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Dienstag, 7. August 2012

20. Erzgebirgs-Bike-Marathon am 05.08.12

Raus aus der recht kurzen Ruhephase, rein in den Seiffener Grund – der 20. EBM stand mal wieder an. Die letzten beiden Jahre fehlte ich aus gesundheitlichen Gründen, diesmal jedoch sollte ich am Start der 100-km-Distanz stehen – und zwar mit (fast) allen Cracks des Ostens ganz vorne im Race-Block. Unter der Woche habe ich zweimal etwas härter trainiert, was reichen musste fürs Erste. Am Freitag kam endlich das sehnlichst erwartete Elektrodenkabel meines Compex-Stimulators eingeflattert per Post, weil meine Katze ja meinte, sie müsse eins der vier Kabel durchbeißen. So konnte ich am Samstag nach der Vorbelastung noch mal fein meine Muckis stimulieren. Sebastian Stark (FK) meinte zwar, ich solle meiner Mieze zur Strafe die Elektroden anlegen und auf Volllast gehen, aber wenn Miezi danach aussieht wie ein Wischmopp, habe ich auch nicht wirklich was gekonnt.
Am Rennmorgen wachte ich mit schönen Halsschmerzen auf, was an und für sich kein gutes Zeichen ist. Hufschmerzen hatte ich seit dem Start in Arncity nach wie vor, was sicher alles unter die Rubrik „Die Gebrechen eines alternden Mannes“ einzuordnen ist. Fix düste ich mit dem frisch geputzten Pussywagon nach Seiffen, holte die Startunterlagen ab, was dank Frau Stark (MdFK) recht fix ging, da sie in der elend langen Schlange schon weit vorne stand. Andernfalls wäre die Zeit sehr knapp geworden. Zurück am Kfz übergab ich meine Flaschen FKs Onkel Steffen und fuhr zum Start, aber nicht ohne Umweg, denn sprichwörtlich auf den letzten Drücker suchte ich die Latrinen auf. Glücklicherweise saß dort kein Steve Scheffel drin, was die Sache ganz erheblich abkürzte.
Der Start erfolgte nach einem kurzen Schleichtempogeplänkel im Ort auf der Hauptstraße; es wurde gleich ordentlich angegast, ich blieb aber zunächst dran an der 20-köpfigen Spitze. Erst hinauf zur Alp de Wettin trennte sich das Feld. Die üblichen Verdächtigen um die Herren Kreuchler, Stark, Birkenfeld, Schätzing, Weinhold, Volkmann und der Dixi-Steve zogen weg, kurz dahinter der Florian Schön, Waldi, Mütze, der Luftschutzlutz, Rumen usw. Teamkollege Bastian Wauschkuhn bzw. HDW, seit dem Arnstadt-Bike-Marathon durch den Gewinn einer Designersonnenbrille auch bekannt unter dem Künstlernamen Adriano Celentano, zog hier auch langsam weg. Ich hielt mich diesmal bewusst zurück, um am Ende noch Körner zu haben. Man weiß ja nie. Spätestens jedoch, als Matej Meyer, die thüringische Keule, schon an der Alp de Wettin vorbei presste, hätte mir ein Licht aufgehen müssen, dass ich vermutlich zu langsam angehe, denn er fährt auch immer langsam los ... Mir ging aber kein Licht auf. Also rollerte ich in Runde eins recht defensiv bzw. im fünften Gang umher. Ich fand eine Gruppe, die zunächst mein Tempo fuhr, und konnte mit ihr die erste Runde absolvieren. Die Trails waren schlammiger als erwartet, und ich war froh, zwei Tage vorher einen neuen Hinterreifen draufgezogen zu haben. Unterwegs sammelten wir noch Sascha „Waldi“ Heinke und René „Birke“ Birkenfeld ein, die alles auf eine Karte gesetzt hatten – und überzogen. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. An der Alp de Wettin verabschiedete ich mich nun nach vorne und fuhr von nun an ein 70 km langes Einzelzeitfahren. Renntaktisch war das zwar Gülle, aber meine Gruppe wurde einfach zu langsam. Runde zwei verlief unspektakulär, in deren Verlauf ich Rumen Voigt einholte, mich vor ihn spannte und ihn ein paar Kilometer mitnahm. Von Florentine Wauschkuhn, der MdFK und Onkel Steffen wurden wir alle perfekt verbottelt, sodass zunächst keiner Krämpfe befürchten musste. Letztendlich vernichtete ich vier Liter an Getränken und immerhin sechs Gels.
Die dritte Runde verging wie im Flug, aber leider erreichte ich den vor mir fahrenden und schwächer werdenden Karsten Volkmann nicht mehr. Der Abstand war noch viel zu groß. Nach hinten hatte ich auch genügend Luft, sodass ich zur Alp de Wettin hinauf nicht mehr Vollgas fahren musste. Der Sprecher dort allerdings meinte, ich sei schon Jahrzehnte dabei, was mich etwas stutzig machte, denn so alt bin ich nun auch noch nicht … ein wenig übertrieben, der Herr. Und übrigens: Wenn die Stimme versagt, weil der Hals rau ist, hilft Wick Blau – extra stark, extra frisch. Im Ziel wurde ich vom zweiten Streckensprecher empfangen, durfte ein paar Worte ins Mikrofon sprechen und mich darüber freuen, dass Andreas Fischer, der Hauptmoderator, für meinen Blog warb, der Gute, und dass mein Rad bis auf das übliche, ärgerliche Problem mit dem Hinterrad ohne nennenswerte Defekte durchhielt, was ein Novum für Seiffen darstellte. Im Ziel fühlte ich mich zu meiner Verwunderung noch recht fit, was darauf hindeutete, zu defensiv angegangen zu sein. Na ja, nachher ist man immer schlauer. Noch fix ein Lichtbild mit einer attraktiven Brünetten und einem attraktiven Nussknacker geschossen, ging’s zur Nachbesprechung mit den vor mir ins Ziel gehuschten Fahrern. Es stellte sich heraus, dass Adriano Celentano einen bomben Tag erwischt hatte. Bastian ging heute ab wie ein russischer Abfangjäger. Er feierte am Freitag Polterabend, war laut Aussage von FK zwar fix und fertig, dennoch gab er mir heute stolze 11 min. Was Spanferkel, Birnenschnaps und Quarkkeulchen alles so mit einem anstellen können, ist beachtlich. Er hatte natürlich das Glück, in einer schnellen Gruppe unterwegs gewesen zu sein, was mir leider vergönnt war, dennoch wäre ich heute nicht an ihn rangekommen. Er verpasste nur ganz knapp den vierten Gesamtplatz, den sich im Sprint Andi Weinhold sicherte, und wurde Fünfter (1. AK). Zur Trans Schwarzwald werde ich ihm ein Abschleppseil an den Sattel binden, sodass er mich schön über die Hügelchen zieht. Sebastian Stark durfte sich über Gesamtrang zwei und 200 EUR Taschengeld freuen, der alte Heizer, ich wurde erfreulicherweise noch Achter (3. AK), womit ich mich für die hiesige Siegerehrung qualifizierte. Dennoch bin ich im Team heute der Schlechteste gewesen mit Platz acht auf dem Hunderter. Sorry dafür! Ich wollte mich später daheim schon vom Balkon stürzen, aber im Erdgeschoss trägt man nicht mal Schürfwunden davon ... Ich rechnete nicht damit, so weit vorne zu landen und der Siegerehrung beiwohnen zu dürfen, so blieben meine häuslichen Pflichten auf der Strecke – auch meine kleine Katze, der ich kein Trinken hinstellen konnte. Meine leibliche Modder übernahm das gottlob trotz ihrer Katzenallergie, sonst hätte mich die kleine Bestie rund gemacht. Aber sie rächte sich abends, als sie das erste Mal raus durfte – sie stieg in fremde Häuser ein, in fremde Balkons, scheuchte einen versteckten Igel auf und lieferte sich ein Fauch-Duell mit einem erwachsenen, dicken Kater. Jedenfalls klingelte es abends zweimal bei mir, dass sich meine Katze irgendwo unbefugten Zutritt verschafft hatte. Blöd, wenn man da schon den bunten Schlafzwirn angelegt hat, mit Compex-Elektroden verkabelt ist und aussieht wie ein Weihnachtsbaum. Das kann ja noch was werden …
Auf der Mittelstrecke, den 70 km, wurde unser Sonnenschein Laura Hoffmüller bei den Männern beachtlicher Fünfzigster bzw. deutlich Erste bei den Damen. Immanuel Stark holte sich haushoch den Juniorensieg, HDW gewann obendrein noch die Gesamtwertung in der MarathonManEurope-Serie, und das, obwohl ich ihn beim Malevil-Cup in Tschechien über den Haufen fuhr. Grandios.
Das Duschen fand leider getrennt nach Männlein und Weiblein statt, sodass ich Laura, unserer Teamärztin in spe, nicht meinen defekten Huf oder meine wohlproportionierten Muskelstränge vorführen konnte. Zumindest konnte ich ihr im Festzelt etwas von meiner Oberarmmuskulatur zur Schau stellen und sie etwas amüsieren.
Andreas Fischer moderierte professionell die Siegerehrung, die fast 90 min ging mit allen Sonderwertungen etc. Schön war, dass die Handicap-Wertung voll mit integriert wurde. Was diese Leute leisten mit nur einem Bein, ist unglaublich. Weniger schön war die Hitze im Zelt, wofür natürlich keiner was konnte. HDW hielt es drinnen gar nicht aus und stand vor dem Zelt, ich selbst missbrauchte einen Flyer als Fächer zur Frischluftzufuhr. Zur Siegerehrung gab's dann in der AK-Wertung einen Mini-Elch aus Holz, ein sogenannter "Elch zum Knutschen", und für die Gesamtwertung einen großen, grünen Nussknacker. Den Elch durfte ich anschließend freundlicherweise gegen einen großen Räuchermann eintauschen, der im Nutzeffekt deutlich vor dem Elch rangiert. Eine Pyramide, die auch häufig als Preis vergeben wurde, hätte bei mir und dieser merkwürdigen Katze daheim nicht sehr lange überlebt ...
Nach der Ehrung aller Sieger wollte ich noch fix mein Bike durch die Feuerwehr abspritzen lassen, während der Flaschenklau nach meiner technischen Einweisung den Pussywagon vom entfernten Parkplatz ins Startgelände zirkulierte. Er kam ohne Unfall durch. Leider zeigte sich der Spruch „Feuerwehr – Schläuche leer“ ausgerechnet bei mir wahrer denn je, da auf einmal das Wasser alle war und mein Bike nicht wirklich vom Dreck befreit wurde. Cheise, große. Und es zeigte sich, dass unsere Laura noch ein bisschen Diät halten muss, da sie mit ihrem linken Huf brutal eine Erdkröte zerquetschte. Sind die Kröten flach wie Teller, war die Laura wieder schneller …
Was bleibt als Fazit? Die Generalprobe für die Trans Blackforest ist für uns alle geglückt, ich habe noch Reserven – besonders zu Rennbeginn, und wir sollten tunlichst Birnenschnaps und vier bis fünf Spanferkel mit in den Schwarzwald nehmen. Und unser Sonnenschein Laura isst bis dahin nur noch Salat. Die EBM-Organisation war wie immer top, Zuschauer und Stimmung natürlich auch. Und es schneite nicht!
Nun gut, auf geht’s in den Schwarzwald. Mal schauen, wie’s so läuft am Abschleppseil von Adriano Celentano. Bye. 

Alp de Wettin - Copyright by bike-pixx

Siegerehrung 100 km - Copyright by keine Ahnung


1 Kommentar:

Philipp hat gesagt…

Wie immer klasse Bericht, Guido ;)
Deine Beiträge werden aber auch immer länger...