Der Start im
Gelobtland nahe Marienberg erfolgt bei schönstem Maiwetter. Trocken. Mild.
Sonne. Die Anzahl der Starter auf der langen 90-km-Runde ist überschaubar. Mit
dabei mein Teamkollege, der einzig wahre, unbreakable FK. Ziehsohn CS büffelt für
die Schule und guckt nebenbei den Onkeln Lewis, Sebastian, Kimi, Max und Co. beim
Drehen von Asphaltrunden in Barcelona zu. Nebenbei generiert er, um mir unter
der Woche meine KOMs zu klauen, während ich neun bis zehn Stunden im Büro
hocke. Na warte. Und unsere LH geht auf Krücken. Deswegen übernimmt heute ausnahmsweise
ein mitgebrachtes Tischlein, auf dem wir unsere Flaschen an der Rundendurchfahrt
platzieren, die Verbottelung. Matze Reinfried erbettelt sich noch ein paar Gels
von uns, dann geht es auch schon in die Vollen.
Man schlägt
ein greisenfreundliches Tempo an – bis zur Brücke mit Bahndamm, wo Matze auf
seinem Fully förmlich an mir vorbeischwebt. Hinter dem vor mir Fahrenden sehe
ich nicht genau, wo die Ideallinie auf der schmalen Brücke ist, angezeigt wird
auch nichts, jedenfalls verfehle ich den Metallsteg, fahre rechts davon in
irgendeine Eisenfurche mit Kanten, bleibe hängen und knalle ohne Bike gegen das
Brückengeländer. Autsch. Das Bike fliegt irgendwo anders hin. Ohne Geländer wäre
das definitiv ein harter Aufschlag drei Meter weiter unten geworden. Rad
checken. Okay. Guido checken. Okay. Nur die Pedale streiken. Irgendwann schaffe
ich es endlich, einzuklicken. Als gefühlt Letzter nehme ich die Verfolgung auf,
kann aber keine vernünftige Leistung abrufen und in Runde eins nur einen Fahrer
kassieren. Ich bin etwas neben mir heute. Beim Blick auf die rechte Lenkerseite
fällt mir irgendwann im Wald auf, dass ich mein Schwert verloren habe beim
Crash. Mein „Sahmurai Sword“, versteht sich. Ganz großer Mist. Nach vier
holprigen Downhills, drei steileren, zwei sanfteren Anstiegen und einigen
Waldautobahnpassagen ist Runde eins beizeiten gegessen.
Zu Beginn
von Runde zwei verbottelt mich mein Tisch aufs Feinste. Der Diesel läuft zumindest
gefühlt nun etwas besser, und ich schaffe es, ein paar Leute einzuholen, zwei davon
kampflos wegen Defekten. Meine Hinterbremse allerdings macht mir ernsthaft
Sorgen. Mitten im Downhill hinab ins Schwarzwassertal verweigert diese zusehends
ihren dringend benötigten Dienst. Beim zweiten Downhill schifft es bereits ganz
ordentlich. Es ist eher ein Geeier als ein kontrolliertes Fahren. Das Wetter
spielt nun ein wenig verrückt. Es ist dunkel, es donnert und kübelt. Was vorher
furztrocken war, kann jetzt durchaus ein Bach sein. Selbst die Rundendurchfahrt
ist eine einzige Lehmgrube geworden.
Die
Streckenverhältnisse sind zu Beginn der dritten Runde übel. Nur Schlamm und
Pfützen. Dennoch hole ich jetzt einen Tschechen ein, der aber hartnäckig
dranbleibt an meinem Stummelheck. Kurz drauf habe ich einen kleinen Hänger, laut Aufzeichnung
zwischen Kilometer 65 bis 80. Man möge mir verzeihen. Mir fehlen so einige
Stunden Schlaf in den letzten Wochen. Von hinten kommt der havarierte Benjamin
bzw. Michael bzw. Benjamin Michael auf den Tschechen und mich aufgefahren,
freundet sich mit dem Tschechen an und nimmt ihn im Schlepptau mit. Ich fahre stur meinen
Hobel weiter, um nicht völlig einzubrechen. Mittlerweile friere ich auch ein wenig,
obwohl ich relativ dick bin. Im Downhill zur Holzbrücke verabschiedet sich
meine Frontfederung. Die Gabel ist dauerblockiert. Ideal für Gelenke und vor allem
meinen Rücken. Ich bin froh, als der Downhill passé ist. Von mir aus kann’s jetzt
nur noch bergauf gehen. Wunschdenken. Leider schließt sich nun das olle
Flachstück an bis zum nächsten Anstieg. Noch streikt der alte Körper. Zum Glück
gibt es oben an der Verpflegung Affenkoteletts, wo ich erfolgreich zulange. Es
dauert nicht allzu lange, da geht es wieder etwas besser vorwärts – bis dieser
Downhill kommt ins Schwarzwassertal. Ich sprinte noch verwegen an einem Biker
vorbei, um die Pace darunter zu bestimmen. Nur vergesse ich halt, dass meine
Gabel bockhart und mein Hinteranker im Arsch ist. So geschlichen bergab bin ich
lange nicht mehr. Ich sage dem hinter mir Fahrenden, er solle mich doch bitte
überholen, weil ich nicht mehr vernünftig bremsen kann, er will aber nicht. „Nee,
fahr nur!“ Der will sicher sehen, wie ich auf die Schnauze fliege. Dass ich da
ohne Crash runterkomme, grenzt an ein kleines Wunder. Die Hände sind natürlich
erst einmal taub, den Katzenstein hinauf erhole ich mich zum Glück wieder. Von
hier werden nochmals ein längeres Flachstück und ein ruppiger Downhill mein
Gemüt strapazieren. Den Downhill überlebe ich, weil der Schlamm ausreichend
abbremst. Die letzten Kilometer bis zum Ziel vergehen schnell, nur die finalen fünfzig Meter gehen gar nicht. Schlamm, Schlamm, Schlamm. Alles klebt, kaum
noch Rotation; Scotti sieht aus wie ein Fatbike. Ich glaube, zu Fuß ist man
dort schneller, aber mein Stolz sagt mir: „Du kommst gefälligst fahrend ins
Ziel!“ Gesagt, getan. Am Ende lande ich unter ferner liefen auf Platz 7.
Die Strecke wurde
im Vergleich zum letzten Jahr entschärft. Mehr Autobahn, weniger Anstiege. Am
Ende keine schlechte Entscheidung bei dem Wetter. David Seidel händigt mir zu
meiner Überraschung mein „Sahmurai Sword“ nach Rennende aus. Sein Bruder war
der ehrliche Finder. Vielen Dank dafür, sonst wäre er noch teurer geworden, der
Spaß, der ohnehin schon 40 EUR gekostet hat. Die Duschen sind leider kalt, und man steht ewig an den beiden Wasserschläuchen an. Ich stelle mich
nicht an und reinige das Bike von Hand. Selbst ist der Mann. Eine
Finisher-Medaille habe ich auch nicht bekommen. Vermutlich hat man mich durch
den ganzen Dreck gar nicht ins Ziel kommen sehen. Na ja … Matze siegt vor dem
geschätzten, unkaputtbaren FK und David Seidel.
Nächstes
Weekend ist rennfrei, es sei denn, ich entschließe mich, das Nachwuchsrennen
des RSV Chemnitz im Rossauer Wald mitzufahren. Mal sehen. Etwas Regeneration
kann nicht schaden, und in zwei, drei Wochen sollte es privat auch wieder etwas
ruhiger werden.
Bis dahin!
Ergebnisse: hier.
(c) by Konzeption-sg |
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