukommen. Letztlich klappt es irgendwo in Holzhau, den Anschluss herzustellen. Küfi ist leider fürs Erste verlorengegangen, und meine Trinkflasche ist jetzt leer. Das kann ja Eiter werden.

Ich warte nach wie vor sehnsüchtig auf meinen „Selbstzünder“, doch auch bei Hälfte des Rennens passiert gar nichts. Ich stehe wie ein Eimer. Irgendwo bei Kilometer 43 treffe ich zum Glück auf Verbottler und SchwadFK, André Fischer, der mir meine dringlichst benötigte Bottle reicht. Ich bin zu diesem Zeitpunkt schon 5 km ohne Getränke und trocken wie ein Salzhering. Mütze übrigens auch, weil wir beiden Sitzriesen nur eine Flasche im Rahmen unterbringen können. An der Verpflegung bei Kilometer 55 greife ich dann doppelt zu, stecke mir eine Bottle unters Trikot, die andere teile ich mir mit Mütze. Olaf greift noch zwei Nutella-Brötchen und gibt mir eins davon. Es läuft sehr fair ab bei uns dreien.

Ein paar flache Kilometer später zünden bei Olaf die Nutella-Brötchen, und er gibt Gas am Wiesenanstieg hinauf zur Holzhauer XC-Strecke. Mütze geht mit, ich fahre stur meinen Stiefel weiter, da eh‘ nix passiert mit meinem Motor. Oben angekommen, habe ich natürlich Rückstand und versuche, ihn auf den folgenden Trails- und Downhillabschnitten zu verkürzen. Irgendwann kann ich wieder zu Mütze aufschließen, kurz bevor es durch die wilden Flüsse und für uns beide ums Überleben geht. Schnorchel und Taucherflossen haben wir just heute daheim vergessen, sonst liegen die bei mir immer im Kofferraum. Durch die ersten drei Bachdurchfahrten komme ich ohne Probleme durch, während Torsten seine Probleme hat. Ich bilde mir ein, dass er sogar kurz unter Wasser verschwunden ist. Die vierte Wasserdurchfahrt vor der Verpflegung ist dann auch für mich zu tief, sodass ich baden gehe.

An der Verpflegung kommt uns die Verfolgergruppe um Schneidawind, Vonhausen, Danowski, Felix Fritzsch, Alex Rebs usw. entgegen. Das dürften nur um die zwei Minuten Vorsprung sein vor uns, was mich echt wundert, weil ich bis jetzt eigentlich nur herumeiere; kurz darauf folgt Olaf Nützsche. Auf dem Rückweg durch den Bach gehe ich natürlich erneut baden, und im anschließenden, etwas steileren Anstieg fährt mir Mütze davon; ich bin indisponiert und warte immer noch aufs Zünderli. Irgendwo auf einer schnellen Wurzelpassage fängt dann mein Hinterreifen an zu zischen. Es hat die Seitenwand erwischt. Das Zischen ist mal weg, mal wieder vorhanden, später zischt es dauerhaft. Also runter vom Bock und versuchen, das Loch ohne Schlauchwechsel dicht zu bekommen, was mir nach einer Weile sogar gelingt. Der reine Wahnsinn. Nachpumpen tue ich zunächst nicht. Torsten ist trotzdem erst mal weg, und von hinten nähert sich ein unbekannter blauer Fahrer. Der überholt mich tatsächlich auch, was mich depressiv macht zum Samstagnachmittag. Na wenigstens kann ich etwas später Mütze wieder einholen. Dann fährt irgendwo im Wald Christian Kreuchler vor uns, der gerade eine Panne behoben hatte. Wir überholen ihn und fahren einige Minuten zusammen. Kreuchi gibt dann an einem kleinen Anstieg etwas Gas, was ich zum Anlass nehme, mitzugehen. Mütze muss jetzt reißen lassen. Kreuchi und ich bleiben allerdings nicht allzu lange zusammen, denn er schießt am Berg mit anderen Waffen als ich. Von da an bin ich Single. 

Ein paar Minuten später sammle ich Tommy Galle ein und komme wieder in Sichtweite von Olaf und dem blauen Fahrer. Exakt hier scheint der Zeitpunkt zu sein, wo mein Zünderli kurz einsetzt – um nach 5 km schon wieder die Hufe hochzunehmen. Pitschnass vom Regen quäle ich mich wieder die schlammigen Anstiege hoch und erreiche die vorletzte Verpflegung, wo ich eine Colaflasche vom SchwadFK kralle. Danach kommt der für mich unangenehmste Teil der Strecke: ein Holpertrail mit nassen Wurzeln und Laufpassagen. Gar nicht mein Ding, und so kommt es, dass sich von hinten jemand nähert, und zwar Kumpel Küfi. Bei ihm scheint der Motor heute gut zu laufen. Er enteilt mir ein wenig, ich hole ihn wieder ein, dann enteilt er mir ein wenig, und ich hole ihn wieder ein. Das Ganze geht bis zur letzten Verpflegung und der folgenden tiefen Schlammpassage vor dem letzten Anstieg. Der Forst hat dort richtige Arbeit geleistet, das Wetter tut sein Übriges. Echt unschön zu fahren, dieser Badewannenabschnitt. 

Erst am letzten Col komme ich wieder in die Gänge und verkürze etwas den Abstand auf Küfi. Auf der Kuppe und den langen Schottergeraden sauge ich mich immer näher ran, aber Küfi dreht sich nicht um, um evtl. in Panik zu verfallen. Am Downhill zum Ziel sind es nur noch 20 s, doch ich Steuerkünstler bleibe an einer Wurzel hängen und gehe über den Lenker. Mein rechter Schalthebel zeigt jetzt in Richtung Polarstern, ein Schalten zu diesem Zeitpunkt wäre Science Fiction. Zum Glück ist das Ziel nicht mehr weit, sodass ich auch nicht mehr schalten muss. Sehr enttäuscht und erschöpft komme ich als 14. der Gesamtwertung ins Ziel. Der Rückstand auf Peter Hermann und Sebastian „FK“ Stark ist gigantisch, der zu meinen direkten Vorderleuten recht gering. Meine Performance heute war leider unterirdisch, das Knie drei Tage lang geschwollen und schön blau, also am besten ganz schnell abhaken und nach vorne blicken.

Vielen Dank an dieser Stelle an Andreas Hennig fürs Halten des Bikes am Kärcher und an Sandra Kaiser für die „Geschirr-Kaution“. Es wird langsam Zeit für eine Saisonpause, und zwar nicht nur für mich, sondern auch fürs Kfz. Denn auf der kurvenreichen Heimfahrt meldet doch tatsächlich der Bordcomputerdödel, dass ich doch bitte mal sofort anhalten soll, denn da stimmt was mit der Luft im (Auto)-Reifen nicht. Die Platten verfolgen mich hartnäckig. Zum Glück ist nach einem Check die Sache halb so wild, sodass ich meine CO2-Kartusche stecken lassen kann und Güldi samt Audi wohlbehalten daheim ankommen.

Man sieht sich.


Keine Kommentare: