Ich kann die Rennberichte quasi kopieren und nur Wetter und
Region anpassen, es kommt meistens aufs selbe heraus, verdammte Grütze.
Zunächst aber stören mich mal wieder die Umleitungen nach Eierstock und später wieder
heimwärts. Orte wie Stützengrün, Stangengrün, Irfersgrün, Pechtelsgrün,
Giegengrün, Wolfersgrün, Voigtsgrün, Hartensteingrün, Zwickaugrün-Ost liegen
nicht wirklich auf der Ideallinie. Was sich der Erzgebirgskreis oder wer auch
immer da erlaubt, ist eine Zumutung. Der DTM kann nichts dafür, die müssen nur
zu Unrecht die Haue einstecken. Seit Jahren komme ich nicht ohne Umleitungen zum
oder weg vom DTM, muss zig Kilometer durch die Pampa eiern, Sprit und
Lebenszeit verballern. Das nervt ganz gewaltig. Nun weiter mit den schöneren
Dingen.
Lars, der drei Meter große Straßenfahrer, ist krank. Das
Alter hinterlässt langsam seine Spuren, und man wird anfälliger für
Katzengrippe und solches Zeug. Ich übernehme seine Startnummer samt seinem
Namen darauf. Die Ummeldung kostet, warum auch immer, stattliche 10 EUR, was
einem Stundenlohn von ca. 600 EUR entspricht, denn mehr als eine Minute hat das
Ganze nicht gedauert. Die Anmeldung im Ganzen beansprucht aufgrund des Andrangs
leider mehr Zeit, als mir lieb ist. Es wird eng, sehr eng, zumal ich noch nicht
umgezogen, geschweige denn warmgefahren bin. Daniel Kandler, der Lümmel, ärgert
mich währenddessen bei seinem Warmfahren durch Herunterzählen der Zeit bis zum
Start, während ich mich schminke, fix in Schale schmeiße und langsam Panik kriege. Pünktlich 35 s vor dem Start reihe ich mich von vorn in die
Startaufstellung ein; ich hätte mich also locker 30 s länger warmfahren können.
Und schon geht’s los.
Am ersten Anstieg kann ich zu meiner Verwunderung eine
kurze Weile das Tempo der Spitzengruppe um FK, David Seidel und Benjamin bzw.
Michael bzw. Benjamin Michael halten, während sich vorne sukzessive Christian
Kreuchler aus dem Staub macht. Ich muss mir jedoch eingestehen, dass ich das
Tempo so nicht durchhalten werde und nehme etwas raus. Gruppe zwei schließt am
Ende des Berges auf. In der Abfahrt nach Carlsfeld bekomme ich Probleme mit der
Lenkung (Untersteuern ...), was letztlich daran liegt, dass mein Vorderreifen zügig Luft verliert.
Nach dem Anstieg in Carlsfeld, wo sich der hiesige DJ nicht gerade mit Ruhm
bekleckert, als seine Lautsprecher kollabieren, muss ich vom Bock, um Luft
nachzufüllen. Kartusche 1 ballert das Kohlendioxid leider nicht aus der dafür
vorgesehen Öffnung heraus in den Reifen, sondern mir entgegen, und zwar aus dem
Gewinde, wo die Kartusche aufgeschraubt ist. Hmm. Sicher menschliches Versagen.
Zum Glück habe ich noch eine. Kartusche 2 besitzt jedoch die Frechheit,
dasselbe wie Kartusche 1 zu tun. Ich bin in einen Nebel von CO2 gehüllt
und trage massiv zur Erderwärmung bei. Hurrikan Maria geht definitiv auf meine
Rechnung. Menschliches Versagen allerdings ist so gut wie ausgeschlossen, die
Pumpe ist schuld. Später zuhause bestätigt sich das. Mir bleibt nix anderes
übrig, als per Hand- und Hubarbeit die Luft nachzufüllen. Bei der Größe der Pumpe dauert
das entsprechend lange. Indes bleibt Lars stumm und guckt nur zu. Irgendwann
geht die Fahrt aber doch weiter und das Rennen nach exakt elf Kilometern von
vorne los.
Wie immer beim Rennstart komme ich erst mal nicht in die
Puschen und zur ersten Auersbergüberfahrt mit ca. 10 min Verspätung an. Hier
werde ich bereits vermisst von meiner Flaschenfee Kerstin Schmidt. Es schifft
recht eklig, und es ist kalt. Besonders das Hochschalten mit dem unterkühlten
Daumen treibt mich fast zur Weißglut. In der Abfahrt lasse ich es rollen, um
einige Minuten später die zweite Runde über den Col de Auers in Angriff zu
nehmen. Da kann ich einige Konkurrenten und eine Konkurrentin überholen. Laura
ist von einer Schar von Männern umgeben, dir ihr sicher alle aufs Gesäß
schauen. Zwei davon teilen sich sogar ein Rad. Oben am Col hole ich mir die
zweite Flasche von Kerstin und gehe erneut in die nasskalte Abfahrt.
Der
Anstieg zum Blauenthaler Wasserfall einige Kilometer später öffnet meine
Beinchen, von nun an geht es brauchbar vorwärts. Erstes Opfer am tiefsten Punkt
der Strecke in Wolfsgrün ist der Mann meiner Flaschenfee. Ich kann ihn zwar in
der Gischt und mit Sand in den Augen kaum erkennen, doch seine aufreizend
durchsichtigen Strumpfhosen verraten mir, dass es „Rocket Ron“ Ronny Schmidt
ist. Ich nehme ihn mit über die Talsperre, aber der Anstieg nach der Staumauer
trennt uns. Ich muss weg, habe noch was vor, muss noch einkaufen und Wäsche
waschen. Kerstin verbottelt mich zum letzten Mal für heute, und mir werden die
Abstände zu den Vorderleuten mitgeteilt. Da sollte noch was gehen.
Der erste Anstieg namens Bernhardweg in der dritten Runde
tut heute weniger weh als sonst, was sicher an meiner Pause von vorhin liegt.
Das Flachstück im Wald spült meinen ständigen Begleiter Lars und mich weiter
nach vorne, weil sich Alexander Loos scheinbar übel abgeledert hat in einer
Kurve. Er wird schon versorgt. Wieder etwas später noch vor dem Col de Wauwau
folgt ein blauer Fahrer, nach dem Col dann noch ein blauer, und zwar
Teamkollege Mike Baumann mit Getriebeproblemen und einer von ihm gemessenen,
weichteilschädigenden 182er Trittfrequenz, und kurz vorm Zielanstieg wieder ein
blauer namens Thomas Peschke. Ich grüße ihn höflich, und er leistet sicher
wegen meiner Höflichkeit keinerlei Gegenwehr. Zwei weitere Fahrer sind auch nur
noch eine gute Minute vor mir, die ich aber nicht mehr zudrücken kann, weil das
Rennen gleich vorbei ist, verflixt. Die Zielanfahrt gestaltet sich etwas unübersichtlich wegen entgegenkommender oder abreisender Autos. Wenn du dich dort noch duellieren musst
mit einem Kontrahenten, dann gute Nacht. Schließlich rolle ich als Siebter der
Gesamtwertung ins Ziel. Mehr war leider nicht drin nach Platten und 89 km
langer Alleinfahrt. Na ja, nicht ganz, Lars war ja immer bei mir.
Das Gute ist,
dass sich die Hufe das erste Mal seit dem Kyffhäuser Berglauf im April wieder
akzeptabel gedreht haben. Ich dachte schon, das erlebe ich dieses Jahr gar
nicht mehr. FK wird Dritter hinter Kreuchi und David Seidel, Mike Baumann kommt
als Neunter ins Ziel, und bei den Damen siegt mal wieder unsere Laura trotz ungeplantem Zwischenstopp mit einer halben Stunde bzw. einem Achtundvierzigstel
Tag Vorsprung. Rennsemmel. Die Siegerehrung findet zeitnah statt, leider gibt
es keine Sachpreise, und auch die Gesamtsieger erhalten keine Pokale mehr.
Schade. Über besagte Umleitungen geht es kurz darauf zurück nach
Karl-Marx-Grün. Einkauf und Wäsche machen sich nicht von selbst. Wat mutt,
dat mutt!
Geyer? Schwierige Entscheidung. Die neue, leider etwas unübersichtliche XCO-lastige Strecke
und die Höhe der Nachmeldegebühr kommen mir ganz und gar nicht entgegen. Ich muss sparen, weil ich heute die Beitragsrechnung zu meiner Kraftfahrtversicherung bekommen habe. Schluck. Danach dann
noch der ABM, und schon ist die Saison vorbei, auwei.
Bis demnächst.
Ergebnisse: hier.
Spaß beim Flaschentausch (c) by Diana Fink |
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