Wo fährt man hin, wenn an einem Tag gleichzeitig fünf Bikeveranstaltungen
stattfinden? Natürlich zur Vier-Hübel-Tour. Sie rangiert, auch wenn es kein
Rennen ist, nicht nur wegen der doppelt so hohen Starterzahlen im Bekanntheitsgrad
deutlich vor dem VBM in Schöneck. Vielleicht schaffen es die Vogtländer ja
irgendwann, ihren Termin auf das erste Septemberwochenende zu legen, wo in der
Region so gut wie nix los ist laut Rennkalender. Die hätten prompt 100 bis 150 Starter
mehr … Da mir die Strecke über die vier (eigentlich fünf) Hübel sehr gut
gefällt, ließ ich mich nicht lumpen, zum Verteidigen meines Titels „Bergkönig
2011“ nach O’thal zu düsen. Na ja, düsen kann man diesmal nicht sagen, da ich
aus organisatorischen Gründen das Fahrzeug meiner leiblichen Modder nehmen musste,
weil sie mich/uns ausnahmsweise verbottelte und dazu von A über B nach C kommen
musste. Den Pussywagon wollte sie nicht lenken.
Nachdem ich mich nach der ersten Serpentine am Ortsausgang
Chemnitz mit dem weichen Fahrwerk und dem nicht vorhandenen Durchzug vertraut
machte, kam ich trotzdem noch sehr pünktlich auf dem Parkplatz am Skistadion an. Wie
abgesprochen, stand auch unser Sebastian „FK“ Stark im Tuborg-Transporter
Gewehr bei Fuß, pennte wohl aber noch, weil er schon 7 Uhr da sein musste, um
noch eine Startnummer zu erhalten. Sonnenschein Laura „LH“ Hoffmüller kam, wie
es sich für eine Dame von Welt gehört, knapp 30 min später als vereinbart zum
Treffpunkt. Sowohl Laura, Sebastian und ich wurden in den vergangenen
Tagen und Wochen von Krankheiten gebeutelt (Magen-Darm-Infekte samt Würfelhusten und
Flitzekacke bei der Trans Blackforest bzw. Mandel- und Zungenentzündung durch
Pussywagon-Klimatronic). Da wollten wir das „Rennen“ heuer als intensivere
Trainingseinheit nutzen, ohne Vollgas fahren zu müssen. Mir gelang das recht
gut, aber dem FK leider nicht. Näheres dazu später …
Fix die Bottles meinen Eltern gegeben – ja, mein Vadder war
auch dabei –, und ab ging’s mit Zwischenstopp zur Jackenabgabe beim Vadder hinunter
zum O’thaler Marktplatz. Ich durfte bei der Gelegenheit gleich mal mein neues
Rad unter Wettkampfbedingungen ausprobieren, was mir der "kleinwüchsige" Matthias
Müller vom Radladen „Trittfrequenz“ ganz fein zusammengeschraubt hatte vor der
Trans Schwarzwald. Er bat mich, seinen Laden hier zu erwähnen, sodass er sich vom
steigenden Umsatz Schuheinlagen kaufen kann, die ihn von 1,45 m auf 1,65 m
katapultieren, damit er in der Straßenbahn den Türöffner erreichen kann und im Kinderkarussell
im Hubschrauber vorne sitzen darf. Solche nicht billigen Einlagen trägt übrigens
auch Tom Cruise …
Wie immer drängelten wir uns am Start knallhart vor, was uns
aber verziehen wurde, da man uns (LH, FK und Güldi) anscheinend kannte. FK,
fair wie immer, erspähte mit seinen Röntgenaugen doch tatsächlich eine blaue Reißzwecke
2 m vor der Startlinie, die er, lieb wie er ist, dem Starter in die Hand
drückte. Nachdem alle Gefahren beseitigt waren, erfolgte der Start.
Die erste Kopfsteinrasterpflampfe oder so ähnlich erklommen
wir beide noch recht entspannt und fuhren mit einer größeren Gruppe gen
Bearstone. Obwohl ich die Strecke schon 5000-mal gefahren bin, verfuhr ich mich
prompt im tiefen, dichten Fichtendickicht – und mit mir Teamkollege Flaschenklau,
der sich blind auf meine außerordentlich guten Streckenkenntnisse verlassen
hatte. Schnelle Kehrtwende und wieder rangefahren an die enteilten Biker, bezwangen
wir den Bearstone. FK zog hier etwas an, wodurch sich gleich eine kleine Lücke
auftat. Seinen Gürtel, an dem sich Laura zur Trans Schwarzwald festhielt, hatte
er diesmal leider nicht dabei für mich. Auf der holprigen Abfahrt rollte ich wieder ran
und fuhr hinter Toni Escher den nicht ungefährlichen Downhill in Richtung Straße
nach Cowhill bzw. Kühberg. Hier waren wir nur noch zu viert, weit und breit
keine Verfolger zu sehen. Sehr eigenartig. Doch weiter ging’s mit FK als
Zugpferd über die B95 hinunter in die Abfahrt Richtung Col de Pöhl. Blöd war,
dass wir hier begannen, vor uns liegende Fahrer zu überholen, die irgendwo
abgekürzt hatten. Schweinerei ;-). Auch Straßenfahrer Lars Strehle stand hier
am Wegesrand. Wie kam er dorthin? Durch Scotti von der Enterprise? Er hatte am
Bearstone einen Platten, wie sich später herausstellte, und wartete hier in Cowhill
fairer Weise, um sich durch sein unfreiwilliges Abkürzen mit einigen anderen
Bikern keinen Vorteil zu verschaffen. Sehr noble Geste, und das, obwohl es wie
gesagt gar kein Rennen war. FK und ich machten jetzt die Führungsmeter, bis wir
zur wadenbeißenden Plattenrampe in King’s Forest kamen. FK fuhr sein für ihn
noch gemütliches Tempo da hinauf, ich musste schon ordentlich kurbeln, um
dranzubleiben, da hier mächtig Gegenwind blies, doch für unsere beiden Begleiter
Toni Escher und Ernst Schwarz war hier der Drops gelutscht. Das merkten wir
beide aber erst nach einigen hundert Metern. Zu zweit fuhren wir jetzt zum Col
de Pöhl hinauf, wo wir von Güldis Modder perfekt verbottelt wurden. Auf der
rasanten Abfahrt kam mir dann ein Passat CC in die Quere, der mitten auf der
Ideallinie rumbummelte. Bei über 70 Sachen mal fix brachial in die Eisen zu
gehen, dass dem FK die Kieselsteine ins Gesicht fliegen und dass man die
Insassen des Passats nicht durch die zerbröselte Heckscheibe begrüßt, macht richtig Gaudi.
Ich drängelte mich mit Ach und Krach auf dem Grünstreifen rechter Hand knapp am
rechten Außenspiegel des VWs vorbei und fluchte wie ein Rohrspatz. Etwas später
kam nun FK beinahe zu Fall, als ein übermotivierter Biker die Kurve schnitt und
unseren Sebastian um ein Haar vom Bock holte. Binnen einer Minute wäre somit der
männliche Part des Teams TBR-biEHLER krankenhausreif gewesen. Aber das Klinikum
Annaberg kennt mich ja noch vom letzten
GBM. Jedenfalls hatten wir beide richtiges Glück …
In moderatem Tempo rollerten wir zwei bei viel Gegenwind nun
über Cuner’s Village, Sehmavalley und Walther’s Village dem Col de la Scheibe entgegen,
wo diesmal mein Vadder das Verbotteln übernahm. Im zweiten Versuch klappte dann
die Übergabe der Flaschen, sodass FK und ich zum Unterbecken düsen konnten. Unser
Stundenmittel nach etwas mehr als zwei Stunden stand hier bei immerhin knapp 30
km/h, die Beine waren noch recht frisch, FK musste trotz seines nicht ganz
auskurierten Magen-Darm-Infekts nicht würschteln, ich musste nicht husten, also
alles bestens. Na ja, fast, denn unsere Laura aß zu diesem Zeitpunkt bereits
rückwärts und musste das Rennen völlig entkräftet aufgeben. Die Trans
Schwarzwald steckte wider Erwarten noch drin im Laurensischen Magen-Darm-Trakt.
Auf dem Weg zum Oberbecken trafen wir wieder überraschend
auf meine Modder, die uns etwas früher als geplant verbottelte, weil man sie
nicht aufs Rondell zum Oberbecken ließ. Sauerei. Dort wurde man anscheinend
erst ab einer Körpergröße von 1,54 m durchgelassen … Egal, es ging auch so. FK
zog mir hier wieder etwas davon, fuhr aber nicht weg, obwohl er es sicher locker
gekonnt hätte. Ich war streng mit mir und drehte meinen Puls während des
gesamten „Rennens“ nicht einmal über 180 – FK bis zu diesem Zeitpunkt übrigens
auch nicht.
Zügig umkreisten wir das Oberbecken und gingen in die
allseits bekannte Abfahrt zum Ephraimhaus. Kurz vor dem Ende vernichtete
Sebastian seinen fünften Hinterreifen binnen drei Monaten und musste eine
Zwangspause einlegen. Mein Angebot, auf ihn zu warten, schlug er aus,
wohlwissend, mich wieder einzuholen. Ich fuhr zunächst gesittet
weiter, damit FK wieder rankommen kann, doch sein Platten entpuppte sich für
die Dichtmilch als zu große Herausforderung, sodass er einen Schlauch, drei
Kartuschen und gut fünf Minuten seiner Lebenszeit opfern musste, damit er
weiterfahren konnte. Von nun an fuhr er Anschlag, um die letzten knapp 20 km
wieder Anschluss zu finden. Vorne fuhr ich mein Tempo weiter und kam nach einigen Asphalt-
und Schotterrampen irgendwann an der Rollskistrecke raus. Da parallel ein
Skiwettkampf ausgetragen wurde, mussten wir eine Umleitung fahren, was die
Strecke ein paar hundert Meter länger machte. Einige Minuten vorher hörte ich
zudem im Wald einen Knall. Das muss der Zeitpunkt gewesen sein, als FK die Schallmauer durchbrach. Unterwegs überflog der Übermensch den inzwischen wieder
vorbeigehuschten Ernst Schwarz.
Meine Modder und unser Sonnenschein Laura feuerten mich an
der Wellenschaukel nochmal fein an, und ich kurbelte den Col de Fichtel hinauf.
Von hinten kam FK unter Volllast angerauscht, wir wechselten noch ein paar
Worte, was mit seinem Hinterreifen los war, und er fuhr an mir vorbei. Ja, wir zwei
konnten noch reden :-).
Sebastian überquerte als Erster den Zielstrich, ich 19 s dahinter. Er war trotz
suboptimaler Herzfrequenz heute der Stärkste, hat unterwegs immer auf mich alten
Mann gewartet, er hatte einen besch… Platten und kam völlig verdient zum Titel „Bergkönig
2012“, nebenbei mit neuem Streckenrekord trotz humanem Tempo bis zu seinem
Plattfuß, längerer Strecke und ekligem Gegenwind. Warum er allerdings in der aktuellen Ergebnisliste für das Biehler-Werkstatt-Team fährt, weiß sicher nur er. Das liegt bestimmt an seinen vielen Reifendefekten in den letzten Wochen und seinem knarzenden Hinterrad ...
Der Vorteil, wenn man nach 3:20 h ins Ziel kommt: Man hat
eine warme Dusche für sich alleine. Die Kartoffelsuppe quälte ich mir rein, weil
ich keinen Hunger hatte bei nur 2200 verbrauchten Kilokalorien, was 22 Bananen
gleichkommt, LH trank Tee, da feste Nahrung nicht im Laurensischen Bäuchlein
geblieben wäre, und FK verschlang wieder eine Bockwurst. Danach ging’s heim.
Schön war’s. Als Fazit bleibt: noch nicht ganz wieder auf dem Dampfer, aber auf
einem guten Weg.
4 Kommentare:
Am Wochenende ist MDC in DD. Also direkt vor der Tür! Schau doch mit deiner brachialen Kraft mal vorbei!
Keine Chance. Bin kein XC-Fahrer und werde auch keiner mehr. Da gibt es viel bessere Leute im Team ...
Ergebnislisten-Link funzt ned ...
Danke. Nun funzt er wieder. Der OSV hat was geändert am Link. FK fährt nicht mehr für das Biehler-Werkstattteam, aber dafür fahre ich jetzt für ein Biehler-Werksteam, obwohl es vorher richtig drin stand. Totaler Quatsch jetzt. TBR-biEHLER muss es heißen, Mensch.
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