Dass in Seiffen bei mir fast immer der
Wurm drin ist, ist nicht neu, doch dass bereits die Anreise zum EBM ihre kleinen
Tücken aufweist, gab’s bisher noch nicht. Da haben die doch tatsächlich die
Straße S207 nach Mittelsaida dicht gemacht, sodass ich fast über Freiberg
umgeleitet wurde. Ein Glück, dass ich im Audi nachträglich einen
Motorradschalter einbauen ließ. Ein Druck darauf, und schon wird man von
entgegenkommenden Motorrädern gegrüßt, weil man sauschnell ist. Da die Zeit
doch recht knapp wurde, musste ich mal wieder gar fürchterlich angasen,
verblies notgedrungen drei Yamahas und wurde erst kurz vor Seiffen von einer
Horde Opel Astras ausgebremst.
Bis zum Start war es noch knapp eine Stunde, also fix anmelden, die TBR-Verbottler suchen, sich erleichtern, warm fahren, fertig. Und schon ging’s vom Ende des R-Startblocks erst langsam, dann schnell ins Rennen. Soweit hinten ist ganz schlecht, wenn man Ambitionen auf die Top Ten der langen Runde hat, denn geht vorne die Post ab, hängt man im Pulk fest. Irgendwann hatte ich dann aber doch die Führungsgruppe eingeholt, als es die Alp de Wettin empor ging. Fein mein Tempo beibehalten, kam ich recht weit vorne oben an, doch verpasste mal wieder eine gute Gruppe und war zunächst allein im Wald.
Die Beine fühlten sich ganz gut an,
dennoch war ich dank Rassekatze Coco recht müde. Sie wollte mal wieder übers
Kippfenster ausbüchsen mitten in der Nacht, sodass ich sie runterpflücken
musste. Katzen haben die Angewohnheit, vor dem Aufstieg nie den Rückweg ins
Kalkül zu ziehen. Die Feuerwehr musste ich gottlob nicht holen.
In der ersten Runde fuhr ich konstantes
Tempo, allerdings lag mir der Mittelteil überhaupt nicht, da bekomme ich
einfach keinen Rhythmus rein bzw. auf die Kurbel. Ich fuhr immer um die 20 bis
40 s hinter der Gruppe um Matej Meyer und Silvio Hauschild herum; Silvio hatte
dann einen Plattfuß. Im neuen Streckenabschnitt bog ich wegen meiner chronischen
Leseschwäche – ich übersprang die Schulklassen 1 und 2 – in die falsche Gasse
ab, nämlich in die für Fußgänger, und musste tatsächlich schieben auf Zuruf.
Nicht nur deswegen kam ich erst in Runde zwei direkt ans Hinterrad von Matej –
um es gleich wieder zu verlieren. Bereits Ende der ersten Runde hatte ich mir irgendwo
einen Schleicher eingefahren, wollte das nicht wahrhaben und fuhr erst mal
weiter. In den Holperstücken ging das gut, aber auf schnellem Schotter zog es mir
den Stecker. Ich wurde ab Mitte der zweiten Runde häufig überholt trotz meines brauchbaren
Puls‘. Hm, falscher Stolz. Steve Scheffel ließ es sich auch nicht nehmen, mir
von hinten entgegenzurufen: „Achtung, hier kommt der Dixi-Steve!“ Er kam nach
einem Plattfuß wieder nach vorne geeilt.
Beim zweiten Versuch, das Steilstück
erfolgreich zu meistern, blieb ich diesmal am Begrenzungszaun hängen, und die
Kette verhedderte sich im Tretlager. Ich fluchte wie ein Rohrspatz. Nach 30 s
Reparaturzeit fuhr ich dann aber doch noch erfolgreich die Abfahrt herunter. Applaus,
Applaus.
Drei Kilometer nach der Verbottlung durch
Teamkollege Immanuel „FKJ“ Stark im Hammergrund donnerte ich jetzt endlich eine
CO₂-Kartusche in den fast platten Reifen, der glücklicherweise dicht hielt.
Hier wurde ich von vier Leuten kassiert, u. a. den Herren Hauschild, Götze und
Nützsche. An Danny Götze und Olaf Nützsche konnte ich mich an der Alp de Wettin
wieder ran- und vorbeipressen, aber an Silvio kam ich nicht mehr ran. Im ungeliebten
Mittelstück wurde ich erneut von Olaf Nützsche kassiert, ein guter Drücker mit
dicken Waden. In den technischen und steilen Abschnitten kam ich später wieder
näher, doch beim Umrunden erlitt kurz vor mir ein Radler einen „Schwächeanfall“,
bekam abenteuerliche Schlagseite, und zwar ausgerechnet wieder in der
Steilabfahrt, und fiel letztendlich um – natürlich in mein Vorderrad. Ich konnte
mich zwar noch abfangen, verlor aber die Linie und ging ein paar Meter später
unsanft über den Lenker ab, weil’s einfach zu steil wurde. Cheise. Dabei ist
mir auch der Sattel über die komplette Breite angebrochen, wie sich
im Ziel anhand meiner innen aufgerissenen Hose herausstellte. Lado Fumic lässt
grüßen. Olaf war damit erst mal wieder weg.
Fix nach der Cola gegriffen, die mir FKJ reichte, setzte ich erneut zur
Verfolgung an, kam zunächst aber nur unwesentlich näher. Hier glückte mir noch
der Wurf des Tages, als ich aus ca. 10 m Entfernung aus vollem Speed heraus doch tatsächlich den
Gel-Drop traf. Saustarker Drei-Punkte-Wurf. Die letzte Abfahrt ging ich noch
mal Risiko, denn wer später bremst, ist länger schnell. Und an der Alp de Wettin sah
ich tatsächlich Herrn Nützsche nur dreißig Sekunden vor mir – und Sebastian
Golz auf einmal auch, na hui, doch auch hier waren der Berg mal wieder zu kurz
und das Rennen schon vorbei, immer dann, wenn’s anfängt, rundzulaufen. Shit
happens. Nach einem Kettenklemmer, einem Plattfuß, einer ungewollten Bodenprobe
und einem angebrochenen Sattel blieb diesmal leider nur Platz 17 für mich übrig, die bisher zweitschlechteste
Platzierung auf der langen Runde für mich und sehr enttäuschend.
Sebastian „FK“ Stark erwischte es aber
wesentlich schlimmer. Er stieg kurz vor der Steilabfahrt wegen eines
Frontplattens böse vom Bock ab und fing den harten Aufprall mit seinem Kiefer ab.
Nach Runde 1 musste er wegen der Schmerzen das Rennen beenden und an der Lippe
gecuttet werden. Autsch und beste Genesung. Was uns nicht umbringt, macht uns
noch härter! Markus „Markus Werner“ Werner absolvierte die kurze Runde und kam
im Sprint sogar auf Platz 1 ins Ziel. Bastian „HDW“ Wauschkuhn kämpfte auch mit
der Defekthexe, seiner vollen Blase und am Ende mit Krämpfen und wurde
Dreißigster. Unsere Laura „LH“ Hoffmüller wurde Sechste auf der kleinen
Runde.
Großer Dank geht an Immanuel Stark,
Kugel Elli und André Fischer fürs Verbotteln und Anfeuern.
Gegen 14.45 Uhr bin ich dann Hals über
Kopf, ohne meine mehr als verdienten Spaghetti zu essen (!), aus Seiffen
abgedüst, weil’s nicht aufhören wollte zu schiffen. Und ehe die Straßen wegen
Überflutung gesperrt werden, bin’sch halt losgefahren in Unterhose und
Badelatschen. Wäre da nicht ein größenwahnsinniger Ungar mit einem Volvo S80 Turbo
gewesen, der mich durch dichtes Auffahren nötigte, wäre es eine entspannte
Heimreise geworden. Aber zum Glück habe ich ja einen Motorradschalter …
Bis die Tage. Der Güldi.
Bis die Tage. Der Güldi.
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2 Kommentare:
Achso, und ich dachte die Anfahrt über Augustusburg ist schneller?! ;-)
Wäre sie auch gewesen ohne die Umleitung. Ich wusste davon nix. :-(
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