Max, der Vollstrecker, brachte letzte Woche einen neuen heimtückischen Keim in die heimatlichen Gefilde. Mein Körper ist, wie inzwischen bekannt sein dürfte, sehr affin für solche Kita-Viren und hat sich prompt so richtig infiziert. Jahrelang kam der Güldi ungeschoren davon, doch jetzt schlägt das (Keim-)Imperium gnadenlos zurück. Seiffen war deswegen nicht möglich. Im Nachhinein betrachtet muss ich Max sogar dankbar sein, mich angesteckt zu haben, wenn ich mir die Schlammbilder dort so ansehe. Er erstickte sozusagen jedwede Ambitionen, in Seiffen zu starten, im Keim. Deswegen kann ich erst heute wieder Rennen fahren, und zwar in der Landeshauptstadt. Mein erstes Mal hier in der Heide.
Eine Stunde vorm Start schlage ich auf, besorge die Startunterlagen und smalltalke mit dem Erzeuger der Flaschenkläue, Andreas Stark, und meinem Teamkollegen Mike Baumann, bei dem ich einen Löffel fürs Müsli schnorre und seiner Freundin eine Trinkflasche zum Verbotteln übergebe. Seine Freundin frage ich ahnungslos, ob sie sich die Haare dunkel gefärbt hat, weil sie ja vorher blond waren. Mike sagt mir daraufhin, dass er eine neue Freundin habe und sie tatsächlich schwarze Haare hat. Das nenne ich mal Fettnäpfchen. Aber die beiden Damen sehen sich sehr ähnlich.
Nachdem dieser Schock verdaut ist, versuche ich mich irgendwie in die Startaufstellung zu drängeln. Das gelingt mir nur mit mäßigem Erfolg, aber zumindest stehe ich nicht allzu weit hinten. 10 Uhr setzt sich die Meute in Bewegung, und durch die Streckenführung gleich nach dem Start wird mir klar, dass ich die A...karte gezogen habe. Kein gefahrloses Überholen auf den ersten zwei Kilometern möglich. Erst an einem steilen Anstieg mitten im Wald kann ich paar Plätze gutmachen. Von nun an bin ich allein unterwegs, was ohne Streckenkenntnis hier und da zu kleineren Unachtsamkeiten beim Abbiegen führt – teilweise zu meinen Gunsten, teilweise zu meinen Ungunsten. In meinem Alter sieht man die Streckenmarkierungen nicht mehr ganz so gut. Und in meinem Alter nimmt man auch die Drops nicht mehr voll umfänglich wahr. Ein Fully verzeiht das, ein Hardtail leider weniger. Ich fahre kein Fully, und nicht nur einmal befinde ich mich in Runde eins kurz vor einem Abgang über den Lenker. Umso glücklicher bin ich, als ich einen Fahrer namens Christian Teichmann einhole, der mit einem Fully unterwegs ist und sich hier bestens auszukennen scheint. Ich nehme ihn deswegen ins Schlepptau und lasse ihn an den neuralgischen Punkten vorne fahren. Er warnt mich auch hier und da vor tückischen Streckenabschnitten. Hat man nicht so oft, solche fairen Mitstreiter. Zu zweit fahren wir an eine größere Gruppe heran. Leider folgt direkt ans Andocken ein ruppiger Downhill, wo ich mit meinem Bike keine Chance habe, an den Fullies dranzubleiben, ohne zu hohes Risiko zu gehen. Inzwischen ist man Papa, und da denkt man zweimal nach. Am Ende des Downhills ist die Gruppe weg, und ich bin wieder auf mich gestellt. Zum Glück geht's gleich zur Rundendurchfahrt, womit ich ja nun die Runde kennen sollte. Problem an der Sache ist, dass ich zwar die Runde intus habe, aber bei der Rundendurchfahrt auf eine Blondine aus bin, die mir die Flasche reicht. Es stehen da so einige Brünette am Wegesrand, aber eine Blondine mit meiner Flasche suche ich vergebens. Ich muss, weil ich dringend diese Flasche brauche, nun sogar runter von der Strecke, im Zielgelände rumfahren, um Mikes Freundin zu suchen. Da steht sie endlich, direkt an der Strecke! Cheise. Schwarze Haare. Verdammt, mein Gedächtnis ist so bröckelig wie der Butterkeks von Leibniz. Sie händigt mir mit fragenden Blicken meine Flasche aus, ich fahre wieder auf die Strecke drauf und ärgere mich, den Rückstand zur Gruppe vor mir nun nochmals durch eigene Dummheit um gut eine Minute vergrößert zu haben.
Runde zwei fahre ich von Anfang bis Ende komplett alleine. Näher heran an die Leute vor mir komme ich aber nicht zwingend. Das führt am Ende leider nur zu Platz 25 in der Gesamtabrechnung, obwohl ich heute ausnahmsweise mal gesund bin. Die drei Teamkollegen FK, Sven Püschel und Mike Baumann fahren auf die Plätze 1, 3 und 6. Da bin ich mal wieder das Streichresultat, wie mir scheint. Na ja, es kommen noch ein paar Rennen, wo's vielleicht aufwärts geht und ich mich an die dunkle Haarfarbe von Mikes neuer Freundin gewöhnen kann. Vorausgesetzt, Max, der Zerstörer, lässt die Keime in der Kita.
Ergebnisse: hier.
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