Ich melde
für die recht kurzen 55 km (laut GPS), weil ich keinen Bock habe, vier Runden
über Felder und Wiesen zu brettern; ich habe das schon dreimal getan, und es war
hinten raus immer ziemlich öde und langweilig. Die mittlere Runde ist gut
besetzt. Neben meinen Teamkollegen Christian Schröder (CS), Lars „der
Straßenfahrer“ Strehle und Mike Baumann stehen weitere Helden des MTB-Spochts
am Start, auf die ich im Verlauf des Berichts kurz eingehe.
3, 2, 1 …
und ab. Nach der gemütlichen Einführungsrunde geht das Gebolze im ersten Trail
schon gut los, denn wer vorne fährt, hat Platz und bestimmt das Tempo. Also gase
ich ebenfalls etwas mehr an als gewohnt, und siehe da, es klappt ganz gut. Ich
hänge nach den engen Trails zwischen dem Duo um Markus Werner (MW) und dem
Waldmeister Sascha Heinke und den Verfolgern als Einzelkämpfer im Wind. Das
geht auf Dauer nicht gut, sodass ich etwas Tempo rausnehme und mich einholen lasse.
Kassiert hätten die mich auf der zwergenfeindlichen Strecke eh in Kürze. Nun zu
sechst holen wir die zwei Heißsporne wieder ein, weil dort gerade gebummelt
wird. Die Highways aus Schotter fahren wir mal mehr, mal weniger zügig der
Halde entgegen. Unterwegs meint ein Fahrer aus unserer Gruppe, ich solle mich
opfern und vorne im Wind fahren, weil ich der Dickste bin. Das
scheint nicht mal ironisch gemeint gewesen zu sein. Hmm. Ich habe es versucht zu
kaschieren, aber irgendwie hat er es doch gemerkt, dass ich einige Kilos zu
viel auf den Rippen habe. Die ganze Zeit bis hierher zwängte ich meine Wampe in
ein Bauch-weg-Korsett – vergebens. Ein Fuchs.
Sofort am
Fuß der Halde wird Gas gegeben. Drei-Meter-Mann Lars fährt aufgrund seines
Radstandes von sechs Metern unten in der 180-Grad-Kurve quer, muss, weil er im
ersten Anlauf nur 90 Grad packt, zurücksetzen und versperrt mir den direkten
Weg nach oben. Zum Glück komme ich wieder ran, während Sebastian „Dr. O“
Ortmann eine Schaltpanne ereilt und er vom Hobel muss, um dieselbe zu beheben. Bergab
lassen wir’s rollen, was mein Hinterreifen unverschämter Weise mit einem
Zischen quittiert. Es ist der zweite Reifen in drei Tagen, bei dem ich mir die
Flanke aufschneide. Wäre ich nicht so dick, wäre mir das ganz sicher nicht
passiert. Unten angekommen, verabschiede ich mich von Ziehsohn Christian
Schröder (CS), und zwar mit der Gewissheit, hier vom Bike zu müssen und einen
Schlauch einzuziehen. Was macht CS nun auf sich gestellt ohne seinen
Vati? Wird er allein zurück ins Ziel finden? Wie kommt er allein unter so
vielen erwachsenen Männern klar? Fragen über Fragen. Doch nach einer Weile hört
das Zischen zu meiner Freude auf. Die Milch tat ihr Bestes. Klar, die Luft aus dem Reifen hinten ist zu
einem großen Teil raus, aber solange es geradeaus geht, funktioniert das
System. Zum Glück gibt’s hier kaum enge Kurven.
Runde zwei
beginnen wir zu siebt. Die erkältete Teamkollegin Laura Hoffmüller verbottelt
mich multitaskingmäßig. FK 2.0 und 3.0 an der Hand, den Kinderwagen auch, dann
noch die Flasche … Hut ab. In den Trails nach Start/Ziel allerdings kämpfe ich
mehr mit der Traktion des Hinterrads als mit meinem engen Stützkorsett. Als die
Trails vorbei sind, bin ich mit Christian Groß (CG) allein, die fünf Leute da
vorn sind erst mal weg, und das, wo jetzt die Drückerpassagen losgehen. Cheise.
Wider Erwarten komme ich trotzdem in Schlagdistanz, um mein DRS zu aktivieren,
und in einem Schotteranstieg gänzlich an die Gruppe heran, die sicher nicht volle Latte fährt.
Mein Glück. CG hat den Anschluss etwas verloren, dockt aber später auch
wieder an. Wir bummeln etwas hier und da. Ein Fahrer aus unserer Gruppe
meint, dass ich doch vorne im Wind fahren und mich für die anderen opfern solle,
weil ich der Schwächste aus der ganzen Gruppe bin. Hmm. Ich habe es versucht zu
kaschieren, habe ein Hologramm von mir per Handy nach vorne projiziert, aber
irgendwie hat er es doch gemerkt, dass ich aus der Gruppe geflogen bin zu
Beginn der zweiten Runde. Ein Fuchs.
Am Fuße der
Halde gibt MW Stoff. Trotz meiner Dick- und Schwachheit kann ich dranbleiben.
Oben auf der Kuppe sind wir nur noch zu fünft. Waldi und CG haben den Anschluss
verloren. Waldi gibt ehrlich zu, grau zu sein, und CG hat fiese Krämpfe.
Bergab hält
der Reifen, bergauf zum Glück auch. Irgendwann kommt dann auch schon zum
zweiten Mal das Steilstück. Das kommt man durchaus fahrend hoch, aber in Runde
1 musste ich feststellen, dass man zu Fuß schneller da oben ist. In Runde 2 hat
sich daran nichts geändert. Der Straßenfahrer überholt mich rennend. Kein
Wunder bei einer Schrittlänge von zweieinhalb Metern. Also runter vom Hobel und
mitgerannt. Phillipp Rothe (PR) und CS tun es dem Lars gleich. Ich komme oben
direkt hinter PR als Vierter an, stelle mich aber außerordentlich dusselig beim
Einklicken ins Pedal an, weil mich mein Stützkorsett behindert. Ich packe es
einfach nicht. Sofort hast du fünf, sechs Meter Rückstand, die du einfach nicht
mehr zudrücken kannst allein gegen drei Leute, besonders nicht, wenn du dick
bist. Das ist doof, aber nicht zu ändern. Am Ende wird es Platz vier. Die
ersten Fünf trennen nur Sekunden. PR siegt vor MW und unserem Drei-Meter-Mann.
Ziehsohn CS wird Fünfter direkt hinter Vati.
Nach dem
Rennen gibt’s Schokokuchen für alle made bei Laura. Ihr Liebster, Sebastian
„FK“ Stark, wird trotz seines enormen Handicaps Vierter auf der Langstrecke. Unkaputtbar.
Kollege Mike Baumann rollt auf P15 ins Ziel. Und mich deucht, den Po der
Nichtversicherungsmaklerin Frau Kaiser gesehen zu haben beim Zielanflug. Ihre
Platzierung auf der kurzen Runde wird am Ende der vierte Platz sein.
Anschließend
geht’s im Tiefflug gen Heimat, wo wie immer die häuslichen Pflichten auf den
Hausmann warten.
Bis die
Tage!
Ergebnisse: hier.
(c) by Jan Dost |
(c) by Jan Dost |
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