Translate into your own language

Donnerstag, 15. Mai 2014

Wehlaberg-Bike-Marathon am 11.05.14

Das Wecken zum Sonntag erfolgt um sechs, die Abfahrt nach Dresden um sieben. Ich möchte noch fix tanken, doch am Tankstutzen der hiesigen Jet-Tankstelle kommt nix außer Luft heraus. Ich will mich beschweren, doch keiner ist da, alles abgeschlossen. Okay, dann eben ohne mit Sprit nach DD schleichen, um sich, wie verabredet, mit Sandra Kaiser zu treffen. Die Namensgleichheit mit einem westdeutschen Versicherungsmakler ist rein zufällig. Der Audi ist fix aus-, der VW Caddy fix eingeräumt. Die Zeit nach Köthen verfliegt dank Sandra fix, was nicht der Raserei, sondern vielmehr der Konversation geschuldet ist. Zum Warmfahren reicht die Zeit auch noch aus.

Zuletzt bin ich vor 1,5 Jahren hier gefahren und stelle fest, dass sich der Veranstalter von seinem Golf IV getrennt und sich einen gebrauchten Audi A6 geleistet hat. Die Musik zum Start aus dem Auto bleibt dieselbe: Highway to Hell von AC/DC. Die Fahrer um mich herum fahren Semislicks und teilweise Starrgabel, ich fahre das Feucht-Setup der Ronda Extrema und bin damit sichtbar „overdressed“. Am Start muss ich mir dann auch noch nicht ganz ernstgemeinte „Beleidigungen“ anhören. Zitat A. Hennig (Rapiro): „Such dir endlich `ne M…[zensiert]!“ Zitat P. Lichan (Team Fast-Zweiradhaus): „Was willst du denn hier? Du suchst doch keine Mitfahrer, sondern nur Opfer.“ Okay, spätestens jetzt bin ich akzeptiert hier im Brandenburger Nirgendwo.
Nach zwei Kilometern hinterm gebrauchten Audi geht es so langsam, aber sicher scharf, aber bereits hier sehe ich aus wie ein Schwein, weil ein Held vor mir sein Bike durch eine tiefe Pfütze lenkt.
Zu Beginn ist die Spitzengruppe sehr groß, doch mit zunehmender Renndauer dezimiert sich unsere Horde. Mein letztwöchiger Zimmer- und Mitfahrkollege von Riva, John-Oliver Stahn, leistet in der ersten Runde die meiste Führungsarbeit. Die Strecke hat einige kleine giftige Anstiege und eine recht heftige, versandete 28-%-Rampe einige Kilometer vor Rundenende. Oben angekommen, bin ich ganz vorne dran zusammen mit Oli und Marco Häntschel, ohne Knallgas fahren zu müssen. Sehr schön. Bergab und auf den folgenden flachen Stücken rollt ein Teil unserer Gruppe wieder zusammen, bevor wir zur Schiebepassage kommen. Der Veranstalter warnte uns ausdrücklich: „Wer hier fährt, wird disqualifiziert, also keene Diskussionen, dat dat klar ist!“ Okay, wir steigen alle mehr oder weniger sichtbar ab, hüpfen über die Ursache der Sperrung, einen 50 cm breiten ausgewaschenen Graben, hüpfen wieder auf die Bikes und setzen unsere Fahrt fort. Die erste Runde bringen wir unspektakulär zu Ende.

Zu siebt geht’s sehr gemütlich in Runde zwei. Das Tempo ist auch die nächsten fünf Kilometer so langsam, dass ich fürchte, das halbe Feld rollt wieder zusammen. Ich fahre Grundlagenpuls. Gemeinsam mit Oli mache ich jetzt das Tempo, etwas später bin ich Alleinunterhalter in der Führungsarbeit, weil sich keiner beteiligen möchte oder kann. An einer Abzweigung Mitte der Runde holt mich Oli fast vom Bock, als er unerwartet nach rechts in die falsche Richtung abbiegt und meine Bahn kreuzt, doch Güldi kann noch ausweichen. Die Strecke ist nicht überall eindeutig sichtbar beschildert, sodass wir so einige kurze Umwege einbauen. Auch am Steilanstieg im Wald fahre ich nach nun schon rund 10 km immer noch vorne, darf aber als Erster in den Uphill und das Tempo vorgeben. Oben komme ich mit einigen Metern Vorsprung an, kann diese aber im Downhill und den Flachpassagen nicht verteidigen. Schon wieder fahre ich vorn, nachdem Marco Häntschel mal kurz am Gashahn dreht, aber nicht wegkommt. Wir sind jetzt nur noch zu viert: Marco, Oli, Güldi und Christoph Hopp, der kaum Führungsarbeit leistete und leistet. An den leichten Anstiegen erhöhe ich immer mal etwas das Tempo, kann aber nur wenige Meter rausfahren, weil die Steigungen nicht lang genug sind. Meine Mitfahrer kleben an mir wie Kletten. Marco hechelt jedoch hörbar, und ich bin mir nicht sicher, ob es Asthma ist oder Leidenschaft, und hoffe, dass er wohlbehalten das Ziel erreicht. Zur Schiebepassage hinab fährt ausnahmsweise Christoph mal vorne, steigt regulär ab, vor mir allerdings versäumt es Oli, das Gleiche zu tun. Natürlich steht der Veranstalter just in diesem Moment genau an dieser Stelle und ruft: „Die Nr. 127 bitte absteigen und das Rennen sofort beenden!“ Oli fährt trotzdem mit uns weiter, weil er sich keinerlei Vorteil verschafft und im Ziel auf Gnade hofft. Bis zur Asphaltzielgeraden werde ich meine Begleiter nicht mehr los, ich versuche es auch gar nicht mehr, weil es topfeben ist. Zu viert nebeneinander ist Marco der Erste, der lossprintet, wir anderen drei setzen nach. Ich kann zwar Marcos und Christophs Hinterräder halten, aber vorbeifahren kann ich nicht. Die Nr. 127 ist noch hinter mir. Kurz vor dem Zielstrich aber nimmt Christoph raus, weil uns der Veranstalter zu Beginn sagte, wenn gesprintet wird, ist das Ziel vor der 180°-Kurve und nicht, wie der Zielstrich vermuten lässt, dahinter. Nun ja, ich scheine demnach zumindest als Zweiter über den gemalten Zielstrich gefahren zu sein, da ich in der Gesamtwertung Zweiter bin. Egal, die AK der reifen Männer kann ich mir mit solidem Preisgeld sichern. Sandra Kaiser wird Zweite bei den Damen und kann sich ebenfalls über etwas Preisgeld freuen.

Nach dem Rennen rolle ich mich mit Nr. 127 aus, dusche und warte auf Sandra, die prompt erscheint. Wir sichern uns noch einen kostenlosen Regenerationsdrink, den u. a. blonde Zwillinge verteilen. Die wurden sicher heute früh direkt aus Kopenhagen vom Eurovision Song Contest eingeflogen, nachdem sie dort für Russland starteten. Parallel zum leckeren Mittagessen hält der Veranstalter die Siegerehrung ab. Oli wird zwar aufgerufen, dann aber mit den Worten „Ach nee, der ist ja disqualifiziert“ wieder zurück auf seinen Platz geschickt. Super. Auch unser Veto bringt nix, Veranstalter Sebastian bleibt knallhart. Der hiesige Förster hat ihn die Auflage erteilt, dass dort zu schieben ist, also ist dort zu schieben. Für uns Fahrer ist das – bis auf den einen tiefen Graben – nicht nachvollziehbar, aber der Förster scheint kein MTB-Freund zu sein. Nr. 127 nimmt’s relativ locker und souverän und will sein Preisgeld der dritten Dame spenden, weil der jetzt Dritte der Herren nicht mehr vorhanden ist, aber das mit dem Spenden wird wohl auch nichts.

Sandra und ich düsen nach der Siegerehrung zurück nach DD, wo’s schauert, und ich schleiche mit dem Pussywagon zurück nach C, ohne zu tanken, versteht sich. Man kann ihn auch sparsam bewegen, ehrlich. Schließlich empfängt mich meine Mieze Coco mit offenen Pfoten. Rollig ist sie auch wieder. Das wird `ne lustige Woche … Bis demnächst.

Keine Kommentare: