Seit Markersbach Ende Mai ist es mein erstes MTB-Rennen,
vorher hatte ich keine Lust auf MTB und vor allem aber keine Zeit, weil die
meisten Rennen samstags stattfanden. Samstags muss ich immer anderweitig
schaffen, weil in der Woche nüscht wird bei mir. Abends zuvor beim Kettenblattwechsel stelle ich fest, dass der Spider
meiner Kurbel womöglich das Zeitliche gesegnet hat. Zum Glück hat man als
IT-Mensch ein 1-zu-1-Backup in einem orthografisch abgetrennten Raum liegen,
sprich im Keller, und montiert halt das. Dazu noch ein neues Ritzelpaket
hinten, passt schon. Was man jedoch vorher zwingend tun sollte, ist, die Mühle
einzufahren. Nicht so ich. No risk, no fun. Und normalerweise wirst du nach einem Getriebewechsel
fünf Startplätze nach hinten versetzt, aber in Womenstone, wo das heutige
Rennen stattfindet, drückt man ausnahmsweise ein Auge zu.
Mehr als die Hälfte der TBR’ler sind am Start, FK allerdings
dieses Mal nur als Edelverbottler und Auf-die-Söhne-Aufpasser. Nicht meine,
sondern seine. Mein Sohn fährt ja das Rennen mit. Das Warmfahren fällt flach,
und Laura muss ich vorher auch noch nachmelden, die samt Familie sehr, sehr
spät dran ist.
Um zehn geht’s los aus Startreihe eins. Gleich auf den
ersten zwei Kilometern passieren zwei Stürze direkt vor mir. Das ist doof, weil
man abbremsen bzw. ausweichen muss und die Vorderleute verliert. Abgesehen
davon drehen die Beine cheise, die Spritzigkeit, sofern ich so etwas ansatzweise
besaß, ist die letzten Wochen durchs Rennradeln weitestgehend flöten gegangen;
ich komme nicht gut vom Fleck, aber ich fliege nicht auf die Schnauze wie manch
anderer. Teamkollege Bastian Wauschkuhn alias HDW a. D. beispielsweise nimmt
als promovierter Geologe bergab eine Bodenprobe mit seiner rechten
Gesichtshälfte. Er ist wohl etwas zu schnell darunter gefahren und dabei über
den Lenker abgestiegen. Die Sanitäter helfen ihm aber bereits wieder auf die
Beine. Durchatmen. In ein paar Tagen ist der Dreck dann sicher auch wieder
rausgeeitert.
Im leider nur mäßigen Renntempo ziehe ich fortan meine
Bahnen, unsere beiden Youngsters Christian Schröder und Mike Baumann befinden
sich noch vor mir. Irgendwann sehe ich Ziehsohn Christian am Ziel stehen. Bei
ihm schlug der Mann mit dem Hammer zu. Man munkelt, er sei etwas zu lange auf
dem Limbacher Stadtfest gewesen, um seiner 70er-Jahre-Lieblingsband Pussycat
zuzulauschen. MB hole ich in Runde drei oder vier wieder ein. Die Verbottlungen
durch FK klappen reibungslos, auch wenn ich ihm zweimal fast den Arm auskugle
dabei.
Die folgenden Schleifen befinde ich mich ununterbrochen in
Gesellschaft der Herren Lattner und Stephan, sozusagen im Radfabrik-Sandwich.
Der Drops nach vorne ist längst gelutscht, also geht es nur noch um
Schadensbegrenzung und darum, nicht umrundet zu werden und den alten Mann und
sein nicht so ganz eingefahrenes Bike heil über den Kurs zu bringen. In der
letzten Runde gibt’s dann noch zwei Kollisionen: eine harmlose mit Onkel Diddi
Sonntag und eine heftigere etwas später mit einer Framöter – einer Frau mit
Köter. Sie erdreistet sich nämlich, in einer schnellen Rechtskurve kurz vor
Ziel in der Ideallinie zu spazieren. Ihre Fußhupe verfehle ich knapp, nicht
aber ihren Rucksack. Rums. Selber schuld, liebe Dame. Herr Lattner zog schon
etwas vorher am Gashahn, ich reagiere gar nicht erst. Soll er nur machen, geht
mich nichts an, keine Lust, Mut zur Pause. Als Achter komme ich im Ziel an.
Ohne Krämpfe dieses Mal. Genug getrunken und gleichzeitig zu langsam gefahren.
Laura siegt haushoch bei den Damen, wird 18. bei den Männern und befindet sich noch
in derselben Runde mit mir. Das zeigt, wie stark unsere LH zurzeit drauf ist
und wie’s bei mir aussieht. Im Ziel meint sie auch noch, ich hätte eine Wampe. Der Tag ging schon bescheiden los daheim, das Rennen war Grütze, und nun noch das. Verbale Zerstörung eines sowieso schon moralisch angeknacksten Individuums. Es gibt Frauen, die sich hinter den Zug werfen oder aus dem Erdgeschossfenster
stürzen, wenn die so etwas gesagt bekommen, aber zum Glück bin ich keine Frau, wohne im 2. Stock, und eine Schiene in der Nähe habe ich auch nicht gesehen. MB und HDW a. D.
erreichen natürlich auch das Ziel, mehr oder weniger neu tapeziert.
Später werden noch neue Klamotten unter uns Fahrern verteilt
und Unmengen an Kettenwixe vom Sponsor. Die einen nehmen es für die Kette, die
anderen … Kein Kommentar. Ohne auch nur ansatzweise die zulässige
Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten, geht’s mit dem Ziehsohn wieder Richtung
Karl-Marx-Stadt. Daheim gleich auf die Waage gestellt – das erste Mal in der
neuen Wohnung. Und vermaledeit, die Laura hat mehr als recht. In den nächsten zwei
Wochen werde ich als nun Zweitdickster im Team versuchen, so 15 bis 20 kg
abzunehmen, damit ich beim KBC wieder vernünftig mitmischen und reinhalten
kann. Obwohl, ich habe gehört, dass Frauen auf
kleine Bäuchlein bei Männern stehen …
In diesem Sinne. Spocht frei!
Ergebnisse: hier.
(c) by dem Diddi Sonntag seiner Frau |
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