Einen Tag nach dem Kamm-Bike-Cross führt der Weg am heutigen Sonntag endlich mal wieder nach Markersbach. Nachdem das Rennen letztmalig 2018 stattfand, bin ich erfreut, dass es, wenn auch unter einem anderen Veranstalter, wieder Fahrt aufnimmt. Da es gleich zu zwei Rennserien (Treibjagd im Dunkelwald, MTB-Cup Sachsen) gehört, sieht man heute dieselben Leute wie gestern – und noch ein paar neue. Und da mich die Max'sche Erkältung über Nacht noch mehr heimgesucht hat, habe ich dieselben Halsschmerzen wie gestern – und noch ein paar neue (Auas). Mit meiner Stimme könnte ich den neuen Beck's-Werbesong einsingen, und wenn ich nicht schon bezahlt hätte, wäre ich im Bett geblieben. Wenigstens ist die Strecke nicht so ruppig, was dem Rücken zugute kommen dürfte.
Weil ich heute wirklich keinerlei Ambitionen habe und den Körper nicht zu viel zumuten darf, stelle ich mich am Start ganz hinten ans Feld. Dass ich schon guten Rückstand habe, als das Rennen offiziell freigegeben wird, ist zwangsläufig. Ich fahre von Beginn an unterhalb der Schwelle. Klar, ist man frustriert, wenn man weiß, was vielleicht ginge, wenn man kerngesund wäre. Doch Vorsicht ist hier besser als Nachsicht.
Die Strecke ist fast dieselbe wie damals, sodass die ersten Kilometer auf Schotter dahinrollen. Der Friedrichbachweg markiert meistens den ersten Scharfrichter. Mich interessiert's wenig, dennoch überhole ich mit angezogener Handbremse einen Fahrer nach dem anderen. Oben auf Asphalt angekommen, gruppiert sich um mich herum eine Horde aus bayerischen und holländischen Radfahrern. Zumindest tragen zwei der drei Fahrer holländische Trikots. Im Rennverlauf stellt sich aber heraus, dass beide nichts miteinander zu tun haben, der eine aus Neudorf kommt, der andere aus Regensburg. Berichtigt heißt das nun, dass ich mit zwei Bayern und einem Neudorfer unterwegs bin. Die Gruppe harmoniert gut, bis wir uns am Anstieg zum Fichtelberg vom bayerischen Pseudoholländer verabschieden. Der andere echte Bayer, dessen Dialekt ich kaum verstehe, fährt dagegen nach vorne weg, nachdem er mich kurz davor gefragt hat, ob das der letzte schwere Anstieg sei, sofern ich es richtig verstanden habe. Seine Frage bejahte ich natürlich in der Gewissheit, ihn akustisch zu 100% verstanden zu haben, aber leider in Unkenntnis der neu eingebauten Anstiege im zweiten Streckenabschnitt. Sorry, mein Fehler.
Den neuen Drop am Col de Fichtel hatte ich so nicht auf dem Schirm und auch die Gesten der Zuschauer ignoriere ich vorsorglich. Da mein Neudorfer Begleiter hier den Weg rechts von der Treppe einschlägt, tue ich es ihm gleich, kann jedoch nur mit etwas Glück einen Überschlag vermeiden. Ich weiß bis heute nicht, ob ich hätte die Treppe nehmen müssen oder den Weg daneben, wie wir ihn fuhren. Jedenfalls versuchen wir zwei nun, den enteilten Bajuwaren bergab wieder einzuholen. Von Vorteil ist mal wieder das 36er Blatt vorne bei einem 9er Ritzel hinten. Wenn ich sehe, was mein Begleiter da für Kadenzen leiern muss, bin ich froh, hier bei hohen Geschwindigkeiten kontrolliert treten und die Weichteile schonen zu können. Der Nachteil ist, dass ich in den schnellen Abschnitten alles von vorn fahren muss, weil wir sonst nicht vorwärts kommen. Den Bayern holen wir auch wieder ein – und koppeln ihn nach einem kurzen Smalltalk, wo ich mir sicher bin, nicht 100%-ig alles verstanden zu haben, im neuen Gegenanstieg gleich wieder ab. Von hinten kommen bereits die Spitzenleute auf ihrer zweiten Runde des neuen Streckenabschnittes und überholen uns mit gutem Überschuss. Mittendrin mein Teamkollege FK, der Übermensch. Auch die weiteren, teils neuen Streckenabschnitte fahren mein junger holländisch-neudörflicher Begleiter und ich gemeinsam und teilen uns die Führungen. Am Zielanstieg jedoch muss er reißen lassen, während vor mir zwei Radler vom TSV Böbingen – das liegt bei Stuttgart – den Berg hochdrücken. Zum Glück bemerken mich die beiden, als ich kurz vorm Andocken bin, und geben noch mal Gas. Nicht auszudenken, hätten die zwei noch ein Gespräch mit mir in Schwäbisch angefangen, wo ich mir zu 100% sicher bin, absolut nichts hätte zu verstehen gehabt. Der deutsche Konjunktiv ist schon krass. Leider ist die Einfahrt ins Ziel dann so verwinkelt, dass ich keine Chance habe, dort irgendwie vorbeizukommen, schon gar nicht mit selbst auferlegtem Drehzahlbegrenzer. Das Rennen endet für mich damit auf Platz 28, der mit Abstand schlechtesten Platzierung, die ich jemals in Markersbach eingefahren habe. Deswegen bin ich wie schon am Vortag beizeiten daheim, wo mir die redselige Maya sogleich wieder das Ohr abkaut.
Ergebnisse: hier.
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