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Dienstag, 9. Mai 2017

26. Sebnitzer MTB-Cup am 07.05.17

Dieses Wochenende steht der Sebnitzer MTB-Cup auf dem Plan von Ziehsohn Christian Schröder und meiner Wenigkeit. Die Anfahrt zieht sich etwas hin, wir zwei sind aber pünktlich vor Ort am AdW in Sebnitz an der tschechischen Grenze. Bei der Anmeldung muss ich als Erziehungsberechtigter von Christian Schröder sogar eine Unterschrift leisten, weil er noch keine 18 Jahre alt ist. Neuland für mich als Neu-Vater. Unsere Flaschen geben wir in die Obhut der noch kränkelnden Laura Hoffmüller, ihren FK begrüßen wir devot, bissl warmfahren tun wir uns auch und drängeln uns vorne in die Startaufstellung. Wie immer halt. Alter vor Schönheit. Unglaublich, aber wahr: Bereits zwanzig Minuten vor dem Start stehen schon um die vierzig Fahrer am Torbogen und lassen mich stutzig werden.

Ich erwische einen gar nicht mal so guten Start; am ersten Nadelöhr kommt’s schon zum Stau. Bereits ab hier ist die Spitze auf Dauer außer Sichtweite. CS und sein Vati spielen jetzt das Spiel „Sammle den Tschechen“, denn einer nach dem anderen platzt vorne raus, und wir holen die Leute ein. Klar, sind auch paar Deutsche darunter; einer von denen steht am Rand und isst rückwärts, manche erleiden Defekte, manche liegen im Wald herum. Die Strecke ist nicht ganz ohne und recht XCO-lastig ausgelegt; viele Tschechen, und die haben ohnehin solide Fahrtechnik, nutzen ein Fully. Und nutzt der gemeine Tscheche ein Fully, dann weiß der gemeine Tscheche, was er tut. Auch viele Deutsche nehmen das Fully, darunter der „60-km-Felix“ Fritzsch und mein Teamkollege, der rückengeplagte Dr. FK. Mein Fully steht zum Verkauf, deswegen hoble ich mit dem Harttail und relativ wenig Luftdruck um den Kurs.
Runde eins bzw. knapp zwölf Kilometer sind recht schnell gegessen, mein Ziehsohn und ich befinden uns mitten im Nirgendwo.

In Runde zwei hat sich das Feld entzerrt, es gibt keinen Stau mehr am Skilift-Downhill. Immer wieder sammeln wir Leute ein, und ich habe wie schon in Runde eins Mühe, in den kurzen Anstiegen das Hinterrad meines Ziehsohns zu halten. Im Prinzip bräuchte ich noch paar Stunden Schlaf nach der letzten Nacht. Frühs daheim war ich so von den Socken, dass ich mir um ein Haar Katzen-Trockenfutter in die Trinkflaschen geschüttet hätte. Grund: Mein Trinkpulver fristet sein Dasein in einem baugleichen Behältnis wie das Katzenfutter.
Unsere Pace ist zumindest so gut, dass wir nun auch auf Dr. O und Dr. FK aufrollen kurz vor einem Anstieg. Zwei Tschechen sind auch dabei. Ein Fahrkünstler verliert just in diesem Anstieg die Traktion, klickt aus, sodass ich blockiert werde. Dr. O alias Robodoc, FK und CS ziehen von Dannen, während ich hinter einem Tschechen festhänge und nicht vorbeikomme auf dem engen Trail. Links ist kein Platz, und rechts überholen kostet außerhalb geschlossener Ortschaften 100 EUR und einen Punkt. Das reguläre Überholen gelingt mir erst weiter oben, wo Platz ist. Nun heißt es erneut, das Loch nach vorne zuzudrücken, was mir nach knapp zehn Minuten endlich gelingt. Doch unmittelbar darauf folgt ein Anstieg, an dem FK etwas Stoff gibt. Ich bin gerade bissl blau vom Aufholen und kann nicht aufschließen. Sehr ärgerlich. Robodoc, CS und FK enteilen wieder. Erneut etwas später klettert Dr. O aus einer recht tiefen Schlammpfütze, wodurch ich ihn kampflos kassieren kann. CS ist auch nicht so weit weg, doch FK macht Druck. Am steilen Laufstück rennt Dr. O an mir vorbei und kann Meter zwischen uns bringen. Meine Beine sind für den Scheiß einfach zu kurz. Das anschließende technische Wurzelstück spielt mir hingegen in die Karten, sodass ich immerhin meinen Ziehsohn einholen kann. Hot Doc ist bereits an ihm vorbei, ich nehme die Verfolgung auf. In der Rundendurchfahrt werden wir von der multitaskingfähigen Laura verbottelt. Ihre FK-Zwerge 2.0 und 3.0 sind übrigens auch am Start beim Laufradrennen. Paul, der Ältere, holt sich souverän den Sieg bei den „Spatzen“ mit einem Vorsprung von einer halben Minute bei einer Renndauer von rund einer Minute. Hammer. Emil, der Jüngere, spurtet auf P5. Das kann was werden in ein paar Jahren …

Runde drei. CS erlitt laut eigener Aussage und seinen Datenaufzeichnungen einen kleinen Einbruch in Runde zwei, sodass sein Vati ihn ab sofort ins Schlepptau nimmt. Wenn ich meine Daten so anschaue, leide ich ständig unter einem Einbruch. Das liegt aber unter Umständen daran, dass mein Herzfrequenzmesser im A… ist und nur erhöhten Ruhepuls anzeigt. 
Was in Runde drei so passiert, weiß ich gar nicht mehr richtig. Ich glaube, ich beiße mir die Zähne aus, Robodoc einzuholen, und habe ziemliches Rückenaua. Ach ja, und ich fahre auf Silvio Hauschild auf. Ziemlich rasant. Sicher Platten. Beim Näherkommen erkenne ich seine weiblichen Rundungen und seine schwarzen, langen Haare. Hmm, Cheise, es scheint dann wohl doch mal wieder seine Freundin zu sein, die im selben Trikot unterwegs ist. Die zwei haben mich schon einmal veralbert. Sie wollen dadurch meine Moral brechen. Erst Blut lecken, dann konsterniert feststellen, dass es gar nicht der Silvio ist, um meinen Kampfeswillen gänzlich zu brechen. Geschickte Taktik.

Auf geht’s in Runde vier. CS klebt nach wie vor an meinem Heck und lässt seinen Vati nicht aus den Augen. Gut erzogen ist er jedenfalls, der Christian. Wir nähern uns allmählich einer Renndauer von zwei Stunden. Der handelsübliche Cross-Country-Fahrer geht zu dieser Zeit langsam, aber sicher blau. Das ist in Sebnitz nicht anders. Innerhalb weniger Minuten holen wir recht viele Fahrer ein. Nur die wenigsten wehren sich. Und schon wieder rückt mir die Freundin von Silvio Hauschild ins Blickfeld. Man kann deutlich ihre kurzen, brünetten Haare und ihren maskulinen Körperbau ausmachen …
Gegen Ende der Runde, in der steilen Laufpassage, rennt mein Ziehsohn an mir vorbei. Auch er hat längere Beine als ich und ist deutlich dünner. Oben angekommen, gast er an, dreht allerdings kurz drauf auf einer nassen Wurzel direkt in front of me einen waschechten One-eighty und legt sich im Dickicht schlafen. In seinem noch knabenhaften Alter braucht man hin und wieder eine Mütze voll Mittagsschlaf. Dieses Mal kann ich nicht warten, weil mir noch ein, zwei überholte Tschechen im Nacken sitzen, die ich gerne abledern würde im letzten Wurzelup- und später -downhill. Das gelingt solide. Meinen letzten Tschechen für heute stelle ich am Col de Ziel. In der Gesamtwertung bedeutet das Platz 13. Eine halbe Runde mehr, hui, da wäre bestimmt noch was gegangen. CS kommt paar Sekunden nach Vati ins Ziel auf P15. FK ist schon eine Weile da und wird nach Protest noch Gesamtsechster und Zweiter bei den Veteranen I. Neuzugang Karin triumphiert bei den Damen. Erstes Rennen, erster Sieg.

Den obligatorischen Schokokuchen von Laura gibt es im Nachgang vor der Siegerehrung, anschließend rollen wir auf vier Rädern und zu dritt – Lauras Schwester Lena im erweiterten Kofferraum – heim nach Karl-Marx-Stadt.

Beim nächsten Mal hoffe ich, etwas ausgeschlafener zu sein. Strecke und Startgeld jedenfalls haben gerockt. Und mit einem Fully macht das Ganze sicher richtig Spaß.

Und tschüss!

Ergebnisse: hier

Vati und Ziehsohn bei der Rundendurchfahrt
(c) by LH

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