Translate into your own language

Mittwoch, 23. September 2015

20. Drei-Talsperren-Marathon in Eibenstock am 19.09.15

Es ist eine verdammt kurze Nacht zum Samstag. Dem alten Mann drückt um 3.18 Uhr die Blase, und Coco schnurrt auch schon die ganze Zeit neben mir und kuschelt sich an mich. Macht sie sonst eher sehr selten. Kurz vor sechs bin ich erneut wach und wälze mich von links nach rechts. Alles klitschnass. Nanu, sicher nur beginnende Inkontinenz. Ich wälze mich von rechts nach links. Wieder alles klitschnass. Definitiv Inkontinenz. Coco liegt noch neben mir, ich kraule sie am Bauch, doch es gefällt ihr ganz und gar nicht. Sie entflieht knurrend dem Bett, ich penne ein, wache 10 min später wieder auf, weil’s merkwürdig piepst. Im Dunkeln sehe ich nur einen kleinen, schwarzen Schatten. Im Licht ist es ´ne Minikatze, die noch an der Nabelschnur und damit an Coco hängt. Oh je, Coco ist am Werfen, der Teppich ist verblutet und verschleimt, mein Bett auch, also fix Wäsche waschen, Katze verhätscheln und Pfoten halten. In der Zwischenzeit noch frühstücken, Flaschen füllen, den Teppich reinigen, Nabelschnuren und Atmung der Kleinen kontrollieren, und da geht sie dahin, die Zeit. Aber Coco ist wichtiger. Es ist alles vorbereitet für die 100 km, doch das schaffe ich nicht mehr. Ich disponiere um auf die 50 km, auch das wird knapp werden, aber ich wäre natürlich deutlich früher wieder daheim bei den Miezen. Beim Losfahren hat Coco bereits vier Zwerge geworfen, drei sollen laut Röntgenaufnahme vom Vortag noch folgen.

Zügig geht’s nach Eibenstock, die Tachonadel des Pussywagons geht über 260, dann noch eine bekloppte Umleitung, und da bin ich. Dank Rico Lasseck geht die Anmeldung recht fix, ohne ihn hätte ich den Start nicht geschafft. Fürs Warmfahren bleibt keine Zeit, also nur so tun und vorne randrängeln in die Startaufstellung der 50-km-Runde. Nach einer guten Minute knallt auch schon die Pistole.

Am ersten langgezogenen Col wird’s bereits schnell schneller. Mit Ach und Krach halte ich die Spitzengruppe, aus der sich nach vorne die drei Protagonisten David Seidel, Sascha „Waldmeister“ Heinke und Patrick „Patte“ Oettel formerly known as Müller absetzen. Alle anderen Mitstreiter können oder wollen nicht hinterhergehen, ich als alter, überarbeiteter, übermüdeter Katzenopa sowieso nicht. Patte muss etwas später David und Waldi ziehen lassen, wir holen ihn ein und integrieren ihn in unsere Gruppe. Zu siebt geht es den Col de Auers hinauf, wo Patte, Marcel Seidel und Daniel Kletzin solide am Horn ziehen. Torsten „Mütze“ Mützlitz, der unter dem Pseudonym „Marcus Kröning“ startet, und ich haben zu tun, dranzubleiben. Mit ordentlichem Kraftaufwand rollen wir mit drüber über den Hügel, koppeln dabei aber zwei Fahrer dauerhaft ab, die da Christian Groß und Rico Leistner heißen. Ein paar Kilometer vorher musste bereits Dr. O die Segel streichen. Bleiben demnach fünf Leute übrig, die zwei Leute verfolgen. In Mathe war ich gut. Die Abfahrt liegt schnell hinter uns, und ab der Talsperre Sosa haben wir freie Fahrt, da die 100-km-Fahrer hier abbiegen und vorerst nicht mehr auf unserer Strecke fahren. Wir bleiben alle zusammen und wechseln uns in der Führung bis zum Blauenthaler Wasserfall solide ab. Bergauf muss ich mich dieses Mal nicht mehr so sehr schinden und kann mit Freude feststellen, drangeblieben zu sein. Kurz darauf werde ich von der TdFK Katja Werner verbottelt.
Auf der Straße von Wolfsgrün nach Neidhardtsthal stehe ich mehr im Wind, als mir lieb ist, da bereits jetzt schon das Taktieren losgeht. Das ändert sich auch nicht, als wir die Talsperre Eierstock queren und den Gegenanstieg hochdrücken. Irgendwie fahre ich zu oft vorne, nach der Devise „Alter vor Schönheit“. Dass diese Tatsache einem sehr wahrscheinlichen Bergsprint nicht zuträglich ist, ist mir natürlich bewusst, doch ausrechnen tue ich mir heute eh nix – obwohl ich gut in Mathe war. Freilich kommt es zum Bergduell aller fünf Helden, wobei aber keiner so richtig drauflatscht und ich das Tempo noch gut mitgehen kann. An Position vier komme ich oben am Parkplatz an, als Patte, Daniel und Marcel anziehen. Ich bleibe dran und gucke mir die Sache von hinten an; Mütze wird hier abgekoppelt. Die drei da vorne kommen jedoch nicht so recht weg von mir, was mich dazu ermutigt, selbst mal draufzulatschen. Hui, das klappt ganz gut, und ich bringe ein paar Meter zwischen die Meute und mich. Ich schaffe es sogar, als Erster ins Stadion einzubiegen, mache aber den Fehler, nicht voll durchzuziehen und mich nach links hinten umzuschauen. Als ich nur Patte ein paar Meter hinter mir sehe, denke ich, dass da nix mehr kommt. Fehlanzeige. Von rechts fliegt Daniel Kletzin heran, und wir überqueren beide zeitgleich auf die Zehntelsekunde den Zielstrich. Fotofinish durch eigene Blödheit. Aber noch mal Schwein gehabt, denn laut Fotobeweis habe ich ein paar Millimeter gerettet vor Daniel. Das nächste Mal bin ich aufmerksamer.
Platz 1 geht an den starken David Seidel, Platz 2 an Waldi Heinke. Auf dem 100-km-Kanten siegt – wie eigentlich immer – Teamkollege und Übermensch Sebastian „FK“ Stark vor Benjamin bzw. Michael bzw. Benjamin Michael und Sebastian „Küfi“ Küfner, dem radelnden Doktor der Naturwissenschaften. Und unsere beiden TBR-Youngsters Mike und Christian landen in ihrer Altersklasse auch ganz weit vorne. Fein gemacht!

Da meine Eltern freundlicherweise die Pflege von Katzenmama Coco übernommen haben, darf ich sogar zur Siegerehrung bleiben, die pünktlich beginnt. Blöd ist nur, dass eine halbe Stunde später die Straße Richtung Wolfsgrün gesperrt ist und ich nicht heimkomme und verzweifelt durch Eibenstock eiere. Nach zig Umleitungen, riesigen Umwegen fast über Zwickau und das Hineinwerfen all meiner fahrtechnischen Künste benötige ich 90 min nach Hause. Und siehe da, ich bin der Opa von Siebenlingen. Alle wohlauf und sehr knuffig. Coco ist eine tolle Mutti.

Am nächsten Tag werde ich für den kränkelnden Ex-Polofahrer und Altmeister André Meyer in Belantis in die Bresche springen. Mal sehen, was im Flachland so geht …

(c) by Marathonverein Eibenstock e.V.


2 Kommentare:

stunni hat gesagt…

Glückwunsch zum Ergbnis unter Druck !!! Nun bist du wegen deiner Katze auch noch ein echter Senior. Schicke Miezen sind das geworden.

Gerald hat gesagt…

Wehe es wäre jetzt KEIN Katzenbild dabei gewesen. ;-)